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Vorhofflimmern = kardiovaskuläres Risiko = Risiko für Kolorektalkarzinom?

<p class="article-intro">Asymptomatische Patienten mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko weisen auch ein erhöhtes Risiko für fortgeschrittene kolorektale Neoplasien auf. In kardiologischen Kreisen wird Vorhofflimmern immer häufiger als Surrogatmarker zur Abschätzung des kardiovaskulären Risikos angesehen. Wir gingen der Frage nach, ob bei Patienten mit Vorhofflimmern auch höhere Detektionsraten bei einer Screeningkoloskopie zu verzeichnen sind.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Kardiovaskul&auml;re Risikofaktoren und Risikofaktoren f&uuml;r das kolorektale Karzinom &uuml;berschneiden sich teilweise.</li> <li>Wir konnten zum ersten Mal zeigen, dass Patienten mit Vorhofflimmern h&auml;ufiger eine auff&auml;llige Screeningkoloskopie haben als Patienten ohne Vorhofflimmern.</li> <li>Analog zu einer positiven Familienanamnese f&uuml;r Kolorektalkarzinom gilt erh&ouml;hte Awareness, wenn man einen Patienten mit Vorhofflimmern endoskopiert.</li> </ul> </div> <p>Das kardiovaskul&auml;re Risiko wird unter Verwendung von Risiko-Scores abgesch&auml;tzt, welche verschiedene kardiovaskul&auml;re Risikofaktoren ber&uuml;cksichtigen. Fettleibigkeit, Diabetes mellitus Typ 2, Rauchen, Alter, schlechte Ern&auml;hrungsgewohnheiten und Bewegungsmangel sind jedoch nicht nur Risikofaktoren f&uuml;r Herz-Kreislauf- Erkrankungen, sondern auch f&uuml;r das kolorektale Karzinom. Vorhofflimmern stellt als m&ouml;glicher Surrogatmarker f&uuml;r das kardiovaskul&auml;re Risiko einen einzigen Parameter dar, der dieses Risikoprofil zusammenfassen k&ouml;nnte.<br /> In der Vergangenheit wurden unterschiedliche Ergebnisse von Studien publiziert, die der Hypothese nachgingen, ob geteilte Risikofaktoren zu einer erh&ouml;hten Inzidenz von kolorektalen Neoplasien in Abh&auml;ngigkeit vom kardiovaskul&auml;ren Risiko f&uuml;hren. K&uuml;rzlich konnten wir die Daten unserer Kohorte publizieren. Wir gingen der Frage nach, ob in einer grossen asymptomatischen Screeningkohorte ein Zusammenhang zwischen etablierten kardiovaskul&auml;ren Risiko-Scores, wie dem Framingham- Risiko-Score (10-Jahres-Risiko f&uuml;r kardiovaskul&auml;re Ereignisse) und dem Heart-Score der Europ&auml;ischen Kardiologischen Gesellschaft (10-Jahres-Risiko f&uuml;r kardiovaskul&auml;ren Tod), und dem Auftreten kolorektaler Neoplasien besteht.<br /> Insgesamt wurden 2089 asymptomatische Probanden mittels Screeningkoloskopie untersucht (59,2&plusmn;9,8 Jahre, 50 % m&auml;nnlich, BMI 27,2&plusmn;4,8kg/m<sup>&sup2;</sup>), von denen 108 (5 % ) eine bekannte koronare Herzkrankheit (KHK) hatten.<br /> Wie sich zeigte, war das Risiko f&uuml;r Adenome oder fortgeschrittene Adenome bei Patienten mit einer bekannten KHK deutlich erh&ouml;ht (OR: 1,51; 95 % CI: 1,10&ndash;2,27; p=0,047; resp. OR: 2,62; 95 % CI: 1,31&ndash; 5,20; p=0,007). Bei Patienten ohne KHK war ein 1 % iger Anstieg des Risiko-Scores mit einem inkrementalen Risiko f&uuml;r eine auff&auml;llige Screeningkoloskopie assoziiert (OR 1,07 und 1,09 [jeweils p&lt;0,001]). Adenome oder fortgeschrittene Neoplasien zeigten hochsignifikante Assoziationen mit dem Framingham-Risiko-Score und dem Heart-Score (jeweils p&lt;0,001).<sup>1</sup><br /> Im Rahmen der Jahrestagung der &Ouml;sterreichischen Gesellschaft f&uuml;r Gastroenterologie und Hepatologie konnten wir unsere Daten zur Frage nach der Rolle des Vorhofflimmerns vorstellen.<sup>2</sup><br /> Wir haben 1949 asymptomatische Patienten (durchschnittliches Alter 60,9&plusmn;8,5 Jahre, 49 % weiblich) untersucht, die sich im Rahmen unseres SAKKOPI-Registers einer Screeningkoloskopie unterzogen haben. Patienten mit Vorhofflimmern wurden mit jenen ohne Vorhofflimmern verglichen. Ein &laquo;propensity score matching&raquo; wurde verwendet, um Alters- und Geschlechtsunterschiede zwischen den Gruppen auszugleichen. Bei den 46 Patienten (2,4 % ) mit Vorhofflimmern waren tubul&auml;re (n=16, 34,8 % ) und fortgeschrittene Adenome (n=2; 4,3 % ) nicht unterschiedlich h&auml;ufig verglichen mit Patienten ohne Vorhofflimmern (25,6 % und 4,1 % ). Jedoch zeigte sich eine h&ouml;here Pr&auml;valenz f&uuml;r das kolorektale Karzinom bei Patienten mit Vorhofflimmern (8,7 % vs. 0,5 % ; p&lt;0,001), welche auch nach &laquo;propensity score matching&raquo; persistierte: Odds-Ratios waren 2,6 (95 % CI: 1,1&ndash;6,2) f&uuml;r eine auff&auml;llige Screeningkoloskopie und 9,9 (95 % CI: 1,2&ndash;79,6) f&uuml;r das Kolorektalkarzinom.<br /> Zusammenfassend l&auml;sst sich also auf Basis unserer Daten festhalten, dass Patienten mit Vorhofflimmern signifikant mehr fortgeschrittene Adenome in der Screeningkoloskopie hatten. Somit sollten wir insbesondere Patienten mit Vorhofflimmern einer Screeningkoloskopie zuf&uuml;hren.</p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> Aufgrund gemeinsamer Risikofaktoren, wie Fettleibigkeit, Diabetes mellitus Typ 2, Rauchen, Alter, schlechter Ern&auml;hrungsgewohnheiten und Bewegungsmangel, scheint bei Patienten mit erh&ouml;htem kardio-vaskul&auml;rem Risiko (und dieses Risiko wird durch den Surrogatmarker Vorhofflimmern mitabgebildet) auch ein erh&ouml;htes Risiko f&uuml;r kolorektale Neoplasien zu bestehen (Tab. 1). Ein f&auml;cher- und organ&uuml;bergreifendes Denken ist hier gefragt, um Patienten optimal betreuen zu k&ouml;nnen.</div> <div><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Leading Opinions_Innere_1805_Weblinks_s40_tab1.jpg" alt="" width="1417" height="1072" /></div></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Niederseer D et al.: Cardiovascular risk and known coronary artery disease are associated with colorectal adenoma and advanced neoplasia. J Am Coll Cardiol 2017; 69(18): 2348-50 <strong>2</strong> Niederseer D et al.: Patients with atrial fibrillation have a significantly increased prevalence of advanced premalignant adenomas and colorectal cancer in screening colonoscopy. Z Gastroenterol 2018; 56(05): e29</p> </div> </p>
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