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ASCO GU 2019

Highlights des Kongresses «live» nach Bern übertragen

<p class="article-intro">Neben der Hauptversammlung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) im Juni findet jährlich im Februar ein ebenfalls von der ASCO organisierter Kongress in San Francisco mit dem Schwerpunkt auf urogenitalen Tumoren (ASCO GU) statt. Es ist allerdings nicht erforderlich, die lange und beschwerliche Reise nach San Francisco auf sich zu nehmen. Die Highlights des ASCO GU werden im Original nach Bern übertragen und von Schweizer Experten vor Ort kommentiert und moderiert. Auch dieses Jahr nahmen rund 30 Interessierte an der Veranstaltung in Bern teil.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Der Einsatz der Multiparameter- Kernspintomografie verbessert die Prim&auml;rdiagnostik des Prostatakarzinoms und ist der Computertomografie und dem transrektalen Ultraschall &uuml;berlegen.</li> <li>Checkpoint-Inhibitoren stellen den neuen Therapiestandard in der Zweitlinientherapie metastasierter Urothelkarzinome dar und werden derzeit in einer Vielzahl von Studien in der perioperativen Therapie lokalisierter muskelinvasiver Urothelkarzinome untersucht.</li> <li>Beim metastasierten Nierenzellkarzinom stellt die Entfernung des Prim&auml;rtumors keinen Therapiestandard mehr dar.</li> <li>Beim metastasierten Nierenzellkarzinom ist eine alleinige Therapie mit Tyrosinkinase-Inhibitoren in drei randomisierten Phase-III-Studien einer Kombinationstherapie unter Einschluss von Checkpoint-Inhibitoren unterlegen.</li> </ul> </div> <h2>Prostatakarzinom</h2> <p>Diagnostik und Fr&uuml;herkennung waren auch in diesem Jahr ein Schwerpunktthema des ASCO GU und der Veranstaltung in Bern. Unver&auml;ndert ist ein generelles bev&ouml;lkerungsbezogenes Prostatakrebs- Screening umstritten. Jedoch kann ein gezieltes Screening von M&auml;nnern zwischen 50 und 70 Jahren die Mortalit&auml;t beim Prostatakarzinom senken. Es m&uuml;ssen ca. 1000 asymptomatische M&auml;nner auf das Vorliegen eines Prostatakarzinoms untersucht und ca. 40 M&auml;nner mit einem Prostatakarzinom behandelt werden, um nach 10 Jahren einen Sterbefall durch ein Prostatakarzinom zu verhindern.<sup>1</sup> Durch einen Fokus auf Risikogruppen, den Verzicht auf ein Screening bei &auml;lteren M&auml;nnern und die Ber&uuml;cksichtigung der H&ouml;he des PSA sowie dem Einsatz moderner Diagnostik kann der Nutzen eines Screenings weiter verbessert werden. <br />In der lokalen Diagnostik hat die Multiparameter- Kernspintomografie (MRI) einen festen Platz erobert. Das MRI ist genauer in der Identifikation und Lokalisation suspekter Ver&auml;nderungen der Prostata als die Computertomografie (CT) und die transrektale Sonografie.<sup>3</sup> Der Einsatz des MRI kann bei v&ouml;llig unauff&auml;lligem Befund M&auml;nnern eine diagnostische Biopsie ersparen. Umgekehrt gelingt die korrekte Identifikation klinisch relevanter Karzinome durch eine MRI-gesteuerte Biopsie besser als durch die derzeit noch &uuml;bliche Ultraschall-gesteuerte transrektale Biopsie.<sup>2</sup> <br />Umstritten ist dagegen der Nutzen der Positronen-Emissions-Tomografie (PET) in der Prim&auml;rdiagnostik des Prostatakarzinoms. Vorgestellt wurde eine kleine prospektive randomisierte Studie mit nur 108 Patienten zum Einsatz eines Cholin-PETCT im Vergleich zum konventionellen Staging mittels CT und Skelettszintigrafie. Obwohl das Cholin-PET-CT eine nodale Metastasierung fr&uuml;her und zuverl&auml;ssiger anzeigte, konnte in dieser kleinen Studie kein eindeutiger klinischer Nutzen durch den fr&uuml;hen Einsatz eines Cholin-PET-CT in der Diagnostik des Prostatakarzinoms gezeigt werden.<sup>4</sup> Die Aussagekraft dieser Studie ist jedoch trotz des prospektiven Designs gering. <br />Bei den fortgeschrittenen Karzinomen betonte Mark Rubin von der Universit&auml;t Bern in seinem &Uuml;bersichtsvortrag, dass mit der breiten Verf&uuml;gbarkeit moderner molekularbiologischer Techniken die genomische Analyse k&uuml;nftig einen h&ouml;heren Stellenwert erhalten wird. Der Nachweis von Mutationen in <em>BRCA</em>, <em>PTEN</em> oder anderen DNA-Reparatur-Genen kann bereits heute therapeutische Konsequenzen nach sich ziehen.<sup>5</sup> <br />Neue Behandlungsm&ouml;glichkeiten des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms in der metastasierten hormonsensitiven und nicht metastasierten kastrationsresistenten Situation zeigen u.a. Daten aus diversen Phase-III-Studien mit Apalutamid, Darolutamid und Enzalutamid.<sup>6&ndash;8</sup></p> <h2>Urothelkarzinom</h2> <p>Der Einsatz von Checkpoint-Inhibitoren ist mit Sicherheit ein wesentlicher Fortschritt in der Therapie des metastasierten Urothelkarzinoms und stellt in der Zweitlinientherapie nach Versagen einer Platinhaltigen Chemotherapie den neuen Therapiestandard dar. Noch nicht etabliert und Gegenstand einer Vielzahl aktueller Therapiestudien ist dagegen der Einsatz von Checkpoint-Inhibitoren in der perioperativen Therapie lokalisierter, muskelinvasiver Urothelkarzinome. Andrea Necchi stellte in einem sehr gelungenen &Uuml;bersichtsvortrag die laufenden Studien vor. Die Ergebnisse einer ersten Phase-IIStudie zum neoadjuvanten Einsatz von Pembrolizumab wurden soeben publiziert.<sup>9</sup> Spannend zu verfolgen war die Pro-&amp;-Con- Diskussion zur Therapie des lokalisierten muskelinvasiven Karzinoms. W&auml;hrend die radikale Zystektomie unver&auml;ndert den Standard vor allem bei j&uuml;ngeren Patienten in gutem Allgemeinzustand ohne relevante Komorbidit&auml;ten darstellt, kann bei korrekter Indikationsstellung eine trimodale Therapie bei &auml;lteren Patienten mit Komorbidit&auml;ten bzw. bei Patienten mit Wunsch nach Harnblasenerhalt sehr gute und mit der radikalen Zystektomie vergleichbare Ergebnisse erzielen.<sup>10</sup></p> <h2>Nierenzellkarzinom</h2> <p>Wesentliche Ver&auml;nderungen und ein Paradigmenwechsel k&uuml;ndigen sich in der Therapie des metastasierten Nierenzellkarzinoms an. W&auml;hrend &uuml;ber Jahrzehnte die radikale Nephrektomie auch in metastasierten Tumorstadien unbestritten war, konnte in der aktuellen CARMENA-Studie kein Nutzen einer Entfernung des Prim&auml;rtumors f&uuml;r die Gesamtgruppe metastasierter Patienten gezeigt werden.<sup>11</sup> Die Konsequenzen dieser Studie wurden auch auf dem diesj&auml;hrigen ASCO GU intensiv diskutiert. Aber auch in der Prim&auml;rtherapie metastasierter Tumoren scheint der alleinige Einsatz von Tyrosinkinase-Inhibitoren wie Sunitinib und Pazopanib als Therapiestandard abgel&ouml;st zu werden. Bereits auf dem Kongress der European Society of Medical Oncology (ESMO) wurde berichtet, dass die Kombination von Nivolumab und Ipilimumab einer alleinigen Therapie mit Sunitinib bei Patienten mit intermedi&auml;rem und hohem Risiko nach dem IMDC Score &uuml;berlegen ist.<sup>12</sup> Auch die Kombinationstherapie von Avelumab plus Axitinib war der alleinigen Therapie mit Sunitinib &uuml;berlegen.<sup>13</sup> Auf dem diesj&auml;hrigen ASCO GU stellte Thomas Powles nun eine Phase- III-Studie vor, die den Einsatz von Pembrolizumab plus Axitinib gegen&uuml;ber einer alleinigen Therapie mit Sunitinib verglich. Auch hier war die Kombinationstherapie unter Einschluss eines Checkpoint-Inhibitors der alleinigen Therapie mit Sunitinib &uuml;berlegen.<sup>14</sup></p> <h2>Fazit</h2> <p>Die &laquo;Live&raquo;-&Uuml;bertragung der Highlights des ASCO GU nach Bern stellt eine gute Alternative zu der Kongressteilnahme in San Francisco dar und erm&ouml;glicht zudem einen intensiven interdisziplin&auml;ren Austausch mit Schweizer Expertinnen und Experten bzw. Kolleginnen und Kollegen mit Schwerpunkt im Bereich urogenitaler Tumoren. Die Veranstaltung wurde von den Firmen Janssen, Bayer und Ipsen unterst&uuml;tzt. Keine der Firmen nahm auf den Ablauf der Veranstaltung, die Auswahl der Beitr&auml;ge oder den Inhalt der Diskussionen Einfluss. Die Fortsetzung der Veranstaltungsreihe ist f&uuml;r das Jahr 2020 vorgesehen.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Schr&ouml;der FH et al.: Prostate-cancer mortality at 11 years of follow-up. N Engl J Med 2012; 366: 981-90 <strong>2</strong> Kasivisvanathan V et al.: MRI-targeted or standard biopsy for prostate-cancer diagnosis. N Engl J Med 2018; 378: 1767- 77 <strong>3</strong> Ahmed HU et al.: Diagnostic accuracy of multi-parametric MRI and TRUS biopsy in prostate cancer (PROMIS): a paired validating confirmatory study. Lancet 2017; 389: 815-22 <strong>4</strong> Williams S et al.: A randomized trial comparing fluorocholine-PET/CT with conventional imaging in prostate cancer. J Clin Oncol 2019; 37; Suppl 7S; Abstr 2<strong> 5</strong> Mateo J et al.: DNA-repair defects and olaparib in metastatic prostate cancer. N Engl J Med 2015; 373: 1697-708 <strong>6</strong> Fizazi et al.: ARAMIS: Efficacy and safety of darolutamide in nonmetastatic castration-resistant prostate cancer (nm- CRPC). J Clin Oncol 2019; 37; Suppl 7S: Abstr 140 <strong>7</strong> Small EJ et al.: Updated analysis of progression-free survival with first subsequent therapy (PFS2) and safety in the SPARTAN study of apalutamide (APA) in patients (pts) with high-risk nonmetastatic castration-resistant prostate cancer (nmCRPC). J Clin Oncol 2019; 37; Suppl 7S: Abstr 144 <strong>8</strong> Armstrong AJ et al.: Phase 3 study of androgen deprivation therapy (ADT) with enzalutamide (ENZA) or placebo (PBO) in metastatic hormone-sensitive prostate cancer (mHSPC): The ARCHES trial. J Clin Oncol 2019; 37; Suppl 7S: Abstr 687 <strong>9</strong> Necchi A et al.: Pembrolizumab as neoadjuvant therapy before radical cystectomy in patients with muscle-invasive urothelial bladder carcinoma (PURE-01): an open-label, single-arm, phase II study. J Clin Oncol 2018; 36: 3353-60 <strong>10</strong> James N et al.: Radiotherapy with or without chemotherapy in muscle-invasive bladder cancer. N Engl J Med 2012; 366: 1477-88<strong> 11</strong> M&eacute;jean A et al.: Sunitinib alone or after nephrectomy in metastatic renal-cell carcinoma. N Engl J Med 2018; 379: 417-27 <strong>12</strong> Motzer R et al. Nivolumab plus ipilimumab versus sunitinib in advanced renal-cell carcinoma. N Engl J Med 2018; 378: 1277-90 <strong>13</strong> Motzer R et al.: Avelumab plus axitinib versus sunitinib for advanced renal-cell carcinoma. N Engl J Med 2019 (Epub ahead of print) <strong>14</strong> Rini BI et al.: Pembrolizumab plus axitinib versus sunitinib for advanced renal-cell carcinoma. N Engl J Med 2019 (Epub ahead of print)</p> </div> </p>
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