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Kardiologie

Diagnose der arteriellen Hypertonie

<p class="article-intro">Da der Blutdruck eine starke Schwankungsbreite hat, ist eine Standardisierung bei der Messung erforderlich, bevor die Diagnose „Hypertonie“ gestellt werden kann. Der vorliegende Artikel gibt einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten der Blutdruckmessung, ihre Einsatzbereiche und die derzeitigen Grenzwerte.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Definition des Standards und Blutdruckmessger&auml;te</h2> <p>Obwohl bekannt und rezent durch eine gro&szlig;e Metaanalyse eindeutig belegt ist, dass die nicht invasive Oberarm-Blutdruckmessung im Vergleich zu invasiven Messungen den systolischen Blutdruck (SBD) deutlich untersch&auml;tzt und den diastolischen Blutdruck (DBD) deutlich &uuml;bersch&auml;tzt, bleibt die Methode nach Riva- Rocci und Korotkoff mit einem Quecksilber- Sphygmomanometer auf Basis einer gro&szlig;en Menge an Studien aus vielen Jahrzehnten der Goldstandard der Blutdruckmessung in der t&auml;glichen Routine. Alle anderen Blutdruckmessmethoden und -ger&auml;te werden daran validiert. Der SBD ist dabei definiert als erstmaliges Auftreten, der DBD als Verschwinden der Korotkoff-Ger&auml;usche. Aufgrund der Toxizit&auml;t von Quecksilber sind diese Messger&auml;te in vielen L&auml;ndern nicht mehr verf&uuml;gbar, als Weiterentwicklung werden meist oszillometrische Blutdruckmessger&auml;te verwendet, da sich diese gut f&uuml;r automatisierte Messungen eignen. Bei der oszillometrischen Messung wird der mittlere arterielle BD direkt (und &uuml;blicherweise sehr pr&auml;zise) gemessen und aus der H&uuml;llkurve der Blutdruckschwankungen in der Manschette mithilfe firmenspezifischer Algorithmen der SBD und der DBD errechnet. Der erste Schritt zur richtigen Diagnose &bdquo;Bluthochdruck&ldquo; ist somit die Verwendung eines validierten Messger&auml;tes. Listen zu den Ger&auml;ten findet man unter www.hochdruckliga.at und www.dableducational.org, wobei die &Ouml;GH im Allgemeinen den Oberarm-Blutdruckmessger&auml;ten den Vorzug gibt.</p> <h2>Richtiges Blutdruckmessen in der Arztpraxis (Office- Blutdruckmessung)</h2> <p>Der Blutdruck weist naturgem&auml;&szlig; eine starke Schwankungsbreite auf, weshalb eine Standardisierung bei der Messung erforderlich ist. Die wichtigsten Punkte sind in Tabelle 1 zusammengefasst.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_DAM_Allgemeinm_1801_Weblinks_s37_tab1.jpg" alt="" width="1417" height="1761" /></p> <h2>Weitere M&ouml;glichkeiten der Blutdruckmessung</h2> <p>Aufgrund der artifiziellen Messbedingungen bei der klassischen Office-BDMessung und der starken Variabilit&auml;t des Blutdrucks sind die Diagnose und die Behandlung des Bluthochdrucks nach Meinung der &Ouml;GH, aber auch anderer Fachgesellschaften, mit der alleinigen konventionellen Office-BD-Messung nicht ad&auml;quat. Eine neue Form der Office-BDMessung, die unbeobachtete automatische Office-BD-Messung, vermeidet den &bdquo;white coat effect&ldquo;. Die &bdquo;Out-of-office&ldquo;-BD-Messung vervielfacht die Zahl der Messungen und liefert einigerma&szlig;en unter Alltagsbedingungen gemessene Blutdruckwerte, beides ist f&uuml;r eine korrekte Diagnose und richtige Behandlung unerl&auml;sslich.<br /><br /><strong> Unbeobachtete automatische Office-Blutdruckmessung</strong> <br />Diese Messmethode wird seit L&auml;ngerem von Blutdruckexperten in Kanada empfohlen und hat dort auch Einzug in die Guidelines gehalten. Dabei sitzt der Patient mit angelegtem automatischem Blutdruckmessger&auml;t alleine in einem ruhigen Raum. Nach 5 Minuten wird der Blutdruck automatisch dreimal im Abstand von einer Minute gemessen und der Mittelwert ausgegeben. Durch die Verwendung im Rahmen der SPRINTStudie wurde die Methode allgemein bekannt. Sie ergibt &ndash; eben durch den Wegfall des Wei&szlig;kittel-Effektes &ndash; meist niedrigere Messwerte als die konventionelle Office-Messung, die gemessenen Werte liegen eher im Bereich der Blutdruck- Selbstmessung oder der Tageswerte der 24-Stunden-BD-Messung.<br /><br /><strong> Ambulantes 24-Stunden- Blutdruckmonitoring (ABDM)</strong><br /> Durch Verwendung automatischer oszillometrischer Messger&auml;te, die tags&uuml;ber alle 15&ndash;20 Minuten und nachts alle 30 Minuten den Blutdruck messen, kann in einer einzigen 24-Stunden-Messung eine ausreichend gro&szlig;e Anzahl an BD-Messwerten gewonnen werden, um die Diagnose &bdquo;Bluthochdruck&ldquo; mit gr&ouml;&szlig;tm&ouml;glicher Treffsicherheit zu stellen. Einige Fachgesellschaften, u.a. die &ouml;sterreichische und die britische, empfehlen daher grunds&auml;tzlich eine 24-Stunden- BD-Messung vor Einleitung einer Therapie. Limitierend sind die mancherorts immer noch mangelnde Verf&uuml;gbarkeit sowie manchmal eine gewisse Unannehmlichkeit. Ausgewertet werden 24-Stunden-, Tages- und Nacht-Mittelwerte sowie der n&auml;chtliche Blutdruckabfall.<br /><br /> <strong>Blutdruckselbstmessung<br /> (Heim-BD-Messung)</strong><br /> Bei Verwendung moderner automatischer BD-Messger&auml;te (idealerweise mit automatischer Aufzeichnung der Werte) und geschultem Patienten (es gelten grunds&auml;tzlich dieselben Regeln zur Standardisierung wie bei der Office-BD-Messung) ist die Selbstmessung eine wertvolle Methode in der Diagnosestellung, mehr noch in der Therapiekontrolle bei Bluthochdruck. In der Einstellungsphase sollte mindestens eine Woche lang morgens und abends je zweimal gemessen werden. Die Messwerte entsprechen im Mittel dem Tagesdurchschnitt der BD-Selbstmessung.<br /><br /><strong> Blutdrucktelemonitoring</strong><br /> Verschiedene Formen der Telemedizin k&ouml;nnen bei ausgew&auml;hlten Patienten die optimale Einstellung des Blutdruckes verbessern.</p> <h2>Normalwerte und Grenzwerte</h2> <p>Der Zusammenhang zwischen der H&ouml;he des Blutdrucks und dem kardiovaskul&auml;ren Risiko ist ab einem SBD von &lt;115mmHg und einem DBD von &lt;75mmHg kontinuierlich, d.h., es l&auml;sst sich in epidemiologischen Studien kein echter Schwellenwert erkennen. Jede Festlegung eines Grenzwertes ist daher etwas willk&uuml;rlich und kann sich bei Vorhandensein neuerer Daten auch &auml;ndern, ist aber aus praktischen Gr&uuml;nden durchaus notwendig. Nach Erscheinen der SPRINT-Studie, die zwei verschiedene Zielwerte (&lt;120 versus &lt;140mmHg) des SBD, allerdings mit der unbeobachteten automatischen Office-BD-Messung ermittelt, in einem breiten Patientenkollektiv untersuchte und deutliche Vorteile f&uuml;r den niedrigeren Zielwert zeigte, und nach einigen gro&szlig;en Metaanalysen, die dieses Ergebnis best&auml;tigten, ist eine lebhafte Diskussion &uuml;ber Grenz- und Zielwerte entstanden. Die neuen US Guidelines definieren, auf Basis von Office-BD-Messungen, einen normalen BD als &lt;120/&lt;80mmHg, einen erh&ouml;hten BD als 120&ndash;129/&lt;80mmHg und Hypertonie als &ge;130/&ge;80mmHg. Die &Ouml;GH-Empfehlungen von 2013 (noch vor den neuen Erkenntnissen ver&ouml;ffentlicht; eine Neuauflage ist in Vorbereitung) bezeichnen &lt;120/&lt;80mmHg als optimalen Blutdruck, 120&ndash;129/80&ndash;84mmHg als normalen, 130&ndash;139/85&ndash;89mmHg als hochnormalen Blutdruck und &ge;140/&ge;90mmHg als Hypertonie. Die den Office-BD-Werten entsprechenden Werte der &bdquo;Out-of-office&ldquo;- Messung sind in Tabelle 2 dargestellt.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_DAM_Allgemeinm_1801_Weblinks_s37_tab2.jpg" alt="" width="2150" height="423" /></p> <h2>Weitere diagnostische Schritte</h2> <p>Hinsichtlich weiterer erforderlicher diagnostischer Schritte (Basisabkl&auml;rung, Screening nach asymptomatischen Organsch&auml;den, Erhebung des kardiovaskul&auml;ren Risikoprofils, Nachweis sekund&auml;rer Hypertonieformen) verweise ich auf die aktuellen &ouml;sterreichischen Empfehlungen<sup>1</sup>, auf die Website der &Ouml;sterreichischen Gesellschaft f&uuml;r Hypertensiologie (&Ouml;GH; www.hochdruckliga.at)<sup>2</sup>, auf die Fortbildungskurse der &Ouml;GH<sup>2</sup> sowie auf die europ&auml;ischen (Journal of Hypertension 2013; 31: 1281&ndash;1357) und US-amerikanischen Guidelines.<sup>3, 4</sup></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Watschinger B et al.: Journal f&uuml;r Hypertonie 2013; 17(3): 99-108 <strong>2</strong> &Ouml;sterreichische Gesellschaft f&uuml;r Hypertensiologie: www.hochdruckliga.at <strong>3</strong> Mancia G et al.: Journal of Hypertension 2013; 31(7): 1281-357 <strong>4</strong> Guidelines of the American Society of Hypertension: Hypertension 2018; in press</p> </div> </p>
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