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Helicobacter pylori – was ist aktuell?

<p class="article-intro">Wir wissen heute, dass das Bakterium Helicobacter pylori (H.p.) für einen großen Teil aller Fälle von Gastritis, Ulcus ventriculi, Ulcus duodeni, Magenkarzinom sowie MALT-Lymphom des Magens verantwortlich ist. Die Empfehlungen hinsichtlich der H.p.-Eradikationstherapie haben sich während der letzten Monate verändert.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Pathogenese H.p.-assoziierter Erkrankungen</h2> <p>Die Infektion mit H.p. erfolgt meist bereits in der fr&uuml;hen Kindheit, wobei das Infektionsrisiko umso h&ouml;her ist, je niedriger der Lebensstandard ist und je schlechter die hygienischen Verh&auml;ltnisse sind. Nach der Infektion siedelt sich das Bakterium zun&auml;chst im Magenantrum an, da dort die S&auml;urebelastung nicht so hoch ist wie im Bereich des s&auml;uresezernierenden Epithels des Magencorpus. Diese H.p.-induzierte Gastritis wird als Gastritis Typ B bezeichnet. Die meisten Patienten mit Gastritis Typ B sind v&ouml;llig beschwerdefrei oder haben nur unspezifische Symptome wie leichte Oberbauchschmerzen oder &Uuml;belkeit. Nur etwa 10 % aller Betroffenen entwickeln als Folge der H.p.-Infektion ein Ulcus ventriculi oder ein Ulcus duodeni. Noch viel seltener f&uuml;hrt die Infektion zur Entstehung eines Magenkarzinoms oder eines MALT-Lymphoms (Abb. 1).<br /> Lange Zeit war es unklar, wie ein so extrem an das Leben in der Magenschleimhaut adaptiertes Bakterium ein Ulcus duodeni verursachen kann. Inzwischen ist bekannt, dass die Pathogenese des H.p.- induzierten Ulcus duodeni wie folgt abl&auml;uft: Bei Patienten mit hoher Magens&auml;ureproduktion entstehen im Bulbus duodeni als Reaktion auf die hohe Magens&auml;ureexposition kleine Inseln von Magenschleimhaut, die als &bdquo;gastrale Metaplasien&ldquo; bezeichnet werden. Diese gastralen Metaplasien k&ouml;nnen in der weiteren Folge von H.p. besiedelt werden, es entsteht eine H.p.-induzierte Entz&uuml;ndung innerhalb des metaplastischen Epithels und schlie&szlig;lich k&ouml;nnen sich genau an diesen Stellen Ulcera duodeni bilden (Abb. 2).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_DAM_Allgemeinm_1710_Weblinks_s28_abb1.jpg" alt="" width="1088" height="660" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_DAM_Allgemeinm_1710_Weblinks_s28_abb2.jpg" alt="" width="723" height="762" /></p> <h2>Differenzialdiagnose der Gastritis</h2> <p>Bei jeder Gastritis sollte eine differenzialdiagnostische Abkl&auml;rung vorgenommen werden, um &ndash; wenn m&ouml;glich &ndash; eine kausale Therapie einzuleiten. Die h&auml;ufigsten Ursachen der Gastritis sind:</p> <ul> <li>die bereits genannte H.p.-induzierte Gastritis Typ B (&bdquo;B&ldquo; wie &bdquo;bakteriell&ldquo;), deren Therapie in einer Eradikationstherapie (siehe unten) besteht</li> <li>die Gastritis Typ C (&bdquo;C&ldquo; wie &bdquo;chemisch&ldquo;), die haupts&auml;chlich durch die Einnahme nichtsteroidaler Antirheumatica (NSAR) sowie durch den R&uuml;ckfluss von Galle in den Magen ausgel&ouml;st wird</li> <li>die Gastritis Typ A (&bdquo;A&ldquo; wie &bdquo;autoimmun&ldquo;), bei der es durch einen Autoimmunprozess zu einer Entz&uuml;ndung der proximalen Magenabschnitte (Corpus und Fundus) kommt. Nach jahrelangem Verlauf entwickelt sich eine Atrophie im Magencorpus und Magenfundus mit massiver Abnahme der S&auml;uresekretion und Vitamin- B12-Mangel.</li> </ul> <h2>Differenzialdiagnose von Ulcus duodeni und Ulcus ventriculi</h2> <p>Heute wird die Entstehung eines gastroduodenalen Ulkus im Wesentlichen als ein zweistufiger Prozess verstanden: In einem ersten Schritt wird die Schleimhaut vorgesch&auml;digt &ndash; wof&uuml;r eine Infektion mit H.p. beziehungsweise die Einnahme von NSAR mit gro&szlig;em Abstand die h&auml;ufigsten Ursachen sind. Andere Ursachen wie Zollinger-Ellison- Syndrom, Morbus Crohn, Sarkoidose, Tuberkulose, Vaskulitiden u.a. sind sehr selten. In einem zweiten Schritt kann dann gleichsam die Magens&auml;ure durch die vorgesch&auml;digte Mukosa in tiefere Wandschichten eindringen und auf diese Weise zur Entstehung von Ulzerationen f&uuml;hren.<br /> In fr&uuml;heren Jahren trat die gastroduodenale Ulkuskrankheit zumeist als chronische Erkrankung auf, wobei die Patienten h&auml;ufig zweimal j&auml;hrlich (im Fr&uuml;hjahr und Herbst) Ulkussch&uuml;be entwickelten. Durch zahllose Studien konnte inzwischen gezeigt werden, dass bei Patienten mit H.p.-induzierten Ulzera durch eine erfolgreiche Eradikationstherapie weitere Rezidive verhindert werden k&ouml;nnen (zumindest wenn keine NSAR eingenommen werden). F&uuml;r H.p.-induzierte Ulzera gilt daher nicht mehr der alte Grundsatz &bdquo;Einmal ein Ulkus &ndash; immer ein Ulkus&ldquo; sondern &bdquo;Einmal ein Ulkus &ndash; nach erfolgreicher Eradikationstherapie nie wieder ein Ulkus&ldquo;. F&uuml;r diese Entdeckung wurden die beiden Australier Warren und Marshall 1995 v&ouml;llig zu Recht mit dem Nobelpreis f&uuml;r Physiologie oder Medizin ausgezeichnet.</p> <h2>H.p.-Eradikationstherapie im Jahr 2017</h2> <p>Die Empfehlungen zur Wahl des H.p.-Eradikationsschemas haben sich w&auml;hrend der letzten Monate ver&auml;ndert. Dies ist f&uuml;r die klinische Praxis extrem relevant: &Uuml;ber viele Jahre hindurch stellten einw&ouml;chige Tripeltherapien die Standardtherapie der H.p.- Eradikation in &Ouml;sterreich dar. Dabei wurden zwei Antibiotika (Clarithromycin plus Amoxicillin oder Clarithromycin plus Metronidazol) &uuml;ber sieben Tage gemeinsam mit einem Protonenpumpenhemmer (PPI) verabreicht. Nachdem &uuml;ber viele Jahre hindurch mit diesen Tripeltherapien Eradikationsraten von &uuml;ber 90 % erzielt werden konnten, mussten wir w&auml;hrend der vergangenen Jahre eine Abnahme der Effektivit&auml;t dieser Therapieregime beobachten. Die Ursache dieses Ph&auml;nomens liegt in der Zunahme von gegen Clarithromycin resistenten H.p.-St&auml;mmen. In einer k&uuml;rzlich durchgef&uuml;hrten &ouml;sterreichweiten Studie konnte gezeigt werden, dass inzwischen 21,1 % aller H.p.-St&auml;mme in &Ouml;sterreich eine prim&auml;re Resistenz gegen Clarithromycin aufweisen. Einw&ouml;chige Tripeltherapien sollten daher in &Ouml;sterreich nicht mehr zur H.p.-Eradikation eingesetzt werden. Es sei denn, es konnte durch vorhergehende Resistenztestung des H.p.-Stammes das Vorliegen einer Resistenz gegen Clarithromycin ausgeschlossen werden. Auch die sogenannten sequenziellen Therapien sowie levofloxacinbasierte Regime werden nicht mehr als First-Line-Therapien empfohlen.<br /> Vom aktuellen Maastricht-V/Florence Consensus Report und vom amerikanischen Toronto Consensus werden f&uuml;r L&auml;nder mit einer Resistenzsituation wie in &Ouml;sterreich die folgenden beiden Therapieregime als First-Line-Therapie empfohlen:</p> <ul> <li>Die &bdquo;concomitant therapy&ldquo; bestehend aus Amoxicillin, Clarithromycin, Metronidazol und einem PPI &uuml;ber 14 Tage (Tab. 1). Dieses Regime enth&auml;lt zwar ebenfalls Clarithromycin, jedoch k&ouml;nnen durch die Kombination mit Amoxicillin und Metronidazol auch bei clarithromycinresistenten St&auml;mmen hohe Eradikationsraten erzielt werden.</li> <li>Die bismuthbasierte Quadrupeltherapie bestehend aus Bismuthsubcitrat, Tetracyclin, Metronidazol (alle drei Substanzen enthalten in Pylera<sup>&reg;</sup>) und einem PPI &uuml;ber 10 bis 14 Tage.</li> </ul> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_DAM_Allgemeinm_1710_Weblinks_s28_tab1.jpg" alt="" width="1051" height="491" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>beim Verfasser</p> </div> </p>
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