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10 Jahre Kontrazeption

Was war, was ist, was wird sein?

<p class="article-intro">In den vergangenen 10 Jahren hat sich im Bereich der Kontrazeption viel verändert. Stand noch nach der Jahrtausendwende die kombinierte hormonelle Kontrazeption an erster Stelle, lassen sich gegenwärtig eine vermehrte Nachfrage nach intrauteriner Kontrazeption sowie ein Revival der hormonfreien Verhütung feststellen. Ob dieser Trend anhalten wird, oder ob in einigen Jahren wieder die Vorteile der kombinierten hormonellen Kontrazeption in den Vordergrund gerückt werden, bleibt abzuwarten.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Heute existiert ein breites Angebot an verschiedenen Kontrazeptionsmethoden. Mit der intravaginalen und transdermalen Applikation, neuen Gestagenen, ver&auml;nderten Einnahmeschemata inklusive Langzyklus-Modelle sowie der Verwendung von Estradiol bzw. Estradiolvalerat in Ovulationshemmern erweiterte sich in den letzten zehn Jahren die Palette der kombinierten hormonellen Kontrazeption.<br /> Weitere Fortschritte gab es bei der intrauterinen Kontrazeption. Mit dem Angebot eines niedrig dosierten, schmalen hormonellen Intrauterinsystems f&uuml;r 3 Jahre wurde die intrauterine Methode zunehmend auch f&uuml;r junge Frauen vor einer ersten Schwangerschaft und f&uuml;r Jugendliche interessant. Seit Kurzem wird eine weitere kleine Variante der Hormonspirale (mit f&uuml;nf Jahre Liegedauer) angeboten. Geringerer Durchmesser, verbesserte Einf&uuml;hrtechnik und die Anwendung von Analgesie und Lokalan&auml;sthesie sollen eine m&ouml;glichst schmerzfreie Einlage erm&ouml;glichen. Auch im Bereich der kupferhaltigen Methoden sind neue Modelle auf den Markt gekommen: Varianten der Form, der Legierung (Silber oder Gold) oder der Einf&uuml;hrart wie die Kupferkette oder seit Kurzem der Kupferball.<br /> W&auml;hrend die hormonellen Intrauterinsysteme dem Heilmittelgesetz unterstehen und damit den Studienanforderungen von Medikamenten gen&uuml;gen m&uuml;ssen, ist die Studienlage bei den hormonfreien Methoden sp&auml;rlich. Auch die &auml;rztliche Erfahrung ist naturgem&auml;ss bei neuen Modellen, insbesondere dem Kupferball und der neuen Goldspirale, noch gering.</p> <h2>Hormonfreie Kontrazeptiva im Aufwind</h2> <p>Nach Berichten &uuml;ber schwerwiegende, vor allem thromboembolische Komplikationen verst&auml;rkte sich in den letzten Jahren die Kritik an der kombinierten hormonellen Kontrazeption, auch in der Laienpresse. Die Verschreibungspraxis von &Auml;rzten wurde kritisiert, es wurden Diskussionen in TV und Radio gef&uuml;hrt, politische Interventionen gefordert. Die Einteilung der unterschiedlichen gestagenen Wirkstoffe in sogenannte &laquo;Generationen &raquo; (entsprechend dem Zeitpunkt der jeweiligen Markteinf&uuml;hrung) wird der komplexen Wirkung der hormonellen Kontrazeption nicht gerecht und f&uuml;hrte zu einer Simplifizierung, die aufgrund von politischem Druck auch auf die Verschreibungspraxis der &Auml;rzte Einfluss gewann. Aktuell scheint jedoch die kritische Stimmung gegen&uuml;ber allen hormonellen Methoden, unabh&auml;ngig von Nebenwirkungen und Applikationsformen, zu einem Boom der kupferhaltigen intrauterinen Kontrazeption zu f&uuml;hren. Stimmungsschwankungen, traurige Verstimmungen, Abnahme der Libido oder Ver&auml;nderung des Essverhaltens &ndash; alles wird der hormonellen Kontrazeption angelastet, sodass viele, insbesondere junge Frauen und Jugendliche, sich eine hormonfreie Verh&uuml;tung w&uuml;nschen. Diese soll nat&uuml;rlich, sicher, nebenwirkungsarm und bequem sein. Warum Kupferionen im Uterus &laquo;nat&uuml;rlicher&raquo; sein sollen als weibliche Hormone, bleibt unklar. Mechanische Verh&uuml;tungsmethoden wie das Diaphragma, als moderne Variante auch aus Silikon, kombiniert mit spermizider Creme, sind bisher ein Nischenprodukt, f&uuml;r einige Frauen jedoch eine m&ouml;gliche Alternative. Ein Revival erlebt auch die altbekannte Rhythmusmethode Knaus- Ogino, die periodische Enthaltsamkeit, jetzt in modernem Design: als App &uuml;ber das Handy oder gar kombiniert mit Messung der Temperatur, die direkt am Computer angezeigt wird oder via Armband gemessen werden kann, weiter verfeinert als sogenannte &laquo;symptothermale Methode &raquo; oder kombiniert mit einer Messung der LH-Aussch&uuml;ttung. Das Ziel bleibt, eine Regelm&auml;ssigkeit der Ovulation zu berechnen, um eine fertile Phase f&uuml;r den n&auml;chsten Zyklus vorauszusagen. Diese Methoden sind hervorragend geeignet, den eigenen K&ouml;rper kennenzulernen und f&uuml;r Paare mit Kinderwunsch sind diese Berechnungen sicherlich hilfreich; als Verh&uuml;tungsmethode sind sie aber von nat&uuml;rlichen Zyklusschwankungen, Disziplin und Enthaltsamkeit abh&auml;ngig, was die Begeisterung f&uuml;r die Methode deutlich senkt.</p> <h2>Die optimale Verh&uuml;tungsmethode gibt es nicht</h2> <p>Zusammenfassend l&auml;sst sich sagen, dass es leider immer noch keine optimale, f&uuml;r alle passende Verh&uuml;tungsmethode gibt, die sicher, nebenwirkungsfrei und bequem ist. Auch die Verh&uuml;tung f&uuml;r den Mann bleibt aktuell auf das Kondom beschr&auml;nkt, verschiedene Forschungsprojekte wurden beendet, das m&auml;nnliche Geschlecht scheint diesbez&uuml;glich noch komplizierter zu sein als das weibliche. Kontrazeptionsberatung wird auch in Zukunft weiterhin individuell erfolgen m&uuml;ssen. Pers&ouml;nliche Anamnese, Lebenssituation, famili&auml;re Risiken, W&uuml;nsche und anatomische Gegebenheiten sind zu ber&uuml;cksichtigen. Es bleibt abzuwarten, ob die heutige vielleicht zu unkritische Anwendung der intrauterinen Kontrazeption auch bei Nulliparen und Adoleszenten nicht wieder zu einer Gegenbewegung f&uuml;hren wird, welche in einigen Jahren die Vorz&uuml;ge der hormonellen Kontrazeption in den Vordergrund r&uuml;cken wird, wie bereits in fr&uuml;heren Jahrzehnten.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>bei der Verfasserin</p> </div> </p>
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