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Nach neoadjuvanter Chemotherapie beim HER2-negativen Mammakarzinom

Genomischer Test zur Prognose des Tumoransprechens der axillären Lymphknoten

<p class="article-intro">Das Konzept der neoadjuvanten Chemotherapie (NAC) hat bei Patientinnen mit einem operablen, lokal fortgeschrittenen Mammakarzinom einerseits zu einer Zunahme der brusterhaltenden Operationen geführt. Andererseits führte die NAC zur Konversion der klinisch positiven axillären Lymphknoten in histopathologisch negative Lymphknoten. Die prognostische Bedeutung des axillären Lymphknotenstatus hat im neoadjuvanten Setting einen besonderen Stellenwert, da die pathologisch komplette Remission (kein invasiver Tumor in Mamma und axillären Lymphknoten) ein Surrogat für das Gesamtüberleben darstellt.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>In randomisierten Studien konnte abh&auml;ngig von der Art der Chemotherapie eine Konversion von klinisch positiven in pathologisch negative Lymphknoten in bis zu 40 % der F&auml;lle gezeigt werden. Der operative Standard solcher F&auml;lle ist derzeit die axill&auml;re Dissektion, sodass sich die Frage ergibt, ob bei selektierten Patientinnen auf eine axill&auml;re Dissektion verzichtet werden kann.</p> <h2>Entwicklung eines genomischen Tests</h2> <p>Zur Vorhersage des Tumoransprechens nach sequenzieller anthrazyklin- und taxanh&auml;ltiger neoadjuvanter Chemotherapie wurde ein genomischer Test entwickelt, mit dessen Hilfe Tumoren als chemosensitiv oder nicht chemosensitiv klassifiziert werden. In einer Kohorte von 153 Patientinnen zeigten 42 % einen klinisch negativen (cN&ndash;) und davon 69 % einen histopathologisch negativen axill&auml;ren Lymphknotenstatus (pN&ndash;) vor bzw. nach neoadjuvanter Chemotherapie. 44 % der Patientinnen, die vor Chemotherapie einen positiven axill&auml;ren Lymphknotenstatus (cN+) hatten, konvertierten nach Abschluss der Chemotherapie in einen pN&ndash; Status. Nach Anwendung des genomischen Tests beobachteten wir, dass 30 % der cN+ Mammakarzinome vor Chemotherapie als chemosensitiv klassifiziert wurden. Diese zeigten eine signifikant h&ouml;here Wahrscheinlichkeit, in einen pN&ndash; Status zu konvertieren (70 % ; 95 % CI: 50&ndash;86) im Vergleich zu Mammakarzinomen, welche als nicht chemosensitiv klassifiziert wurden (33 % ; 95 % CI: 21&ndash;46). 21 % der Mammakarzinome, die vor Chemotherapie cN&ndash; waren und als chemosensitiv klassifiziert wurden, hatten einen pN&ndash; Status nach Chemotherapie in 86 % (95 % CI: 57&ndash;89) im Vergleich zu den Mammakarzinomen, die als nicht chemosensitiv klassifiziert wurden (65 % ; 95 % CI: 50&ndash;78).<br /> Die Sentinel-Lymphknoten-Biopsie (SLNB) ist die Standardmethode des axill&auml;ren Staging beim Mammakarzinom. Bei Patientinnen mit cN+ Status wird jedoch die axill&auml;re Lymphknotendissektion (ALND) Level I und II nach Abschluss der neoadjuvanten Chemotherapie unabh&auml;ngig vom Ansprechen der axill&auml;ren Lymphknoten auf die Chemotherapie durchgeführt.</p> <h2>Studie AGO-35</h2> <p>Ziel der multizentrischen AGO-35-Studie ist zu untersuchen, ob die durch genomische Signaturen als chemosensitiv klassifizierten Tumoren eine so hohe Wahrscheinlichkeit eines pN&ndash; Status zeigen, dass bei diesen Patientinnen auf die axill&auml;re Dissektion verzichtet werden kann. Einschlusskriterien sind ein histologisch verifiziertes invasives Mammakarzinom (klinisches Stadium T1&ndash;4, M0), eine geplante neoadjuvante Chemotherapie, eine Chemotherapie mit einem anthrazyklinhaltigen Schema gefolgt von Taxanen und negativer HER2-Status nach Biopsie. Abbildung 1 zeigt das Behandlungsschema der AGO-35-Studie.<br /> In Kooperation mit dem M.D. Anderson Cancer Center wird in der AGO- 35-Studie die prospektive Validierung des genomischen Tests für das Tumoransprechen in den axill&auml;ren Lymphknoten von Patientinnen mit einem HER2-negativen Mammakarzinom vorgenommen. Weitere Endpunkte der Studie umfassen den Vergleich der Frequenz der brusterhaltenden Operationen vs. Mastektomien je nach vorhergesagter Chemosensitivit&auml;t, die Assoziation zwischen Chemosensitivit&auml;t und pathologischem Ansprechen mittels RCB (Residual Cancer Burden)<sup>1</sup> (Abb. 2) und das krankheitsfreie &Uuml;berleben (DFS) und Gesamtüberleben (OS). Genexpressionsanalysen mittels Affymetrix U133A Gene chips werden an Stanzbiopsien von Tumorgewebe durchgeführt. Die Kalkulation der Chemosensitivit&auml;t erfolgt mittels genomischen Tests.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Onko_1707_Weblinks_jatros_onko_1707_s71_abb1.jpg" alt="" width="1454" height="1027" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Onko_1707_Weblinks_jatros_onko_1707_s72_abb2.jpg" alt="" width="1417" height="836" /></p> <h2>Zusammenfassung</h2> <p>Die lokoregionale Behandlung des Mammakarzinoms k&ouml;nnte je nach Ansprechen der axill&auml;ren Lymphknoten auf die neoadjuvante Chemotherapie individualisiert werden. Moderne Methoden und Technologien, wie in der Studie AGO-35 dargelegt, k&ouml;nnen dazu beitragen, bei Frauen mit chemosensitiven Tumoren auf die axill&auml;re Dissektion zu verzichten.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Symmans WF et al.: Measurement of residual breast cancer burden to predict survival after neoadjuvant chemotherapy. J Clin Oncol 2007; 25: 4414-22 Weitere Literatur bei der Verfasserin</p> </div> </p>
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