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Knietotalendoprothese

Das MyKnee®-System ist erwachsen geworden

<p class="article-intro">Knapp 10 Jahre nach Einführung der personalisierten Schnittblöcke hat sich das MyKnee<sup>®</sup>-System etabliert. Die computertomografischen Voruntersuchungen haben sich durchgesetzt. Das System erlaubt dank der vorgezogenen Planung sowie der präzisen multifunktionellen Schnittblöcke einen schnelleren Eingriff mit kleineren Weichteilschädigungen. Dies schlägt sich merklich in der kürzeren Hospitalisationszeit sowie den planungsnäheren Resultaten nieder. Das System erlaubt es, jederzeit auf herkömmliche Kontrollmechanismen zurückzugreifen.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Zur Verbesserung der Positionierung der Komponenten werden seit gut 10 Jahren von verschiedenen Firmen auf Computer- oder MRI-Daten basierte 3D-Modelle mit entsprechenden Schnittbl&ouml;cken angeboten. Sozusagen als Nebeneffekt der besseren Positionierung gewinnt man eine k&uuml;rzere Operationszeit durch die pr&auml;operative Planung sowie einen deutlich kleineren Landschaden durch die pr&auml;zisen, gut angepassten Schnittsysteme. Das MyKnee<sup>&reg;</sup>-System hat sich in der Schweiz und in Europa etabliert (Schweiz 2010: 267 Implantationen, 2017: 1623 Implantationen).<br /> Seit der Einf&uuml;hrung der Kniegelenksprothese vor bald 50 Jahren wurden Achsen und Stellung mithilfe von Positionsst&auml;ben bestimmt. Weitere Einfl&uuml;sse, wie z.B. die Kippung im Unterschenkelbereich (Slope) oder die Wirkung der Rotation im Oberschenkelbereich (Innen-/Aussenrotation), blieben der Erfahrung des Operateurs &uuml;berlassen. Man versuchte daher schon seit einiger Zeit, mit computerunterst&uuml;tzten Daten hier weitere Informationen f&uuml;r die optimale Positionierung zu erhalten. Die ersten Systeme kann man sich wie ein GPS vorstellen: Es wurden Antennen in Ober- und Unterschenkel geschraubt, die ein Signal an das Empfangsger&auml;t sendeten. Mit einem weiteren Sendeshift konnte die bestehende Lage der Gelenkteile auch in Bewegung eingelesen werden. Der Computer rechnete anschliessend die ideale Platzierung der Prothese aus. Mit dieser Methode konnten &ndash; neben Achse und Gr&ouml;sse der Prothese &ndash; auch noch die Rotation sowie der Slope bestimmt werden. Diese Methode war f&uuml;r das Verst&auml;ndnis des Kniegelenkes sehr hilfreich, in der praktischen Anwendung aber kompliziert. Es brauchte zus&auml;tzliche Schnitte und vor allem viel Zeit zum Einlesen der Daten bei bereits ge&ouml;ffnetem Kniegelenk.<br /> Vor ca. 10 Jahren wurden die patientenspezifischen computergenerierten Schnittbl&ouml;cke eingef&uuml;hrt. Dabei hat sich die computertomografisch generierte Datentechnik gegen&uuml;ber dem MRI deutlich durchgesetzt. Aus unserer Sicht sind die Vorteile erstens die Zuverl&auml;ssigkeit bei liegendem Fremdmaterial (z.B. H&uuml;ftprothese, OS etc.), zweitens die klare intraoperative Definierbarkeit der Grenze der Weichteile zum Knochen.</p> <h2>MyKnee<sup>&reg;</sup> computerbasiertes patientenspezifisches System</h2> <p>Ich vergleiche das System gerne mit den R&uuml;ckparkkameras mit Einschlagsspuren beim modernen Automobil. Diese sind ein sehr deutliches Hilfsmittel zum erleichterten (auch schnelleren und sichereren) Einparken, sie hindern den Fahrer aber selbstverst&auml;ndlich nicht daran, auf herk&ouml;mmliche Weise den Nacken zu drehen und die R&uuml;ckspiegel zu &uuml;berpr&uuml;fen.<br /> Mit MyKnee<sup>&reg;</sup> haben wir ein bew&auml;hrtes, alltagstaugliches Werkzeug erhalten, das uns erlaubt, die Kniegelenksprothese optimal zu positionieren. Dabei gestattet es alle individuellen Freiheiten, die den Erfahrungen des Operateurs entsprechen.<br /> Etwa 5 Wochen vor dem Eingriff werden Gelenkachsen und Gelenkstellung des Patienten mit einem Computertomogramm ausgemessen. Basierend auf diesen Daten konstruiert der Ingenieur des Prothesenherstellers am Computer ein virtuelles 3D-Modell am Kniegelenk (Abb. 1). An diesem interaktiven Modell bestimmt der Chirurg im Dialog mit dem Ingenieur die f&uuml;r den Patienten am besten geeignete Prothese und deren optimale Positionierung. Dabei verbinden sich medizinische Kenntnisse und Erfahrungen mit theoretischem Ingenieurwissen &uuml;ber Statik und Dynamik. Anschliessend werden im 3DDruckverfahren ein Kniegelenksmodell des Patienten sowie die individuellen Schnittbl&ouml;cke angefertigt (Abb. 2). Ein sehr grosser Vorteil beim MyKnee<sup>&reg;</sup>- System ist, dass der beurteilende Ingenieur personifiziert und ansprechbar ist.<br /> Die 3D-Kniemodelle sowie die Schnittbl&ouml;cke haben sich im Dialog mit dem Chirurgen im Laufe der Jahre laufend weiterentwickelt. So sind etwa auf den Kniemodellen die zu erwartenden Schnitte angezeichnet (Abb. 3). Dies erlaubt als weitere Sicherung die &Uuml;berpr&uuml;fung der korrekten Positionierung des Blockes. Zudem werden die Auflagepunkte der Schnittbl&ouml;cke ebenfalls am 3D-Modell markiert, was wiederum eine viel k&uuml;rzere Vorbereitungszeit beim technischen Vorgehen erlaubt.<br /> Last, but not least wurde die Instrumentenf&uuml;lle gestrafft und es wurden Einweginstrumente eingef&uuml;hrt, was vonseiten des OP-Personals als sehr grosse Erleichterung wahrgenommen wird und auch zur Sicherung der Sterilit&auml;t beitragen d&uuml;rfte (Abb. 4).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Leading Opinions_Ortho_1803_Weblinks_s50_abb1_2.jpg" alt="" width="700" height="285" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Leading Opinions_Ortho_1803_Weblinks_s50_abb3_4_5_6.jpg" alt="" width="700" height="512" /></p> <h2>Technischer, intraoperativer Ablauf</h2> <p>Die An&auml;sthesie erfolgt in &uuml;blicher Art und Weise (spinal/Intubationsnarkose, evtl. kombiniert mit Femoralisblock). Eine nicht sterile Blutsperre wird angelegt und der Oberschenkel in einem motorisierten Beinhalter fixiert (Abb. 5). Die Abdeckung erfolgt wie &uuml;blich beweglich mit Betadine-Folie. Die Blutsperre wird erst nach Durchf&uuml;hrung s&auml;mtlicher Schnitte und nur beim zementierten System angelegt. Dies erlaubt eine deutlich bessere und sicherere Blutstillung sowie eine deutlich k&uuml;rzere Kompression des Oberschenkels. Die Er&ouml;ffnung des Kniegelenkes erfolgt zu &uuml;ber 90 % mit medialer Arthrotomie.<br /><br /><strong> Tibiale Pr&auml;paration</strong><br /> Das 3D-Modell wird neben das Kniegelenk gehalten und die Position der Auflagen aufgesucht. Diese Auflagen m&uuml;ssen sehr pr&auml;zise gereinigt werden, sodass die Schnittbl&ouml;cke direkt auf dem Knochen aufliegen k&ouml;nnen. Hierzu hat sich ein EKSystem mit Rauchabzugsmechanismus bew&auml;hrt (Abb. 6). Nach Aufsetzen des Schnittblockes kann die Achse mit einem herk&ouml;mmlichen Stangensystem &uuml;berpr&uuml;ft werden (Abb. 7).<br /><br /><strong> Femorale Pr&auml;paration und Gap-Control</strong><br /> Auf gleiche Weise wie oben beschrieben wird ebenfalls mit &Uuml;berpr&uuml;fung am Modell die Auflagefl&auml;che pr&auml;pariert und der Schnittblock aufgesetzt. Der femorale Schnittblock hat nun mehrere Funktionen. Er ist so konstruiert, dass die vordere Platte als Spacer in Extension funktioniert (Abb. 8), und zwar wie pr&auml;operativ ausgemessen. Bei 90&deg;-Biegung des Kniegelenkes wird ein rotierbares Halteelement (Abb. 9) eingef&uuml;hrt, in das nun das hufeisenf&ouml;rmige Flexions-Gap eingebracht werden kann. Mit diesem Schritt k&ouml;nnen sowohl Flexions- und Extensions- Gap &uuml;berpr&uuml;ft wie auch die optimale Rotation des Femurs bestimmt werden. Durch das optisch durchl&auml;ssige System k&ouml;nnen s&auml;mtliche zu erwartenden Schnitte &uuml;berpr&uuml;ft werden. Selbstverst&auml;ndlich k&ouml;nnen bei diesem Schritt wiederum die herk&ouml;mmlichen Stangensysteme eingebracht und verifiziert werden (Abb. 10).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Leading Opinions_Ortho_1803_Weblinks_s50_abb7_8_9_10.jpg" alt="" width="700" height="515" /><br /><br /><strong> Osteophyten</strong><br /> Grosse, markante Osteophyten, vor allem intraartikul&auml;r und am oberen Femoralteil, bieten gute Auflagesysteme f&uuml;r die Schnittbl&ouml;cke und sollen zu Beginn des Eingriffes keinesfalls entfernt werden. Als Nebeneffekt verk&uuml;rzt sich somit auch die OP-Dauer. Es hat sich gezeigt, dass nach Durchf&uuml;hren der Schnitte in der Regel nur noch Restosteophyten nachentfernt werden m&uuml;ssen.<br /><br /> Bei all diesen Schritten k&ouml;nnen auf Wunsch des Operateurs Korrekturbl&ouml;cke und &Auml;nderungen der Gr&ouml;ssen etc. vorgenommen werden. Es zeigt sich in den Abl&auml;ufen, dass dies &auml;usserst selten notwendig ist (1&ndash;2 % ).</p></p>
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