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i-FemMe 2018

Den Blick für chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankungen schärfen

<p class="article-intro">Ein Frauenkongress, konzipiert von und für Frauen, gestaltet von deutschsprachigen Referentinnen aus Dermatologie, Rheumatologie und Gastroenterologie: Pfizer veranstaltete zum 3. Mal die i-FemMe, diesmal in Hamburg, und das Feedback war hervorragend. Nicht nur die Wissenschaft, auch das interaktive, soziale Element kam nicht zu kurz, neue Kontakte konnten geknüpft, alte intensiviert werden.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>&bdquo;Unter Medizinm&auml;nnern&ldquo;</h2> <p>Genderaspekte sind wichtig und sollten nicht in einer m&auml;nnlich dominierten Karrierestruktur untergehen. An der Universit&auml;tsklinik Charit&eacute; in Berlin k&uuml;mmert sich die zentrale Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte, Dr. Christine Kurmeyer, um Geschlechtsunterschiede in Lehre und Forschung, aber auch um ganz wesentliche Punkte im Klinikalltag wie Vereinbarkeit von Familie und Job, Kinderferienbetreuung u.&Auml;. Schriftliche Gleichstellungskonzepte liegen dazu vor und werden regelm&auml;&szlig;ig monitiert. &bdquo;Wir machen es den M&auml;nnern zu einfach&ldquo;, stimmte Prof. Dr. Tanja K&uuml;hbacher, Lehrstuhlinhaberin f&uuml;r Gastroenterologie in Hamburg, Ehefrau und Mutter von 2 Kindern, ein. &bdquo;Frauen sind, weil sie es m&uuml;ssen, besser organisiert, kl&uuml;ger, strebsamer. Karrierekiller sind Partner, die nicht mitmachen. Oftmals kommt es zu Misskommunikation zwischen Mann und Frau im Spitalswesen. Sie will es verstehen, er f&uuml;hlt sich kritisiert.&ldquo; K&uuml;hbacher pl&auml;dierte f&uuml;r Mentoring f&uuml;r Frauen, um sich mehr zuzutrauen.</p> <h2>Infektion im Fokus</h2> <p>Neue Herausforderungen in der Gastroenterologie sind mehr opportunistische Infekte und paradoxe Inflammationen. K&uuml;hbacher erw&auml;hnte die Sicherheit von TNF-a-Blockern in der Behandlung und neue Behandlungsoptionen wie das Biologikum Ustekinumab, in Deutschland seit einem Jahr in der Gastroenterologie in der Dosierung 6mg/kg KG zugelassen, sowie den in K&uuml;rze oral verf&uuml;gbaren Januskinasehemmer( JAK)-Hemmer Tofacitinib bei Colitis ulcerosa. Das aus der Rheumatologie bekannte Konzept des &bdquo;treat to target&ldquo; wird nun auch in der Gastroenterologie angewendet. Was fehlt, sind interdisziplin&auml;re Konferenzen zur Entz&uuml;ndung, in welchen Fragen diskutiert werden wie unter anderem: Wann ist der richtige Behandlungszeitpunkt? Wie bekommt man die Patienten rechtzeitig in die Klinik?</p> <h2>Ern&auml;hrung bei chronischentz&uuml;ndlichen Krankheiten</h2> <p>&Uuml;ber die metabolischen Komorbidit&auml;ten und die Inflammation bis zu einem ausgewogenen Lebensstil und genussvoller Ern&auml;hrung referierte Dr. Anja Wa&szlig;mann- Otto, Ern&auml;hrungstherapeutin in Hamburg. Di&auml;tische Interventionen k&ouml;nnen bei Psoriasis protektive und therapeutische Effekte erzielen. Bekanntlich erh&ouml;ht Adipositas das Risiko f&uuml;r das Auftreten von Psoriasis und rheumatoider Arthritis (RA), beeinflusst die Schwere der Erkrankung negativ, verschlechtert die Therapieresponse, erh&ouml;ht das Risiko f&uuml;r begleitende kardiovaskul&auml;re und metabolische Erkrankungen. Charakteristische Ver&auml;nderungen der Adipositas nehmen vermutlich Einfluss auf die Entstehung und den Verlauf der Psoriasis, wobei TNF-a als Bindeglied zwischen Adipositas und Insulinresistenz agiert, so die Referentin. Psoriasispatienten haben ein deutlich erh&ouml;htes Risiko f&uuml;r metabolisches Syndrom im Vergleich zu Nichtpsoriatikern: OR 2,66 (Milicic et al., An Bras Dermatol 2017), zudem ein erh&ouml;htes Risiko f&uuml;r Hyperurik&auml;mie (OR: 1,83, p&lt;0,05) und Gicht (OR: 1,37, p=0,04) (Lai et al., Clin Exp Dermatol 2016). Studien belegen weiters, dass die pathologischen metabolischen Ver&auml;nderungen Einfluss auf die Wirksamkeit der Psoriasistherapien nehmen. Auch ein schlechteres Ansprechen auf die Therapie bei einem BMI &gt;40 ist belegt (Strober et al. 2006). Dass der BMI als Kofaktor die Wirksamkeit von Adalimumab negativ beeinflusst, zeigten Cassandro et al. 2008. Patienten mit chronisch-entz&uuml;ndlichen Erkrankungen sollten ihre Ern&auml;hrung modifizieren, so die Therapeutin. Alkohol und zuckerreiche Lebensmittel sollten nur in Ma&szlig;en verzehrt werden. Zu bevorzugen sind pflanzliche Fette mit hohem Gehalt an Omega- 3-Fetts&auml;uren sowie fettreicher Fisch (Wildlachs, Hering, Makrele) und mageres Fleisch. Hochwertige pflanzliche Fette, enthalten in N&uuml;ssen, &Ouml;lsaaten, Oliven und Avocados, sollten in den Speiseplan integriert werden. Zu meiden sind fruktosehaltige Obstsorten wie Weintrauben, &Auml;pfel, Mangos, Ananas und Bananen. Fruktosearme Fruchtsorten sind Beeren, Marillen, Orangen, Papayas. Es ist sinnvoll, den Anteil an Omega-3-Fetts&auml;uren in der Kost zu erh&ouml;hen und den Anteil an Omega-6-Fetts&auml;uren zu reduzieren (kein Schweineschmalz und Suppenhuhn, keine Schweinsleber, kein Eigelb, kein Putenfleisch; besser sind Rindfleisch, Wild, Kaninchen). Die Frage der N&auml;hrstoffsubstitution bei Psoriasis und RA ist noch nicht gekl&auml;rt. Die Vitamin-D3-Substitution bei Psoriasis erscheint vielversprechend, bedarf jedoch weiterer Untersuchungen. Ein vorliegender Vitamin-D3-Mangel ist zu substituieren.</p> <h2>Wandelnde Aliens</h2> <p>Die Rolle des Mikrobioms bei chronisch- entz&uuml;ndlichen Erkrankungen beleuchtete die Rheumatologin Dr. Gabriela Eichbauer-Sturm, Linz. So wurden bei Psoriasis vulgaris, Pemphigus vulgaris und Epidermolysis bullosa acquisita Ver&auml;nderungen des Hautmikrobioms am gesamten K&ouml;rper beobachtet. Eine h&ouml;here Diversit&auml;t des Hautmikrobioms sch&uuml;tzt. Die bakterielle Besiedelung der Haut unterscheidet sich von der bei Neurodermitispatienten und Gesunden deutlich. Neurodermitis f&uuml;hrt zu Ver&auml;nderungen des gesamten Hautmikrobioms, nicht nur der betroffenen Stellen, so Eichbauer-Sturm. Im Mausmodell wurde die Gabe von Lactobacillus reuteri getestet, und dies f&uuml;hrte zu einer geringeren Autoinflammation (He et al., J Exp Med 2016). Die FODMAPDi&auml;t, basierend auf der Reduktion von Fruktooligosacchariden, Galaktosacchariden, Monosacchariden, Disacchariden und Polyolen, f&uuml;hrte bei 10 Patienten mit Reizdarmsyndrom zu einer Ver&auml;nderung des Mikrobioms des Darms. Klinisch war eine Verringerung von Bauchschmerzen, Flatulenzen und Diarrh&ouml; zu beobachten (Reiner et al., J Gastroenterol Hepatol 2017).</p> <h2>Atopische Dermatitis und ihre H&uuml;rden</h2> <p>Prof. Dr. Beatrix Volc-Platzer, Wien, Primaria der Dermatologischen Abteilung im Donauspital &ndash; SMZ Ost, referierte &uuml;ber die diffuse Neurodermitis, eine Erkrankung mit gro&szlig;er sozialmedizinischer Bedeutung, die hohen Leidensdruck verursacht. Immerhin ist sie die h&auml;ufigste chronische Hauterkrankung der westlichen Welt (10&ndash;20 % ) und betrifft haupts&auml;chlich Kinder. 10 % der Europ&auml;er haben einen heterozygoten Defekt (Carrier) und eine &bdquo;Loss of function&ldquo;-Filaggrin-Mutation mit 50 % reduzierter Expression des Proteins, 42 % der Carrier leiden an einer atopischen Dermatitis (AD) (Irvine et al., NEJM 2011). Patienten mit AD weisen ein erh&ouml;htes Risiko f&uuml;r Asthma, Rhinitis allergica, Erdnussallergie und Kontaktallergie auf. Zwei wesentliche Mechanismen tragen zur AD bei: eine defekte Barrierefunktion der Haut und eine St&ouml;rung der Immunantwort. Durch die defekte Haut von Atopikern dringen mehr Erreger und Allergene als durch die gesunde Haut. Das Immunsystem der Patienten reagiert darauf mit der vermehrten Aussch&uuml;ttung von Interleukin (IL) 4 und 13. Es kommt zur Inflammation mit starkem Juckreiz, der Patient kratzt sich, wodurch die Haut gesch&auml;digt wird und Allergene noch leichter eindringen k&ouml;nnen. 80&ndash;90 % der Patienten weisen eine Staphylococcusaureus- Besiedelung in den Hautl&auml;sionen auf und 50 % der Patienten sogar in der nicht l&auml;sionalen Haut, so Volc-Platzer.<br /> Die externe Behandlung besteht aus Basis-, aktiver und proaktiver Therapie. Therapeutisch reicht das Armamentarium mittlerweile von topischen Kortikosteroiden, topischen Calcineurininhibitoren, Antihistaminika bis zu systemischen immunmodulierenden Therapien wie dem ersten zielgerichteten Wirkstoff Dupilumab. Dupilumab blockiert die Signalgebung von IL-4 und IL-13 und durchbricht so den Teufelskreis bei der AD. Derzeit in Phase II der klinischen Pr&uuml;fung befindlich ist der Anti-Interleukin- 31-Rezeptor-A-Antik&ouml;rper Nemolizumab. Es handelt sich hierbei um eine randomisierte, placebokontrollierte Dosisfindungsstudie mit 264 Patienten, in der die Wirksamkeit und Sicherheit von Nemolizumab s.c. 0,1mg vs. 0,5mg vs. 2,0mg/kg KG, alle 4 Wochen verabreicht, gegen&uuml;ber 2,0mg/kg KG alle 8 Wochen untersucht werden. Eine konsequente Basistherapie der AD senkt die Schubfrequenz und steigert die Lebensqualit&auml;t, aber auch die Patientenschulung sollte als wichtiger Erfolgsfaktor, um die &bdquo;Adliance&ldquo; (Compliance + Adherence) zu erh&ouml;hen, nicht au&szlig;er Acht gelassen werden, so die Expertin zusammenfassend.</p> <h2>Interdisziplinarit&auml;t z&auml;hlt</h2> <p>&bdquo;Inflammatorische Erkrankungen haben viele Facetten. So k&ouml;nnen zum Beispiel zus&auml;tzlich zu einer im Vordergrund stehenden Symptomatik auch andere Erscheinungen aus dem rheumatologischen, dermatologischen, gastroenterologischen oder einem anderen Bereich auftreten. Daher ist die interdisziplin&auml;re Zusammenarbeit auf diesem Gebiet so enorm wichtig&ldquo;, meinte Prim. Dr. Gabriele Eberl, Wien. Denn z.B. sind 10 % der Patienten mit Spondyloarthritiden auch von Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa betroffen, 16 % von ihnen leiden an Psoriasis, 30 bis 40 % zus&auml;tzlich an einer Uveitis und 30 bis 40 % an einer Enthesitis. &bdquo;Wir haben auf der i- FemMe daher auch immer eine interdisziplin&auml;re Fallkonferenz, die einen oder mehrere F&auml;lle aus der Sicht der Rheumato-, der Dermato- und der Gastroenterologie beleuchtet. Dies ist besonders wichtig, um den f&auml;cher&uuml;bergreifenden Blick zu sch&auml;rfen, und wird immer auch besonders gut angenommen.&ldquo;<br /> &bdquo;Auch wenn die Tagung von &Auml;rztinnen f&uuml;r &Auml;rztinnen konzipiert ist, kommen die m&auml;nnlichen Kollegen nat&uuml;rlich nicht zu kurz. S&auml;mtliche Vortr&auml;ge wurden mitgefilmt und stehen interessierten &Auml;rzten online zur Verf&uuml;gung&ldquo;, so K&uuml;hbacher abschlie&szlig;end.</p> <h2>Starke &ouml;sterreichische Repr&auml;sentanz</h2> <p>Abgesehen von den renommierten &ouml;sterreichischen Referentinnen, zu denen auch die Rheumatologin Dr. Maya Thun z&auml;hlte, die &uuml;ber ihr Lieblingsthema &ndash; Medizin und Kunst &ndash; sprach, war auch die Zahl der Teilnehmerinnen aus &Ouml;sterreich in Relation zu denjenigen aus Deutschland und der Schweiz beachtlich. Auf die n&auml;chste Veranstaltung in zwei Jahren freut sich die Verfasserin.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: i-FemMe, Hamburg 2018, Ärztinnen unter einem D-A-CH, 13.–14. April 2018, Hamburg </p>
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