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Herzinsuffizienz und Eisenmangel

<p class="article-intro">Ungefähr 50 % der Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz leiden an den Folgen eines Eisenmangels. Ein Eisenmangel ist unabhängig von einer Anämie klinisch und prognostisch bedeutend bei chronischer Herzinsuffizienz, da Eisen eine zentrale Rolle in der Regulation der Herz- und peripheren Muskelfunktion hat. Ein Ausgleich des Eisenmangels durch intravenöse Verabreichung von Eisencarboxymaltose verbessert Symptome, Lebensqualität und Leistungsfähigkeit bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz und reduzierter Linksventrikelfunktion. Ob sich die Eisengabe auch in einer Reduktion der Mortalität niederschlägt, untersuchen laufende Studien.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Allgemeine Aspekte</h2> <p>Die chronische Herzinsuffizienz betrifft ca. 1&ndash;2 % der erwachsenen Bev&ouml;lkerung und nimmt mit dem Alter deutlich zu. In Anbetracht der epidemiologischen Entwicklung der Bev&ouml;lkerung sehen viele Experten die Herzinsuffizienz als eine Epidemie des 21. Jahrhunderts. Die chronische Herzinsuffizienz ist aber nicht nur eine h&auml;ufige Erkrankung, sondern auch mit einer betr&auml;chtlichen Morbidit&auml;t und Mortalit&auml;t assoziiert. Erfreulicherweise stehen aber zumindest f&uuml;r die Herzinsuffizienz mit reduzierter Linksventrikelfunktion (HFrEF) mehrere Medikamente (sogenannte &laquo;disease-modifying drugs&raquo;) zur Verf&uuml;gung, die die Prognose dieser Patienten deutlich verbessern k&ouml;nnen. Nichtsdestotrotz sind die Mortalit&auml;t und die Hospitalisierungsrate hoch, weshalb auch nach alternativen Therapietargets gesucht wird. Dazu geh&ouml;ren auch die An&auml;mie und der Eisenmangel.</p> <h2>An&auml;mie und Herzinsuffizienz</h2> <p>Die Pr&auml;valenz der An&auml;mie bei Patienten mit Herzinsuffizienz wird je nach Studie bzw. Register mit zwischen 10 und 80 % angegeben. Es ist bekannt, dass sich eine chronische An&auml;mie negativ auf Patienten mit Herzinsuffizienz auswirkt und &uuml;ber periphere Vasodilatation, Blutdruckabfall sowie Aktivierung der Neurohormone einen Circulus vitiosus ausl&ouml;sen kann. Da das Vorliegen einer An&auml;mie mit der Mortalit&auml;t bei Herzinsuffizienz assoziiert ist, war es nachvollziehbar, dass getestet wurde, ob die Aufhebung einer An&auml;mie mit einer Verbesserung des Outcomes assoziiert ist. In der RED-HF-Studie konnte aber gezeigt werden, dass die zus&auml;tzliche Gabe von Darbopoetin zwar die H&auml;moglobinwerte erh&ouml;hen konnte, dies aber nicht mit einer Verbesserung des Outcomes bei Patienten mit Herzinsuffizienz assoziiert war, da Darbopoetin die thromboembolische Ereignisrate erh&ouml;hte. Aus diesem Grund r&uuml;ckte der Fokus in der Forschung zunehmend in Richtung Eisenmangel.</p> <h2>Eisenmangel und Herzinsuffizienz</h2> <p>Abbildung 1 fasst die Rolle des Eisenmangels bei chronischen Erkrankungen zusammen. In verschiedenen Kohorten war die Pr&auml;valenz von Eisenmangel bei Patienten mit Herzinsuffizienz mit 50 % angegeben. Dabei scheint das NYHAStadium mit dem Eisenmangel zu korrelieren. Sowohl bei Patienten mit HFrEF als auch bei Patienten mit Herzinsuffizienz und erhaltener Linksventrikelfunktion (HFpEF) zeigte sich eine &auml;hnliche Pr&auml;valenz von Eisenmangel. Die Ursachen des Eisenmangels bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz sind in Abbildung 2 zusammengefasst. Neben gastrointestinalem Blutverlust, Malabsorptions- und Malnutritionsst&ouml;rungen verursachen vor allem inflammatorische Prozesse einen Eisenmangel. Ein absoluter Eisenmangel wird definiert als Serumferritin &lt;100&mu;g/l, ein funktioneller Eisenmangel liegt bei einem Serumferritin zwischen 100 und 300&mu;g/l bei einer gleichzeitigen Transferrins&auml;ttigung &lt;20 % vor. Infolge entleerter Eisenspeicher verringert sich die Konzentration an Enzymen, die an der zellul&auml;ren Energieproduktion (z.B. Cytochrom, Eisen- Schwefel-Proteine) beteiligt sind. Zudem reduziert sich die Konzentration an Myoglobin in Skelettmuskelzellen. Beides f&uuml;hrt zu einer betr&auml;chtlichen Reduktion der k&ouml;rperlichen Leistungsf&auml;higkeit, was sich auf die Lebensqualit&auml;t der Patienten mit Herzinsuffizienz dramatisch auswirkt. Der Eisenmangel reduziert sowohl die Sauerstoffgewinnung als auch den Sauerstofftransport, was besonders ung&uuml;nstige Effekte auf die Leistungskapazit&auml;t hat. Die Assoziation von Eisenmangel mit verminderter Lebensqualit&auml;t und Belastbarkeit konnte in mehreren Untersuchungen best&auml;tigt werden. Diese Assoziation ist unabh&auml;ngig von einer gegebenenfalls bestehenden An&auml;mie. In prospektiven Beobachtungsstudien konnte zudem gezeigt werden, dass Eisenmangel mit einem schlechteren Outcome bei Patienten mit Herzinsuffizienz korreliert.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Leading Opinions_Innere_1806_Weblinks_s57_abb1.jpg" alt="" width="1417" height="1069" /></p> <p>&nbsp;</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Leading Opinions_Innere_1806_Weblinks_s57_abb2.jpg" alt="" width="1417" height="769" /></p> <h2>Behandlung des Eisenmangels bei Herzinsuffizienz</h2> <p>In Anbetracht der oben beschriebenen Zusammenh&auml;nge zwischen Eisenmangel und Morbidit&auml;t sowie Outcome wurde untersucht, ob eine Behandlung des Eisenmangels Symptome und Prognose der Herzinsuffizienz verbessern kann. Die erste prospektive Studie, welche die Eisengabe bei Patienten mit Herzinsuffizienz untersuchte, war die FAIR-HF-Studie. In dieser Studie konnte gezeigt werden, dass intraven&ouml;s verabreichte Eisencarboxymaltose (Ferinject&reg;) Symptome, die in einem Patientenfragebogen evaluiert wurden, sowie das NYHA-Stadium nach 24 Wochen verbessern kann im Vergleich zu Placebo. Erfreulicherweise traten keine relevanten Nebenwirkungen der Eisengabe auf. In der CONFIRM-HF-Studie konnten diese Daten auch mit dem jetzt g&uuml;ltigen Infusionsschema best&auml;tigt werden und um den 6-Minuten-Geh-Test weiter objektiviert werden. Zudem konnte die Rate von Rehospitalisierungen durch die Eisengabe signifikant reduziert werden. In der erst k&uuml;rzlich publizierten EFFECT-HF-Studie konnte die Eisencarboxymaltoseinfusion auch die Leistungskapazit&auml;t gemessen mittels Spiroergometrie verbessern. Damit konnten alle Studien zur intraven&ouml;sen Verabreichung von Eisencarboxymaltose einen positiven Effekt auf die Symptomatik und Leistungsf&auml;higkeit von Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz zeigen. Auch eine Metaanalyse konnte diese Daten bekr&auml;ftigen. Aus diesem Grund besteht entsprechend den ESC-Richtlinien von 2016 eine Klasse-IIaA-Indikation zur intraven&ouml;sen Eisentherapie mit dem Ziel einer Verbesserung der Leistungsf&auml;higkeit von Patienten mit Herzinsuffizienz. Tabelle 1 fasst die derzeit laufenden Mortalit&auml;tsstudien zur Eisengabe bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz zusammen. Abbildung 3 stellt einen aktuellen Algorithmus zur intraven&ouml;sen Eisensubstitution bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz dar.<br /> In der IRONOUT-Studie wurde untersucht, ob eine orale Eisengabe ebenfalls dieselben Ergebnisse erzielen kann. Die Daten zeigen aber, dass die Leistungsf&auml;higkeit mit oraler Eisengabe nicht optimiert werden kann. Dies liegt vermutlich an einer unzureichenden Auff&uuml;llung des Eisenspiegels mittels oraler Eisengabe im Vergleich zu intraven&ouml;ser Eisengabe.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Leading Opinions_Innere_1806_Weblinks_s57_tab1.jpg" alt="" width="2154" height="1072" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Leading Opinions_Innere_1806_Weblinks_s57_abb3.jpg" alt="" width="1417" height="1090" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>beim Verfasser</p> </div> </p>
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