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ÖGP 2017

Das Loch in der Lunge – ein Kriminalfall

<p class="article-intro">Die Krankengeschichte des Herrn E. B. begann 1979, als er in einer Bar Opfer eines Mordversuches mit Schrotschuss auf die rechte Brust wurde. Er wurde damals sofort ins nächstgelegene Krankenhaus gebracht, in welchem eine Notoperation mit oberer Bilobektomie rechts durchgeführt wurde. Nach einem mehrwöchigen Krankenhausaufenthalt konnte er in gutem Allgemeinzustand nach Hause entlassen werden.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Der Patient war bis ins Jahr 2000 asymptomatisch. Jedoch kam es immer wieder zu respiratorischen Infekten, welche mit antibiotischer Therapie behandelt wurden. Bei bestehendem gelbem Auswurf im Jahr 2006 erfolgte eine bronchoskopische Abkl&auml;rung, in welcher sich eine bronchopleurale Fistel des Stumpfes rechts zeigte. 2006 und 2008 erfolgten Versuche der operativen Deckung der Fistel, welche jedoch beide fehlschlugen. Bei weiterbestehenden Infekten und auch neu aufgetretenen Empyemen entschloss man sich 2011 zu einer erneuten operativen Sanierung mittels Omentumhochzugs. Auch dieser blieb erfolglos.<br /> Die bronchopleurale Fistel bestand weiterhin und es bildete sich zus&auml;tzlich ein chronisches Empyem. 2013 wurde daher die Entscheidung zur Restpneumonektomie rechts mit Anlage eines Thoraxfensters getroffen. Postoperativ war die Fistel verschlossen. Jedoch zeigte sich in einer Bronchoskopie vom J&auml;nner 2014, dass es unter erh&ouml;htem Druck zu einem Fl&uuml;ssigkeitsaustritt aus dem Pneumonektomiestumpf kam. Da der Patient weitgehend asymptomatisch war, erfolgte keine weitere Intervention.</p> <h2>Luftaustritt &uuml;ber Thoraxfenster</h2> <p>Im Jahr 2016 wurde der Patient an der 1. Internen Lungenabteilung des Otto-Wagner- Spitals aufgrund eines vollst&auml;ndigen Verlustes der Husten- und Sprechf&auml;higkeit vorstellig. Dies &auml;u&szlig;erte sich, indem der Patient beim Versuch, zu husten oder zu sprechen, h&ouml;rbar Luft &uuml;ber sein Thoraxfenster verlor. In der darauf folgenden CT-Untersuchung fanden wir die Erkl&auml;rung daf&uuml;r (Abb. 1). Es zeigte sich am Stumpf der Pneumonektomie ein etwa 6mm gro&szlig;es Loch, welches mit dem Thoraxfenster kommunizierte. Es hatte sich somit eine tracheokutane Fistel gebildet. Diese konnte auch bronchoskopisch best&auml;tigt werden.<br /> Nach R&uuml;cksprache mit der Thorax-Chirurgie und unserer Bronchologie entschlossen wir uns, aufgrund der vielen fehlgeschlagenen Operationen, zur minimal invasiven Implantation eines Amplatzer- Occluders. Dieser wird &uuml;blicherweise zum Verschluss eines offenen Foramen ovale oder von Septumdefekten im Herzen verwendet. Es gibt mehrere Fallberichte, in welchen Kollegen persistierende bronchopleurale Fisteln mit solchen Devices erfolgreich verschlossen haben.<br /> Im J&auml;nner 2016 erfolgte die Implantation des Amplatzer- Devices (Abb. 2). Diese konnte problemlos durchgef&uuml;hrt werden. Direkt nach dem Eingriff konnte der Patient wieder sprechen. Ein leichter Hustensto&szlig; war ebenfalls m&ouml;glich, jedoch kam es bei st&auml;rkeren Hustenman&ouml;vern weiterhin zum Luftaustritt aus dem Thoraxfenster.<br /> In der bronchoskopischen Verlaufskontrolle fand sich der Amplatzer nach 5 Monaten weiterhin in unver&auml;nderter Lage. Der Patient berichtete &uuml;ber eine weitere Verbesserung des Hustensto&szlig;es und des Sprechverm&ouml;gens. Es kam bei starkem Husten trotzdem weiterhin zu einem Luftaustritt aus dem Thoraxfenster. Es ist nun eine operative Sanierung des Thoraxfensters geplant.<br /> Zusammenfassend ist dies der erste berichtete Fall einer endoskopischen, minimal invasiven Sanierung einer tracheokutanen Fistel mittels Amplatzer-Occluder.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Pneumo_1706_Weblinks_s9_abb1.jpg" alt="" width="992" height="871" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Pneumo_1706_Weblinks_s9_abb2.jpg" alt="" width="685" height="600" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>&bull; G&oacute;mez L&oacute;pez A: First use of Amplatzer device for bronchopleural fistula after lung transplantation; Thorax 2017; 72(7): 668-70 &bull; Klotz LV: Endobronchial closure of bronchopleural fistula using Amplatzer device. J Thorac Dis 2015; 7(8): 1478-82 &bull; Lewis S: Systematic review of surgery for persistent pediatric tracheocutaneous fistula. Laryngoscope 2017; 127(1): 241-6</p> </div> </p>
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