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Optimale Ernährung im Kleinkindalter als Basis für eine gesunde Verdauung

<p class="article-intro">Die Ernährung während der ersten Lebensjahre hat großen Einfluss auf die Gesundheit des Kindes. Im Kleinkindalter findet der letzte wichtige Schritt hin zum Übergang zur Familienkost statt. Einmal „erlernte“ Geschmacksvorlieben werden nachhaltig verankert und können später – falls erwünscht oder aus gesundheitlichen Gründen erforderlich – nur sehr schwer geändert werden.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Die Ern&auml;hrung moduliert den Stoffwechsel und die Aktivit&auml;t von Hormonen und beeinflusst auf diese Weise nachhaltig biochemische Prozesse, welche als Wegbereiter oder pr&auml;ventiv auf sp&auml;tere Erkrankungen wirken.<br /> F&uuml;r die Kinderern&auml;hrung k&ouml;nnen drei Kernbotschaften formuliert werden (Tab. 1). Diese n&auml;hrstoffbezogenen Empfehlungen wurden von Ern&auml;hrungsfachgesellschaften in lebensmittelbezogene Empfehlungen &uuml;bersetzt, wobei zudem traditionell und kulturell bedingte Ern&auml;hrungsgewohnheiten ber&uuml;cksichtigt wurden.<br /> Kinder ben&ouml;tigen regelm&auml;&szlig;ige, fixe Mahlzeiten, um leistungsf&auml;hig und fit zu bleiben. Entsprechend den traditionellen Ern&auml;hrungsgewohnheiten sind dies drei Hauptmahlzeiten sowie zwei kleinere Zwischenmahlzeiten. Erziehung zu gesunder Ern&auml;hrung hei&szlig;t, dem Kind bei gemeinsamen Mahlzeiten gesunde und abwechslungsreiche Speisen anzubieten. Was und wie viel es davon isst, bleibt dem Kind &uuml;berlassen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_DAM_Allgemeinm_1804_Weblinks_dam_1804_s34_tab1.jpg" alt="" width="1051" height="306" /></p> <h2>Bedeutung pflanzlicher Lebensmittel</h2> <p>Pflanzliche Lebensmittel, insbesondere Obst, Gem&uuml;se, Getreide, N&uuml;sse und H&uuml;lsenfr&uuml;chte sind nicht nur aufgrund ihrer hohen N&auml;hrstoffdichte (mg/kcal) und niedrigen Energiedichte (kcal/g) sowie des Gehalts an gesundheitsf&ouml;rdernden sekund&auml;ren Pflanzenstoffen wichtig. Hinzu kommt die geschmackliche Vielfalt, die Kindern die Akzeptanz neuer Lebensmittel und damit der empfohlenen gemischten Kost erleichtern kann. Kinder lernen durch Gewohnheit in einem angenehmen Umfeld (&bdquo;Mere exposure&ldquo;-Effekt), Lebensmittel zu m&ouml;gen. Die Kernbotschaft &bdquo;reichlich pflanzliche Lebensmittel&ldquo; ber&uuml;cksichtigt auch Aspekte der prim&auml;ren Pr&auml;vention weitverbreiteter Erkrankungen wie Adipositas, Herz- Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Osteoporose. Neben der gesundheitsf&ouml;rdernden Wirkung sind pflanzliche Lebensmittel nachhaltig, umweltschonend und kostensparend.</p> <h2>Ballaststoffreiche Ern&auml;hrung f&ouml;rdert Darmgesundheit</h2> <p>Durch den regelm&auml;&szlig;igen Konsum von Vollkorngetreide aus Brot und Getreideprodukten, Nudeln sowie Kartoffeln werden dem K&ouml;rper &uuml;berwiegend unl&ouml;sliche Ballaststoffe zugef&uuml;hrt. Diese k&ouml;nnen Wasser in ihre Hohlr&auml;ume aufnehmen und quellen (1g Zellulose bindet 3g Wasser), werden jedoch nicht von den Darmbakterien fermentiert. Neben den bereits erw&auml;hnten Lebensmitteln kommen sie auch in H&uuml;lsenfr&uuml;chten und N&uuml;ssen vor und verk&uuml;rzen die Transitzeit st&auml;rker als ballaststoffreiche Obst-/Gem&uuml;sesorten.<br /> Obst und Gem&uuml;se sind Tr&auml;ger haupts&auml;chlich l&ouml;slicher, bakteriell abbaubarer Polysaccharide (Hemizellulose, Pektin), zu denen auch Guar, Inulin und Schleimstoffe z&auml;hlen.<br /> Wasserl&ouml;sliche Ballaststoffe verlieren im Wasser ihre Struktur und f&uuml;hren zur Gelbildung (1g Pektin bindet 60g Wasser!), wodurch die Magenentleerung verlangsamt wird, was zu einer l&auml;ngeren S&auml;ttigung sowie einem langsameren und gleichm&auml;&szlig;igeren Blutzuckeranstieg f&uuml;hrt.</p> <h2>Gest&auml;rktes Immunsystem durch Ballaststoffe</h2> <p>Durch die Fermentierbarkeit verschiedener schwer verdaulicher Kohlenhydrate entstehen im Kolon kurzkettige Fetts&auml;uren, welche an vielen notwendigen Prozessen beteiligt sind, die ein gesundes Milieu im Darm gew&auml;hrleisten. S&auml;mtliche fermentierbare Substanzen erh&ouml;hen die Bakterienmasse im Stuhl, f&ouml;rdern die Natrium- und Wasserr&uuml;ckresorption und sind wichtig f&uuml;r die Kontrolle des Stuhlvolumens. Dar&uuml;ber hinaus werden sie auch mit einer verbesserten Immunfunktion im Sinne einer Senkung von entz&uuml;ndungsassoziierten Biomarkern in Verbindung gebracht.</p> <h2>Besonderheit Pr&auml;biotika</h2> <p>Pr&auml;biota sind Nahrungsbestandteile, die speziellen apathogenen Darmbakterien als bevorzugte Energiequelle dienen. Dadurch f&ouml;rdern sie indirekt die Aktivit&auml;t und Vermehrung gesundheitsf&ouml;rdernder Mikroorganismen beg&uuml;nstigen. Muttermilch ist die erste universelle pr&auml;biotische Nahrung, durch sie werden S&auml;uglinge mit Humanmilch- Oligosacchariden (HMOS) versorgt. Die wesentlichen pr&auml;biotisch wirksamen Substanzen aus der Nahrung stammen aus der Gruppe der pflanzlichen Oligosaccharide (GOS, FOS). Dar&uuml;ber hinaus werden heute einige pr&auml;biotische Produkte aus nat&uuml;rlichen pflanzlichen Quellen oder aber aus Nebenprodukten der Lebensmittelindustrie (Molke) enzymatisch gewonnen.<br /> Neben der F&ouml;rderung bestimmter apathogener Keimgruppen wie der Bifidoflora und von Laktobazillen sowie der kompetitiven Hemmung des Wachstums von pathogenen Keimen wie Bacteroides oder Clostridium difficile h&auml;ngt ihre Wirkung auf die Darmgesundheit mit der mikrobiell- fermentativen Bildung von kurzkettigen Fetts&auml;uren zusammen, welche als Energiequellen f&uuml;r die apathogenen Bakterien und Darmschleimhautzellen dienen und damit wiederum die Darmbarriere st&auml;rken. Ebenso haben sie positive Effekte auf die Regulierung von Verdauungsst&ouml;rungen (die Absenkung des ph-Wertes hemmt das Wachstum pathogener Keime) und auf die Absorption von Mineralstoffen wie Kalzium, Magnesium, Eisen und Zink.</p> <h2>Mikrobiota in unserem Darm</h2> <p>Neben genetischen Faktoren sind die ersten Lebensstunden und -tage ausschlaggebend daf&uuml;r, welche Mikrobiota sich im Organismus entwickelt. Die Muttermilch ist nicht nur immunologisch wirksam, sondern f&uuml;hrt als Lieferant humaner Oligosaccharide zur Ausbildung einer bifidogenen Keimgruppe, welche neben den Laktobazillen f&uuml;r die Darmgesundheit unerl&auml;sslich ist. Neben der Ern&auml;hrung spielen auch der Gesundheitsstatus, der Einsatz von Medikamenten (Antibiotika!) und Umwelteinfl&uuml;sse eine Rolle, im S&auml;uglingsalter auch die m&uuml;tterliche Darmflora. Im Alter von 3 Jahren ist das Darmmikrobiom eines Kindes im Wesentlichen festgelegt, in Abh&auml;ngigkeit davon, welche Lebensmittel es h&auml;ufig verzehrt.</p> <h2>Empfehlungen f&uuml;r eine ausgewogene Kinderern&auml;hrung</h2> <p>Durch geeignete Ern&auml;hrung kann man die Darmgesundheit positiv beeinflussen und die Vielfalt gesundheitsf&ouml;rdernder Keime unterst&uuml;tzen (Tab. 2). Dazu sollte man f&uuml;r ein abwechslungsreiches Angebot aus regionalem, saisonalem Obst und Gem&uuml;se mit einer Vielfalt sekund&auml;rer Pflanzeninhaltsstoffe, H&uuml;lsenfr&uuml;chten und N&uuml;ssen sorgen, wie es der mediterranen Kost entspricht: 2 Portionen Obst (bevorzugt roh) und 3 Portionen Gem&uuml;se, wobei eine Portion ganzes Obst/Gem&uuml;se in eine Kinderhand passen soll. Bei Getreideprodukten sollten Vollkornprodukte (50 % ) bevorzugt und der Konsum an Wei&szlig;mehlprodukten und Zucker reduziert werden. Bei der Fettauswahl sollten einfache (Oliven&ouml;l und Raps&ouml;l) und mehrfach unges&auml;ttigte Fette gegen&uuml;ber ges&auml;ttigten Fetten aus Fleisch, Milch und Milchprodukten sowie Kokosfett bevorzugt werden. Weiters ist es ratsam, auf moderaten Fleischkonsum (wenig rotes Fleisch) zu achten &ndash; nicht mehr als zwei bis maximal drei Fleischmahlzeiten von der Gr&ouml;&szlig;e eines Handtellers des Kindes in der Woche.<br /> Diese Empfehlungen sind in Reaktion auf Verzehrstudien als erw&uuml;nschte Verbesserungen getroffen worden und k&ouml;nnen in der Praxis durch eine bewusstere Lebensmittelauswahl &ndash; speziell bei den Grundnahrungsmitteln &ndash; gut umgesetzt werden.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_DAM_Allgemeinm_1804_Weblinks_dam_1804_s35_tab2.jpg" alt="" width="1419" height="1461" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>bei der Verfasserin</p> </div> </p>
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