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Bullöses Pemphigoid

Alter Patient mit Juckreiz und Hautveränderungen: schwierige DD

<p class="article-intro">Pralle Blasen auf der Haut – typische Zeichen für ein bullöses Pemphigoid. Doch die Autoimmunkrankheit beginnt oft mit Juckreiz, erythematösen Hautveränderungen und Papeln und ist nicht immer gleich auf den ersten Blick zu erkennen. Erst nach Wochen oder Monaten, manchmal auch erst nach Jahren, kommen Blasen hinzu. Wie entsteht die blasenbildende Hautkrankheit, wie diagnostiziert man sie und welche Behandlungen stehen zur Verfügung? Prof. Dr. Luca Borradori aus Bern ist einer der Experten auf dem Gebiet der autoimmunen blasenbildenden Hautkrankheiten. </p> <hr /> <p class="article-content"><p>Das bull&ouml;se Pemphigoid ist eine der wenigen Autoimmunerkrankungen, deren Inzidenz mit dem Alter zunimmt. W&auml;hrend bei Menschen unter 50 Jahren weniger als 0,5 Neuerkrankungen pro 1 Million Menschen pro Jahr dokumentiert werden, sind es bei den &uuml;ber 80-J&auml;hrigen zwischen 190 und 300/1 Mio./Jahr.<sup>1&ndash;4</sup> Klassischerweise &auml;u&szlig;ert sich die Hautkrankheit mit nicht spezifischen urtikariellen Plaques und ekzemat&ouml;sen L&auml;sionen, die einige Wochen oder Monate andauern, was als nicht bull&ouml;ses Stadium bezeichnet wird. Danach bilden sich Bl&auml;schen, wobei bis zu 20 % der Patienten keine haben &ndash; ein Hinweis darauf, dass nicht alle Pemphigoid-F&auml;lle nach dem gleichen Schema fortschreiten.<sup>5, 6</sup> &Auml;u&szlig;ert sich ein bull&ouml;ses Pemphigoid mit Blasen, wird die Diagnose im Schnitt nach sechs Wochen gestellt, sind keine vorhanden, kann dies Jahre dauern.<sup>7</sup></p> <p>Oft beginnt das bull&ouml;se Pemphigoid mit Juckreiz, verbunden mit Exkoriationen und ekzemat&ouml;sen, papul&auml;ren oder urtikariellen L&auml;sionen.<sup>8</sup> Die Hautver&auml;nderungen k&ouml;nnen entweder lokalisiert auftreten, also etwa pr&auml;tibial oder peristomal, oder generalisiert.<sup>9, 10</sup> Blasen bilden sich entweder gleichzeitig oder einige Wochen bis Monate nach ersten Hauterscheinungen und Juckreizbeginn. Im Gegensatz zum Pemphigus vulgaris ist das Blasendach dicker und die Blasen meist prall. Das bull&ouml;se Pemphigoid kann viele Hauterscheinungen nachahmen: ein allergisches Ekzem, Urtikaria, Prurigo, eine schwere Arzneimittelreaktion, Erythema anulare centrifugum oder sogar eine Erythrodermie.</p> <p>&bdquo;Bei &auml;lteren Patienten mit juckenden Hautver&auml;nderungen, ekzemat&ouml;s oder urtikariell, oder mit Erosionen sollte man immer an ein bull&ouml;ses Pemphigoid denken&ldquo;, sagt Prof. Luca Borradori, Chefarzt der Universit&auml;tsklinik f&uuml;r Dermatologie am Inselspital Bern. &bdquo;Vor allem bei einem chronisch rezidivierenden Verlauf.&ldquo; Bei 8&ndash;15 % der Patienten sind auch die Mundschleimh&auml;ute befallen, seltener andere Schleimh&auml;ute.</p> <p>Diagnostischer Goldstandard ist der Nachweis gewebegebundener Autoantik&ouml;rper und/oder von C3 in der (Schleim-)Haut mittels direkter Immunfluoreszenz, zus&auml;tzlich lassen sich die Autoantik&ouml;rper im Serum nachweisen. Ziel der Therapie ist, die Entz&uuml;ndung abzuschw&auml;chen und Komplikationen zu vermeiden. &bdquo;Bei der Behandlung muss man beachten, dass die oft &auml;lter als 70-j&auml;hrigen Patienten multimorbide sind und die Therapie eine Vielzahl von Komplikationen ausl&ouml;sen kann&ldquo;, sagt Borradori. Gespannte Blasen sollten desinfiziert und mit einer sterilen Nadel ge&ouml;ffnet werden, um die Fl&uuml;ssigkeit abzulassen. Dies verhindert, dass sich die Blasen weiter ausdehnen. &bdquo;Wichtig ist, dass man das Blasendach nicht abhebt&ldquo;, warnt Borradori, &bdquo;denn das funktioniert als nat&uuml;rliche Wundabdeckung und verhindert sekund&auml;re bakterielle Infektionen.&ldquo; Das bull&ouml;se Pemphigoid kann oft am besten mit topischen hochpotenten Kortikoiden behandelt werden.<sup>10, 11</sup> Ist die Krankheit stabil, kann die Dosis langsam schrittweise reduziert werden. Ist die Applikation von topischen Steroiden nicht m&ouml;glich, wird eine systemische Kortikoidtherapie gestartet. Ist diese kontraindiziert oder spricht der Patient darauf nicht an, kommt eine Immunsuppression infrage, meist mit Methotrexat, Mycophenolat-Mofetil oder Azathioprin. Eine gewisse Wirksamkeit zeigten in einigen Studien auch Antibiotika wie Tetrazykline, Rituximab, der IgE-Antik&ouml;rper Omalizumab oder Immunabsorption, getestet werden zudem Antik&ouml;rper gegen Interleukin 5 und Eotaxin-1. &bdquo;Die Therapie ist oft eine Herausforderung&ldquo;, sagt Borradori. &bdquo;Im Zweifel &uuml;berl&auml;sst man das lieber dem Spezialisten.&ldquo;</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong>&nbsp;Marazza G et al.: Br J Dermatol 2009; 161(4): 861-8 <strong>2</strong>&nbsp;Bertram F et al.: J Dtsch Dermatol Ges 2009; 7(5): 434-40 <strong>3</strong>&nbsp;Langan SM et al.&nbsp;: BMJ 2008; 337: a180 <strong>4</strong>&nbsp;Gudi VS et al.: Br J Dermatol 2005; 153(2): 424-7 <strong>5</strong>&nbsp;Joly P et al.: J Invest Dermatol 2012; 132: 1998-2004 <strong>6</strong>&nbsp;Della Tore R et al.: Br J Dermatol 2012; 167: 1111-7 <strong>7</strong>&nbsp;Borradori L et al.: Bullous pemphigoid (cutaneous pemphigoid): the spectrum of clinical presentations. In: Murrell DF, editor: Blistering Dis&shy;eases. Sydney: Springer, Inc., 2015. p. 335-42 <strong>8</strong>&nbsp;Schmidt E et al.: Immunol Allergy Clin North Am 2012; 32: 217-32 <strong>9</strong>&nbsp;Borradori L, Joly P: JAMA Dermatol 2014; 150: 459 <strong>10</strong>&nbsp;Amber KT et al.: Clin Rev Allerg Immunol, online 4. 8. 2017 <strong>11</strong> Kim M et al.: Drugs Aging 2016; 33: 711-723</p> </div> </p>
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