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Klein, kleiner, am kleinsten – die vollendoskopische Bandscheibenchirurgie

<p class="article-intro">Die Bandscheibenoperation wird auch heute noch häufig als ein gefährlicher Eingriff angesehen, was Patienten verunsichert. Durch die Verbesserung der operativen Methoden und den Einsatz modernster Technologien sind jedoch die Risiken und Gefahren einer Bandscheibenoperation deutlich geringer als früher.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Die endoskopische Bandscheibenoperation ist eine innovative und elegante Technik. Sie vermeidet Hautschnitte, das Abschieben von Muskulatur und die Wegnahme von Knochen- und Gelenkanteilen. Durch den Einsatz von hochaufl&ouml;senden Kameras (HD), optimaler Ausleuchtung und Spezialinstrumenten k&ouml;nnen Bandscheibenvorf&auml;lle sicher saniert und Patienten von ihren Schmerzen/Beschwerden schnell befreit werden.<br /><br /> Neue Methoden m&uuml;ssen sich aber erst einmal durchsetzen und sto&szlig;en h&auml;ufig auf Widerstand. Als die erste endoskopische Blinddarmoperation 1983 durchgef&uuml;hrt wurde, sahen die meisten Chirurgen keine Notwendigkeit, eine etablierte Operationsmethode zu verlassen und durch eine technisch schwierigere zu ersetzen. Aber durch die Entwicklung technischer Neuerungen, wie der Kaltlichtquelle und elektronischer Minikameras, wurde die Methode verbreitert. Heute sind endoskopische Verfahren aus keinem operativen Fach wegzudenken. Viele endoskopische Operationen, die vor wenigen Jahren noch als unm&ouml;glich abgetan wurden, stellen heute in den H&auml;nden ge&uuml;bter Operateure im besten Sinne Routineeingriffe dar. Dazu z&auml;hlen auch die endoskopischen Operationen an der Wirbels&auml;ule.<br /><br /> Die Bandscheibenchirurgie hat im Lauf der Zeit eine dramatische Entwicklung durchlaufen. Dabei haben zwei Dinge eine entscheidende Rolle gespielt: Licht und Vergr&ouml;&szlig;erung. Beim Licht ist wichtig, dass es auch an die richtige Stelle gelangt. Normale OP-Lampen leuchten die Oberfl&auml;che gut aus, aber die Tiefe schlecht. Dies wurde durch Stirnlampen verbessert und durch das Mikroskop optimiert. Aber auch beim Mikroskop ist die Lichtquelle au&szlig;en und das Licht gelangt durch einen Schacht in die Tiefe zum eigentlichen OP-Feld. Dies macht es schwierig, jeden Winkel auszuleuchten. Nur das Endoskop schafft es, das Licht direkt und verlustfrei in die Tiefe zu bringen und somit eine optimale Ausleuchtung jedes Winkels ohne Schatten zu gew&auml;hrleisten. Daneben bietet das Endoskop auch einen Weitwinkel, einen Vergr&ouml;&szlig;erungsfaktor und die entsprechende Tiefensch&auml;rfe, wodurch die operative Sicht wesentlich verbessert wurde. Des Weiteren hat die Entwicklung der Monitore die operative Sicherheit erh&ouml;ht, indem die Sch&auml;rfe und Detailtreue wesentlich verbessert wurden. Dies ist vergleichbar mit der Entwicklung des Fernsehens. Niemand m&ouml;chte die Sch&auml;rfe und Farbbrillanz von HDTV gegen eine Schwarz-wei&szlig;-R&ouml;hre tauschen. Und wer einmal mit dem Endoskop gearbeitet hat, der m&ouml;chte nicht mehr darauf verzichten.<br /> Bei der endoskopischen Bandscheibenoperation wird die gesamte Operation &uuml;ber eine 8mm gro&szlig;e H&uuml;lse und ein Endoskop mit einem 4,1mm gro&szlig;en Arbeitskanal durchgef&uuml;hrt. Dadurch ist die vollst&auml;ndige Sanierung fast aller Bandscheibenvorf&auml;lle m&ouml;glich und es verbleibt eine kaum sichtbare Narbe (Abb. 1, 2). Auch gibt es fast keine Vernarbungen innerhalb des Wirbelkanals, sodass das Risiko f&uuml;r das sogenannte Postdiskektomiesyndrom deutlich geringer ist als bei konventionellen &bdquo;offenen&ldquo; oder &bdquo;mikrochirurgischen&ldquo; Operationen. Die postoperative Vernarbung ist sehr gef&uuml;rchtet und oft Ursache f&uuml;r das Wiederauftreten von Beschwerden nach einem schmerzfreien Intervall von 6&ndash;9 Monaten. Die Behandlung der postoperativen Vernarbung ist oft sehr schwierig und frustran. Deshalb sollten Narbenbildungen vermieden werden. Vernarbungen entstehen als Folge von Blutungen und Gewebszerst&ouml;rung. Je minimaler der Eingriff, desto geringer die Gewebszerst&ouml;rung und Blutung und somit das Risiko f&uuml;r Vernarbungen.<br /> Zudem ist durch den Einsatz der endoskopischen Fr&auml;se auch beim engen kn&ouml;chernen Wirbelkanal eine endoskopische Operation m&ouml;glich, indem der Wirbelkanal endoskopisch erweitert wird. Es gibt prinzipiell zwei unterschiedliche Vorgehensweisen bei der endoskopischen Bandscheibenchirurgie. Einmal von der Seite durch das sogenannte Neuroforamen (den Nervenkanal) (Abb.3) und einmal durch die Mitte (durch den Wirbelkanal), die sogenannte interlamin&auml;re Technik. Welche Methode im Einzelfall zur Anwendung kommt, entscheidet der Operateur in Abh&auml;ngigkeit von der Lokalisation des Bandscheibenvorfalls und den anatomischen Gegebenheiten. Dabei eignen sich im Neuroforamen gelegene Bandscheibenvorf&auml;lle gut f&uuml;r den seitlichen (transforaminalen) Zugang. Aber auch mittig unter dem hinteren L&auml;ngsband gelegene gr&ouml;&szlig;ere Protrusionen (Vorw&ouml;lbungen), die h&auml;ufig starke R&uuml;ckenschmerzen verursachen, aber keine Schmerzen in den Beinen, eignen sich gut f&uuml;r diese Technik. Der Zugang durch die Mitte wird insbesondere f&uuml;r intraspinal gelegene frei sequestrierte (d.h. frei im Wirbelkanal gelegene) Bandscheibenvorf&auml;lle genutzt. Die vollendoskopische Bandscheibenchirurgie wird nur an wenigen Zentren in Deutschland durchgef&uuml;hrt.<br /><br /> Die Bandscheibenoperation ist insbesondere beim Einsatz des Endoskops eine Technik, die schnell das eigentliche Problem, n&auml;mlich den Bandscheibenvorfall, beseitigt und den komprimierten Nerv entlastet. Die Patienten wachen bereits nach der Narkose schmerzfrei auf und sind fr&uuml;hzeitig mobilisierbar. Deshalb sollte beim Versagen der konservativen Therapien &uuml;ber eine endoskopische Bandscheibenoperation nachgedacht werden.<br /><br /><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Neuro_1801_Weblinks_s12_abb1.jpg" alt="" width="1416" height="1206" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Neuro_1801_Weblinks_s12_abb2.jpg" alt="" width="1417" height="729" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Neuro_1801_Weblinks_s12_abb3.jpg" alt="" width="685" height="1016" /></p></p>
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