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AML – Highlights vom EHA-Kongress

<p class="article-intro">Dieses Jahr versammelten sich die Hämatologen in Stockholm zum Jahreskongress der European Hematology Association (EHA), um in mehr als 200 Oral Sessions und 1300 Postern die aktuellsten Studien zu diskutieren. Der folgende Beitrag fasst die wichtigsten Daten zur akuten myeloischen Leukämie (AML) zusammen.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>FLT3-Inhibition</h2> <p><strong>Quizartinib verl&auml;ngert das Gesamt&uuml;berleben bei Rezidivpatienten signifikant</strong><br /> In der randomisierten Phase-III-Studie QuANTUM-R wurde Quizartinib, ein hoch potenter und selektiver FLT3-Inhibitor der zweiten Generation bei rezidivierter und refrakt&auml;rer AML, gegen&uuml;ber der Standardchemotherapie verglichen. Erste Ergebnisse wurden von J. Cortes als Late-breaking Abstract bei der Jahrestagung der europ&auml;ischen H&auml;matologen pr&auml;sentiert.<sup>1</sup><br /> In die Studie wurden insgesamt 367 Patienten mit refrakt&auml;rer oder rezidivierter FLT3-positiver AML eingeschlossen; diese mussten einen R&uuml;ckfall innerhalb von 6 Monaten erlitten haben. Das mediane Alter lag bei 55 bzw. 58 Jahren, 25 bzw. 23 % der Patienten hatten auch schon eine Stammzelltransplantation erhalten. Nach einem medianen Beobachtungszeitraum von 23 Monaten hatten Patienten mit der Monotherapie Quizartinib einen signifikanten &Uuml;berlebensvorteil von 6,2 Monaten versus 4,7 (HR: 0,76) (Abb. 1). Ein Ansprechen (ORR) auf die Therapie konnte bei 69 versus 30 % erzielt werden, komplette Remissionen (CR, CRi) bei 35 versus 27 % . Die Therapie wurde in einer Dosis von 60mg t&auml;glich exzellent vertragen, es kam insbesondere zu keinen klinisch bedeutsamen QT-Zeit-Verl&auml;ngerungen. Nach 12 Monaten waren im experimentellen Arm noch 27 % der Patienten versus 20 % im Standardarm am Leben. Das resultierte auch in einer mehr als verdoppelten Transplantationsrate von 32 % versus 12 % . Mit Spannung erwartet wird nun auch das Ergebnis der placebokontrollierten randomisierten QuANTUM-First- Studie, die die Zugabe von Quizartinib zur Ersttherapie multizentrisch pr&uuml;ft.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Onko_1805_Weblinks_jatros_onko_1805_s13_abb1.jpg" alt="" width="1462" height="1070" /></p> <h2>Bcl-2-Inhibition</h2> <p>Bcl-2-Proteine spielen eine wichtige Rolle bei der Apoptose. Venetoclax, ein selektiver Bcl-2-Inhibitor, bindet an bcl-2, die Aktivierung von proapoptotischen Proteinen f&uuml;hrt zum programmierten Zelltod. Gerade bei AML konnte gezeigt werden, dass eine &Uuml;berexpression von bcl-2 mit einer schlechten Prognose und einer h&ouml;heren Rate an Chemoresistenz verbunden ist. Am EHA wurden einige interessante neue Daten zu Kombinationsstudien mit Venetoclax pr&auml;sentiert.<br /> DiNardo et al. behandelten in einer Phase-Ib-Studie 145 AML-Patienten &uuml;ber 65 Jahre, welche f&uuml;r eine intensive Therapie nicht geeignet waren, mit Venetoclax in Kombination mit einer hypomethylierenden Substanz (Decitabin, Azacitidin).<sup>2</sup> Nach Dosissteigerung und Ramp-up zur Vermeidung eines Tumorlysesyndroms (TLS) wurde Venetoclax vorerst in einer Dosis von 400&ndash;1200mg, in der Expansionsstudie mit 400 bzw. 800mg einmal t&auml;glich dosiert. Es kam zu keiner dosislimitierenden Toxizit&auml;t, die h&auml;ufigsten Grad-3&ndash;4-Nebenwirkungen waren febrile Neutropenie (43 % ) und Thrombozytopenie (23 % ). Die optimale Dosis in der Kombination mit hypomethylierender Substanz war 400mg 1x t&auml;glich.<br /> Mit beiden Kombinationen konnten anhaltende und tiefe Remissionen bei &auml;lteren Patienten mit ung&uuml;nstigen Charakteristika erreicht werden. Die Gesamtremissionsrate (ORR) lag bei 68 % , das mediane Gesamt&uuml;berleben war 17,5 Monate, 50 % der Patienten waren nach einem Jahr noch am Leben. 45 % der Patienten erreichten in der Kombination mit AZA eine MRD-Negativit&auml;t.<br /> Venetoclax wird auch in der Kombination mit Chemotherapie untersucht.<sup>3, 4</sup> In der Kombination mit niedrig dosiertem ARA-C liegt die empfohlene Dosis f&uuml;r Phase-II-Studien bei 600mg. In einer &auml;hnlichen Kohorte wurden insgesamt 61 Patienten analysiert. Die Gesamtremissionsrate lag bei 61 % , komplette Remissionen &ndash; CR+CRi &ndash; bei 54 % , besonders diese Patientengruppe hatte auch ein sehr gutes Langzeitergebnis.<sup>3</sup><br /> Die Zugabe von Venetoclax zu einer modifizierten intensiven Therapie (&bdquo;2+5&ldquo;) wird in der CAVEAT-Ib-Studie gepr&uuml;ft.<sup>4</sup> Venetoclax wurde in einer 7-t&auml;gigen Vorphase gegeben, sowohl ein Ramp-up als auch eine Dosiseskalation von 50 bis maximal 600mg t&auml;glich wurden durchgef&uuml;hrt. Erste Daten zeigten, dass Venetoclax- Monotherapie vor Beginn der Chemotherapie zytoreduktives Potenzial hat, die Kombination ist tolerabel und erzielte eine hohe Remissionsrate (ORR: 71 % ). Die Studie k&ouml;nnte auch die Zugabe und Pr&uuml;fung von Venetoclax in Kombination mit dem Therapiestandard &bdquo;3+7&ldquo; bei fitten AMLPatienten unterst&uuml;tzen.</p> <h2>Epigenetische Therapie</h2> <p>Ein gro&szlig;er Schwerpunkt waren auch Pr&auml;sentationen zu epigenetischen Alterationen. Epigenetische Mutationen k&ouml;nnen Ver&auml;nderungen des chromosomalen Methylierungsmusters bewirken und sind besonders bei &auml;lteren Patienten relevant.<br /> Im Rahmen der Postersitzung wurde die interessante prospektiv randomisierte Phase-III-Studie von Oliva et al. zu Azacitidin als Postremissionstherapie bei &auml;lteren Patienten vorgestellt.<sup>5</sup> Patienten wurden in einer 1:1-Randomisierung zwischen AZA und bestm&ouml;glicher supportiver Therapie (BSC) aufgeteilt. Am EHA konnten die ersten 54 von insgesamt 149 eingeschlossenen Patienten ausgewertet werden. Die pr&auml;limin&auml;ren Daten konnten eine Verl&auml;ngerung des krankheitsfreien &Uuml;berlebens und Gesamt&uuml;berlebens, insbesondere bei Patienten jenseits des 73. Lebensjahres, zeigen. Das Ergebnis der gr&ouml;&szlig;eren globalen Zulassungsstudie mit oralem AZA bei AML nach Erreichen einer kompletten Remission wird mit Spannung erwartet.</p> <h2>IDH-Inhibition</h2> <p><em>IDH</em>(Isocitrat-Dehydrogenase)-Mutationen von <em>IDH1</em> und <em>IDH2</em> k&ouml;nnen insgesamt bei circa 20 % aller AML-Patienten diagnostiziert werden und f&uuml;hren zur Akkumulation von D2-Hydroxyglutarat, welches TET-2-abh&auml;ngig epigenetische Vorg&auml;nge beeinflusst. Enasidenib (mIDH2- Inhibitor) und Ivosidenib (mIDH1-Inhibitor) sind potente Inhibitoren dieser mutierten Proteine.<br /> Ein Update der Phase-I/II-Studie mit Enasidenib als Monotherapie bei refrakt&auml;rer/ rezidivierter AML mit <em>IDH2</em>-Mutation wurde am EHA von Pollyea et al. pr&auml;sentiert.<sup>6</sup> Gezeigt wurde eine Auswertung der 39 prim&auml;r nicht vorbehandelten Patienten; diese erreichten ein Gesamtansprechen (ORR) von 31 % , davon 21 % komplette Remissionen (CR), das Gesamt&uuml;berleben dieser Patientengruppe lag bei 11,3 Monaten. Die Hauptnebenwirkungen der Substanz waren eine unkomplizierte Hyperbilirubin&auml;mie und &Uuml;belkeit. Auch ein Differenzierungssyndrom, &auml;hnlich dem &bdquo;ATRA-Syndrom&ldquo;, tritt in seltenen F&auml;llen auf. Eine Besonderheit dieser Substanz d&uuml;rfte auch die lange Leuk&auml;miekontrolle bei Patienten mit stabiler Erkrankung (SD) sein. Von 214 Patienten, welche Enasidenib als Monotherapie erhalten hatten, erreichten 82 (38 % ) eine SD, davon 30 % ein sehr sp&auml;tes Ansprechen mit einem respektablen Gesamt&uuml;berleben von 15 Monaten. Die Empfehlung der Autoren ist, im Fall einer SD die Therapie fortzusetzen, da die Patienten auch sp&auml;t profitieren k&ouml;nnten.<br /> D. Pollyea pr&auml;sentierte auch die Daten der Phase-I-Dosiseskalations- und Expansionsstudie mit Ivosidenib als Monotherapie bei rezidivierter/refrakt&auml;rer IDH1- mutierter AML.<sup>7</sup> Berichtet wurde &uuml;ber 179 Patienten, die CR+Cri-Rate lag bei 31,8 % , die ORR bei 41,9 % . Die Remission hielt im Mittel f&uuml;r 8,2 Monate, bei CR-Patienten 10 Monate an. Die Vertr&auml;glichkeit der Therapie war insgesamt gut, mit Diarrh&ouml;, Nausea, Leukozytose, Fatigue, QT-Verl&auml;ngerung als Hauptnebenwirkungen, jedoch waren die meisten AEs niedrigen Grades oder nicht unmittelbar therapieassoziiert. Ein Differenzierungssyndrom trat in ca. 10 % der Patienten auf.<br /> C. DiNardo et al. untersuchten die Kombination von Ivosidenib oder Enasidenib mit Azacitidin im Rahmen einer Phase- Ib/II-Studie.<sup>8</sup> Bei insgesamt 29 auswertbaren Patienten waren die h&auml;ufigsten Nebenwirkungen der Grade 3/4 h&auml;matologischer Natur (An&auml;mie, Thrombozytopenie, Neutropenie). Ein Ansprechen (ORR) zeigten 78 % (18/23 Patienten) im Ivosidenib-Arm und 67 % (4/6) im Enasidenib- Arm. In den derzeit laufenden randomisierten Studien ist in Kombination mit HMA die empfohlene Ivosidenib-Dosis 500mg bzw. Enasidenib-Dosis 100mg einmal t&auml;glich.</p> <p>Beide Substanzen haben von der FDA (Food and Drug Administration) eine rasche Zulassung und den &bdquo;Orphan Drug Status&ldquo; erhalten. Dadurch soll die Erforschung von seltenen Mutationen und deren Behandlung unterst&uuml;tzt werden. Weitere randomisierte Studien werden hoffentlich die vielversprechenden ersten Studienergebnisse best&auml;tigen und mehr Erfahrung mit dem bestm&ouml;glichen Einsatz und dem Nebenwirkungsprofil dieser Inhibitoren bringen.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Cortes J et al.: Quizartinib significantly prolongs overall survival in patients with FLT3-internal tandem duplication- mutated relapsed/refractory AML in the phase 3, randomized, controlled QuANTUM-R trial. Abstract LB2600, EHA 2018, Stockholm <strong>2</strong> DiNardo CD et al.: Durable response with venetoclax in combination with decitabine or azacitidine in elderly patients with AML. Abstract S1563, EHA 2018, Stockholm <strong>3</strong> Wei AH et al.: Updated safety and efficacy results of phase 1/2 study of venetoclax plus lowdose cytarabine in treatment-na&iuml;ve AML patients aged &ge;65 years and unfit for standard induction therapy. Abstract S473, EHA 2018, Stockholm <strong>4</strong> Wei AH et al.: Chemotherapy and venetoclax in elderly AML trial (CAVEAT): a phase 1B dose escalation study examining modified intensive chemotherapy in fit elderly patients. Abstract S1564, EHA 2018, Stockholm <strong>5</strong> Oliva EN et al.: Randomized open-label phase III multicenter trial to evaluate azacitidine post-remission therapy in elderly patients with AML. Abstract PS983, EHA 2018, Stockholm <strong>6</strong> Pollyea DA et al.: Enasidenib monotherapy is effective and well-tolerated in patients with previously untreated mutant-IDH2 AML. Abstract S1561, EHA 2018, Stockholm <strong>7</strong> Pollyea DA et al.: Ivosidenib (IVO, AG-120) in mutant IDH1 relapsed/refractory AML. Results of a phase 1 study. Abstract S1560, EHA, Stockholm <strong>8</strong> DiNardo CD et al.: Mutant isocitrate dehydrogenase (mIDH) inhibitors enasidenib or ivosidenib, in combination with azacitidine: preliminary results of a phase 1b/2 study in patients with newly diagnosed AML. Abstract S1562, EHA 2018, Stockholm</p> </div> </p>
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