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Rheumatologie

Behandlung der rheumatoiden Arthritis heute

<p class="article-intro">Die Behandlung der rheumatoiden Arthritis basiert auf einer gemeinsamen Entscheidung von Patient und Arzt. Deren Hauptziele sind eine optimale Kontrolle der Krankheitszeichen und Erhaltung der Funktionalität, auch durch Verhinderung der Gelenkzerstörung. Hierdurch werden langfristig die bestmöglichen körperlichen und sozialen Kapazitäten sowie die höchstmögliche Lebensqualität angestrebt.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Die rheumatoide Arthritis (RA) tritt bei 0,5&ndash;1 % der Bev&ouml;lkerung auf und ist somit die h&auml;ufigste entz&uuml;ndliche Gelenkerkrankung neben der Gicht. In &Ouml;sterreich kann man mit ca. 60 000 bis 70 000 Patienten rechnen, wobei Frauen dreimal so h&auml;ufig betroffen sind wie M&auml;nner. Die Erkrankung kann grunds&auml;tzlich in jedem Alter auftreten, am h&auml;ufigsten jedoch bei Patienten zwischen 40 und 60 Jahren. Bei etwa drei Viertel der Patienten f&auml;llt der Nachweis von Rheumafaktoren oder Antik&ouml;rpern gegen citrullinierte Peptide positiv aus.</p> <h2>Anamnese</h2> <p>Bei Gelenksschwellungen unbekannter Ursache, einer zunehmenden Morgensteife der Gelenke sowie bei Funktionsverlust bzw. Kraftverlust vor allem der H&auml;nde sollte ein Patient einer rheumatologischen Begutachtung zugef&uuml;hrt werden.<br /> F&uuml;r die Diagnose an sich ist das Vorliegen einer arthritischen Gelenksschwellung essenziell. Diese f&uuml;hlt sich wie ein mit Wasser gef&uuml;llter Wasserball an, ist in den seltensten F&auml;llen rot und auch fast nie &uuml;berw&auml;rmt. Beides w&uuml;rde eher auf septische Arthritiden oder Kristallarthropathien (wie etwa Gicht, Chondrokalzinose) hinweisen. Bei immunsupprimierten Patienten und alten Patienten sind diese Anzeichen nicht so ausgepr&auml;gt. Im Falle diagnostischer Unsicherheit sollte das geschwollene Gelenk punktiert und das Punktat hinischtlich Zellzahl, Kristallen und Erregern analysiert werden. Gemeinsam mit den Laborbefunden (Leukozytose) ist dies f&uuml;r Differenzialdiagnosen wesentlich.<br /> Die Schwellungen bei rheumatoider Arthritis beginnen zumeist an den kleinen Gelenken, vor allem aber an den F&uuml;&szlig;en. Es k&ouml;nnen allerdings auch &ndash; und das sogar Monate oder Jahre vor dem eigentlichen Ausbruch der Krankheit &ndash; sogenannte Vorl&auml;ufergelenke befallen sein. Oft ist davon ein gro&szlig;es Gelenk, wie etwa das Knie, betroffen und die Entz&uuml;ndung bildet sich nicht selten ohne gravierende Ma&szlig;nahmen zur&uuml;ck. Bei der Anamnese kann dies jedoch abgefragt werden.<br /> Als wesentlichste Differenzialdiagnose ist die septische Arthritis zu nennen. Sie ist ein Notfall, da sie ein Gelenk sehr schnell zerst&ouml;ren oder auch rasch zu einer Sepsis mit Multiorganversagen f&uuml;hren kann. Zu den weiteren Differenzialdiagnosen z&auml;hlen Kollagenosen, aktivierte Arthrosen, Kristallarthropathien in h&ouml;herem Lebensalter und Spondarthropathien.</p> <h2>Therapieoptionen und Ziele der Behandlung</h2> <p>Das komplexe Behandlungsprogramm der RA sollte eingehend besprochen und gemeinsam mit dem Patienten festgelegt werden, denn der Patient ist es, der mit der Erkrankung und deren Folgen leben muss.<br /> Nichtsteroidale Antirheumatika (NSARs) oder Steroide helfen rasch und k&ouml;nnen dem Patienten zun&auml;chst Erleichterung verschaffen, bevor er den Rheumatologen aufsucht. Wichtig in diesem Fall ist allerdings die Dokumentation der Beschwerden durch den Hausarzt.<br /> Sobald die Diagnose einer RA gestellt ist, sollte eine Therapie mit klassischen krankheitsmodifizierenden Antirheumatika (DMARDs) eingeleitet werden. Denn je eher mit der Behandlung begonnen wird, umso besser sind die Aussichten f&uuml;r den Patienten und umso geringer sind die therapeutischen Ma&szlig;nahmen, die gesetzt werden m&uuml;ssen, um ein gutes Ergebnis zu erzielen.<br /> Das Ziel einer Remission bzw. niedrigen Krankheitsaktivit&auml;t sollte so schnell wie m&ouml;glich erreicht werden. Die Anpassung der Therapie ist erforderlich, solange dieses Ziel nicht erreicht ist. Hierzu ist eine engmaschige Kontrolle erforderlich. Bei aktiver RA sollte Methotrexat (MTX) als erstes DMARD eingesetzt werden. Falls dieses nicht geeignet ist, sollte die Therapie mit einem anderen klassischen DMARD (z.B. Leflunomid oder Sulfasalazin) begonnen werden. Glukokortikoide sollten initial in niedriger bis mittelhoher Dosierung als Erg&auml;nzung verabreicht werden. Wird trotz optimierter Monotherapie mit einem klassischen DMARD das Therapieziel nicht erreicht, kann auch eine Kombination mehrerer DMARDs eingesetzt werden &ndash; in anderen L&auml;ndern, wie Deutschland, ist dies verpflichtend. Bei hoher Krankheitsaktivit&auml;t, insbesondere in Verbindung mit ung&uuml;nstigen Prognosefaktoren, sollte die Einleitung einer Behandlung mit einem Biologikum (Biosimilar) bzw. einem neuen synthetischen DMARD, wie JAK-Hemmern, erwogen werden.<br /> Eine ad&auml;quate Schmerzbehandlung, die sich nach der Ursache des Schmerzes richtet (der nicht immer nur entz&uuml;ndlicher Ursache sein muss), ist sicherlich enorm wichtig. Es sollte angestrebt werden, den Patienten m&ouml;glichst schmerzfrei zu halten, damit die Funktionalit&auml;t erhalten bleibt und der Betroffene sich m&ouml;glichst uneingeschr&auml;nkt bewegen kann, wodurch in der Folge auch seine Risikofaktoren minimiert werden. Die akute Schmerzbehandlung bedarf sicher auch der Unterst&uuml;tzung des Hausarztes.<br /> Neben der medikament&ouml;sen Therapie sind begleitende Ergotherapie, unter anderem zur Vermeidung der &Uuml;berlastung von Gelenken, und aktive Therapien wie Krafttraining oder Ausdauertraining f&uuml;r den Patienten von entscheidender Bedeutung. Passive physikalische Therapien k&ouml;nnen zur Verbesserung der Lebensqualit&auml;t beitragen.</p> <h2>Relevante Komorbidit&auml;ten</h2> <p>Die RA ist nach wie vor weiterhin mit erh&ouml;hter Morbidit&auml;t und teilweise auch gesteigerter Mortalit&auml;t verbunden. Kardiovaskul&auml;re und respiratorische Begleiterkrankungen, Fettstoffwechselst&ouml;rungen und psychische Probleme (Depressionen) sind h&auml;ufig daf&uuml;r verantwortlich. Vor allem aber weisen RA-Patienten mit ca. 3&ndash;10 schweren Infektionen pro 100 Patientenjahren ein signifikant h&ouml;heres Infektionsrisiko auf als Nicht-RA-Patienten.</p> <h2>Der RA-Patient beim Hausarzt</h2> <p>Es bedarf zweifelsohne einer guten Zusammenarbeit von Patient, Allgemeinmediziner und Rheumatologen. Wenn es dem Patienten gut geht, ist die Vorstellung des Patienten beim Rheumatologen nicht immer erforderlich, jedoch sollten in regelm&auml;&szlig;igen Intervallen Kontrolluntersuchungen erfolgen.<br /> Die Beurteilung der Aktivit&auml;t der rheumatoiden Arthritis kann nach einem Ampelsystem erfolgen (RADAI-5-Fragebogen, Abb. 1). Ist das Ergebnis der Befragung eine stabil niedrige Krankheitsaktivit&auml;t, dann reicht es, zu &uuml;berpr&uuml;fen, ob die Medikation gut vertragen wird (Laborwerte) bzw. ob relevante Komorbidit&auml;ten bestehen. Ergibt die Untersuchung einen mittelgradig erh&ouml;hten Wert (3&ndash;3,5), gleich einer gelben Ampel, gilt es abzukl&auml;ren, weshalb sich der Patient schlecht f&uuml;hlt (z.B. Infektion, Verschlechterung der RA, Depression etc.). Liegt eine deutliche Verschlechterung im Vergleich zur vorangegangenen Untersuchung vor, soll der Patient dem Rheumatologen umgehend vorgestellt werden.<br /> Bei Auftreten von Fieber sollte die laufende DMARD-Therapie pausiert werden und der Kontakt mit dem rheumatologischen Zentrum gesucht werden, Impfungen (z.B. Herpes Zoster) vor bzw. w&auml;hrend der laufenden Therapie sollten gemeinsam vom Hausarzt und dem Rheumatologen mit dem Patienten beratschlagt werden. Ebenso geplante Operationen, nicht nur im orthop&auml;disch-rheumachirurgischen Bereich, sondern auch Zahnextraktionen, Implantate oder das Management der Osteoporose.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_DAM_Allgemeinm_1801_Weblinks_s30_abb1.jpg" alt="" width="1419" height="2434" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>beim Verfasser</p> </div> </p>
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