Impfungen bei Erwachsenen

<p class="article-intro">Die Impfberatung von Kindern, gesunden Erwachsenen, aber auch von besonderen Patientengruppen wie Schwangeren, Reisenden und Immunsupprimierten gehört zum Alltag in der Grundversorgerpraxis. Auch die Impfberatung von Migranten, bei denen der Impfstatus häufig unbekannt oder nur anamnestisch zu erfragen ist, ist eine Herausforderung für den betreuenden Hausarzt. Als Basis dient der jährlich aktualisierte Schweizerische Impfplan des Bundesamts für Gesundheit<sup>1</sup>, welcher neben den empfohlenen Basis- und Boosterimpfungen für Kinder und Erwachsene auch viele der oben erwähnten speziellen Impfsituationen abbildet. Im vorliegenden Artikel sollen die aktuellen Impfempfehlungen für Erwachsene mit und ohne besondere Risikofaktoren zusammengefasst werden.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Basis- und Nachholimpfungen bei Erwachsenen</h2> <p>Ausgehend von einer kompletten Grundimmunisierung in der Kindheit und Jugend, sieht der Schweizerische Impfplan regelm&auml;ssige Auffrischimpfungen bei gesunden Erwachsenen vor. Bei fehlender oder unbekannter Grundimmunisierung sollen Nachholimpfungen, abh&auml;ngig vom Erreger, in jedem Alter evaluiert werden. Als Grundregel sind Lebendimpfstoffe (MMR, Varizellen, Gelbfieber, Typhus) bei Schwangeren und Patienten mit Immunsuppression kontraindiziert. Zwei Lebendimpfstoffe sollten zur optimalen Impfantwort mit einem Abstand von mindestens 4 Wochen verabreicht werden. Alternativ ist auch die gleichzeitige Gabe von zwei Lebendimpfstoffen m&ouml;glich mit leicht reduzierter Impfantwort.<br /> Die Kosten f&uuml;r die Basis- und Nachholimpfungen werden, abz&uuml;glich der Franchise, von der Krankenkasse &uuml;bernommen. <br /><br /><strong>Diphtherie/Tetanus/Pertussis (dTp<sub>a</sub>)</strong><br /> Auffrischimpfungen werden im Alter zwischen 25 und 65 Jahren alle 20 Jahre (mit 25, 45 und 65 Jahren) empfohlen. Ab dem Alter von 65 Jahren gilt aufgrund der Immunoseneszenz wie auch bei immundefizienten oder -supprimierten Personen weiterhin die Empfehlung f&uuml;r die Auffrischung alle 10 Jahre. Zwischen 25 und 29 Jahren sollte im Hinblick auf die Familiengr&uuml;ndung und den S&auml;uglingsschutz eine dTp<sub>a</sub> (mindestens 2 Jahre nach letzter dT-Impfung) verabreicht werden. Knapp jede dritte Pertussisinfektion im S&auml;uglingsalter kann auf eine &Uuml;bertragung durch einen Erwachsenen zur&uuml;ckgef&uuml;hrt werden.<sup>2</sup> Daher sollten alle Erwachsenen mit regelm&auml;ssigem beruflichem oder privatem Kontakt zu S&auml;uglingen unter 6 Monaten alle 10 Jahre sowie in jeder Schwangerschaft (s.u.) den Impfschutz mit dTp<sub>a</sub> auffrischen.<br /><br /> <strong>Polio</strong><br /> Da die weltweite Polioeradikation noch nicht erreicht ist, werden Auffrischimpfungen vor Reisen in Risikogebiete alle 10 Jahre empfohlen.<br /><br /> <strong>Masern/Mumps/R&ouml;teln</strong><br /> Bei unvollst&auml;ndig geimpften oder ungeimpften, nach 1963 geborenen Erwachsenen werden je nach Anzahl fr&uuml;herer Dosen 1 bzw. 2 MMR-Nachholimpfungen im Abstand von mindestens 1 Monat empfohlen. Dies gilt auch f&uuml;r Personen mit anamnestisch durchgemachter Masernerkrankung sowie besonders f&uuml;r Frauen im geb&auml;rf&auml;higen Alter vor einer Schwangerschaft und f&uuml;r beruflich exponierte Personen.<br /><br /> <strong>Varizellen</strong><br /> Aufgrund der h&ouml;heren Komplikationsrate bei Primoinfektion im Erwachsenenalter werden bei Erwachsenen &lt;40 Jahren, die anamnestisch keine Varizellen durchgemacht haben, zwei Nachholimpfungen im Abstand von mindestens 4 Wochen empfohlen.<br /> <br /> <strong>Hepatitis B</strong><br /> Kann in jedem Alter als Nachholimpfung verabreicht werden, ausser wenn kein Expositionsrisiko vorliegt. Ab 16 Jahren sind drei Dosen im Abstand von 0, 1 und 6 Monaten indiziert. Eine serologische Erfolgskontrolle ist nur bei besonderen Risikosituationen notwendig, z.B. bei Besch&auml;ftigten im Gesundheitswesen.<br /><br /> <strong>HPV</strong><br /> Empfohlene erg&auml;nzende Impfung f&uuml;r Frauen im Alter zwischen 20 und 26 Jahren und M&auml;nnern zwischen 15 und 26 Jahren, in Abh&auml;ngigkeit vom individuellen Risiko. Die Basisimpfung wird bei Jugendlichen m&ouml;glichst vor Beginn der sexuellen Aktivit&auml;t empfohlen; es gibt aber zunehmend Daten, dass die Impfung auch nach erfolgter Infektion gegen Reinfektionen und Akquisition von anderen HPV-Typen sch&uuml;tzt. Wird die 1. Dosis vor dem 15. Geburtstag gegeben, sind nur 2 Dosen im Abstand von mindestens 6 Monaten indiziert; ab dem 16. Lebensjahr werden 3 Dosen (0, 1&ndash;2 und 6 Monate) ben&ouml;tigt. Der quadrivalente Impfstoff Gardasil&reg; ist f&uuml;r beide Geschlechter zugelassen; er wird wohl demn&auml;chst durch das 9-valente Gardasil 9&reg; ersetzt. Sofern die 1. Impfung vor dem 27. Geburtstag bei einer registrierten Impfstelle erfolgt, werden die Kosten im Rahmen von kantonalen Impfprogrammen &uuml;bernommen.<br /><br /> <strong>Influenza</strong><br /> Empfohlene Basisimpfung ab 65 Jahren, s. u.</p> <h2>Impfempfehlungen bei Migranten</h2> <p>Grunds&auml;tzlich sollten die Impfungen m&ouml;glichst bald nach der Einreise durchgef&uuml;hrt werden. Serologien f&uuml;hren zu einem Zeitverlust, sind h&auml;ufig schwierig zu interpretieren und sollten daher in der Regel vermieden werden. Im Zweifelsfall &ndash; bei fehlender Dokumentation und unsicherer Anamnese &ndash; kann die Person als ungeimpft betrachtet werden.<sup>3</sup> Bis auf die lokale Reaktion durch Hyperimmunisierung nach Tetanusimpfung m&uuml;ssen keine vermehrten Komplikationen durch &laquo;unn&ouml;tige &raquo; Impfungen bef&uuml;rchtet werden. Hingegen z&auml;hlt f&uuml;r den Impfschutz jede durchgef&uuml;hrte Impfung, unabh&auml;ngig vom Zeitabstand; man muss nicht nochmals von vorne beginnen.<br /> Besonderes Augenmerk sollte auf die Varizellenimpfung gerichtet werden, da Migranten deutlich seltener eine Immunit&auml;t durch eine nat&uuml;rliche Infektion in der Kindheit aufweisen als Schweizer. Das f&uuml;r die Praxis empfohlene Vorgehen ist in Tabelle 1 zusammengefasst.<br /> Ein bis zwei Monate nach der ersten dTp<sub>a</sub>-Impfung k&ouml;nnen die Tetanus-IgG bestimmt werden. Bei einem Resultat &lt;0,1U/ ml sind f&uuml;r die Grundimmunisierung zwei weitere Impfungen n&ouml;tig gem&auml;ss obigem Schema. Da viele Fl&uuml;chtlinge aus Endemiel&auml;ndern stammen, sollten niederschwellig HBs-Ag und Anti-HBc-Antik&ouml;rper gemessen werden. Die erste Hepatitis- B-Impfung sollte jedoch zeitgleich durchgef&uuml;hrt werden, ohne das Resultat abzuwarten.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Leading Opinions_Innere_1803_Weblinks_s14_tab1.jpg" alt="" width="1433" height="495" /></p> <h2>Die j&auml;hrliche Grippeimpfung</h2> <p>Die Influenza ist eine Erkrankung, deren Schweregrad und Auswirkungen von Gesundheitspersonal und Allgemeinbev&ouml;lkerung untersch&auml;tzt werden. Beispielsweise zeigte eine aktuelle Studie ein deutlich erh&ouml;htes Risiko f&uuml;r einen akuten Myokardinfarkt w&auml;hrend eines gesamten Jahres nach best&auml;tigter Influenzainfektion.<sup>4</sup> Die Impfung ist ausserdem bez&uuml;glich der Schutzwirkung und m&ouml;glicher Nebenwirkungen deutlich besser als ihr Ruf. Die in der Hausarztpraxis (fr&uuml;her) h&auml;ufig verwendete trivalente inaktivierte Vakzine zeigte in einer Metaanalyse bei 18- bis 64-J&auml;hrigen eine gepoolte Wirksamkeit von 59 % .<sup>5</sup> Der Impfschutz ist abh&auml;ngig von saisonalem Antigen-Match, Alter und Immunstatus des Patienten. Wie die letzte Grippesaison eindr&uuml;cklich gezeigt hat, kann der Antigen-Mismatch durch die Verwendung eines tetravalenten Impfstoffs, welcher beide Influenza-B-St&auml;mme enth&auml;lt, reduziert und damit die Anzahl der verhinderten Influenzaf&auml;lle erh&ouml;ht werden. Der trivalente adjuvantierte Impfstoff (Fluad&reg;), welcher f&uuml;r Erwachsene &ge;65 Jahre zugelassen ist, l&ouml;st bei dieser Bev&ouml;lkerungsgruppe eine etwas bessere Immunantwort aus, enth&auml;lt jedoch nur einen B-Stamm.<br /> Die Influenzaimpfung reduziert bei Erwachsenen sowohl die Gesamtmortalit&auml;t als auch die Rate an Hospitalisationen aufgrund von Pneumonie und Influenza.<sup>6, 7</sup><br /> Die Grippeimpfung wird in der Schweiz f&uuml;r alle Personen mit erh&ouml;htem Komplikationsrisiko und solchen mit erh&ouml;htem &Uuml;bertragungsrisiko bzw. mit Kontakt zu Risikogruppen empfohlen (Tab. 2)</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Leading Opinions_Innere_1803_Weblinks_s14_tab2.jpg" alt="" width="1429" height="1030" /></p> <h2>Pneumokokkenimpfung</h2> <p>Die h&ouml;chste Inzidenz von invasiven Pneumokokkenerkrankungen findet sich bei Kleinkindern sowie bei Senioren. Durch die Impfung von S&auml;uglingen mit Pneumokokken-Konjugatimpfstoffen wird ein Herdenschutz gegen&uuml;ber invasiven Pneumokokkenerkrankungen auch bei anderen Altersgruppen erreicht. Seit 2014 wird bei vorliegender Indikation auch im Erwachsenenalter eine einmalige Impfung mit dem 13-valenten Pneumokokken-Konjugatimpfstoff (Prevenar&reg;) empfohlen (Ausnahme: Transplantatempf&auml;nger). Dieser zeigt auch bei Erwachsenen einen guten Schutz vor invasiven Pneumokokkenerkrankungen und Pneumokokkenpneumonien8 und hat den 23-valenten Polysaccharidimpfstoff (Pneumovax&reg;) ersetzt. Bei bereits mit Pneumovax&reg; geimpften Patienten sollte der Abstand zur letzten Impfung mindestens 1 Jahr betragen. Der Abstand zwischen der Pneumokokkenund Influenzaimpfung sollte idealerweise mindestens 4 Wochen betragen, um eine optimale Immunogenit&auml;t zu gew&auml;hrleisten. Bei unsicherer Compliance des Patienten ist jedoch eine gleichzeitige Impfung m&ouml;glich.<br /> Prevenar&reg; ist in der Schweiz nur f&uuml;r Kinder &lt;5 Jahren zugelassen (in anderen L&auml;ndern besteht keine Alterseinschr&auml;nkung), weshalb eine Kosten&uuml;bernahme bei Personen &gt;5 Jahre durch die Grundversicherung nicht gesichert ist. Die Indikationen sind &auml;hnlich wie bei der Influenzaimpfung, mit der Ausnahme, dass das Alter &ge;65 Jahre ohne Komorbidit&auml;ten keine Indikation mehr darstellt. Die vollst&auml;ndige Auflistung der Impfindikationen ist auf der BAG-Homepage ersichtlich.<sup>9</sup></p> <h2>Impfung gegen Herpes zoster</h2> <p>Die Inzidenz des Herpes zoster mit der postherpetischen Neuralgie als m&ouml;glicher Komplikation steigt altersabh&auml;ngig an und hat in den letzten Jahrzehnten zugenommen. 10 Ein attenuierter Lebendimpfstoff (Zostavax&reg;) ist seit 2007 verf&uuml;gbar, wurde jedoch erst 2018 in den Impfplan aufgenommen. Er enth&auml;lt eine ca. 14-mal h&ouml;here Antigenmenge als der Varizellenimpfstoff. Zostavax&reg; f&uuml;hrt zu einer relevanten Reduktion sowohl der Zosterepisoden (um 50&ndash;70 % ) als auch der postherpetischen Neuralgie (um ca. 66 % ), wobei die Wirkung nach etwa 7 bis 10 Jahren deutlich abnimmt.<sup>11, 12</sup> Neu wird eine einmalige Dosis f&uuml;r immunkompetente Erwachsene im Alter von 65 bis 79 Jahren empfohlen, unabh&auml;ngig von der Anamnese einer allf&auml;llig durchgemachten Varizellen- Primoinfektion. Auch eine Varizellenserologie vor der Impfung ist nicht n&ouml;tig.<br /> Zudem wird eine einmalige Zosterimpfung auch f&uuml;r eine definierte Gruppe von in naher Zukunft immungeschw&auml;chten Personen zwischen 50 und 79 Jahren empfohlen, welche aktuell noch nicht von einer Immunschw&auml;che oder nur von einer leichten betroffen sind. Bei dieser Patientengruppe soll hingegen zun&auml;chst eine Varizellenanamnese erhoben und bei negativer oder unsicherer Anamnese eine Serologie durchgef&uuml;hrt werden. Bei negativer Anamnese und Serologie soll statt der Zosterimpfung eine Impfung gegen Varizellen (Varilrix&reg;, 2 Dosen im Abstand von &ge;4 Wochen) verabreicht werden. Der Abstand zwischen der Zosterimpfung und einer relevanten Immunsuppression sollte mindestens 4 Wochen betragen. Grunds&auml;tzlich ist immer zwischen dem Nutzen und den m&ouml;glichen Risiken der Lebendimpfung abzuw&auml;gen. Die vollst&auml;ndige Liste der Indikationen und Vorsichtsmassnahmen findet sich im Schweizerischen Impfplan.<sup>1</sup><br /> Die Einf&uuml;hrung eines inaktivierten Zosterimpfstoffs (Shingrix&reg;) in der Schweiz wird erwartet, sie wird zu einer Anpassung der Empfehlungen f&uuml;hren. Bis anhin wird die Zosterimpfung nicht von den Krankenkassen &uuml;bernommen.</p> <h2>Impfung gegen Fr&uuml;hsommer- Meningoenzephalitis (FSME)</h2> <p>Die Grundimmunisierung sowie Boosterimpfungen alle 10 Jahre werden f&uuml;r alle Personen ab 6 Jahren empfohlen, welche in den Risikogebieten wohnen oder sich zeitweise dort aufhalten. Die Karte der Risikogebiete wird vom BAG j&auml;hrlich aktualisiert und kann unter map.geo.admin. ch abgerufen werden.<br /> Die Grundimmunisierung mit dem Impfstoff FSME immun&reg;CC erfolgt zu den Zeitpunkten 0, 1 und 6 Monate; mit Encepur &reg; 0, 1 und 10 Monate. F&uuml;r beide Impfstoffe ist auch ein Schnellschema verf&uuml;gbar (FSME immun&reg;CC: 0, 14 Tage, 6 Monate; Encepur&reg;: 0, 7, 21 Tage; 12 Monate).<sup>13</sup> Beide Impfstoffe sind grunds&auml;tzlich gleichwertig.</p> <h2>Impfempfehlungen bei Schwangeren</h2> <p>Bei Frauen im geb&auml;rf&auml;higen Alter sollte idealerweise vor Eintritt einer Schwangerschaft der Impfstatus v.a. hinsichtlich Masern und R&ouml;teln &uuml;berpr&uuml;ft werden. Bei fehlender Immunit&auml;t sollen Nachholimpfungen gegen MMR (falls &le;1 Impfung) und Varizellen (falls keine Varizellenanamnese und &le;1 Impfung) mindestens 1 Monat vor der geplanten Schwangerschaft durchgef&uuml;hrt werden. Falls zu Schwangerschaftsbeginn 1&ndash;2 dokumentierte MMR-Impfungen vorliegen, ist eine Serologie (R&ouml;teln und Masern) nicht notwendig. Auch die Varizellenanamnese sollte erhoben und bei fehlender Anamnese serologisch &uuml;berpr&uuml;ft werden.<br /> Das Impfen w&auml;hrend der Schwangerschaft wurde aus Angst vor unerw&uuml;nschten Auswirkungen auf Mutter und Kind lange Zeit vermieden. Impfungen in der Schwangerschaft haben jedoch 3 wichtige Funktionen: Schutz vor schweren Infektionen der schwangeren Mutter (z.B. Influenza!); Nestschutz des Kindes durch den Antik&ouml;rpertransfer; Reduktion von postpartaler Transmission dieser Infektionen von Mutter auf Kind. Die Impfungen gegen Influenza und Pertussis sind daher f&uuml;r jede Schwangere indiziert und sollten den betroffenen Frauen nach entsprechender Aufkl&auml;rung sowohl von Frauen&auml;rzten als auch von Grundversorgern empfohlen werden. Lebendimpfungen sind bei Schwangeren nach wie vor kontraindiziert, wobei eine versehentlich verabreichte Lebendimpfung keine Indikation f&uuml;r einen Schwangerschaftsabbruch darstellt. <br /><br /><strong>Pertussis</strong><br /> Als Kombinationsimpfung mit Diphtherie und Tetanus (dTp<sub>a</sub>) wird die Impfung seit 2017 f&uuml;r jede Schwangere in jeder Schwangerschaft empfohlen, unabh&auml;ngig vom Zeitpunkt der letzten Pertussisimpfung oder -erkrankung. Auch eine k&uuml;rzlich erfolgte Tetanusimpfung stellt keine Kontraindikation dar. Die Impfung erfolgt im Hinblick auf einen optimalen Antik&ouml;rpertransfer zum Kind vorzugsweise im 2. Trimenon, kann jedoch im 3. Trimenon nachgeholt werden.<br /><br /> <strong>Influenza</strong><br /> W&auml;hrend der Grippesaison ist die Impfung jeder Schwangeren ab dem 1. Trimenon indiziert. Eine Influenza ist bei Schwangeren, aber auch bei Neugeborenen mit einer h&ouml;heren Komplikationsrate und Mortalit&auml;t vergesellschaftet, was in allen bisherigen Pandemien und mit besserer Surveillance ausserhalb von Pandemien (also j&auml;hrlich!) beobachtet werden konnte.<sup>14</sup> Die Grippeimpfung in der Schwangerschaft ist sicher, effektiv und f&uuml;hrt zu einer Reduktion der Totgeburtenrate.<sup>15</sup></p> <h2>Impfschutz bei Asplenie</h2> <p>Eine anatomische oder funktionelle Asplenie ist mit einem lebenslangen Risiko f&uuml;r schwere Infektionsverl&auml;ufe durch bekapselte oder intrazellul&auml;re Erreger verbunden. Die Pr&auml;vention durch Impfungen &ndash; soweit m&ouml;glich &ndash; ist hier besonders wichtig (Tab. 3), zumal viele Patienten &uuml;ber ihr Risiko nur ungen&uuml;gend informiert sind. Mit Abstand am h&auml;ufigsten sind lebensbedrohliche Infektionen mit <em>Streptococcus pneumoniae</em>. Daneben geh&ouml;ren Meningokokken zu den impfpr&auml;ventablen Infektionen bei Asplenie. Falls m&ouml;glich, sollte eine Primovakzination gegen Pneumokokken und Meningokokken bereits mindestens 2 Wochen vor der Splenektomie oder alternativ einige Tage postoperativ, jedoch m&ouml;glichst vor Spitalaustritt, erfolgen. Wenn vorhanden, sollten Konjugatimpfstoffe (Prevenar&reg; bzw. Menveo&reg;) den Polysaccharidimpfstoffen vorgezogen werden, da sie eine bessere Impfantwort ausl&ouml;sen.</p> <h2>Impfstrategien bei Immunsupprimierten mit Autoimmunerkrankungen</h2> <p>Grunds&auml;tzlich &uuml;berwiegen in dieser Patientenpopulation die Vorteile gegen&uuml;ber den potenziellen Risiken der Impfungen, jedoch sollten folgende Prinzipien ber&uuml;cksichtigt werden:<sup>16&ndash;18</sup></p> <ul> <li>Patienten ohne Immunsuppressiva: Keine Kontraindikationen f&uuml;r Impfungen; die Ausl&ouml;sung von Autoimmunit&auml;t muss nicht bef&uuml;rchtet werden.</li> <li>Patienten mit geplanter Immunsuppression: Der Impfstatus soll m&ouml;glichst vor Beginn der Immunsuppression kontrolliert und erg&auml;nzt werden, ggf. sind serologische Kontrollen (Masern, Varizellen) sinnvoll. Nach Lebendimpfungen soll mindestens 4&ndash;6 Wochen mit der immunsuppressiven Therapie zugewartet werden.</li> <li>Personen unter Immunsuppression: Totimpfstoffe sollten m&ouml;glichst in der Phase der geringsten Immunsuppression verabreicht werden. Die Immunogenit&auml;t kann reduziert sein, Konjugatimpfstoffe sind den Polysaccharidimpfstoffen vorzuziehen (Meningokokken, Pneumokokken).</li> <li>Lebendimpfstoffe: Impfstoffe mit hohem Replikationspotenzial (z.B. Gelbfieber) sollten wegen der Gefahr einer invasiven Infektion unter Immunsuppression vermieden werden; solche mit niedrigem Replikationspotenzial (Varizellen, Herpes zoster, orale Typhusimpfung) k&ouml;nnen unter gewissen Umst&auml;nden verwendet werden. Zwischen dem Absetzen des Immunsuppressivums und einer Lebendimpfung sollten in Abh&auml;ngigkeit von der Substanz unterschiedliche Zeitabst&auml;nde eingehalten werden:<br /> ➥ Nach &le;20mg Prednison: kein Abstand<br /> ➥ Nach &ge;20mg Prednison &uuml;ber &gt;2 Wochen: &ge;1 Monat<br /> ➥ Nach TNF-&alpha;-Blockern: &ge;3 Monate<br /> ➥ Nach Rituximab: &ge;12 Monate<br /> ➥ Nach Leflunomid: &ge;2 Jahre</li> <li>Serologische Kontrollen: Sofern ein Antik&ouml;rpertiter als Korrelat verf&uuml;gbar ist, k&ouml;nnen serologische Kontrollen v.a. nach einer erstmaligen Impfung sinnvoll sein (Tetanus, Pneumokokken, Varizellen, Masern, Hepatitis A und B etc.).</li> <li>Cocooning: Auch die &Uuml;berpr&uuml;fung und ggf. Vervollst&auml;ndigung des Impfstatus von engen Kontaktpersonen geh&ouml;ren zum Schutz der immunsupprimierten Patienten.</li> <li>Expositionsfall: Nach relevanter Exposition von ungesch&uuml;tzten Patienten gegen&uuml;ber Personen mit einer Masernoder Varizellenerkrankung ist eine passive Immunisierung mittels spezifischer oder unspezifischer Immunglobuline m&ouml;glich.</li> <li>Indizierte Impfungen:<br /> ➥ Influenza: j&auml;hrlich<br /> ➥ Pneumokokken (Konjugatimpfstoff)<br /> ➥ HPV bei jungen Frauen und M&auml;nnern<br /> ➥ Herpes zoster (siehe oben)</li> </ul></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> https://www.bag.admin.ch/dam/bag/de/dokumente/mt/ i-und-b/richtlinien-empfehlungen/allgemeine-empfehlungen/ schweizerischer-impfplan.pdf.download.pdf/schweizerischer- impfplan-de.pdf <strong>2</strong> Heininger U, Krapf R: Pertussis &ndash; eine Herausforderung in der t&auml;glichen Praxis. Swiss Med Forum 2014; 14: 127-30 <strong>3</strong> Tarr P et al.: Impfungen bei erwachsenen Fl&uuml;chtlingen. Swiss Med Forum 2016; 16: 1075-9 <strong>4</strong> Kwong JC et al.: Acute myocardial infarction after laboratory-confirmed influenza infection. N Engl J Med 2018; 378: 345-53 <strong>5</strong> Osterholm MT et al.: Efficacy and effectiveness of influenza vaccines: a systematic review and meta-analysis. Lancet Inf Dis 2012; 12: 36-44 <strong>6</strong> Baxter R et al.: Effect of influenza vaccination on hospitalizations in persons aged 50 years and older. Vaccine 2010; 28: 7267- 72 <strong>7</strong> Fireman B et al.: Influenza vaccination and mortality: differentiating vaccine effects from bias. Am J Epidemiol 2009; 170: 650-6 <strong>8</strong> Bonten MJ et al.: Polysaccharide conjugate vaccine against pneumococcal pneumonia in adults. N Engl J Med 2015; 372: 1114-25<strong> 9</strong> Bundesamt f&uuml;r Gesundheit (BAG) und Eidgen&ouml;ssische Kommission f&uuml;r Impffragen (EKIF): Pneumokokkenimpfung: Empfehlungen zur Verhinderung von invasiven Pneumokokkenerkrankungen bei Risikogruppen. BAG Bulletin 2014; (8): 129-41 <strong>10</strong> Kawai K et al.: Increasing incidence of Herpes zoster over a 60-year period from a population-based study. CID 2016; 63: 221-6 <strong>11</strong> Oxman MN et al.: A vaccine to prevent herpes zoster and postherpetic neuralgia in older adults. N Engl J Med 2005; 352: 2271-84 <strong>12</strong> Morrison VA et al.: Long-term persistence of zoster vaccine efficacy. Clin Infect Dis 2015; 60: 900-9 <strong>13</strong> Krause M, Majer S: Aktiv impfen gegen die Fr&uuml;hsommer-Meningoenzephalitis. Ther Umschau 2016: 73: 253-6 <strong>14</strong> Neuzil KM et al.: The effect of influenza on hospitalizations, outpatient visits, and courses of antibiotics in children. N Engl J Med 2000; 342: 225-31 <strong>15</strong> Regan AK et al.: Seasonal trivalent influenza vaccination during pregnancy and the incidence of stillbirth: population-based retrospective cohort study. Clin Infect Dis 2016; 62: 1221-7 <strong>16</strong> Bundesamt f&uuml;r Gesundheit (BAG) und Eidgen&ouml;ssische Kommission f&uuml;r Impffragen (EKIF): Impfprinzipien und Empfehlungen f&uuml;r Personen mit autoimmun-entz&uuml;ndlichen rheumatischen Erkrankungen. BAG Bulletin 2014; (8): 159-61 <strong>17</strong> B&uuml;hler S, Hatz C: Impfungen bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen. Ther Umschau 2016; 73: 275-80 <strong>18</strong> St&auml;helin C et al.: Impfungen bei Immunsupprimierten. Ther Umschau 2016; 73: 281-9</p> </div> </p>
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