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Funktionelle Magnetresonanztomografie bei Gliomen

<p class="article-intro">Zusätzlich zur morphologischen Charakterisierung einer zerebralen Raumforderung und deren differenzialdiagnostischer Zuordnung gewinnt die prätherapeutische funktionelle MRT-Bildgebung immer mehr an Stellenwert. Zu den sogenannten „funktionellen“ Bildgebungsmethoden in der Neuroradiologie zählen die funktionelle BOLD(„blood oxygen level dependent“)-MRT, die Diffusionsbildgebung und die funktionelle Bildgebung mittels PET.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Die moderne Neuroonkologie hat sich zum Ziel gesetzt, eine optimale Balance zwischen m&ouml;glichst radikaler und vollst&auml;ndiger Tumorentfernung und dem Erhalt wichtiger neurologischer und kognitiver Funktionen zu erreichen. Die pr&auml;operative funktionelle MRT-Bildgebung kann zum Erreichen dieses Ziels einen wichtigen Beitrag leisten. Die funktionelle BOLD-fMRT-Bildgebung beruht auf dem sogenannten BOLD-Effekt, der Anfang der 1990er-Jahre f&uuml;r die klinische MRT-Forschung zug&auml;nglich gemacht wurde. Hirnaktivit&auml;t f&uuml;hrt zu lokalen Unterschieden in der Durchblutung &bdquo;aktiver&ldquo; Hirnareale. Da mittels MRT diese Unterschiede gemessen und zeitlich aufgel&ouml;st erfasst werden k&ouml;nnen, lassen die so erhobenen MRT-Daten R&uuml;ckschl&uuml;sse auf die Lokalisationen funktioneller kortikaler Repr&auml;sentationen (Motorik, Sensorik, Sprache, auditives System, visuelle Repr&auml;sentation) zu.<br /> Am zuverl&auml;ssigsten funktioniert die MRT bei der Identifikation von Hirnareale, welche f&uuml;r die K&ouml;rpermotorik und Sensorik zust&auml;ndig sind. Deren anatomisches Verh&auml;ltnis zu einem Hirntumor kann mit einer hohen Sensitivit&auml;t und Spezifit&auml;t erfasst werden. Weitaus geringere Zuverl&auml;ssigkeit zeigt die genaue Zuordnung von f&uuml;r Sprachverarbeitung und -produktion relevanten Hirnregionen. Dies hat vielerlei Gr&uuml;nde: Die erfolgreiche Durchf&uuml;hrung einer funktionellen MRT-Untersuchung erfordert die aktive Beteiligung von (oft krankheitsbedingt nur bedingt kooperativen) Tumorpatienten. Weiters k&ouml;nnen Gliome zu einer Ver&auml;nderung des zugrunde liegenden BOLDEffektes f&uuml;hren und damit f&uuml;r den Patienten besonders gef&auml;hrliche falsch negative Ergebnisse liefern. Falsch negative Resultate k&ouml;nnen zu einer Resektion funktionell relevanter Hirnareale f&uuml;hren. Zuverl&auml;ssig ist hingegen die korrekte Sprachlateralisation (&bdquo;Ist die linke oder rechte Hemisph&auml;re sprachdominant?&ldquo;) mittels nicht invasiver pr&auml;operativer funktioneller MRT m&ouml;glich (siehe Abbildung). Dies ist f&uuml;r den behandelnden Neurochirurgen hilfreich, da dadurch pr&auml;operativ die Entscheidung f&uuml;r eine sogenannte Wachoperation (eine Operation, w&auml;hrend der die Sprachfunktion durch den Chirurgen &bdquo;kortikografiert&ldquo;, d.h. mittels elektrischer Stimulation bei dem w&auml;hrend der Operation wachen und sprechenden Patienten auf der Hirnoberfl&auml;che dargestellt wird) erleichtert wird. Dar&uuml;ber hinaus liefert die nicht invasive funktionelle MRT wichtige Orientierungspunkte f&uuml;r die intraoperative Stimulation und hilft die von Patienten oft als belastend empfundene Wachphase w&auml;hrend dieser Operationen zu verk&uuml;rzen.</p> <h2>&bdquo;Resting-state fMRT&ldquo;</h2> <p>Als neueste Entwicklung werden derzeit auch Methoden (&bdquo;resting-state fMRT&ldquo;) untersucht, bei denen funktionelle Repr&auml;sentationen neurologischer und kognitiver Funktionen ohne aktive Mithilfe des Patienten w&auml;hrend der MRT-Untersuchung lokalisiert werden k&ouml;nnen. Wie zuverl&auml;ssig diese Methoden pr&auml;operativ insbesondere zur Lokalisation von h&ouml;heren kognitiven Funktionen sind, bleibt noch abzuwarten.</p> <h2>Darstellung der Architektur der wei&szlig;en Hirnsubstanz</h2> <p>Neben der nicht invasiven Darstellung verschiedenster neurologischer und kognitiver Funktionen auf der Hirnoberfl&auml;che liefert die moderne MRT-Bildgebung auch eine detaillierte Darstellung der Architektur der wei&szlig;en Hirnsubstanz. Mithilfe der Technik der &bdquo;Diffusions-Tensor-Bildgebung&ldquo; k&ouml;nnen gr&ouml;&szlig;ere Bahnsysteme der wei&szlig;en Substanz dreidimensional und nicht invasiv dargestellt werden und deren N&auml;he zu einem Tumor kann erfasst werden (Abb. 1). Auch diese Information ist pr&auml;operativ sowie intraoperativ hilfreich f&uuml;r einen m&ouml;glichst funktionserhaltenden chirurgischen Eingriff.<br /> Wichtige Voraussetzungen f&uuml;r eine genaue und zuverl&auml;ssige Darstellung von Struktur und Funktion im zentralen Nervensystem mittels nicht invasiver Bildgebung sind vor allem die Rahmenbedingungen der MRT-Untersuchungen. Die Patientenvorbereitung (Training vor der Untersuchung), Techniken zur Limitation von ungew&uuml;nschten Kopfbewegungen w&auml;hrend der Untersuchung sowie eine robuste Computer-gest&uuml;tzte Auswertung der MRTDaten sind notwendig, um in Zukunft noch besser zur optimalen Versorgung von neuroonkologischen Patienten beitragen zu k&ouml;nnen. Dar&uuml;ber hinaus wird auch die Entwicklung und Ausbildung einer entsprechenden Expertise im Rahmen des Faches Radiologie an neuroonkologischen Zentren entscheidend zur Verbesserung der Behandlungs- und letztlich auch Lebensqualit&auml;t von Hirntumorpatienten beitragen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Onko_1807_Weblinks_jatros_onko_1807_s7_abb1.jpg" alt="" width="2150" height="585" /></p> <p>&nbsp;</p></p>
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