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Trachealkanülenmanagement

Was so eine Trachealkanüle alles kann

<p class="article-intro">Das große Angebot an Trachealkanülen und Hilfsmitteln rund um die Tracheostomaversorgung ist Ursache dafür, dass die Auswahl der passenden Trachealkanülen für Ärzte, Logopäden und Pflegepersonal ein sehr komplexes Thema geworden ist. Nur durch interdisziplinäre Zusammenarbeit kann eine optimale Versorgung von tracheotomierten Patienten sichergestellt werden.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Die Art der Stomaanlage sowie die L&auml;nge und der Winkel sind entscheidende Faktoren f&uuml;r die Wahl der am besten geeigneten Trachealkan&uuml;le.</li> <li>Es ist immer der f&uuml;r den Patienten gr&ouml;&szlig;tm&ouml;gliche Durchmesser zu w&auml;hlen.</li> <li>Bei intakter Glottisfunktion und ausreichendem subglottischem Druck sollten gesiebte Trachealkan&uuml;len bevorzugt verwendet werden.</li> </ul> </div> <p>Wenn wir uns die Neuerungen in der Trachealkan&uuml;lenversorgung der Neuzeit ansehen, ist es so, dass wir heute mit einer schier unglaublichen Anzahl von Trachealkan&uuml;len konfrontiert sind. Die individuelle Versorgungsm&ouml;glichkeit ist unser Ziel. Um dies sicherzustellen, halten wir im Hauptlager der Firma Andreas Fahl Medizintechnik Vertrieb GmbH in K&ouml;ln, Deutschland, Eigen- und Vertriebsprodukte im Umfang von ca. 1,7 Mio. Lagerartikeln, dies entspricht etwa 2800 unterschiedlichen Produkten, st&auml;ndig verf&uuml;gbar. Pro Monat werden zus&auml;tzlich durchschnittlich 350 kundenspezifische Trachealkan&uuml;lenanpassungen durchgef&uuml;hrt. Auch die eigenen Erfahrungen aus 25 Jahren sind bei der Entwicklung und Herstellung von Vorteil.<br /><br /> Bei der Anpassung und Suche nach der &bdquo;richtigen&ldquo; Trachealkan&uuml;le ist es notwendig, dass produktentscheidende Faktoren abgefragt werden. Als wesentlicher Punkt gilt, immer die Art der Stomaanlage zu hinterfragen (Punktionstracheotomie oder chirurgische Tracheotomie). Da bei einer Punktionstracheotomie bei Dekan&uuml;lierung rasches Schrumpfen mit einem schnellen Verschluss einhergeht, ist die Stomaanlage immer eng mit der Indikation verbunden. So ist z.B. bei invasiver au&szlig;erklinischer Beatmung und bei neurogener Dysphagie ein epithelisiertes (operatives) Tracheostoma indiziert.</p> <h2>F&uuml;r jeden Patienten den gr&ouml;&szlig;tm&ouml;glichen Durchmesser</h2> <p>Der Au&szlig;endurchmesser (AD) ist je nach Material der Trachealkan&uuml;le und Optionen (z.B. subglottische Absaugung) sehr unterschiedlich. Der Innendurchmesser (ID) wird immer gemessen an der engsten Stelle der Trachealkan&uuml;le (Kan&uuml;lenspitze). Es ist zu beachten, dass Innenkan&uuml;len den Durchmesser wesentlich verringern (Richtwerte zur Orientierung: Frauen 7,0&ndash;9,0mm ID; M&auml;nner 8,0&ndash;10,5mm ID).<br /><br /> Bei der Auswahl der &bdquo;richtigen&ldquo; Trachealkan&uuml;le spielen auch die Faktoren L&auml;nge und Winkel eine entscheidende Rolle. Je nach Zustand des Tracheostomas und/ oder der L&auml;nge des Stomakanals (ggf. Fettgewebe) sollte eine individuelle Anpassung erfolgen. Bei den sogenannten Spiralkan&uuml;len mit verstellbarem Kan&uuml;lenschild besteht die M&ouml;glichkeit, die L&auml;nge der Trachealkan&uuml;le individuell einzustellen (Skalierung am Kan&uuml;lenrohr, Abb. 1). Bei Spiralkan&uuml;len handelt es sich um eine Silikonkan&uuml;le mit eingearbeiteter Edelstahlspirale, wodurch ausreichend Flexibilit&auml;t bei guter Materialstabilit&auml;t sichergestellt wird. Aufgrund des verarbeiteten Metalls im Produkt besteht eine absolute Kontraindikation bei MRT-Untersuchungen. Es gibt, aufgrund der Notwendigkeit, heute auch schon (MRT-taugliche) Spiralkan&uuml;len mit Kunststoffspiralen.<br /><br /> Durch den Einsatz von Trachealkan&uuml;len mit Kugelgelenk (Abb. 2) am Kan&uuml;lenschild kann eine wesentliche Reizminderung (v.a. bei Mobilisation von Patienten, Winkelanpassung am Kan&uuml;lenschild) erreicht werden.<br /><br /> Trachealkan&uuml;len mit Cuff: Die Manschette dient der Abdichtung des Kan&uuml;lenrohrs gegen die Trachealwand. Sie l&auml;sst sich mit einem Cuffmanometer blocken. Man unterscheidet Trachealkan&uuml;len mit Niederdruck-Cuff, um die Druckbelastung auf die Trachealschleimhaut so gering wie m&ouml;glich zu halten, und &bdquo;high-pressure cuffs&ldquo;, bei denen ein h&ouml;herer Druck im Cuff aufgebaut wird (diese werden heute so gut wie nicht mehr verwendet). Bei geblockten Kan&uuml;len ist regelm&auml;&szlig;ig eine Cuffdruckkontrolle durchzuf&uuml;hren und zu dokumentieren. Zu empfehlen ist dies bei jedem Lagewechsel des Patienten.<br /><br /> Eine Variante einer Trachealkan&uuml;le mit Cuff ist die Kan&uuml;le mit subglottischer Absaugung (Abb. 3). Diese Trachealkan&uuml;len werden vor allem bei Patienten mit hoher Aspirationsgefahr durch Hypersalivation eingesetzt, um das gestaute Sekret &uuml;ber den Cuffballon bei liegender Trachealkan&uuml;le kontrolliert mit einer Spritze absaugen zu k&ouml;nnen.<br /><br /> Eine der h&auml;ufigsten Komplikation auf Intensivstationen ist die Ventilator-assoziierte Pneumonie (VAP). Zu den Risikofaktoren z&auml;hlen etwa Aspiration, Immunsuppression, COPD, Alter &uuml;ber 65 Jahre oder unter 1 Jahr, neurologische Beeintr&auml;chtigung und fehlende Schutzreflexe. Durch einen Ma&szlig;nahmenpool bestehend aus regelm&auml;&szlig;iger Cuffdruckkontrolle, Mundpflege mit antiseptischen Substanzen (z.B. Chlorhexidin), kontinuierlicher Oberk&ouml;rperhochlagerung sowie der M&ouml;glichkeit einer subglottischen Absaugung kann hier eine wesentliche Risikominimierung erfolgen.<br /><br /> Um den Teufelskreislauf bei Patienten mit neurogener Dysphagie (Aspirationsneigung ? geblockte Trachealkan&uuml;le ? fehlender Luftstrom zum Larynx/Pharynx ? reduzierte Schleimhautsensibilit&auml;t ? gest&ouml;rter Triggermechanismus ? Aspirationsneigung usw.) zu durchbrechen, ist nach M&ouml;glichkeit der rasche Einsatz von gesiebten Trachealkan&uuml;len (Sprechkan&uuml;len) sinnvoll.<br /> Die Phonation und somit Ventilation des Larynx/Pharynx sollten so rasch wie m&ouml;glich erm&ouml;glicht werden.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Pneumo_1801_Weblinks_s35_abb1_2_3.jpg" alt="" width="685" height="2052" /></p> <h2>Gesiebte Trachealkan&uuml;len (&bdquo;Sprechkan&uuml;len&ldquo;)</h2> <p>Bei tracheotomierten Patienten mit intakter Glottisfunktion und ausreichendem subglottischem Druck sollte nach M&ouml;glichkeit immer die Versorgung mit gesiebten Trachealkan&uuml;len angestrebt werden. Die Siebung der Trachealkan&uuml;le sollte nicht in direkten Kontakt mit der Trachealmukosa kommen. Dadurch wird die Infiltration von Gewebe in die Siebung vermieden.<br /><br /> Besonders bei Kindern sollte darauf geachtet werden, nach M&ouml;glichkeit auf ein Sieb in der Au&szlig;enkan&uuml;le zu verzichten und stattdessen eine ungesiebte Trachealkan&uuml;le in einer kleineren Gr&ouml;&szlig;e zu verwenden.<br /><br /> Durch dachziegelartige Siebungen an der Au&szlig;enkan&uuml;le wird das Eintreten von Sekret in das Tracheobronchialsystem verringert und das spezielle Siebungsverfahren f&uuml;hrt zu einer Reduktion der Granulationsbildung. Auf eine durchgehende Fensterung von Trachealkan&uuml;len sollte nach M&ouml;glichkeit verzichtet werden (Gefahr massiver Gewebeinfiltrationen). Es gibt hier inzwischen auch Optionen, den maschinell beatmeten Patienten (bei entblockter Trachealkan&uuml;le) das Sprechen durch Einbau spezieller Sprechventile mit maschineller Beatmung zu erm&ouml;glichen. Gerade bei langzeitbeatmeten Patienten k&ouml;nnen wir hiermit eine zeitweise Kommunikation gew&auml;hrleisten, mithilfe des Entblockens der Trachealkan&uuml;le eine Oralisierung anstreben und somit wesentlich zu einer h&ouml;heren Lebensqualit&auml;t beitragen.<br /><br /> Die Blom<sup>&reg;</sup>-Trachealkan&uuml;le mit Cuff ist eine innovative L&ouml;sung f&uuml;r alle invasiv beatmungspflichtigen und tracheotomierten Patienten. Durch diese speziell entwickelte Sprechkan&uuml;le kann der beatmete, wache und reaktionsf&auml;hige Patient selbst bei geblockter Trachealkan&uuml;le und maschineller Beatmung phonieren. Durch das Kollabieren einer speziellen Innenkan&uuml;le mit Klappenmechanismus erfolgt die Luftstromumleitung in der Exspirationsphase zum Larynx. W&auml;hrend der Inspiration &ouml;ffnet sich das Klappenventil und das Druckventil verlegt die Phonations&ouml;ffnung der Trachealkan&uuml;le. Eine volumenund/ oder druckkontrollierte Beatmung ist somit m&ouml;glich. Zu Beginn der Exspiration schlie&szlig;t sich das Klappenventil, das Druckventil kollabiert und gibt das Phonationsfenster frei. Nun kann die gesamte Exspirationsdauer zur Phonation genutzt werden.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>beim Verfasser</p> </div> </p>
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