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Tagung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft

Neue Therapieoptionen bei Non-Fermentern

<p class="article-intro">Im Bereich der Non-Fermenter gibt es erhebliche Resistenzprobleme, ebenso wie auch bei gramnegativen Enterobakterien. Deshalb greift man vermehrt auf Kombinationen von Betalaktamen mit Betalaktamaseinhibitoren zurück. Vor Kurzem sind zwei solche Kombinationen auf den Markt gekommen, die als Betalaktampartner ein Cephalosporin enthalten. Aber auch Kombinationen von Penemen mit neuen Betalaktamasehemmern sind im Kommen.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Real-World-Erfahrungen mit BL/BLI-Kombinationen</h2> <p>&bdquo;Ein wichtiger Vertreter der Non-Fermenter ist Pseudomonas aeruginosa&ldquo;, erkl&auml;rte Univ.-Prof. Dr. Robert Krause, Sektion Infektiologie und Tropenmedizin, Universit&auml;tsklinik f&uuml;r Innere Medizin, MedUni Graz. Andere relevante Non-Fermenter sind z.B. Acinetobacter, Burkholderia und Stenotrophomonas.<br /> Laut einer deutschen Publikation machen multiresistente St&auml;mme von P. aeruginosa auf Intensivstationen 13,4 % der getesteten Erreger aus, auf peripheren Stationen sind es 6,6 % und im ambulanten Bereich 3,2 % . Gegen vier Antibiotikagruppen resistente (4MRGN) St&auml;mme von P. aeruginosa finden sich auf der ICU in 7,7 % , auf peripheren Stationen in 3,2 % und im ambulanten Bereich in 1,5 % (Tab. 1).<br /> Die Resistenzraten von P. aeruginosa in &Ouml;sterreich liegen &ndash; laut AURES-Bericht 2016 &ndash; bei 13,8 % gegen Piperacillin/Tazobactam, bei 12,9 % gegen Carbapeneme, bei 11,3 % gegen Ceftazidim, bei 7,2 % gegen Chinolone und bei 6,1 % gegen Aminoglykoside. Es gibt hier jedoch sowohl im Vergleich von invasiven zu nicht invasiven Isolaten als auch regional und je nach Art des untersuchten Materials teils erhebliche Unterschiede.<br /> An Kombinationen aus Penicillinen bzw. Cephalosporinen einerseits und einem Betalaktamaseinhibitor (BLI) andererseits sind drei &auml;ltere und zwei neuere Pr&auml;parate zu nennen. Zu den &auml;lteren Kombinationen z&auml;hlen Ampicillin/Sulbactam, Amoxicillin/Clavulans&auml;ure und Piperacillin/ Tazobactam. Neuer sind Ceftolozan/ Tazobactam und Ceftazidim/Avibactam.<br /> BLI werden einerseits nach ihrem Wirkspektrum gegen verschiedene Betalaktamasen eingeteilt; andererseits unterscheiden sich BLI auch in ihrer Wirkst&auml;rke gegen einzelne Betalaktamasen. Dies kann man durch die Anzahl der BLI-Molek&uuml;le, die bis zu einer irreversiblen Hemmung eines Betalaktamasemolek&uuml;ls verbraucht werden, messen (nicht allerdings bei Avibactam, da dieser BLI nicht irreversibel an Betalaktamasen bindet).<br /> F&uuml;r Ceftolozan konnte bei Patienten mit zystischer Fibrose gezeigt werden, dass die Empfindlichkeit von P. aeruginosa auf diese Substanz l&auml;nger erhalten bleibt als z.B. jene auf Ceftazidim oder auf Piperacillin/Tazobactam. Dies liegt daran, dass Ceftolozan relativ unempfindlich gegen&uuml;ber Resistenzmechanismen wie Porinverlust oder Effluxpumpen ist.<br /> Die derzeitigen EUCAST-Breakpoints von Ceftolozan/Tazobactam f&uuml;r Enterobakterien (&gt;1mg/l) und P. aeruginosa (&gt;4mg/l) werden derzeit wissenschaftlich diskutiert &ndash; manche Experten pl&auml;dieren f&uuml;r eine Anhebung.<br /> Die f&uuml;r die Zulassung relevanten Studien mit Ceftolozan/Tazobactam zeigten f&uuml;r komplizierte intraabdominelle Infektionen eine Nichtunterlegenheit gegen&uuml;ber Meropenem und bei komplizierten Harnwegsinfektionen sogar eine &Uuml;berlegenheit gegen&uuml;ber Levofloxacin.<br /> F&uuml;r diese Indikationen ist Ceftolozan/ Tazobactam in einer Dosis von 3x 1g/0,5g zugelassen. F&uuml;r bestimmte Indikationen werden jedoch voraussichtlich h&ouml;here Dosierungen notwendig sein. So wurde in einer Studie mit Patienten, die an nosokomialen bzw. beatmungsassoziierten Pneumonien litten, mit einer Dosis von 3x 2g/1g Ceftolozan/Tazobactam i.v. eine Nichtunterlegenheit gegen&uuml;ber 3x 1g Meropenem i.v. gezeigt (eine diesbez&uuml;gliche Zulassung liegt zurzeit noch nicht vor).<br /> Im Gegensatz zu Tazobactam wirkt Avibactam auch gegen von Klebsiella pneumoniae gebildete Carbapenemasen (KPC). &bdquo;Ob das bei Non-Fermentern ein Vorteil gegen&uuml;ber Tazobactam ist, bleibt offen; sicherlich g&uuml;nstig ist es bei gramnegativen Enterobakterien mit Carbapenemresistenz&ldquo;, kommentierte Krause. So tendiert man derzeit in der klinischen Praxis dazu, Ceftolozan/Tazobactam eher bei Non-Fermentern, Ceftazidim/ Avibactam eher bei multiresistenten Enterobakterien einzusetzen.<br /> Ceftazidim/Avibactam ist &ndash; in einer Dosis von 2g/0,5g &ndash; f&uuml;r folgende Indikationen zugelassen: komplizierte intraabdominelle oder Harnwegsinfektionen (einschlie&szlig;lich Pyelonephritis), nosokomiale Pneumonien (einschlie&szlig;lich beatmungsassoziierter Pneumonien) sowie Infektionen mit aeroben gramnegativen Erregern mit begrenzten Behandlungsoptionen.<br /> &bdquo;Die publizierte Real-World-Evidenz bei Ceftazidim/Avibactam beschr&auml;nkt sich bisher im Wesentlichen auf Enterobakterien&ldquo;, so Krause abschlie&szlig;end.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Infekt_1804_Weblinks_s6_tab1.jpg" alt="" width="1419" height="1227" /></p> <h2>Neue Penem/BLI-Kombinationen</h2> <p>&bdquo;Wir haben derzeit drei Peneme auf dem Markt, wobei in Europa nur Imipenem und Meropenem frei erh&auml;ltlich sind &ndash; die EU-Zulassung f&uuml;r Doripenem wurde im Jahr 2014 auf Wunsch des Herstellers zur&uuml;ckgenommen&ldquo;, erkl&auml;rte Univ.-Prof. Dr. Florian Thalhammer, Klinische Abteilung f&uuml;r Infektionen und Tropenmedizin, Universit&auml;tsklinik f&uuml;r Innere Medizin I, MedUni Wien. &bdquo;Aufgrund seines geringeren Potenzials f&uuml;r ZNS-Nebenwirkungen sollte in der klinischen Routine prim&auml;r Meropenem verwendet werden &ndash; Imipenem hat auf einer Normalstation eigentlich nichts verloren.&ldquo;<br /> Carbapenemase-produzierende Enterobakterien sind mittlerweile in nahezu jedem europ&auml;ischen Land (mit Ausnahme Islands) zu finden, wenn auch mit regional stark unterschiedlicher Auspr&auml;gung: So treten sie etwa in Skandinavien und im Baltikum nur vereinzelt auf, w&auml;hrend in Italien, Griechenland und der T&uuml;rkei bereits eine endemische Situation besteht (Abb. 1).<br /> &bdquo;Diese Situation, die sich nat&uuml;rlich dynamisch ver&auml;ndert, macht es notwendig, an Therapieoptionen wie Penem/BLIKombinationen zu denken&ldquo;, fuhr Thalhammer fort.<br /> Eine relativ &auml;hnliche Situation besteht europaweit auch bei multiresistenten Pseudomonaden. In beiden F&auml;llen liegt &Ouml;sterreich in der Mitte bzw. im unteren Drittel.<br /> Eine Metaanalyse zeigte, dass die Hauptrisikofaktoren f&uuml;r eine Infektion mit Carbapenem-resistenten Enterobakterien (CRE) der Gebrauch medizinischer Ger&auml;te, invasive Prozeduren sowie die vorherige Exposition gegen&uuml;ber Carbapenemen, aber auch anderen Antibiotika &ndash; wie Cephalosporinen, Glykopeptiden, Chinolonen oder auch anderen Betalaktamen &ndash; sind.<br /> &bdquo;Bisher waren wir der Ansicht, dass der Einsatz von Piperacillin/Tazobactam eine M&ouml;glichkeit sei, Carbapeneme einzusparen. Diese Meinung mussten wir nach Erscheinen der MERINO-Studie allerdings revidieren, da Piperacillin/Tazobactam hier bei kritisch kranken Patienten mit Infektionen durch ESBL-positive Enterobakterien eine signifikant h&ouml;here Mortalit&auml;t nach sich zog als Meropenem&ldquo;, so der Infektiologe.<br /> Die beiden Penem/BLI-Kombinationen, die in n&auml;herer Zukunft auf den Markt kommen werden, sind einerseits Imipenem/ Relebactam, andererseits Meropenem/ Vaborbactam. Die beiden neuen BLI &ndash; die beide selbst keine Betalaktamstruktur haben &ndash; weisen ein sehr &auml;hnliches Wirkspektrum wie Avibactam auf, d.h., sie wirken gegen KPC (und andere Betalaktamasen der Ambler-Gruppe A) und AmpC (Ambler-Gruppe C), nicht jedoch gegen Gruppe B (Metallobetalaktamasen) und D (wobei hier beide Kombinationen eine gewisse Wirksamkeit gegen OXA-11 und OXA-48 aufweisen).<br /> In den SMART-Studien wurde gezeigt, dass die Kombination Imipenem/Relebactam sowohl bei P. aeruginosa als auch bei K. pneumoniae einen deutlichen Aktivit&auml;tszuwachs gegen&uuml;ber Imipenem ohne BLI aufweist.<br /> &bdquo;In diesem Zusammenhang ist zu fordern, dass mikrobiologische Befunde bei Resistenztestungen den genauen Resistenzmechanismus angeben &ndash; ein Plus oder Minus wird in Zukunft nicht mehr gen&uuml;gen&ldquo;, betonte Thalhammer.<br /> In den Zulassungsstudien f&uuml;r Imipenem/ Relebactam zeigte sich bei den Indikationen nosokomiale bzw. Beatmungspneumonie, komplizierte intraabdominelle und komplizierte Harnwegsinfektionen im Vergleich zu einer Kombination aus Imipenem und Colistin ein deutlich besseres Abschneiden. &bdquo;Relebactam ist gut lungeng&auml;ngig und zeigt, was nicht unwichtig ist, eine zu Imipenem ann&auml;hernd parallele Pharmakokinetik&ldquo;, erl&auml;uterte Thalhammer.<br /> Die Kombination Meropenem/Vaborbactam ist in den USA bereits seit August 2017 zugelassen; in der EU steht die Zulassung nach positiver CHMP-Opinion unmittelbar bevor. Auch f&uuml;r Meropenem/ Vaborbactam gilt, dass die Kombination eine deutlich bessere Wirkung gegen&uuml;ber CRE-Isolaten sowie KPC-produzierenden St&auml;mmen aufweist als Meropenem allein. Auch bei dieser Kombination verl&auml;uft die Pharmakokinetik der Einzelsubstanzen ziemlich parallel, und beide zeigen auch eine gute Lungeng&auml;ngigkeit. In den zulassungsrelevanten TANGOStudien zeigte sich die Nichtunterlegenheit von Meropenem/Vaborbactam gegen&uuml;ber Piperacillin/Tazobactam bei komplizierten Harnwegsinfekten und akuter Pyelonephritis.<br /> &bdquo;Bemerkenswert ist, dass bei dieser Kombination schon in den Zulassungsstudien explizit darauf hingewiesen wird, dass eine entsprechend hohe Dosierung eingesetzt werden sollte, um die Resistenzbildung hintanzuhalten&ldquo;, betonte Thalhammer.<br /> Im Gegensatz zu anderen Betalaktamen spielt bei der Kombination Meropenem/ Vaborbactam nicht nur die Zeit &uuml;ber der MHK, sondern auch das Verh&auml;ltnis AUC/MHK f&uuml;r die Wirkung eine Rolle.<br /> &bdquo;Das Haupteinsatzgebiet der neuen Penem/ BLI-Kombinationen liegt klar im gramnegativen Bereich&ldquo;, so Thalhammer abschlie&szlig;end.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Infekt_1804_Weblinks_s6_abb1.jpg" alt="" width="2150" height="1028" /></p></p> <p class="article-quelle">Quelle: „Neue Therapieoptionen bei Non-fermenter Infektionen“, Symposium unterstützt von MSD Austria, 26. Jahrestagung der Paul Ehrlich Gesellschaft (PEG), 4. Oktober 2018, Wien </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>bei den Vortragenden</p> </div> </p>
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