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ASCO 2018 – wieder eine Menge an neuen Daten zum Lungenkarzinom
Jatros
Autor:
OA Dr. Maximilian J. Hochmair
Leiter der Onkologischen Ambulanz und Tagesklinik<br> Respiratory Oncology Unit Otto-Wagner-Spital, Wien<br> E-Mail: maximilian.hochmair@wienkav.at
30
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13.09.2018
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<p class="article-intro">Auch am diesjährigen ASCO-Kongress gab es wieder zahlreiche interessante Präsentationen zum Lungenkarzinom – sowohl zur Immuntherapie als auch zur zielgerichteten Therapie. Einige der Therapieregime werden in unseren Therapiealltag einziehen. Im Folgenden gebe ich einen Überblick über die aus meiner Sicht wichtigsten Studien vom ASCO 2018.</p>
<hr />
<p class="article-content"><h2>KEYNOTE-042: Pembrolizumab bei NSCLC-Patienten mit PD-L1- Expression ≥1 % </h2> <p>Aufgrund der Ergebnisse der KEYNOTE- 024-Studie ist die Behandlung von Patienten mit metastasiertem nicht kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) ohne ALK- oder <em>EGFR</em>-Mutationen mit dem PD-1-Inhibitor Pembrolizumab in der First Line zugelassen, wenn diese eine PD-L1- Expression von über 50 % aufweisen.<sup>1, 2</sup> Am vergangenen AACR-Kongress wurde anhand der KEYNOTE-189-Studie gezeigt, dass beim nicht plattenepithelialen NSCLC eine Kombination von Pembrolizumab mit Chemotherapie die Gesamtansprechrate (ORR) sowie die Rate des progressionsfreien Überlebens (PFS) und des Gesamtüberlebens (OS) signifikant verbesserte, unabhängig von der PD-L1-Expression.<sup>3, 4</sup><br /> Auf diesen Ergebnissen aufbauend wurden nun am ASCO-Kongress die Daten der Phase-III-Studie KEYNOTE-042 präsentiert.<sup>5</sup> Patienten mit fortgeschrittenem/ metastasiertem NSCLC mit einer PD-L1- Expression von mindestens 1 % ohne <em>EGFR</em>- und <em>ALK</em>-Mutationen erhielten randomisiert entweder Pembrolizumab oder Chemotherapie (Carboplatin + Paclitaxel oder Carboplatin + Pemetrexed). Etwa 47 % der Patienten in beiden Behandlungsarmen wiesen einen Tumor Proportion Score (TPS) von über 50 % auf, etwa 17 % der Patienten hatten einen TPS zwischen 20 und 49 % und etwa 17 % einen zwischen 1 und 20 % . Übereinstimmend mit den Ergebnissen der KEYNOTE-024-Studie war das Gesamtüberleben bei Patienten mit einem TPS von ≥50 % bei Behandlung mit Pembrolizumab im Vergleich zur Chemotherapie signifikant verlängert. Auch bei jenen Patienten mit einem TPS von ≥20 % bzw. ≥1 % war dies in dieser Studie der Fall: Das mediane OS bei PD-L1-Expression ≥20 % betrug 17,7 Monate bei Pembrolizumab- Behandlung versus 13 Monate unter Chemotherapie (HR: 0,77; 95 % CI: 0,64–0,92; p=0,0020). Bei Patienten mit einer PD-L1-Expression ≥1 % war das mediane OS 16,7 versus 12,1 Monate (HR: 0,81; 95 % CI: 0,71–0,93; p=0,0018) (Abb. 1). Eine exploratorische Analyse der Patientengruppe mit einem TPS von ≥1– 49 % ergab allerdings, dass der Unterschied zwischen beiden Behandlungsarmen statistisch nicht signifikant war und nur ein Trend zum Vorteil von Pembrolizumab zu erkennen war (medianes OS: 13,4 vs. 12,1 Monate; HR: 0,92; 95 % CI: 0,77–1,11). Anzumerken ist auch, dass in dieser Studie kein Cross-over zwischen den Behandlungsarmen möglich war.<br /> <strong>Fazit zur KEYNOTE-042-Studie:</strong> Patienten, die nicht die Kombination von Immun- plus Chemotherapie oder keine alleinige Chemotherapie erhalten können oder wollen, steht nun also schon bei einer PD-L1-Expression von ≥1 % die Pembrolizumab- Monotherapie zur Verfügung.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Onko_1805_Weblinks_jatros_onko_1805_s55_abb1.jpg" alt="" width="1456" height="1111" /></p> <h2>IMpower150: Atezolizumab plus Chemotherapie beim nicht plattenepithelialen NSCLC</h2> <p>Die randomisierte Phase-III-Studie IMpower150 verglich bei nicht vorbehandelten Patienten mit nicht plattenepithelialem NSCLC drei Behandlungsarme: (A) den PD-L1-Inhibitor Atezolizumab plus Chemotherapie (Carboplatin + Paclitaxel), (B) Atezolizumab plus Chemotherapie plus den VEGF-Inhibitor Bevacizumab und (C) Chemotherapie plus Bevacizumab. Obwohl der Kontrollarm (Bevacizumab plus Chemotherapie) von der EMA zugelassen ist, ist diese Behandlung in Österreich – im Gegensatz zu den USA – nicht häufig in Verwendung.<sup>6</sup><br /> In die Studie wurden 1202 Patienten eingeschlossen. Besonders erwähnenswert ist, dass darunter auch Patienten mit <em>EGFR</em>-Mutationen (11 % ) und <em>EML4-ALK</em>-Rearrangements (2 % ) waren, was bei anderen Studien mit Checkpoint-Inhibitoren bisher nicht der Fall war.<br /> Das Update der PFS-Daten nach einem medianen Follow-up von 20 Monaten bestätigte die zuvor bereits präsentierten Daten: Das mediane PFS unter Atezolizumab plus Bevacizumab plus Chemotherapie betrug 8,3 Monate im Vergleich zu 6,8 Monaten unter Bevacizumab plus Chemotherapie (HR: 0,59; 95 % CI: 0,50–0,70; p<0,0001). Am ASCO wurden nun erstmals Daten zum Gesamtüberleben präsentiert, die auch einen statistisch signifikanten Vorteil der Vierfachkombination bewiesen: Das mediane OS belief sich unter Atezolizumab plus Bevacizumab plus Chemotherapie auf 14,7 Monate versus 19,2 Monate unter der Kombination ohne Atezolizumab (HR: 0,78; 95 % CI: 0,64–0,96; p=0,0164) (Abb. 2).<br /> In der Subgruppenanalyse war ersichtlich, dass das Gesamtüberleben unter Pembrolizumab mit der PD-L1-Expression korrelierte: Patienten mit hohen PD-L1- Leveln wiesen ein längeres OS auf, aber auch Patienten ohne PD-L1-Expression hatten unter Pembrolizumab einen Vorteil gegenüber der Chemotherapie.<br /> Besonders interessant war, dass <em>EGFR/ALK</em>-positive Patienten deutlich von der Vierfachkombination profitierten: Bei dieser Patientenpopulation betrug das mediane OS unter Bevacizumab plus Chemotherapie 17,5 Monate, während das mediane OS unter der Vierfachkombination (Atezolizumab plus Bevacizumab plus Carboplatin plus Paclitaxel) noch nicht erreicht wurde (HR: 0,54; 95 % CI: 0,29– 1,01). Der Vergleich von Studienarm A und C machte deutlich, dass der klare OSVorteil nicht durch Bevacizumab oder Atezolizumab alleine zustande kam, sondern erst durch den verstärkten immunmodulatorischen Effekt in der Vierfachkombination auftrat.<br /> <strong>Fazit zur IMpower150-Studie:</strong> Dies ist eine klar positive Studie. Die Therapie wird in Österreich zwar nicht zum Standard werden, stellt aber durchaus eine Option dar. Interessanter werden die Ergebnisse der IMpower132-Studie sein, die ein ähnliches Studiendesign wie die KEYNOTE-189 aufweist und Atezolizumab mit Carboplatin plus Pemetrexed versus Carboplatin plus Pemetrexed vergleicht. Die Ergebnisse werden am diesjährigen WCLC erwartet. Für <em>EGFR/ALK</em>-positive Patienten, bei denen die zielgerichtete Therapie ausgeschöpft ist, ist dies jedenfalls die erste Immuntherapiekombination, die eine wirksame und wertvolle Option darstellt.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Onko_1805_Weblinks_jatros_onko_1805_s56_abb2.jpg" alt="" width="1457" height="1068" /></p> <h2>KEYNOTE-407: Pembrolizumab plus Chemotherapie beim plattenepithelialen NSCLC</h2> <p>ie Phase-III-Studie KEYNOTE-407 ist für das plattenepitheliale NSCLC das Pendant zur KEYNOTE-189-Studie beim nicht plattenepithelialen NSCLC und untersuchte Pembrolizumab versus Placebo in Kombination mit Carboplatin und Paclitaxel/ nab-Paclitaxel bei Patienten mit jeglicher PD-L1-Expression.<sup>7</sup> 559 Patienten wurden in die beiden Studienarme randomisiert. Ein Cross-over vom Placebo- in den Immuntherapiearm war in dieser Studie möglich. Der PD-L1-Status der Patienten war in beiden Studienarmen gleichmäßig verteilt: TPS <1 % : -35 % ; TPS 1–49 % : -37 % und TPS ≥50 % : -26 % .<br /> Wie bei der KEYNOTE-189 war auch in dieser Studie beim Plattenepithelkarzinom unter der Immun-/Chemotherapie-Kombination das Gesamtüberleben statistisch signifikant verlängert (15,9 Monate vs. 11,3 Monate bei Placebo; HR: 0,64; 95 % CI: 0,49–0,85; p=0,0008) (Abb. 3). In der Subgruppenanalyse war ersichtlich, dass alle PD-L1-Expressionsgruppen deutlich von der Immun-/Chemotherapie-Kombination profitierten. Auch das PFS war in der Pembrolizumab-Gruppe klar verlängert (medianes PFS: 6,4 vs. 4,8 Monate; HR: 0,56; 95 % CI: 0,45–0,70), p<0,0001). Die Gesamtansprechrate war unter Pembrolizumab besser (58,4 vs. 35 % ) und auch die Ansprechdauer (DOR) war länger (7,7 vs. 4,8 Monate). Mit der Immun-/Chemotherapie gab es natürlich mehr Nebenwirkungen, die allerdings gut in den Griff zu bekommen sind.<br /> <strong>Fazit zur KEYNOTE-407-Studie:</strong> Dies ist eindeutig eine Praxis-verändernde Studie für Patienten mit Plattenepithelkarzinom und einer PD-L1-Expression unter 50 % und wird künftig neuer Therapiestandard in der First-Line-Behandlung werden. Es stellt sich natürlich die Frage, ob auch bei Patienten mit einer PD-L1-Expression ≥50 % die Kombination von Immun- und Chemotherapie eingesetzt werden sollte oder weiterhin Pembrolizumab alleine. Hierzu gibt es derzeit leider noch keine Studiendaten.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Onko_1805_Weblinks_jatros_onko_1805_s56_abb3.jpg" alt="" width="1459" height="1073" /></p> <h2>IMpower131: Atezolizumab plus Chemotherapie beim plattenepithelialen NSCLC</h2> <p>Die Phase-III-Studie IMpower131 untersuchte bei Patienten mit Plattenepithelkarzinom im Stadium IV die Kombination von Atezolizumab plus Chemotherapie unabhängig von der PD-L1-Expression.<sup>8</sup> 1021 Patienten wurden in drei Studienarme randomisiert: Atezolizumab plus Carboplatin plus Paclitaxel (Arm A), Atezolizumab plus Carboplatin plus nab-Paclitaxel (Arm B) und Carboplatin plus nab-Paclitaxel (Arm C).<br /> Bezüglich des PFS ergab die Zugabe von Atezolizumab zu Carboplatin plus nab-Paclitaxel eine statistisch signifikante Verlängerung (medianes PFS: 6,3 vs. 5,6 Monate; HR: 0,71; 95 % CI: 0,60–0,85; p=0,0001). In der ersten Zwischenanalyse zum Gesamtüberleben ist bis jetzt noch kein statistisch signifikanter Vorteil zu erkennen (HR: 0,96; 95 % CI: 0,78–1,18; p=0,6931). Die Subgruppenanalyse ergab allerdings, dass die Patienten mit hoher PD-L1-Expression ein verlängertes OS aufwiesen (HR: 0,56; 95 % CI: 0,32–0,99), dies war bei den Patienten mit niedriger oder fehlender PD-L1-Expression nicht der Fall.<br /> <strong>Fazit zur IMpower131-Studie:</strong> Die Kombination von Atezolizumab plus Chemotherapie ist nach derzeitiger Datenlage nur für Patienten mit hohen PD-L1-Expressionsleveln vorteilhaft, weitere Follow-ups der Studie sind für die Patienten mit niedrigen PD-L1-Leveln noch abzuwarten.</p> <h2>CheckMate 227: Einfluss der Tumormutationslast unter Immun-/ Chemotherapie beim NSCLC</h2> <p>Diese Phase-III-Studie verglich die Therapie mit Nivolumab plus Ipilimumab versus Nivolumab plus Chemotherapie versus alleinige Chemotherapie bei NSCLC-Patienten jeglicher Histologie, aber ohne <em>EGFR/ ALK</em>-Mutationen.<sup>9</sup> In dieser Studie wurden die Patienten erst nach PD-L1-Expressionsleveln eingeteilt in eine Gruppe mit PD-L1- Expression ≥1 % und eine zweite Gruppe mit PD-L1 <1 % . Bei beiden Gruppen wurden die Patienten dann 1:1:1 in die drei unterschiedlichen Behandlungsarme randomisiert. Am ASCO wurden nur die Ergebnisse zu den PD-L1-niedrig-exprimierenden Studienarmen präsentiert.<br /> Die erste Auswertung verglich das PFS nur zwischen Patienten, die entweder Nivolumab plus Chemotherapie oder alleinige Chemotherapie erhielten. Hier zeigte sich ein statistisch signifikanter Vorteil für die Immun-/Chemotherapie: Das mediane PFS betrug 5,6 Monate im Vergleich zu 4,7 Monaten bei Chemotherapie (HR: 0,74; 95 % CI: 0,59–0,94). Auch die ORR war im Kombinationsarm besser (36,7 vs. 23,1 % ) und die DOR länger (7,2 vs. 4,7 Monate). Zwischen diesen beiden Behandlungsarmen wurde das PFS auch nach Tumormutationslast (TMB) selektioniert untersucht. Dies ergab einen klaren PFS-Vorteil nur bei jenen Patienten im Kombinationsarm mit einer hohen TMB (≥10 Mut/Mb; medianes PFS: 6,2 vs. 5,7 Monate; HR: 0,56; 95 % CI: 0,35–0,91). Bei Patienten mit niedriger TMB (<10 Mut/Mb) war das mediane PFS unter Immun-/Chemotherapie nicht verlängert (4,7 vs. 4,7 Monate; HR: 0,87; 95 % CI: 0,57–1,33).<br /> Bei der Auswertung aller drei Studienarme bei den Patienten mit PD-L1-Expression <1 % und hoher TMB ergab sich ein verlängertes PFS in beiden Nivolumabhaltigen Behandlungsarmen im Vergleich zur Chemotherapie. Im Median betrug das PFS unter Nivolumab + Ipilimumab 7,7 Monate, unter Nivolumab + Chemotherapie 6,2 Monate und unter Chemotherapie 5,3 Monate (Abb. 4).<br /> <strong>Fazit zur CheckMate-227-Studie:</strong> In Bezug auf das PFS ist die Tumormutationslast in dieser Studie ein prädiktiver Marker für jene Patienten, die Nivolumab kombiniert mit Ipilimumab oder Chemotherapie erhalten. Die OS-Daten sind bei dieser Studie leider noch ausständig.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Onko_1805_Weblinks_jatros_onko_1805_s58_abb4.jpg" alt="" width="1458" height="1166" /></p> <h2>Charakteristika von Patienten mit Langzeitansprechen auf Therapien mit Checkpoint-Inhibitoren</h2> <p>Eine interessante Studie wurde von Hira Rizvi in Form eines Posters präsentiert. In dieser wurden 766 NSCLC-Patienten untersucht, die mit einer Anti-PD-(L)1-Therapie behandelt wurden.<sup>10</sup> Dabei wurden Patienten mit einem Langzeitansprechen (LTR; i.e. Behandlungsvorteil ≥18 Monate; n=62) mit jenen Patienten verglichen, die kein Langzeitansprechen zeigten (n=704). Die Analyse ergab eine Korrelation von hoher TMB, PD-L1-Expression ≥50 % , Rauchen und keinen EGFR-Mutationen mit dem Langzeitansprechen auf eine Checkpoint- Inhibitor-Therapie.<br /> <strong>Fazit zu dieser Studie:</strong> PD-L1-Expression, EGFR-Status, Raucherstatus und TMB sind prädiktive Marker für ein Langzeit- Therapieansprechen mit Checkpoint-Inhibitoren.</p> <h2>NICOLAS: Nivolumab plus Chemo-/ Strahlentherapie beim NSCLC</h2> <p>Die Phase-II-Studie NICOLAS untersuchte die Kombination des Checkpoint-Inhibitors Nivolumab mit Chemo-Radiatio bei NSCLC-Patienten im Stadium IIIA/B.<sup>11</sup> Am ASCO wurden Daten zur Sicherheit bei einer Interimsanalyse von 21 Patienten präsentiert, die ein Follow-up von drei Monaten erreicht hatten. Es zeigte sich, dass die Zugabe von Nivolumab zu Chemo-/Strahlentherapie zu keinen unerwarteten Nebenwirkungen führte. Es traten keine Grad-3-Pneumonitiden auf. Die ersten Ergebnisse zum 1-Jahres-PFS aus einer erweiterten Kohorte mit 74 Patienten bleiben abzuwarten.<br /> <strong>Fazit zur NICOLAS-Studie:</strong> Nivolumab plus simultane Chemo-/Radiotherapie weisen beim NSCLC ein gutes Nebenwirkungsprofil auf.</p> <h2>ALEX: Alectinib beim ALK-positiven NSCLC</h2> <p>Die ALEX-Studie verglich die beiden gegen ALK gerichteten Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI) Alectinib und Crizotinib bei unbehandelten ALK-positiven NSCLCPatienten.<sup>12</sup> Am ASCO wurde ein Update zur PFS-Auswertung von 303 Patienten präsentiert. Das mediane PFS betrug im Alectinib-Arm beeindruckende 34,8 Monate im Vergleich zu 10,9 Monaten unter Crizotinib (HR: 0,43; 95 % CI: 0,32–0,58) (Abb. 5). Beim Gesamtüberleben ist zwar ein Trend zugunsten von Alectinib zu erkennen, hier muss man aber noch weiter auf Ergebnisse warten. Das Nebenwirkungsprofil fällt bei Alectinib etwas besser aus als unter Crizotinib.<br /> <strong>Fazit zur ALEX-Studie:</strong> Imposante PFS-Daten unter Alectinib bei günstigerem Nebenwirkungsprofil im Vergleich zu Crizotinib. Alectinib wurde als Goldstandard in der ersten Linie beim <em>ALK</em>-positiven NSCLC bestätigt.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Onko_1805_Weblinks_jatros_onko_1805_s60_abb5.jpg" alt="" width="1454" height="1069" /></p> <h2>ASCENT: neoadjuvantes Afatinib bei EGFR-positivem NSCLC</h2> <p>Die Phase-III-Studie ASCENT untersuchte den neoadjuvanten Einsatz des Tyrosinkinase-Inhibitors Afatinib bei 13 Patienten mit <em>EGFR</em>-positivem Stadium-IIINSCLC.<sup>13</sup> Die Patienten erhielten zwei Monate vor der simultanen Chemo-/Radiotherapie Afatinib, optional wurden sie danach operiert und bekamen 2 Zyklen adjuvanter Chemotherapie und wurden schließlich zwei Jahre adjuvant mit Afatinib behandelt.<br /> Die Ansprechrate betrug 75 % , das mediane PFS belief sich auf 34,8 Monate, was bei dieser Patientenpopulation ein sehr beeindruckendes Ergebnis ist. 6 von 7 Patienten wiesen eine signifikante pathologische Response auf.<br /> <strong>Fazit zur ASCENT-Studie:</strong> Afatinib stellt bei Stadium-III-Patienten mit <em>EGFR</em>-Mutation eine gute Behandlungsoption dar.</p> <h2>ARCHER-1050-Studie: Dacomitinib bei <em>EGFR</em>-positivem NSCLC</h2> <p>Der gegen EGFR gerichtete TKI Dacomitinib wurde in der Phase-III-Studie ARCHER 1050 im Vergleich zu Gefitinib bei <em>EGFR</em>-positiven NSCLC-Patienten in der Erstlinie geprüft. Bereits am ASCO 2017 wurden die PFS-Daten präsentiert, die einen statistisch signifikanten Vorteil von Dacomitinib im Vergleich zu Gefitinib hervorbrachten (medianes PFS: 14,7 vs. 9,2 Monate; HR: 0,59; 95 % CI: 0,47–0,74; p<0,0001). In der Subgruppenanalyse stellte sich jedoch heraus, dass dieser Unterschied bei Patienten nicht asiatischen Ursprungs nicht zu beobachten war (HR: 0,89; 95 % CI: 0,57–1,39). Am diesjährigen ASCO wurden die OSDaten präsentiert, die unter Dacomitinib ein längeres Gesamtüberleben im Vergleich zur Therapie mit Gefitinib aufzeigten (medianes OS: 34,1 vs. 26,8 Monate; HR: 0,76; 95 % CI: 0,58–0,99; p=0,0438). Dies ist das erste Mal, dass in Bezug auf das Gesamtüberleben ein TKI einem anderen TKI bei <em>EGFR</em>-positiven Patienten überlegen ist.<br /> <strong>Fazit zur ARCHER-1050-Studie:</strong> Dies ist eine durchaus interessante Studie, es müssen allerdings die Ergebnisse der Subgruppenanalyse und das etwas ungünstigere Sicherheitsprofil von Dacomitinib im Vergleich zu Gefitinib beachtet werden. Daten zur Häufigkeit der T790M-Resistenzmutation im Progress sowie Daten zu Patienten mit Hirnmetastasen fehlen derzeit noch.</p> <h2>Real Gio: Dosisreduktion von Afatinib bei <em>EGFR</em>-positivem NSCLC</h2> <p>Diese nicht interventionelle Beobachtungsstudie analysierte die Daten von 228 <em>EGFR</em>-positiven NSCLC-Patienten aus 13 Ländern, die in der First Line mit Afatinib behandelt wurden.<sup>15</sup> Es wurde untersucht, ob die Dosisreduktion nach dem Auftreten von Nebenwirkungen oder eine niedrigere Startdosis einen Einfluss auf den Progress hat. 12 % der Patienten wiesen einen ECOG 2–3 auf und 31 % starteten mit einer Anfangsdosis von <40mg. Die Analyse ergab eine mediane Behandlungsdauer von 18,7 Monaten, die Zeit bis zum Progress (TTP) betrug 20,2 Monate. Die niedrigere Startdosis von Afatinib hatte also keinen Wirkungsverlust auf die Therapie. <strong>Fazit zur Real-Gio-Studie:</strong> Eine niedrigere Startdosis von Afatinib ist bei <em>EGFR</em>-positiven NSCLC-Patienten eine gute Option.</p></p>
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<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
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<p><strong>1</strong> Reck M: KEYNOTE-024: Pembrolizumab vs. platinumbased chemotherapy as first-line therapy for advanced NSCLC with a PD-L1 TPS ≥50 % . ESMO 2016, Abstr. #LBA8 <strong>2</strong> Reck M et al.: Pembrolizumab versus chemotherapy for PD-L1-positive non-small-cell lung cancer. N Engl J Med 2016; 10; 375(19): 1823-33 <strong>3</strong> Gandhi L et al.: KEYNOTE- 189: Randomized, double-blind, phase 3 study of pembrolizumab (pembro) or placebo plus pemetrexed (pem) and platinum as first-line therapy for metastatic NSCLC. AACR 2018; Abstr. #CT075 <strong>4</strong> Gandhi L et al.: Pembrolizumab plus chemotherapy in metastatic non-small-cell lung cancer. N Engl J Med 2018; 378(22): 2078-92 <strong>5</strong> Lopes G et al.: Pembrolizumab (pembro) versus platinum-based chemotherapy (chemo) as first-line therapy for advanced/ metastatic NSCLC with a PD-L1 tumor proportion score (TPS) ≥ 1 % : Open-label, phase 3 KEYNOTE-042 study. ASCO 2018; Abstr. #LBA4 <strong>6</strong> Socinski MA et al.: Overall survival (OS) analysis of IMpower150, a randomized Ph 3 study of atezolizumab (atezo) + chemotherapy (chemo) ± bevacizumab (bev) vs chemo + bev in 1L nonsquamous (NSQ) NSCLC. ASCO 2018; Abstr. #9002 <strong>7</strong> Paz-Ares LG et al.: Phase 3 study of carboplatin-paclitaxel/nab-paclitaxel (Chemo) with or without pembrolizumab (Pembro) for patients (Pts) with metastatic squamous (Sq) non-small cell lung cancer (NSCLC). ASCO 2018; Abstr. #105 <strong>8</strong> Jotte RM et al.: IMpower131: Primary PFS and safety analysis of a randomized phase III study of atezolizumab + carboplatin + paclitaxel or nab-paclitaxel vs carboplatin + nab-paclitaxel as 1L therapy in advanced squamous NSCLC. ASCO 2018; Abstr. #LBA9000 <strong>9</strong> Borghaei H et al.: Nivolumab (Nivo) + platinum-doublet chemotherapy (Chemo) vs chemo as first-line (1L) treatment (Tx) for advanced nonsmall cell lung cancer (NSCLC) with <1 % tumor PD-L1 expression: results from CheckMate 227. ASCO 2018; Abstr. #9001 <strong>10</strong> Rizvi H et al.: Clinical and molecular features predicting long-term response (LTR) to anti-PD-(L)1 based therapy in patients with NSCLC. ASCO 2018; Abstr. #9022 <strong>11</strong> Peters S et al.: Safety evaluation of nivolumab added concurrently to radiotherapy in a standard first line chemo-RT regimen in unresectable locally advanced NSCLC: the ETOP NICOLAS phase II trial. ASCO 2018; Abstr. #8510 <strong>12</strong> Camidge RD et al.: Updated efficacy and safety data from the global phase III ALEX study of alectinib (ALC) vs crizotinib (CZ) in untreated advanced ALK+ NSCLC. ASCO 2018; Abstr. #9043 <strong>13</strong> Sequist LV et al.: The ASCENT trial: a phase II study of neoadjuvant afatinib, chemoradiation and surgery for stage III EGFR mutationpositive NSCLC. ASCO 2018; Abstr. #8544 <strong>14</strong> Mok T et al.: Dacomitinib (daco) versus gefitinib (gef) for first-line treatment of advanced NSCLC (ARCHER 1050): final overall survival (OS) analysis. ASCO 2018; Abstr. #9004 <strong>15</strong> Balazs H et al.: Real-world dose adjustment study of first-line afatinib in pts with EGFR mutation-positive (EGFRm+) advanced NSCLC. ASCO 2018; Abstr. #e21060</p>
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