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ERS 2018

Neues zum Asthma bronchiale: Eosinophilie im Fokus

<p class="article-intro">Im Rahmen des ERS-Kongresses in Paris wurden auch in diesem Jahr zahlreiche aktuelle Studien vorgestellt, die sich mit den verschiedenen Manifestationen von Asthma beschäftigen. Dies betraf unter anderem neue Daten zu Biologika gegen IL-5 sowie das Konzept der „treatable traits“.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Asthma ist keine einheitliche Erkrankung. Insbesondere durch die Einf&uuml;hrung gezielter Therapien gegen bestimmte Komponenten oder Eigenschaften von Asthma ist das Interesse an einer Aufgliederung der Asthmadiagnose gestiegen. Manche Experten sprechen von &bdquo;treatable traits&ldquo; und wollen sogar die Entit&auml;ten Asthma und COPD insgesamt durch Charakteristika, die diagnostiziert und behandelt werden k&ouml;nnen, ersetzen.<sup>1</sup> Eine Gruppe aus Neuseeland pr&auml;sentierte in Paris eine Analyse von Patienten zwischen 17 und 75 Jahren aus dem New Zealand Respiratory Health Survey, die angaben, unter pfeifendem Atmen (Giemen) und Kurzatmigkeit zu leiden.<sup>2</sup> &bdquo;,Treatable traits&lsquo; sind das Ergebnis der Bem&uuml;hungen, die Ph&auml;notypisierung von Asthma und COPD voranzubringen&ldquo;, sagte Studienautor Prof. Dr. James Fingleton aus Wellington, Neuseeland. &bdquo;Wir mussten allerdings feststellen, dass es in der Praxis schwierig sein kann, individuelle Patienten den verschiedenen Ph&auml;notypen zuzuordnen, da ihre Erkrankung eben nicht genau in die Schemata bzw. in mehr als eine Kategorie passt. Mit ,treatable traits&lsquo; verlassen wir diesen Ansatz und stellen einfach die Frage, welche Charakteristika der Patient aufweist, die behandelt werden sollen und k&ouml;nnen. Es geht also darum, Charakteristika der Erkrankung zu identifizieren.&ldquo; Mittlerweile wurde eine gro&szlig;e Zahl solcher Charakteristika vorgeschlagen und die Diskussionen um ihre Bedeutung nehmen bisweilen eher philosophischen Charakter an, wie Fingleton ausf&uuml;hrte. Nun gehe es darum, jene &bdquo;traits&ldquo; zu identifizieren, die klinisch brauchbar sind. Dazu m&uuml;ssten die &bdquo;traits&ldquo; zum einen mit klinischen Outcomes assoziiert sein und sich zum anderen auch therapeutisch beeinflussen lassen.<br /><br /> Zur Kl&auml;rung dieser Fragen wurden die Patienten der Kohorte auf 17 &bdquo;treatable traits&ldquo; abgekl&auml;rt und das Ergebnis mit der Exazerbationshistorie abgeglichen. Fingleton: &bdquo;Wir kannten die Historie unserer Patienten und luden sie zu einer umfassenden Untersuchung ein.&ldquo; Dabei wurden sechs &bdquo;traits&ldquo; identifiziert, die mit dem Exazerbationsrisiko assoziiert waren (Abb. 1). Darunter zeigte kardiovaskul&auml;re Erkrankung die st&auml;rkste positive Assoziation, n&auml;mlich eine Risikoerh&ouml;hung um mehr als den Faktor 3, gefolgt von niedrigem FEV<sub>1</sub> (&lt;60 % ), rekurrierenden Infektionen, systemischer Inflammation und Atemwegsobstruktion. Erh&ouml;hte Bluteosinophile waren bemerkenswerterweise mit einem um 50 % reduzierten Risiko von Exazerbationen assoziiert. Dies sei allerdings nicht so paradox, wie es auf den ersten Blick scheine, wie Studienautor Fingleton erl&auml;uterte: &bdquo;Man sieht daran, dass es eben nicht nur auf den &sbquo;trait&lsquo; ankommt, sondern auch auf die Kohorte, die man untersucht. Unsere Patienten waren leicht symptomatisch. Patienten mit schwerem eosinophilem Asthma waren in unserer Kohorte nicht dabei.&ldquo;</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Pneumo_1805_Weblinks_s6_abb1.jpg" alt="" width="2150" height="1504" /></p> <h2>Schneller Verlust von Lungenfunktion</h2> <p>Eine schwedische Kohortenstudie zeigte allerdings, dass eosinophile Inflammation generell von Nachteil f&uuml;r Asthmapatienten ist, da die Eosinophilenzahl mit dem j&auml;hrlichen Verlust an Lungenfunktion korreliert (Abb. 2).<sup>3</sup> Die Daten stammen aus einer populationsbasierten Kohorte mit mehr als 2000 Teilnehmern, die in den Jahren 1986&ndash;2001 rekrutiert und zwischen 2012 und 2014 zu einem klinischen Follow-up eingeladen wurden, das unter anderem eine Spirometrie inkludierte. Zu diesem Zeitpunkt standen noch 1006 Probanden in ungef&auml;hr gleichem Geschlechterverh&auml;ltnis zur Verf&uuml;gung. Die Studie zeigte einen mittleren j&auml;hrlichen FEV<sub>1</sub>- Abfall von 26ml (0,03pp) bei Patienten mit weniger als 300 Eosinophilen pro &micro;l Blut. Lagen die Eosinophilen jedoch &uuml;ber 400, so nahm das FEV<sub>1</sub> um 34ml (0,27pp) pro Jahr ab (p&lt;0,001). In adjustierten Analysen erwiesen sich Eosinophilenzahlen &uuml;ber 300 als assoziiert mit beschleunigtem Verlust an Lungenfunktion. Die Assoziation war unabh&auml;ngig vom Einsatz inhalativer Steroide.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Pneumo_1805_Weblinks_s6_abb2.jpg" alt="" width="1417" height="881" /></p> <h2>Neue Daten zu Biologika gegen Interleukin-5</h2> <p>Zahlreiche im Rahmen des ERS 2018 vorgestellte Studien besch&auml;ftigten sich mit den verschiedenen Formen schweren Asthmas bzw. den in dieser Indikation eingesetzten Biologika. Dies betrifft z.B. das eosinophile Asthma, das durch eine hohe Zahl eosinophiler Granulozyten im Blut und durch Interleukin(IL)-5 getriebene Inflammation charakterisiert ist. Anti-IL-5-Therapien sind in diesem Fall die Strategie der Wahl. So konnten in klinischen Studien mit dem Anti-IL-5-Biologikum Reslizumab sowohl eine Verbesserung der Lebensqualit&auml;t als auch eine Reduktion der Exazerbationsrate demonstriert werden. Fraglich ist allerdings, ob und wie weit diese Studien mit ihren sehr rigiden Einschlusskriterien Schl&uuml;sse auf den klinischen Alltag zulassen. Nun untersuchte eine &ouml;sterreichische Studie den Einsatz von Reslizumab unter Bedingungen des klinischen Alltags.<sup>4</sup> Dies geschah allerdings nicht in Form eines Registers, sondern einer prospektiven Real-Life-Studie mit 25 Patienten, die mit monatlichen i.v. Injektionen von Reslizumab behandelt wurden. Evaluiert wurden die Lungenfunktion, die Serum-Eosinophilen, ausgeatmetes Stickoxid, der steroidsparende Effekt sowie die Asthmakontrolle.<br /> Die Studie zeigte nach vier Monaten Therapie mit Reslizumab eine signifikante Verbesserung der Asthmakontrolle sowie einen reduzierten Bedarf an systemischen Steroiden. Bei einigen Patienten konnten die systemischen Steroide komplett abgesetzt werden. Allerdings konnte keine signifikante Verbesserung der Lungenfunktion festgestellt werden. In dieser Hinsicht wurden allerdings deutliche Schwankungen zwischen den individuellen Patienten beobachtet, zumal bei manchen bereits nach 24 Stunden Verbesserungen des FEV<sub>1</sub> festgestellt werden konnten. Es traten keine schwerwiegenden Nebenwirkungen auf. Allerdings beendeten drei Patienten die Therapie mit Reslizumab, weil sie ihnen keine Vorteile brachte. Die Autoren schlie&szlig;en aus diesen Daten, dass der Einsatz von Reslizumab bei Patienten mit schwerem eosinophilem Asthma sinnvoll ist, sofern diese Patienten mit den besten Standardtherapien nicht ad&auml;quat kontrolliert werden k&ouml;nnen.<br /><br /> Neue Daten gibt es auch f&uuml;r Benralizumab, den j&uuml;ngsten der zugelassenen Antik&ouml;rper gegen IL-5 (in diesem Fall gegen den IL-5-Rezeptor). Im Rahmen der Sicherheitsstudie BORA wurden Patienten aus den Phase-III-Studien SIROCCO, CALIMA und ZONDA &uuml;ber ein Jahr beobachtet und hinsichtlich Wirksamkeit und Sicherheit der Therapie evaluiert.<sup>5</sup> In BORA wurden Patienten, die in den kontrollierten Studien alle 4 oder 8 Wochen Benralizumab erhalten hatten, mit dem Regime aus der klinischen Studie weiterbehandelt. Die Patienten aus den Placebogruppen wurden 1:1 auf Benralizumab Q4W oder Q8W randomisiert. In BORA blieben rund 75 % der Patienten unter Benralizumab Q8W frei von Exazerbationen, ohne dass zus&auml;tzliche Sicherheitssignale auftraten. Auch die Lungenfunktion blieb unter Benralizumab stabil. Placebopatienten, die auf Benralizumab umgestellt wurden, zeigten eine Zunahme an FEV<sub>1</sub>.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: ERS 2018, Sessions „Notable Studies in Asthma“, 18. September, und „Asthma in children and adults: long-term aspects“, 16. September 2018, Paris </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Agusti A et al.: Treatable traits: toward precision medicine of chronic airway diseases. Eur Respir J 2016; 47(2): 410-9 <strong>2</strong> Fingleton J et al.: Which treatable traits matter? Prevalence of treatable traits and risk of exacerbation in a random population sample with asthma. ERS 2018, late breaking abstract OA3572 <strong>3</strong> Marth K et al.: Patients with severe eosinophilic asthma benefit from the treatment with anti-IL-5 Reslizumab &ndash; a real life study from Austria. ERS 2018, late breaking abstract OA3568 <strong>4</strong> Backman H et al.: Eosinophilic inflammation and lung function decline in a long-term follow-up of a large population-based asthma cohort. ERS 2018, Abstract 246 <strong>5</strong> Busse W et al.: Longterm safety and efficacy of benralizumab in severe, uncontrolled asthma: first results of BORA, a randomized, Phase III extension study. ERS 2018, late breaking abstract OA3567</p> </div> </p>
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