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ACR/ARHP 2017

Progressionshemmung bei Arthrose – sichere Biologika – Vitamin D bei SLE

<p class="article-intro">Trotz frühlingshafter Temperaturen sorgten die zahlreichen interessanten Vorträge für bis zum Bersten gefüllte Vortragssäle beim Jahrestreffen von ACR/ARHP in San Diego, Kalifornien. Im Folgenden eine kleine Auswahl der präsentierten Daten.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Arthrose: Fibroblasten&shy;-wachstums&shy;faktor bewirkt Knorpelzuwachs</h2> <p>Nach Ausf&uuml;hrung von Dr. Marc Hochberg, Medizinisches Zentrum der Universit&auml;t Maryland in Baltimore (USA), scheint der rekombinante humane Fibroblastenwachstumsfaktor 18 Sprifermin das erste Medizinprodukt in klinischer Entwicklung zu sein, das dosisabh&auml;ngig den Knorpelverlust bei Kniegelenksarthrose verhindern und sogar zu einem Anstieg der Knorpeldicke f&uuml;hren kann (Hochberg M, Abstract-Nr. 1L). Darauf weisen die Zweijahresdaten einer Phase-II-Studie hin, die insgesamt auf f&uuml;nf Jahre angelegt ist. In der Studie FORWARD erhielten 549 Patienten mit symptomatischer radiologisch abgesicherter Kniegelenksarthrose 6 bis 12 Monate lang dreimal pro Woche entweder Injektionen mit Placebo oder mit Sprifermin. Prim&auml;rer Studienendpunkt war die Ver&auml;nderung der gesamten tibiofemoralen Gelenkdicke im Verlauf von zwei Jahren. Die Injektionen mit dem Fibroblastenwachstumsfaktor f&uuml;hrten zu einem dosisabh&auml;ngigen Anstieg der Knorpeldicke. Dabei nahm sowohl die Knorpeldicke im medialen als auch im lateralen Femorotibialgelenk zu. Die Injektionen hatten aber keine Auswirkung auf die Symptome: Sowohl die Placebo- als auch die Sprifermin-Injektionen f&uuml;hrten zu einer Verbesserung von 50 % der Symptome, gemessen im gesamten WOMAC-Score. &bdquo;Wir f&uuml;hren unsere Studie &uuml;ber einen Gesamtzeitraum von f&uuml;nf Jahren durch, weil wir hoffen, dass wir nach drei bis f&uuml;nf Jahren auch einen Einfluss auf Symptome wie Schmerz nachweisen k&ouml;nnen. Es wird aber auch schwierig sein, hier Unterschiede aufzuzeigen, weil alle Patienten Schmerzmittel einnehmen durften&ldquo;, erkl&auml;rte Dr. Hochberg.<br />Die h&auml;ufigsten Nebenwirkungen bestanden in Arthralgien und R&uuml;ckenschmerzen. Es gab jedoch keinen Unterschied bei den Studienabbr&uuml;chen aufgrund von Nebenwirkungen in der Placebo- und der Sprifermin-Gruppe. Zudem waren die Nebenwirkungen bei Sprifermin-Therapie nur im ersten Injektionszyklus signifikant h&auml;ufiger als bei Placebo. <br />Nach Ausf&uuml;hrung von Dr. Hochberg k&ouml;nnte Sprifermin das erste in der Entwicklung befindliche Medizinprodukt sein, das in der Lage ist, den Knorpelverlust bei Arthrose zu bremsen und sogar zu einem Zuwachs an Knorpelmasse zu f&uuml;hren. Diese strukturellen Vorteile lassen darauf schlie&szlig;en, dass es sich bei dem Fibroblastenwachstumsfaktor um ein echtes krankheitsver&auml;nderndes Arzneimittel bei Arthrose mit akzeptablem Nutzen-Risiko-Profil handelt.</p> <h2>Biologika in der Schwange&shy;r&shy;-schaft: kein erh&ouml;htes Infektionsrisiko f&uuml;r S&auml;uglinge</h2> <p>In einer Beobachtungsstudie wurden Informationen von 502 Schwangerschaften ausgewertet, in der M&uuml;tter mit rheumatoider Arthritis (RA) mit einem Biologikum behandelt werden mussten (Chambers CD, Abstract-Nr. 1785). Diese Schwangerschaften verglich man mit 231 Schwangerschaften von RA-Patientinnen, die kein Biologikum einnahmen, und 423 Schwangerschaften von gesunden Frauen. Hier zeigte sich: Die Kinder der M&uuml;tter mit Biologika-Exposition hatten im ersten Lebensjahr kein erh&ouml;htes Risiko f&uuml;r opportunistische Infektionen. <br />Alle Infektionen der Kinder wurden von P&auml;diatern von der Geburt bis zum Erreichen des ersten Lebensjahrs dokumentiert. Ernste oder opportunistische Infektionen kamen bei 4,0 % der Kinder von den RA-M&uuml;ttern mit Biologika-Exposition vor im Vergleich zu 2,6 % der RA-M&uuml;tter, die keine Biologika einnahmen. 2,1 % der Babys gesunder M&uuml;tter erlebten solche Infektionen im ersten Lebensjahr. Selbst Kinder von Frauen mit RA, bei denen die letzte Dosis eines Biologikums nach der 32. Schwangerschaftswoche verabreicht wurde, wiesen kein h&ouml;heres Risiko auf im Vergleich zum Nachwuchs von RA-Patientinnen, die kein Biologikum einnahmen. Dies wurde bef&uuml;rchtet, da es gerade in der sp&auml;ten Schwangerschaft zu einem Plazentatransfer der Wirkstoffe kommt. <br />&bdquo;Die Ergebnisse unserer Studie sind beruhigend f&uuml;r Rheumapatientinnen, bei denen auch w&auml;hrend der Schwangerschaft nicht auf die Behandlung mit einem Biologikum verzichtet werden kann&ldquo;, schloss Prof. Christina Chambers, Kodirektorin des &bdquo;Center for Better Beginnings&ldquo;, University of California in San Diego (USA) und Erstautorin der Untersuchung, aus diesen Ergebnissen.</p> <h2>Autoimmunit&auml;t und Krebs: eine enge Beziehung</h2> <p>Die Vergesellschaftung bestimmter Autoimmunerkrankungen mit Krebs ist bereits l&auml;nger bekannt. Dabei k&ouml;nnen sowohl nat&uuml;rlich vorkommende als auch pharmakologisch induzierte Antitumorimmunantworten zu Autoimmunerkrankungen f&uuml;hren (Shah A, Session 5T051). Im Bereich der rheumatologischen Erkrankungen weisen vor allem Patienten mit Myositis und Sklerodermie ein deutlich erh&ouml;htes Krebsrisiko auf. &bdquo;Informationen von diesen Patienten zeigen uns, dass nat&uuml;rlich vorkommende Antitumorimmun&shy;antworten zu Autoimmunst&ouml;rungen f&uuml;hren k&ouml;nnen&ldquo;, erkl&auml;rte Prof. Ami Shah, Direktorin von Clinical and Translational Research am Johns Hopkins Scleroderma Center in Baltimore (USA). Sowohl bei Sklerodermie als auch bei Myositis kommt es zu einem deutlichen zeitlichen Zusammenhang zwischen dem Krebs und dem Beginn einer rheumatologischen Erkrankung. Aktuelle Daten weisen auf einen paraneoplastischen Mechanismus der Sklerodermiepathogenese bei Patienten mit Sklerodermie und RNA-Polymerase-III-Autoantik&ouml;rpern hin. &bdquo;Diese Patienten zeigen uns den Zusammenhang zwischen einer Krebserkrankung und der Autoimmunit&auml;t&ldquo;, erkl&auml;rte Prof. Shah. Eine eigene Kohorte von Sklerodermiepatienten mit diesen Autoantik&ouml;rpern wies im Verlauf von zwei Jahren nach der Diagnose der Sklerodermie ein mehr als f&uuml;nffach erh&ouml;htes Krebsrisiko auf. Dieser Zusammenhang weist darauf hin, dass die Sklerodermie bei bestimmten Patienten ein Nebenprodukt einer k&ouml;rpereigenen Antitumorantwort ist. Dadurch stellt sich die Frage, ob im Umkehrschluss auch einige innovative Arzneimittel, die in der Onkologie benutzt werden, um Antitumorimmunantworten zu triggern (wie die Checkpoint-Inhibitoren), durch &auml;hnliche Mechanismen zur Entstehung von Autoimmunerkrankungen beitragen k&ouml;nnen. Ersten Erfahrungen zufolge ist dies in der Tat der Fall. Rheumatologen sollten zumindest bei einigen ihrer Patienten ein intensives Screening auf onkologische Erkrankungen durchf&uuml;hren &ndash; so der Rat von Prof. Shah.</p> <h2>Bei Lupuspatienten auf gute Vitamin-D-Versorgung achten</h2> <p>Bei bis zu 40 % der Patienten mit Lupus erythematodes (SLE) entsteht eine Lupusnephritis, die zur terminalen Niereninsuffizienz f&uuml;hren kann. Schon l&auml;nger ist bekannt, dass Patienten mit dieser Autoimmunerkrankung oft zu niedrige Vitamin-D-Spiegel aufweisen. Eine aktuelle Studie von Dr. Michelle Petri, Hopkins Lupus Center an der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore (USA), zeigte jetzt, dass niedrige Vitamin-D-Spiegel das Risiko f&uuml;r diese Patienten f&uuml;r eine terminale Niereninsuffizienz deutlich erh&ouml;hen (Petri M, Abstract-Nr. 665). Die Forscher analysierten 1392 SLE-Patienten und stellten fest: Patienten, deren Vitamin-D-Spiegel zu niedrig waren (unter 20ng/ml), hatten ein um 87 % erh&ouml;htes Risiko, eine terminale Niereninsuffizienz zu erleiden. Selbst wenn andere Risikofaktoren einbezogen wurden, war das Risiko noch um 66 % erh&ouml;ht. Zudem wiesen SLE-Patienten mit schlechter Vitamin-D-Versorgung auch 69 % mehr Sch&auml;den an der Haut auf. &bdquo;Eine Supplementierung mit Vitamin D ist sehr sicher&ldquo;, erkl&auml;rte Dr. Petri. &bdquo;Sie hilft uns dabei, eine der gef&uuml;rchtetsten Komplikationen des SLE zu verhindern, und reduziert vermutlich auch das kardiovaskul&auml;re Risiko.&ldquo; Ihres Erachtens sollte bei SLE-Patienten eine Vitamin-D-Erg&auml;nzung fester Bestandteil des Therapieplans sein, wodurch auch die Proteinurie g&uuml;nstig beeinflusst werden kann.</p> <h2>Secukinumab verlangsamt die radiologische Progression bei PsA</h2> <p>Die FUTURE-5-Studie, die beim ACR-Kongress die Aufnahme in die begehrte Late-Breaker-Session schaffte, zeigte erstmals, dass der IL-17-Blocker Secukinumab die strukturelle Krankheitsprogression bei Patienten mit Psoriasisarthritis verlangsamen kann (Mease P, Abstract-Nr. 17L). Schon in den Studien FUTURE 1 und FUTURE 2 hatte Secukinumab seine rasch eintretende und starke Wirksamkeit bei Psoriasis unter Beweis gestellt. Jetzt wurde erstmals die Auswirkung auf die radiologische Progression untersucht. Mit fast 1000 Patienten ist die FUTURE-5-Studie auch die gr&ouml;&szlig;te randomisierte Studie, die bei Patienten mit PsA durchgef&uuml;hrt wurde. Hier wurde die radiologische Progression als sekund&auml;rer Studienendpunkt untersucht. Dabei beurteilten zwei verblindete Pr&uuml;f&auml;rzte R&ouml;ntgenaufnahmen von H&auml;nden/Handgelenken/F&uuml;&szlig;en und dokumentierten ihre Ergebnisse in einem standardisierten Bewertungssystem f&uuml;r radiologische Ver&auml;nderungen (modifizierter Sharp-van-der-Heijde-Score, SHS). In allen Secukinumab-Studienarmen (150mg und 300mg jeweils mit oder ohne Aufs&auml;ttigung) wurde die radiologische Progression im Vergleich zu Placebo zu Woche 24 signifikant gebremst. Patienten, die mit dem IL-17-Blocker behandelt wurden, zeigten auch eine dramatische Verbesserung der Enthesitis und Daktylitis. &bdquo;Besonders der Einfluss auf die Enthesitis hat f&uuml;r unsere Patienten eine gro&szlig;e Bedeutung, da eine Enthesitis der Achillessehne eine starke funktionelle Einschr&auml;nkung nach sich zieht&ldquo;, erkl&auml;rte Prof. Philip J. Mease, Swedish Medical Center und University of Washington in Seattle (USA), bei der Studienvorstellung.<br />Erwartungsgem&auml;&szlig; war die Wirksamkeit bei Patienten, die zuvor nicht mit TNF-Blockern behandelt wurden, gr&ouml;&szlig;er. Eine signifikante &Uuml;berlegenheit versus Placebo zeigte sich auch beim prim&auml;ren Studienendpunkt von FUTURE 5, dem Ansprechen gem&auml;&szlig; den Kriterien des American College of Rheumatology (ACR) um 20 % . Dies erreichten zu Woche 16 bis zu 62 % der mit Secukinumab therapierten Patienten.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: ACR/ARHP Annual Meeting, 4.–8. November 2017, San Diego, Kalifornien (USA) </p>
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