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Dermatologie

Was Medikamente an der Haut anrichten können

<p class="article-intro">Hautreaktionen nach Medikamenteneinnahme können harmlos sein – müssen aber nicht. Schwere kutane Arzneimittelreaktionen können lebensbedrohlich sein. Zu diesen „severe cutaneous adverse reactions“ zählen das DRESS-Syndrom („drug rash with eosinophilia and systemic symptoms“) und das Stevens-Johnson-Syndrom (SJS/TEN – „Stevens-Johnson's syndrome/toxic epidermal necrolysis“).</p> <hr /> <p class="article-content"><p>In der Diagnose dieser Krankheitsbilder hat die Anamnese gr&ouml;&szlig;te Bedeutung. Dies bedeutet, dass zun&auml;chst einmal &uuml;berhaupt an eine Arzneimittelreaktion gedacht werden muss. Gefragt werden sollte nach fr&uuml;heren Medikationen und unerw&uuml;nschten Wirkungen, auch nach OTCPr&auml;paraten oder &bdquo;Naturheilmitteln&ldquo;. Unterlagen wie Arztbriefe, Fieberkurven oder Narkoseprotokolle sind hilfreich. Letztlich erfordert die Diagnose jedoch klinische Erfahrung, da es keinen zuverl&auml;ssigen Marker oder ein zwingend vorhandenes Symptom gibt, die auf eine der genannten Erkrankungen schlie&szlig;en lassen. &bdquo;Nur die exakte Zusammenschau der Symptome, Befunde und des Verlaufs kann ad&auml;quate Hinweise und Warnzeichen liefern&ldquo;, so Univ.-Prof. Dr. Birger Kr&auml;nke von der Grazer Universit&auml;tsklinik f&uuml;r Dermatologie und Venerologie.<br /> Die h&auml;ufigste aller kutanen unerw&uuml;nschten Arzneireaktionen ist gl&uuml;cklicherweise harmlos. Das makulopapul&ouml;se Arzneimittelexanthem f&auml;llt durch erythemat&ouml;se Maculae und Papeln auf, die meist symmetrisch auftreten und am Stamm beginnen. Dies ist hilfreich f&uuml;r die Differenzialdiagnose gegen&uuml;ber viralen Exanthemen, die zumeist in der Peripherie beginnen. Palmae und Plantae sind h&auml;ufig, die Schleimh&auml;ute nur gelegentlich involviert. Juckreiz ist typisch. Das Exanthem beginnt meist in der ersten Woche der Einnahme des Arzneimittels und kann nach Absetzen ein bis zwei Wochen anhalten. Beim Abheilen wechselt die Farbe, das Exanthem wird dunkler. H&auml;ufige Ausl&ouml;ser sind Antibiotika (vor allem Penicilline aufgrund ihres h&auml;ufigen Einsatzes).<br /> Leider kann ein makulopapul&ouml;ses Arzneimittelexanthem auch durch Allopurinol oder Carbamazepin verursacht werden. Dies ist insofern ung&uuml;nstig, als diese Medikamente auch sehr schwere Reaktionen verursachen k&ouml;nnen und die Differenzialdiagnose damit von gr&ouml;&szlig;ter Bedeutung ist. Dazu geh&ouml;rt das DRESS-Syndrom, bei dem es neben einem Exanthem auch zu hohem Fieber, Eosinophilie, Lymphknotenschwellungen und Beteiligung innerer Organe kommt. Ein Alarmzeichen ist ein polymorphes Bild mit konfluierenden Einzell&auml;sionen. Kr&auml;nke: &bdquo;So etwas sollte man immer ernst nehmen.&ldquo; Letale Verl&auml;ufe sind keineswegs selten, die Mortalit&auml;t ohne Therapie liegt zwischen 10 und 40 % . Ein DRESSSyndrom kann mehrere Wochen nach Beginn einer neuen Medikation einsetzen. Die Therapie erfolgt mit Steroiden, kann relativ lange dauern und muss langsam &ndash; in manchen F&auml;llen &uuml;ber viele Wochen &ndash; ausgeschlichen werden.<br /> Noch schlechter ist die Prognose beim Stevens-Johnson-Syndrom (SJS/TEN). Es ist charakterisiert durch rasche Verschlechterung des Allgemeinzustandes, Fieber und Schleimhautl&auml;sionen bei ausgepr&auml;gten (initial makul&ouml;sen) Hautl&auml;sionen, im Sinne von Erythemen, purpurischen Maculae und kleinen Bl&auml;schen. Der charakteristische Befund ist die Epidermisabl&ouml;sung. Die Inzidenz von SJS/TEN ist bei HIV-infizierten Patienten deutlich erh&ouml;ht. Die Mortalit&auml;t liegt bei 30 % . Eine Absch&auml;tzung der individuellen Prognose erlaubt der SCORTENScore anhand des Ausma&szlig;es der Abl&ouml;sung der K&ouml;rperoberfl&auml;che sowie von Labor und patientenbezogenen Faktoren wie Alter und Grundkrankheit.<br /> H&auml;ufige Ausl&ouml;ser sind Allopurinol, Antikonvulsiva und Antibiotika. Allerdings kommen auch Infektionen mit Mykoplasmen als Ausl&ouml;ser infrage. Dies ist wichtig f&uuml;r die Differenzialdiagnose gegen&uuml;ber einem atypischen Erythema exsudativum multiforme (EEM). Das EEM wird vor allem durch Infekte und nur in seltenen F&auml;llen durch Arzneimittel verursacht. Ein Stevens-Johnson-Syndrom stellt einen absoluten Notfall dar und erfordert sofortiges Handeln. Die Therapie muss in aller Regel auf einer Intensivstation erfolgen. Alarmzeichen sind ein zentrales &Ouml;dem mit erythemat&ouml;ser Gesichtsschwellung, erosive Schleimhautl&auml;sionen, ber&uuml;hrungsempfindliche Haut, gro&szlig;e betroffene Hautareale, atypische Targetl&auml;sionen, vesikulobull&ouml;se L&auml;sionen sowie h&auml;morrhagisch-nekrotisierende L&auml;sionen.<br /> Im Gegensatz zu DRESS und SJS/TEN hat die akute generalisierte exanthematische Pustulose (&bdquo;acute generalized exanthematous pustulosis&ldquo; &ndash; AGEP) eine sehr gute Prognose. Sie wird ebenfalls durch Arzneimittel ausgel&ouml;st und f&auml;llt durch zahlreiche stecknadelkopfgro&szlig;e, nicht follikul&auml;re, sterile Pusteln auf einem leicht &ouml;demat&ouml;sen Erythem auf. Gesichtsschwellung, Fieber und Leukozytose sind typisch.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie, 30. November bis 2. Dezember 2017, Salzburg </p>
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