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Risikomanagement während der Schwangerschaft

Postpartale Blutungen vermeiden

<p class="article-intro">Obwohl die mütterliche Mortalität in der Schweiz sehr gering ist, sterben auch hier junge, gesunde Frauen während der Geburt. Die Hauptursache dafür sind Blutungen.<sup>1</sup> Dies machte Prof. Dr. med. Daniel Surbek, Chefarzt der Universitätsfrauenklinik am Inselspital Bern, in seinem Vortrag am 20. Ostschweizer Symposium für praktische Gynäkologie und Geburtshilfe deutlich.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Blutungen sind verantwortlich f&uuml;r rund 23 % m&uuml;tterlicher Todesf&auml;lle weltweit.<sup>1</sup> Hauptursachen der postpartalen H&auml;morrhagie (PPH) sind die vier &bdquo;T&ldquo;:</p> <ul> <li>Traumata (Vaginalriss, Zervixriss, Uterusruptur)</li> <li>Tissue (Plazentaretention, Plazentareste, Placenta increta/percreta)</li> <li>Tonus (Atonie)</li> <li>Thrombin (Koagulopathie: prim&auml;r oder sekund&auml;r/blutungsbedingt)</li> </ul> <p>In den Industriel&auml;ndern ging die Mortalit&auml;tsrate infolge PPH in den vergangenen 15 bis 20 Jahren kontinuierlich zur&uuml;ck.<sup>2&ndash;4</sup> Eine franz&ouml;sische Studie hat untersucht, ob die Todesf&auml;lle aufgrund von H&auml;morrhagien vermeidbar gewesen w&auml;ren oder nicht. Das Ergebnis: Die Autoren halten &uuml;ber 90 % der Todesf&auml;lle nach postpartalen Blutungen durch gutes Risikomanagement f&uuml;r vermeidbar.<sup>4</sup></p> <h2>Risikomanagement</h2> <p>Zum Risikomanagement geh&ouml;ren das Identifizieren von Risikoschwangerschaften, risikoadaptierte Massnahmen f&uuml;r die Geburt bzw. Sectio, Pr&auml;vention und Therapie der PPH vor, w&auml;hrend und nach der Geburt sowie das Management von Bluttransfusionen. Dieses Patient-Blood-Management (PBM) soll das Outcome und die Sicherheit f&uuml;r die Patienten verbessern, indem unn&ouml;tige Transfusionen vermieden werden.<sup>5</sup><br /> F&uuml;r die Geburtshilfe bedeutet dies, dass bereits w&auml;hrend der Schwangerschaft auf das Vorliegen einer (Eisenmangel-)An&auml;mie zu untersuchen ist, um diese gezielt zu behandeln. W&auml;hrend der Geburt sollten Blutverluste durch geeignete Blutstillung, H&auml;mostase und Gerinnungsmanagement minimiert werden. Nach der Geburt sind die Verbesserung der An&auml;mietoleranz und ein restriktives Transfusionsregime wichtig (Abb. 1).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Leading Opinions_Gyn_1802_Weblinks_s24_abb2.jpg" alt="" width="1454" height="801" /></p> <h2>Therapeutische Massnahmen</h2> <p>Ein Screening auf Eisenmangel und An&auml;mie wird in jedem Schwangerschaftsdrittel und kurz vor der Geburt empfohlen. Neu ist, dass Serum-Ferritin in der 8.&ndash;12. SSW und evtl. nochmals in der 28.&ndash;32. SSW bestimmt werden sollte. Liegt eine Eisenmangelan&auml;mie (H&auml;moglobin: Hb &lt;110g/l) oder ein Eisenmangel (Ferritin &lt;30&micro;g/l bei normalem Hb) vor, besteht die Indikation f&uuml;r eine Eisentherapie. Diese erfolgt prim&auml;r oral, kann aber auch intraven&ouml;s vorgenommen werden, etwa wenn die Frau die orale Therapie nicht vertr&auml;gt, darauf nicht ausreichend anspricht oder wenn eine rasche Hb-Steigerung n&ouml;tig ist.<sup>6</sup><br /> Postpartal, wenn keine aktive Blutung mehr vorliegt, ist eine intraven&ouml;se Eisentherapie indiziert, wenn das Hb &lt;95g/l liegt; Erythrozytenkonzentrate werden infundiert bei einem Hb &lt;70g/l. Nach sechs Wochen sollte eine Nachkontrolle mit Bestimmung von Hb und Ferritin erfolgen.<sup>7</sup></p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 20. Ostschweizer Symposium für praktische Gynäkologie und Geburtshilfe, 9.–10. November 2017, Näfels </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Bhutta ZA, Black RE: N Engl J Med 2013; 369: 2226-35 <strong>2</strong> Cantwell R et al.: BJOG 2011; 118(Suppl 1): 1-203 <strong>3</strong> Creanga AA et al.: Obstet Gynecol 2015; 125: 5-12 <strong>4</strong> Saucedo M et al.: Obstet Gynecol 2013; 122: 752-60 <strong>5</strong> WHO: The Clinical use of Blood: handbook. 2001 (www.who.int/iris/ handle/10665/42396) <strong>6</strong> Breymann C et al.: Arch Gynecol Obstet 2017; 296: 1229-34 <strong>7</strong> Mu&ntilde;oz M et al.: Transfus Med 2017: doi: 10.1111/tme.12443. (Epub ahead of print)</p> </div> </p>
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