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ACO-ASSO-Jahrestagung 2017

Hoher edukativer Anspruch und praxisrelevante Vorträge

<p class="article-intro">Die 34. ACO-ASSO-Jahrestagung widmete sich dem Pankreaskarzinom und seinen Vorstufen. Im folgenden Interview mit den beiden Kongresspräsidenten Univ.-Prof. Dr. Martin Schindl, Medizinische Universität Wien, und Priv.-Doz. Dr. Stefan Stättner, Medizinische Universität Innsbruck, erfahren Sie Details rund um den Kongress.</p> <hr /> <p class="article-content"><p><strong>Welchen Stellenwert hat das Pankreaskarzinom innerhalb der ACO ASSO und weshalb wurde es zum Schwerpunktthema der Jahrestagung 2017 gemacht?</strong></p> <p><strong>S. St&auml;ttner:</strong> Das Pankreaskarzinom wird in der breiten &Ouml;ffentlichkeit mit einer hohen Mortalit&auml;t und gro&szlig;em Leid in Verbindung gebracht; es hat bei weltweit &ndash; und auch in &Ouml;sterreich &ndash; steigender Inzidenz Brisanz und ruft immer wieder &ouml;ffentliche Diskussionen &uuml;ber Operabilit&auml;t und Prognose hervor. Die korrekte Diagnose und die erfolgreiche Behandlung werden oftmals dadurch erschwert, dass dieses Karzinom im Fr&uuml;hstadium meist symptomlos verl&auml;uft und die Patienten erst in einem fortgeschrittenen Stadium einen Arzt aufsuchen bzw. diagnostiziert werden. Die Therapie dieser Patienten ist und bleibt eine Herausforderung f&uuml;r den behandelnden Arzt bzw. das interdisziplin&auml;re Behandlungsteam.</p> <p><strong>M. Schindl:</strong> Es hat sich gezeigt, dass das Pankreaskarzinom eine so schlechte Prognose hat, dass es eine Fachrichtung allein nicht effizient behandeln kann. In den letzten Jahren wurden durch eine vermehrte interdisziplin&auml;re Zusammenarbeit wesentliche Fortschritte in der Therapie dieser Tumorentit&auml;t erzielt: Die rechtzeitige Entfernung anerkannter Krebsvorstufen, pr&auml;zise und Stadienadaptierte multimodale Behandlung durch hochaufl&ouml;sende Bildgebung und minimal invasive Operationstechniken sowie interventionelles Management von Komplikationen sind einige Aspekte, die zu dieser positiven Entwicklung beigetragen haben.</p> <p><strong>Welches Konzept haben Sie f&uuml;r diesen Kongress verfolgt?</strong></p> <p><strong>M. Schindl:</strong> Wir haben die Sitzungen bewusst so gestaltet, dass der Interdisziplinarit&auml;t, welche die Therapie des Pankreaskarzinoms erfordert und die in der Praxis auch gelebt wird, Rechnung getragen wird.</p> <p><strong>S. St&auml;ttner:</strong> Ganz wichtig war uns bei der Zusammenstellung des Programms der edukative Charakter der Tagung. Aktuelle Konzepte aus Diagnostik und Therapie wurden gleicherma&szlig;en thematisiert und anhand von Fallpr&auml;sentationen und Diskussionen konkret abgehandelt. Nationale und internationale Top- Experten aus unterschiedlichen an der Behandlung des Pankreaskarzinoms beteiligten Disziplinen haben in State-ofthe- Art-Vortr&auml;gen den aktuellen evidenzbasierten Stand der Wissenschaft zu ausgesuchten Themen dargestellt und im pers&ouml;nlichen Kontext diskutiert. Insbesondere die Chirurgie wurde dabei als zentrale S&auml;ule der Behandlung von Bauchspeicheldr&uuml;senkrebs f&uuml;r zahlreiche der vorgestellten Behandlungskonzepte unterstrichen.</p> <p><strong>Der Begriff &bdquo;Tumorboard&ldquo; kommt an verschiedenen Stellen im Programm vor. Wie sch&auml;tzen Sie die Relevanz von Tumorboards f&uuml;r Patienten mit Pankreaskarzinom ein?</strong></p> <p><strong>M. Schindl:</strong> Gerade in der Behandlung des Pankreaskarzinoms spielt das Tumorboard eine besondere Rolle. Wir haben daher die gelebte Praxis in Falldiskussionen eines fiktiven Tumorboards abgebildet, wo die Entscheidungen einer Gruppe von Behandlern anhand konkreter F&auml;lle und Behandlungssituationen transparent gemacht und auch die Gr&uuml;nde, die zu der jeweiligen Therapieentscheidung gef&uuml;hrt hatten, erl&auml;utert wurden.<br /> Erg&auml;nzt wurde dies durch eminenzfokussierte Beitr&auml;ge in der &bdquo;Meet the Professor&ldquo;- Sitzung, bei denen sich ein sehr erfahrener Chirurg dem Publikum mit seiner Expertise zur Verf&uuml;gung stellt. Durch diese Art des Vortrags k&ouml;nnen auch praxisrelevante Fragen, die in einem gr&ouml;&szlig;eren Auditorium oft zu kurz kommen, ausf&uuml;hrlich behandelt werden.</p> <p><strong>S. St&auml;ttner:</strong> In der &bdquo;How I Do it&ldquo;-Sitzung wurden ausgew&auml;hlte, schwierige chirurgische Fragestellungen abgehandelt. &bdquo;Wie macht man eine korrekte Anastomose?&ldquo; Oder: &bdquo;Wie wird die Einsch&auml;tzung der Resektabilit&auml;t von den jeweiligen Experten getroffen?&ldquo; Diese Session hatte das Ziel, von den rein evidenzbasierten Informationen der Publikationen und Studien zu den individuellen Entscheidungskriterien in typischen Situationen zu kommen.<br /> Dar&uuml;ber hinaus gab es auch einen Videovortrag von Prof. Dr. David Fuks, Institute Mutualiste Montsouris in Paris, zur laparoskopischen Pankreaschirurgie.</p> <p><strong>Neben dem Pankreaskarzinom waren aber auch die Vorstufen dieser Erkrankung ein Thema.</strong></p> <p><strong>S. St&auml;ttner:</strong> Die Behandlung von Vorl&auml;uferl&auml;sionen, die zu Bauchspeicheldr&uuml;senkrebs f&uuml;hren k&ouml;nnen, ist ein relevanter Aspekt dieses Bereichs. Die Therapie zystischer Erkrankungen wie intraduktaler papill&auml;rer muzin&ouml;ser Neoplasien wurden ebenfalls in diversen Vortr&auml;gen er&ouml;rtert. Wir hatten Top-Experten hierf&uuml;r vor Ort, etwa die Pathologin Prof. Dr. Irene Esposito vom Universit&auml;tsklinikum D&uuml;sseldorf oder auch Prof. Dr. Thilo Hackert vom Universit&auml;tsklinikum Heidelberg, die in diesem Bereich sicher europaweit f&uuml;hrend sind.</p> <p><strong>Ein Highlight der Tagung war der Festvortrag von Prof. Dr. John Neoptolemos vom Cancer Research Institute UK LCTU in Liverpool.</strong></p> <p><strong>M. Schindl:</strong> Dieser gut besuchte Vortrag war &uuml;beraus interessant und bot Einblicke in die Arbeit der Europ&auml;ischen Studiengruppe f&uuml;r Pankreaskarzinome (ESPAC), die am Fortschritt multimodaler Therapiekonzepte wesentlich beteiligt ist.</p> <p><strong>Es gab ja zahlreiche formale Novit&auml;ten bei der diesj&auml;hrigen Jahrestagung, etwa die Kongress-App. Hat sich diese bew&auml;hrt?</strong></p> <p><strong>S. St&auml;ttner:</strong> Ja, wir haben diesmal versucht, die Veranstaltung noch &uuml;bersichtlicher, moderner und informativer zu gestalten als bisher. So kam erstmals eine Kongress-App zum Einsatz, die eine aktuelle Online-&Uuml;bersicht zur Jahrestagung bot und ein elektronisches Votingsystem beinhaltete, das die Teilnahme der &Auml;rzte an Publikumsfragen erm&ouml;glichte. Dadurch konnte in die Diskussionen der Input des Auditoriums direkt einflie&szlig;en und es war m&ouml;glich, die Gespr&auml;che nach den Vortr&auml;gen gem&auml;&szlig; den Fragen und Bed&uuml;rfnissen der Teilnehmer zu gestalten. Dar&uuml;ber hinaus konnte der Kongress mittels dieser App evaluiert werden. Die Teilnehmer k&ouml;nnen dar&uuml;ber hinaus Zusammenfassungen der Vortr&auml;ge als PDF herunterladen, um nach dem Kongress das Geh&ouml;rte zu vertiefen. Unser Ziel, v&ouml;llig &bdquo;papierlos&ldquo; zu werden, haben wir nicht ganz geschafft, aber wir sind auf dem besten Wege dazu.</p> <p><strong>M. Schindl:</strong> Wir haben bei der Auswahl der Themen und der Gestaltung der Vortr&auml;ge aber auch besonders auf die Relevanz f&uuml;r die chirurgische Aus- und Fortbildung geachtet. Die Tagungsteilnahme von Chirurgen in Ausbildung wurde dankenswerterweise von der &Ouml;sterreichischen Gesellschaft f&uuml;r Chirurgie auch in besonderer Weise gef&ouml;rdert.</p> <p><strong>Die Organisation des Kongresses ging ja von Ihnen beiden aus. Wie hat die Kooperation Ost &ndash; West, Wien &ndash; Innsbruck funktioniert?</strong></p> <p><strong>S. St&auml;ttner:</strong> Ganz hervorragend! Die Referenten der Jahrestagung stammen aus unterschiedlichen Zentren quer durch ganz &Ouml;sterreich und auch international. &Ouml;sterreich ist ein kleines Land und dieser Schulterschluss und Austausch zwischen unterschiedlichen Kompetenzzentren sind gerade f&uuml;r die Therapie des Pankreaskarzinoms unerl&auml;sslich.</p> <p><strong>Vielen Dank f&uuml;r das Gespr&auml;ch!</strong></p> <p>&nbsp;</p> <p><strong><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Onko_1707_Weblinks_jatros_onko_1707_s79_bild.jpg" alt="" width="2147" height="623" /></strong></p></p>
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