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Osteoporose und Endoprothetik

<p class="article-intro">Viele Patienten mit Osteoporose benötigen orthopädisch-chirurgische Inter&shy;ventionen wie beispielsweise endoprothetischen Gelenksersatz. Wegen der Grunderkrankung sieht man bei osteoporotischen Patienten gehäuft Kompli&shy;ka&shy;tionen wie beispielsweise intraoperative periprothetische Frakturen, peripro&shy;thetische Osteolysen, Implantatmigra<span>&shy;</span>tion oder postoperative peripro&shy;thetische Frakturen. Die Evaluation der Knochenqualität scheint daher ein wesentlicher Punkt im Patientenmanagement zu sein, um Patienten bestmöglich zu versorgen und um chirurgische Ergebnisse langfristig zu optimieren.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Im Lauf der letzten Dekaden hat die Zahl der implantierten Endoprothesen stetig zugenommen. Viele Patienten, die eine Endoprothese ben&ouml;tigen, sind h&ouml;heren Alters und haben unter Umst&auml;nden eine geringere Knochenmasse. Dies zeigt beispielsweise eine Studie von Lingard et al.: Bei 199 Patienten mit einem Alter zwischen 65 und 80 Jahren, die f&uuml;r endoprothetischen Gelenksersatz (H&uuml;ft- oder Knietotalendoprothesen; HTEP, KTEP) vorgemerkt waren, wurde eine Knochendichtemessung mittels Dual-Energy-X-Ray-Absorptiometrie (DEXA) durchgef&uuml;hrt. Die Inzidenz der Osteoporose (gemessen an H&uuml;fte oder LWS) im untersuchten Kollektiv war 23 % . Weitere 43 % der Patienten hatten eine Osteopenie. Eine andere Studie (n=53) untersuchte die Pr&auml;valenz von Osteoporose bei Frauen, die f&uuml;r eine zementfreie HTEP vorgemerkt waren. 28 % von ihnen hatten Osteoporose und 45 % hatten eine Osteopenie. Diese Daten weisen darauf hin, dass die Pr&auml;valenz geringer Knochendichte in dieser Patientenpopulation hoch ist (&gt;2/3). In diesem &Uuml;berblick wird daher auf die Auswirkungen der Knochengesundheit in Bezug auf die Endoprothetik eingegangen.</p> <h2>Implantatverankerung: zementiert versus zementfrei</h2> <p>Ein wesentlicher Diskussionspunkt bez&uuml;glich der zuvor genannten Problematik ist die Frage der Prothesenverankerung, n&auml;mlich zementiert versus zementfrei. Der aktuelle Konsens besteht darin, prim&auml;r eine zementfreie Verankerung bei allen Patienten mit normaler Knochenqualit&auml;t anzustreben, da sich der Knochen in der por&ouml;sen Struktur des Implantats integriert. Zementierte Prothesen werden zumeist f&uuml;r &auml;ltere Patienten verwendet. Dies ist ein Ansatz, der auf der Annahme beruht, dass &auml;ltere Patienten eine schlechtere Knochenqualit&auml;t und ein h&ouml;heres Risiko f&uuml;r eine Implantatmigration haben (vor der oss&auml;ren Integration) und somit von einer zementierten Prothese profitieren w&uuml;rden. Die Evaluation der Knochenqualit&auml;t bei geplanter Implantation einer Endoprothese hat daher an Bedeutung gewonnen. Diesen Aspekt beleuchtete eine rezente Studie, bei der die intertrochant&auml;re Knochenqualit&auml;t der Spongiosa als Pr&auml;diktor f&uuml;r die Migration des Prothesenschaftes bei HTEP untersucht wurde. Biopsien wurden intertrochant&auml;r im Bereich des proximalen Femurs an der Stelle des zuk&uuml;nftigen Prothesenschaftes entnommen und mittels Micro-CT und biomechanischer Tests untersucht. Entgegen der Hypothese hatte die Qualit&auml;t der Spongiosa nur einen geringen Einfluss auf die Migration des Prothesenschafts. <br />Dieser Aspekt ist besonders wichtig bei der Versorgung osteoporotischer Schenkelhalsfrakturen. Eine rezente Metaanalyse untersuchte die Ergebnisse zementierter versus zementfreier Kopfendoprothesen (KEP) bei osteoporotischen Schenkelhalsfrakturen. Dabei wurden f&uuml;nf prospektive randomisierte Studien mit insgesamt 950 Patienten eingeschlossen. Zementfreie KEPs wiesen verglichen zu den zementierten KEPs eine signifikant h&ouml;here implantatassoziierte Komplikationsrate (postoperative periprothetische Frakturen) auf. Die Operationsdauer war bei zementfreien KEPs signifikant k&uuml;rzer. Hinsichtlich kardiovaskul&auml;ren Ereignissen, Mortalit&auml;t und funktionellen Ergebnissen zeigten sich keine Unterschiede. Aufgrund der geringeren Komplikationsrate favorisieren die Studienautoren zementierte Kopfendoprothesen bei Patienten mit osteoporotischen Schenkelhalsfrakturen. <br />Diese Daten wurden in einer rezenten randomisierten prospektiven Studie best&auml;tigt. Bei 69 Patienten der 140 geplant einzuschlie&szlig;enden Patienten wurde die Studie aufgrund der signifikanten Unterschiede in der Komplikationsrate abgebrochen. In der Gruppe der zementfreien Prothesenverankerung (n=34) ereigneten sich 9 Komplikationen (3 Luxationen, 3 intraoperative periprothetische Frakturen, 1 postoperative periprothetische Fraktur, 1 postoperative Schaftlockerung, 1 periprothetischer Protheseninfekt) innerhalb von 2 Jahren nach Implantation. Demgegen&uuml;ber stand nur eine Luxation in der Gruppe der Patienten mit zementierten Prothesenverankerung (n=35).<br />Die vorliegende Literatur scheint uneins hinsichtlich der Empfehlung zementiert versus zementfrei und l&auml;sst den Chirurgen ohne eindeutige Richtlinien alleine. Weitere qualitativ hochwertige prospektive Studien sind erforderlich, um mehr Evidenz f&uuml;r dieses klinische wichtige Thema zu generieren.</p> <h2>Periprothetische Frakturen</h2> <p>Periprothetische Frakturen f&uuml;hren oftmals zu schwerwiegenden Konsequenzen, da sie unter Umst&auml;nden schwierig zu rekonstruieren sind und sich der Genesungsprozess der betroffenen Patienten langwierig gestaltet. Dar&uuml;ber hinaus erreichen viele dieser Patienten das fr&uuml;here Aktivit&auml;tsniveau nicht mehr. Eine relativ gro&szlig;e Studie aus Gro&szlig;britannien untersuchte das Risiko f&uuml;r periprothetische Frakturen 5 Jahre nach Implantation von HTEP oder KTEP. Die Inzidenz von Frakturen nach prim&auml;rer HTEP war 0,9 % , nach Revision einer HTEP 4,2 % , nach prim&auml;rer KTEP 0,6 % und nach Revision einer KTEP 1,7 % . Die Inzidenz der Frakturen war bei weiblichen Patienten im Alter von &uuml;ber 70 Jahren h&ouml;her.<br />Periprothetische Frakturen im Bereich des Femurs bei liegenden HTEP sind im klinischen Alltag h&auml;ufig zu sehen und grunds&auml;tzlich schwer zu behandeln. Der typische Patient, der eine solche Fraktur erleidet, ist &auml;lter, generell gebrechlich und hat Osteoporose. Hinsichtlich der Versorgung dieser Frakturen besteht kein klarer Konsens, da es an qualitativ hochwertigen Studien mangelt. Dar&uuml;ber hinaus gibt es rezente Fallberichte &uuml;ber Bisphosphonat-induzierte periprothetische Frakturen. Solche Frakturen haben ein deutlich erh&ouml;htes Risiko f&uuml;r Pseudoarthrosen und sind aufgrund der pathologisch ver&auml;nderten Knochenqualit&auml;t besonders schwer zu behandeln. <br />Niedrige Knochenqualit&auml;t erh&ouml;ht das Risiko, eine periprothetische Fraktur zu erleiden. Die klinische Bedeutung einer generalisiert reduzierten Knochenqua&shy;lit&auml;t zeigt sich auch durch eine lokal reduzierte Knochenmasse im Bereich des Knochen-Implantat-Interfaces oder Knochen-Zement-Interfaces. Aus diesem Grund untersuchte eine Gruppe die periprothetische Knochendichte bei Patienten mit zementierten und zementfreien KTEP. In beiden Gruppen zeigte sich im Median 4 Jahre nach Implantation eine Abnahme der periprothetischen Knochendichte unabh&auml;ngig von der Verankerungsmethode. Als Schlussfolgerung wurde vermutet, dass eine geringe Belastung oder Mobilit&auml;t f&uuml;r den Knochenabbau verantwortlich sei.</p> <h2>Periprothetische Osteolysen</h2> <p>Die Osteolyse ist eine lokale Reaktion, die bei liegendem Implantat zur Reduktion von Knochen am Interface zwischen Knochen und Implantat f&uuml;hren kann. Die klinische Konsequenz dieses lokalen Knochenverlusts ist eine aseptische Implantatlockerung, ein vorrangiger Grund f&uuml;r Revisionen. Diverse Studien zeigten, dass eine Bisphosphonattherapie osteolytische Prozesse reduzieren kann und/oder bei ihrer Behandlung n&uuml;tzlich sein k&ouml;nnte. Dar&uuml;ber hinaus wurden einige Fallberichte publiziert, die einen positiven Effekt von Teriparatid auf periprothetische Osteolysen zeigen konnte. Generell sind die Daten in diesem Bereich jedoch eher gering. Insbesondere mangelt es in der Literatur an hochwertigen Studien.</p> <h2>Vitamin D und Endoprothetik</h2> <p>Vitamin D ist essenziell f&uuml;r die Knochenentwicklung, das &bdquo;bone remodeling&ldquo;, die physiologische Frakturheilung und m&ouml;glicherweise auch f&uuml;r die Muskelkraft.<br />Hinsichtlich des optimalen Vitamin-D-Spiegels bei orthop&auml;disch-chirurgischen Eingriffen, einschlie&szlig;lich der Endoprothetik, gibt es viele Fragen. Diese beziehen sich nicht nur auf die Knochenstoffwechsel-assoziierten Effekte von Vitamin D, sondern auch auf dessen generelle Auswirkung auf die postoperative Funktion bei den zuvor genannten Eingriffen. Ein positiver Einfluss von Vitamin D auf Remobilisierung und Sturzpr&auml;vention wird vermutet. Der vermutete positive Effekt von Vitamin D ist durch die hohe Pr&auml;valenz eines Vitamin-D-Defizits in diversen Beobachtungsstudien begr&uuml;ndet. Eine retrospektive Studie mit 723 Patienten, die sich diversen orthop&auml;disch-chirurgischen Eingriffen unterzogen, zeigte, dass 40 % dieser Patienten ein Vitamin-D-Defizit hatten (nach &bdquo;Institute of Medicine&ldquo;-Standards 25-OH-Vitamin-D Spiegel &le;20 ng/mL). <br />Eine Studie mit einem kleineren Kollektiv an Patienten, bei denen eine HTEP oder KTEP implantiert wurde, untersuchte den Zusammenhang zwischen Knochendichte, Vitamin D und Arthrose. 84,7 % der Patienten hatten einen Vitamin-D-Spiegel &le;30ng/mL, 20 % der M&auml;nner und 23,2 % der Frauen hatten einen T-Score unter &ndash;2,5 als Hinweis auf Osteoporose. <br />In einer gro&szlig;en prospektiven Studie zum Einfluss von Vitamin-D-Status und Knochendichte auf die Entwicklung einer nativradiologischen Gonarthrose zeigte sich, dass bei denjenigen Patienten, die zu Beginn der Studie den niedrigsten Vitamin-D-Spiegel hatten, die Gonarthrose am schnellsten fortschritt. <br />In einer Studie, die den Einfluss des Vitamin-D-Spiegels auf diverse funktionelle Parameter nach Implantation einer HTEP analysierte, zeigte sich jedoch, dass niedrige Vitamin-D-Spiegel (&le;20 ng/mL) die kurzfristige Funktionalit&auml;t nicht beeinflussten. Die Autoren schlussfolgerten daraus, dass eine Operation wegen niedriger pr&auml;operativer Vitamin-D-Spiegel nicht verschoben werden sollte, diese jedoch postoperativ korrigiert werden sollten.</p> <h2>Bisphosphonate und Endoprothetik</h2> <p>Bisphosphonate sind zur Pr&auml;vention und Behandlung der Osteoporose zugelassen. Sie hemmen die Aktivierung von Osteoklasten und reduzieren dadurch die Knochenresorption. Diverse Studien belegen die Reduktion des Frakturrisikos bei Patienten mit niedriger Knochendichte unter Bisphosphonattherapie.<br />Tierstudien, bei denen Allografts oder Implantate vor der Implantation in Bisphosphonatl&ouml;sungen eingelegt worden waren, zeigten, dass die kn&ouml;cherne Integration und mechanische Stabilit&auml;t des Implantats oder Allografts dadurch verst&auml;rkt wurden. Dieser Effekt wurde jedoch in einigen anderen Studien widerlegt.<br />Mit der Anwendung von Ibandronat, Alendronat, Risedronat, Pamidronat und Zoledrons&auml;ure konnte bei zementfreien HTEP der periprothetische Knochenverlust nachweislich reduziert werden. Die meisten Studien hatten ein Follow-up bis zu 5 Jahre nach Implantation. Daten mit einem l&auml;ngeren Nachuntersuchungsintervall fehlen.<br />Eine randomisierte, prospektive Studie untersuchte den Effekt einer einmaligen Zoledrons&auml;ure-Infusion auf die Pfannen- und Schaftmigration nach Implantation einer zementfreien HTEP. Zoledrons&auml;ure oder Placebo wurde den Patienten am ersten postoperativen Tag verabreicht. Nach 2 Jahren konnte in der Gruppe mit Zoledrons&auml;ure eine signifikant geringere Pfannenmigration, verglichen mit der Placebokontrolle, gesehen werden, wohingegen sich bei der Schaftmigration lediglich ein Trend abzeichnete. <br />Eine Studiengruppe aus Skandinavien untersuchte die Migration der Pfannenkomponente nach Implantation von HTEP. Im Rahmen dieser Studie wurde nach Auffr&auml;sen des Acetabulums ein Tupfer, der zuvor in einer Ibandronatl&ouml;sung eingelegt war, vor der Implantation des definitiven Implantates eingebracht. Mit dieser Methode konnte die Pfannenmigration gegen&uuml;ber der Vergleichsgruppe signifikant reduziert werden. Dar&uuml;ber hinaus wurde die Rate des periprothetischen Lockerungssaums (&bdquo;radiolucent lines&ldquo;) ebenfalls signifikant reduziert.<br />Eine Registerstudie aus D&auml;nemark untersuchte den Effekt von Bisphosphonaten auf die Inzidenz von Revisionen nach Implantation einer HTEP. Bei Langzeiteinnahme von Bisphosphonaten konnte das Risiko f&uuml;r eine Revision (alle Ursachen miteingeschlossen) reduziert werden, jedoch war das Risiko einer Revision aufgrund eines periprothetischen Infekts erh&ouml;ht. Andere Studien zeigten keine erh&ouml;hte Infektrate unter Bisphosphonattherapie.<br />Patienten mit HTEP unter Bisphosphonattherapie zeigen ein niedrigeres Frakturrisiko verglichen mit Patienten ohne Therapie. Auch bei Patienten mit KTEP konnte gezeigt werden, dass die Einnahme von Alendronat 6 Monate postoperativ zu einem geringeren periprothetischen Knochenverlust ein Jahr nach Operation f&uuml;hrte. Dieser Unterschied konnte jedoch nach 3 Jahren nicht mehr nachgewiesen werden. Patienten, die Bisphosphonate einnehmen, haben eine l&auml;ngere Standzeit der implantierten KTEP verglichen mit Patienten ohne Therapie, wobei dieser Effekt nicht in allen Studien gezeigt werden konnte. Patienten unter Bisphosphonattherapie haben auch ein niedrigeres Frakturrisiko als jene ohne Therapie.<br />Die Mehrheit der vorliegenden Studien deutet darauf hin, dass Bisphos&shy;pho&shy;nat&shy;therapie die kn&ouml;cherne Integration von Implantaten verbessert, zu l&auml;ngeren Standzeiten und weniger postoperativen Frakturen f&uuml;hrt. Daher kann eine Fortsetzung der Bisphosphonattherapie bei geplanter Endoprothetik empfohlen werden.</p> <h2>Teriparatid und Endoprothetik</h2> <p>Teriparatid ist ein rekombinantes humanes Derivat des Parathormons und hat einen osteoanabolen Effekt. Es ist zur Therapie der postmenopausalen, der Steroid-induzierten und der m&auml;nnlichen hypogonadalen Osteoporose zugelassen. Teriparatid wird t&auml;glich als subkutane Injektion verabreicht. Off-label kommt Teriparatid auch zur Unterst&uuml;tzung der Knochenheilung zur Anwendung. <br />In einer experimentellen Studie an Hunden verbesserte sich durch die Anwendung von Teriparatid die Integration des Implantates bei Press-fit-Technik und die Einheilung des Implantats in den umliegenden Knochen.<br />Zwei Fallberichte beschreiben eine Verbesserung des radiologischen Verlaufs bei aseptischen Lockerungen von HTEP, ein weiterer bei aseptischer Lockerung einer KTEP.<br />Eine Studie aus Taiwan untersuchte den Effekt einer Teriparatidtherapie bei osteoporotischen Schenkelhalsfrakturen, die mit zementfreien Kopfendoprothesen versorgt wurden. In der Interventionsgruppe zeigte sich eine signifikant geringere Schaftmigration 6 sowie 12 Wochen nach Implantation verglichen mit der Kontrollgruppe. <br />Eine andere Studie untersuchte die Auswirkung von Teriparatid auf die periprothetische Knochendichte bei HTEP, verglichen mit Alendronat sowie Placebo. In der Teriparatidgruppe zeigte sich eine signifikant erh&ouml;hte Knochendichte im Vergleich zu Placebo, jedoch waren die Werte vergleichbar mit Alendronat. Dieser Effekt konnte in einer rezenten Studie auch bei Patienten mit KTEP best&auml;tigt werden. Ein Jahr nach Implantation zeigte sich in der Interventionsgruppe eine signifikant h&ouml;here Knochendichte in den untersuchten periprothetischen Arealen sowohl femoral als auch tibial, verglichen mit der Kontrollgruppe.<br />Der Effekt von Teriparatid auf die tibiale Implantatmigration bei KTEP wurde in einer randomisierten Studie an 50 Patienten untersucht. Die Patienten in der Interventionsgruppe erhielten ab dem ersten postoperativen Tag einmal t&auml;glich eine subkutane Injektion von 20&micro;g Teriparatid &uuml;ber 2 Monate postoperativ. Prim&auml;rer Endpunkt war die Migration 1 bzw. 2 Jahre postoperativ. Es konnte jedoch kein signifikanter Unterschied in den beiden Studiengruppen festgestellt werden.<br />Die vorliegenden Daten sprechen daf&uuml;r, dass Teriparatid als Adjuvans zur Unterst&uuml;tzung der oss&auml;ren Integration bei zementfreien Implantaten sowie zum Erhalt der periprothetischen Knochendichte verwendet werden kann. Dies gilt insbesondere f&uuml;r Patienten mit Osteoporose und schlechter Knochenqualit&auml;t.</p> <h2>Denosumab und Endoprothetik</h2> <p>Denosumab ist ein IgG2-Anti-RANKL-Antik&ouml;rper, der im Knochenstoffwechsel die Effekte von Osteoprotegerin (OPG) imitiert, mit hoher Affinit&auml;t am &bdquo;receptor activator of nuclear factor kappa B ligand&ldquo; (RANKL) bindet und so dessen Interaktion mit dem &bdquo;receptor activator of nuclear factor kappa B&ldquo; (RANK) hemmt. Somit werden die Osteoklastendifferenzierung und in weiterer Folge die Knochenresorption reduziert. Die Datenlage hinsichtlich des Effekts von Denosumab auf HTEP oder KTEP ist gering.<br />Eine rezente Studie aus Skandinavien untersuchte den Effekt von Denosumab auf die tibiale Implantatmigration bei KTEP in einer randomisierten Studie an 50 Patienten. Die Patienten erhielten eine Denosumabinjektion am ersten postoperativen Tag sowie ein weiteres Mal 6 Monate postoperativ. Prim&auml;rer Endpunkt war die Migration 1 bzw. 2 Jahre postoperativ. In der Gruppe mit Denosumabtherapie zeigte sich eine signifikant geringere Migration gegen&uuml;ber Placebo nach einem sowie zwei Jahren. Da die Studienautoren auch die zuvor beschriebene Studie hinsichtlich der Prothesenmigration und Teriparatid durchgef&uuml;hrt hatten, schlussfolgerten sie, dass vermutlich die Hemmung der Knochenresorption von gr&ouml;&szlig;erer Bedeutung ist als die osteoanabole Stimulierung im postoperativen Verlauf bei KTEP. <br />Aufgrund der geringen Daten kann man bez&uuml;glich Denosumab zum aktuellen Zeitpunkt keine Empfehlungen hinsichtlich Endoprothesen aussprechen.</p> <h2>Heterotope Ossifikationen</h2> <p>Heterotope Ossifikationen, also die Bildung von periartikul&auml;rem Knochen, sind h&auml;ufige Komplikationen nach Trauma, aber auch als Folge der Implantation von Endoprothesen zu sehen. Im Regelfall ist die Formation einer heterotopen Ossifikation klinisch nicht relevant, sie kann jedoch im Einzelfall Schmerzen und funktionelle Einschr&auml;nkungen bewirken. H&auml;ufig sieht man heterotope Ossifikationen bei M&auml;nnern und bei Patienten mit bestimmten rheumatischen Erkrankungen, wie beispielsweise der ankylosierenden Spondylitis. <br />Eine klinische Studie untersuchte das Auftreten von heterotopen Ossifikationen 6 Monate nach Implantation von HTEP und den Einfluss der Gabe von Etidronat versus Indomethacin auf die Formation. Zwischen den beiden Pr&auml;paraten konnte kein Unterschied festgestellt werden.<br />Eine weitere kleinere Studie zeigte, dass Pamidronat heterotope Ossifikationen nach HTEP reduzieren kann.</p> <h2>Empfehlungen</h2> <p>Wie diese &Uuml;bersicht zeigt, ist der Anteil von Patienten mit reduzierter Knochenqualit&auml;t unter den endoprothetisch zu versorgenden Patienten hoch. Daher erscheint es sinnvoll, die Knochenqualit&auml;t von Patienten bei geplanter Endoprothesenimplantation pr&auml;operativ zu evaluieren. Bei Bedarf sollten Patienten &uuml;ber eine notwendige Kalzium- und Vitamin-D-Supplementation unterrichtet werden. Dar&uuml;ber hinaus erscheint es sinnvoll, perioperativ physiologische Vitamin-D-Spiegel anzustreben. Medikamente, die bekannte negative Auswirkungen auf die Knochenqualit&auml;t haben, wie beispielweise Protonenpumpeninhibitoren oder Glukokortikoide, sollten pausiert oder zumindest in niedrigstm&ouml;glicher therapeutischer Dosis verabreicht werden. Bei postmenopausalen Frauen, M&auml;nnern &uuml;ber 70 Jahre und Frauen und M&auml;nnern mit einem erh&ouml;hten Risiko f&uuml;r Osteo&shy;porose sollte innerhalb von 2 Jahren nach Implantation einer HTEP oder KTEP eine Knochendichtemessung durchgef&uuml;hrt werden. Ein weiteres Instrument, das zur individuellen Frakturrisikoeinsch&auml;tzung verwendet werden kann, ist das &bdquo;Fracture Risk Assessment Tool&ldquo; (FRAX). FRAX erm&ouml;glicht es, anhand diverser patientenbezogener Faktoren das 10-Jahres-Frakturrisiko zu bestimmen. FRAX kann mit der Knochendichtemessung kombiniert und somit pr&auml;zisiert werden.<br />Bei Patienten mit reduzierter Knochenqualit&auml;t sollte eine Therapie mit Bisphosphonaten oder Teriparatid in Betracht gezogen werden, weil damit die oss&auml;re Integration zementfreier Implantate und die Standzeit der Implantate erh&ouml;ht sowie periprothetische Frakturen und Frakturen im Allgemeinen reduziert werden k&ouml;nnen. Bei Patienten mit manifester Osteoporose kann die Zementierung von Prothesenkomponenten (im Speziellen bei HTEP und KEP) in individuellen F&auml;llen erforderlich werden. Diese Entscheidung obliegt beim aktuellen Wissensstand dem Chirurgen.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>Beim Verfasser</p> </div> </p>
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