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Mit dem Taschenrechner ins Echolabor

1x1 der Echokardiografie bei pulmonaler Hypertonie

<p class="article-intro">Die Echokardiografie stellt eine etablierte, nicht invasive Screening- Methode für das Vorliegen einer pulmonalen Hypertonie dar. Sie identifiziert nicht nur Patienten, die eine weiterführende Abklärung benötigen, sondern kann auch Hinweise auf die zugrunde liegende Pathophysiologie liefern.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Echokardiografie stellt die First- Line-Screening-Methode bei Verdacht auf PH dar.</li> <li>Anhand der Trikuspidalklappeninsuffizienz- R&uuml;ckflussgeschwindigkeit kann unter Ber&uuml;cksichtigung indirekter PH-Zeichen eine Aussage &uuml;ber die Wahrscheinlichkeit f&uuml;r das Vorliegen einer PH gemacht werden.</li> <li>Eine exakte Differenzierung zwischen pr&auml;- und postkapill&auml;rer PH ist nur invasiv m&ouml;glich, jedoch kann die Echokardiografie konkrete Hinweise auf eine postkapill&auml;re Genese liefern.</li> </ul> </div> <h2>Definition der pulmonalen Hypertonie</h2> <p>Die pulmonale Hypertonie (PH) ist definiert durch einen invasiv mittels Rechtsherzkatheter gemessenen mittleren pulmonal- arteriellen Druck (MPAP) =25mmHg,<sup>1</sup> und kommt bei verschiedenen Erkrankungen mit unterschiedlichen zugrunde liegenden Pathomechanismen vor. Die klinischen Symptome (Dyspnoe, Leistungseinschr&auml;nkung und Synkope) sind unspezifisch, was dazu f&uuml;hrt, dass die betroffenen Patienten erst sp&auml;t korrekt diagnostiziert und einer ad&auml;quaten Therapie zugef&uuml;hrt werden.</p> <h2>Der Stellenwert der Echokardiografie bei der PH</h2> <p>Mit der transthorakalen Echokardiografie existiert eine exzellente, kosteng&uuml;nstige, nicht invasive Methode zum Screening von Patienten mit den genannten Symptomen oder Risikofaktoren f&uuml;r eine PH. Die Echokardiografie soll dabei nicht nur eine qualitative Aussage &uuml;ber das Vorliegen einer PH, sondern auch entscheidende Hinweise auf die zugrunde liegende Ursache liefern. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass die Rechtsherzkatheteruntersuchung, mit ihren invasiv gemessenen Druckwerten, den Goldstandard f&uuml;r die Diagnose einer PH darstellt. Die nicht invasiv berechneten Druckwerte der Echokardiografie zeigen im Vergleich dazu eine diagnostische Sensitivit&auml;t von knapp 90 % und eine diagnostische Spezifit&auml;t von knapp 80 % .<sup>2</sup></p> <h2>Wahrscheinlichkeit f&uuml;r das Vorliegen einer PH</h2> <p>Ausgangspunkt einer echokardiografischen Evaluation einer m&ouml;glichen PH stellt die Messung der maximalen R&uuml;ckflussgeschwindigkeit einer vorliegenden Trikuspidalklappeninsuffizienz (TRV) mittels CWDoppler dar. Um eine gute Visualisierung der Dopplerkurve zu erreichen, sollte die Durchlaufgeschwindigkeit (Sweep Speed) auf &gt;100mm/s eingestellt werden.<sup>3</sup> Der Einsatz von Echokontrastmittel (beispielsweise agitierte Kochsalzl&ouml;sung) kann ebenfalls zu einem verbesserten Dopplersignal beitragen. Gem&auml;&szlig; den aktuellen Guidelines der European Society of Cardiology (ESC) wird anhand der maximalen TRV die Wahrscheinlichkeit f&uuml;r das Vorliegen einer PH abgesch&auml;tzt (Tab. 1).<sup>1</sup> Eine TRV=2,8m/s in Abwesenheit indirekter PH-Zeichen bedeutet eine niedrige Wahrscheinlichkeit f&uuml;r das Vorliegen einer PH. In diesem Fall sollte in erster Linie an eine Alternativdiagnose gedacht werden. Eine TRV&gt;3,4m/s bedeutet hingegen eine hohe Wahrscheinlichkeit f&uuml;r das Vorliegen einer PH. In diesem Fall ist eine weiterf&uuml;hrende Abkl&auml;rung indiziert.<br /> Die maximale TRV sollte stets unter Ber&uuml;cksichtigung der indirekten PH-Zeichen interpretiert werden. Diese werden gem&auml;&szlig; den betroffenen anatomischen Strukturen in 3 verschiedene Gruppen eingeteilt. Sobald spezielle Echocharakteristika aus mindestens 2 dieser 3 Gruppen vorliegen, wird der Patient der n&auml;chsten, h&ouml;heren PH-Wahrscheinlichkeitsstufe zugeordnet (Tab. 1): 1. Ventrikel:</p> <ul> <li>Rechtsventrikul&auml;rer basaler Diameter/ linksventrikul&auml;rer basaler Diameter &gt;1,0 und/oder</li> <li>Abplattung des intraventrikul&auml;ren Septums mit einem Exzentrizit&auml;ts-Index &gt;1,1</li> </ul> <p>2. Pulmonalarterie:</p> <ul> <li>Rechtsventrikul&auml;re Ausflusstrakt-Akzelerationszeit &lt;105ms und/oder</li> <li>midsystolisches &bdquo;Notching&ldquo; des PWDopplersignals im rechtsventrikul&auml;ren Ausflusstrakt (Abb. 1) und/oder</li> <li>&gt;2,2m/s fr&uuml;hdiastolische R&uuml;ckflussgeschwindigkeit einer Pulmonalklappeninsuffizienz und/oder</li> <li>Pulmonalarterie &gt;25mm Diameter</li> </ul> <p>3. Vena cava inferior/rechter Vorhof:</p> <ul> <li>&gt;2,1mm Diameter der Vena cava inferior mit &lt;50 % respiratorischer Kaliberschwankung und/oder</li> <li>&gt;18cm<sup>2</sup> endsystolische rechtsatriale Fl&auml;che Die aktuellen ESC-Guidelines empfehlen ausdr&uuml;cklich die Anwendung dieses zweistufigen Modells gegen&uuml;ber der weit verbreiteten Absch&auml;tzung des systolischen pulmonal-arteriellen Drucks (SPAP). Dies liegt vor allem an der darin enthaltenen, fehleranf&auml;lligen Sch&auml;tzung des rechtsatrialen Druckes (RAP). Der SPAP berechnet sich n&auml;mlich nach der simplifizierten Bernoulli- Gleichung: SPAP = 4x TRV<sup>2</sup> + RAP, wobei der RAP Werte zwischen 3 und 15mmHg annehmen kann (Tab. 2).</li> </ul> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Kardio_1705_Weblinks_s10_tab1.jpg" alt="" width="1419" height="583" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Kardio_1705_Weblinks_s10_abb1.jpg" alt="" width="1417" height="817" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Kardio_1705_Weblinks_s10_tab2.jpg" alt="" width="1419" height="656" /></p> <h2>Differenzierung zwischen pr&auml;- und postkapill&auml;rer PH</h2> <p>Die PH wird anhand des pulmonal-arteriellen Wedge-Drucks (PAWP) in eine pr&auml;kapill&auml;re PH (definiert durch einen MPAP =25mmHg und PAWP =15mmHg<sup>1</sup>) und eine postkapill&auml;re PH (definiert durch einen MPAP =25mmHg und PAWP &gt;15mmHg<sup>1</sup>) eingeteilt. Dieser PAWP wird invasiv mittels eines Ballonkatheters in der Pulmonalarterie gemessen und entspricht den Druckverh&auml;ltnissen im linken Vorhof.<br /> Ein hoher PAWP (&gt;15mmHg) wird bei erh&ouml;hten linksventrikul&auml;ren F&uuml;llungsdr&uuml;cken (beispielsweise im Rahmen einer linksventrikul&auml;ren systolischen oder diastolischen Dysfunktion oder bei Klappenvitien) gefunden und kann sekund&auml;r zu einer PH f&uuml;hren. Mehr als 1/3 aller Patienten<sup>4</sup> mit einer PH k&ouml;nnen dieser Form (&bdquo;PH due to left heart disease&ldquo;) zugerechnet werden. Echokardiografisch kann der PAWP mittels PW(Tissue)-Doppler abgesch&auml;tzt werden, und somit Hinweise auf eine postkapill&auml;re Genese geben. Der echokardiografisch berechnete PAWP korreliert dabei gut mit den invasiv gemessenen Werten (r=0,87).<sup>5</sup> Die dazugeh&ouml;rige Formel ist in Tabelle 2 angegeben.</p> <h2>Fazit</h2> <p>Die Echokardiografie ist aus dem diagnostischen Algorithmus der PH nicht wegzudenken. Dabei steht und f&auml;llt die Aussagekraft der Echokardiografie mit der Ber&uuml;cksichtigung der methodischen Limitationen und dem sorgf&auml;ltigen Erheben der notwendigen Messparameter. Die Messergebnisse sollten stets im Kontext des vorliegenden klinischen Bildes interpretiert werden.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Galie N et al.: 2015 ESC/ERS Guidelines for the diagnosis and treatment of pulmonary hypertension: The Joint Task Force for the Diagnosis and Treatment of Pulmonary Hypertension of the European Society of Cardiology (ESC) and the European Respiratory Society (ERS): Endorsed by: Association for European Paediatric and Congenital Cardiology (AEPC), International Society for Heart and Lung Transplantation (ISHLT). Eur Heart J 2016; 37(1): 67-119 <strong>2</strong> Greiner S et al.: Reliability of noninvasive assessment of systolic pulmonary artery pressure by Doppler echocardiography compared to right heart catheterization: analysis in a large patient population. J Am Heart Assoc 2014; 3(4): pii: e001103 <strong>3</strong> Bossone E et al.: Echocardiography in pulmonary hypertension. Curr Opin Cardiol 2015; 30(6): 574-86 <strong>4</strong> Gerges C et al.: Diastolic pulmonary vascular pressure gradient: a predictor of prognosis in &bdquo;out-of-proportion&ldquo; pulmonary hypertension. Chest 2013; 143(3): 758-66 <strong>5</strong> Nagueh SF et al.: Doppler tissue imaging: a noninvasive technique for evaluation of left ventricular relaxation and estimation of filling pressures. J Am Coll Cardiol 1997; 30(6): 1527-33</p> </div> </p>
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