© Catalin Rusnac iStockphoto

SAKK-Studien beim ESMO-Kongress

Schweizer Studiengruppe präsentiert Studien zu diversen Tumorentitäten

<p class="article-intro">Seit 1965 führt die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung (SAKK) als dezentrales akademisches Forschungsinstitut klinische Krebsstudien an allen grösseren Schweizer Spitälern durch. Ziel ist es, neue Krebstherapien zu erforschen, bestehende Behandlungen unter Berücksichtigung aller Therapiemodalitäten weiterzuentwickeln und die Heilungschancen von krebskranken Patienten zu verbessern. Beim Jahreskongress der European Society for Medical Oncology (ESMO) stellte die SAKK drei Studien in Posterdiskussionen und Posterpräsentationen vor.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>In einer prospektiven Phase-II-Studie, der SAKK 16/08, wurde die Stellung der neoadjuvanten Therapie mit Chemoradiotherapie beim resektablen nicht kleinzelligen Bronchialkarzinom (NSCLC) im Stadium IIIB bei gleichzeitiger Cetuximab-Behandlung untersucht.<sup>1</sup> Eingeschlossen waren Patienten mit pathologisch best&auml;tigtem und FDG-PET-dokumentiertem, radikal resektablem NSCLC (T4N0&ndash;3M0 oder T1&ndash;4N3M0), ECOG PS 0&ndash;1 und ad&auml;quaten Organ- und kardiorespirativen Funktionen. Die Studienteilnehmer erhielten 3 Zyklen einer neoadjuvanten Chemotherapie (Cisplatin 50mg/m<sup>2</sup>, d1&ndash;2, plus Docetaxel 85mg/ m<sup>2</sup>, d1, q3w), gefolgt von akzelerierter, hyperfraktionierter Radiotherapie, sowie &uuml;ber den gesamten Behandlungszeitraum w&ouml;chentlich Cetuximab (eine Induktionsdosis 400mg/m<sup>2</sup>, dann 250mg/m<sup>2</sup>). Die Operation wurde 21&ndash;28 Tage nach Komplettierung der Radiotherapie durchgef&uuml;hrt. Prim&auml;rer Endpunkt der Studie war das progressionsfreie &Uuml;berleben (PFS) nach einem Jahr. Es wurde eine 1-Jahres- PFS-Rate von 61 % vorausgesetzt, um die Therapie als vielversprechend zu bewerten.<br /> 69 Patienten wurden in 11 schweizerischen Zentren behandelt. Zwei Drittel der Patienten waren m&auml;nnlich, das mediane Alter betrug 60 Jahre. Bei 41 % der Studienteilnehmer lag eine squam&ouml;se Histologie vor und bei 49 % ein Adenokarzinom der Lunge. Bei 61 % der Patienten handelte es sich um T4-Tumoren, 46 % zeigten Lymphknotenmetastasierung (N3) und 7 % sowohl T4 als auch N3-Tumoren. Eine wurde eine mediane relative Dosisintensit&auml;t von 99 % der Chemotherapie und 90 % der Cetuximab-Therapie appliziert. 83 % der Patienten erhielten eine Operation, mit R0-Resektion bei 74 % der Patienten und einer postoperativen 30-Tage-Mortalit&auml;t von 4 % . Das Ansprechen nach Chemotherapie plus Cetuximab betrug 57 % und nach folgender Radiotherapie plus Cetuximab 64 % . Ein pathologisches Ansprechen mit =10 % Resttumorgewebe im resezierten Lungenund Lymphknotengewebe wurde bei 36 % der R0/R1-resezierten Patienten gesehen. Die 1-Jahres-PFS-Rate betrug 50 % , womit die Studie laut Definition negativ war. Im Median lebten die Patienten 12 Monate progressionsfrei (Abb. 1). Mit einem medianen Gesamt&uuml;berleben von 21 Monaten &uuml;berlebten 41 % der Studienteilnehmer zwei und 30 % drei Jahre. Im historischen Vergleich mit den Daten der SAKK 16/01-Studie konnte durch die zus&auml;tzliche Cetuximab-Therapie der Nutzen nicht signifikant verbessert werden.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Leading Opinions_Onko_1706_Weblinks_s30_abb1.jpg" alt="" width="1457" height="926" /></p> <h2>HER2-gerichtete Monotherapie in der Erstlinie beim Mammakarzinom</h2> <p>Die Ergebnisse der randomisierten Phase-III-Studie SAKK 22/99 zeigte, dass mit einer Trastuzumab-Monotherapie eine lang andauernde Krankheitskontrolle bei etwa einem Viertel der HER2-positiven Patientinnen mit fortgeschrittenem Mammakarzinom erreicht werden kann. Die Studie untersuchte den Einfluss der HER2-gerichteten Therapie in der Erstlinie und die zus&auml;tzliche Gabe einer Chemotherapie bei Progress gegen&uuml;ber der gleichzeitigen Applikation von Chemotherapie und Trastuzumab.<sup>2</sup> Prim&auml;rer Studienendpunkt war die Zeit bis Tumorprogress (TTP) unter kombinierter Trastuzumab- Chemotherapie in beiden Therapiearmen. 175 Patientinnen wurden eingeschlossen.<br /> Die TTP der Kombinationstherapie war in beiden Studienarmen l&auml;nger als erwartet. Das Gesamt&uuml;berleben unterschied sich nicht signifikant. Das mediane TTP betrug im Trastuzumab-Mono-Arm 3,7 Monate. 6 % der Patienten unter Trastuzumab-Monotherapie waren nach 2 Jahren noch ohne Progress. Die Analyse der Daten der 24 Patientinnen (28 % ) mit langem Ansprechen, definiert als Zeit von Therapiebeginn bis Progress =6 Monate, identifizierte einen Risikoscore bestehend aus den drei Parametern Viszeralmetastasierung, ER- und PgR-Negativit&auml;t, die die Wahrscheinlichkeit eines langfristigen Ansprechens reduzierten.<br /> Zeigten Patientinnen unter Trastuzumab- Monotherapie eine langfristige Remission, so war auch das Gesamt&uuml;berleben signifikant verl&auml;ngert (Abb. 2). Die 5-Jahres-OS-Rate der Patientinnen mit langfristigem Ansprechen betrug 54 % gegen&uuml;ber 18 % der Patientinnen mit einer Ansprechdauer &lt;6 Monate (p=0,02). Der aus der Summe der negativen prognostischen Faktoren ER-negativ, PgR-negativ und viszerale Metastasierung gebildete Risikoscore best&auml;tigte einen geringeren Anteil an Patientinnen mit Langzeitansprechen bei steigender Anzahl negativer prognostischer Faktoren: Lag keiner der prognostischen Faktoren vor, so erreichten 42 % der Patientinnen eine lang andauernde Remission, bei einem Risikofaktor waren es 40 % , bei zwei Faktoren 35 % , und lagen alle drei prognostischen Risikofaktoren vor, so zeigten nur 17 % der Patientinnen ein lang andauerndes Ansprechen. Bez&uuml;glich der HER2- Expression konnte kein Unterschied bei der medianen FISH-Ratio und der Dauer des Ansprechens festgestellt werden, allerdings befanden sich nur 3 Patientinnen mit lang andauernder Remission in der untersten Quartile der FISH-Ratio.<br /> Mit einer Trastuzumab-Monotherapie k&ouml;nne somit eine langfristige Krankheitskontrolle bei etwa einem Viertel der Patientinnen erreicht werden, so das Fazit der Autoren. Das langfristige Ansprechen ist prognostisch f&uuml;r ein verl&auml;ngertes Gesamt&uuml;berleben. Ein h&ouml;heres HER2:CEP17- Verh&auml;ltnis korreliert mit der Wahrscheinlichkeit f&uuml;r ein langfristiges Ansprechen. Die Autoren empfehlen daher die weitere Entwicklung der doppelten HER2-gerichteten Therapie ohne Chemotherapie.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Leading Opinions_Onko_1706_Weblinks_s30_abb2.jpg" alt="" width="1455" height="980" /></p> <h2>AR-gerichtete Erhaltung nach Chemotherapie beim mCRPC</h2> <p>Im Bereich des kastrationsresistenten Prostatakarzinoms hat die SAKK eine neue akademisch initiierte und von Bayer Health Care und dem Staatsekretariat f&uuml;r Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) gef&ouml;rderte Studie aufgelegt. In der Phase- II-Studie SAKK 08/16 erhalten 88 M&auml;nner, die Abirateronacetat plus Prednison oder Enzalutamid gefolgt von einer Chemotherapie erhalten haben, einen Androgenrezeptorantagonisten der zweiten Generation, Darolutamid (ODM-201), versus Placebo bis Tumorprogress.<sup>3</sup> Studienziel ist der Einfluss der Erhaltungstherapie mit Darolutamid auf das radiologische progressionsfreie &Uuml;berleben (rPFS). Eingeschlossen werden Patienten mit metastasiertem, kastrationsresistentem Adenokarzinom der Prostata, die &uuml;ber einen Zeitraum von wenigstens 8 Wochen mit Abirateronacetat oder Enzalutamid gefolgt von Docetaxel oder Cabazitaxel behandelt worden und nach dem Taxan progressionsfrei gewesen sind. Die Erhaltungstherapie mit Darolutamid sollte 2&ndash;8 Wochen nach der letzten Taxan-Dosis beginnen. Prim&auml;rer Studienendpunkt ist das rPFS 12 Wochen nach Therapiebeginn. An sekund&auml;ren Endpunkten werden das rPFS, die Zeit bis zum PSA-Progress, die Zeit bis zum symptomatischen/klinischen Progress, das ereignisfreie &Uuml;berleben, das Gesamt&uuml;berleben, das PSA-Ansprechen, die Dauer des PSA-Ansprechens, Nebenwirkungen und das Auftreten von Fatigue untersucht. Der erste Patient wurde am 20. April 2017 randomisiert und die Studie ist weiterhin am Rekrutieren.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Kongress der European Society for Medical Oncology (ESMO), 8.–12. September 2017, Madrid </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Curioni-Fontecedro A et al.: Preoperative chemotherapy and radiotherapy concomitant to cetuximab in non-small cell lung cancer (NSCLC) patients with IIIB disease. A multicenter phase II trial (SAKK 16/08). ESMO 2017, Poster, Abstr. #1287PD <strong>2</strong> Schmid S et al.: Long-term responders to trastuzumab monotherapy in the first-line metastatic setting: characteristics and survival data (SAKK 22/99). ESMO 2017, Poster, Abstr. #300P <strong>3</strong> Gillessen S et al.: A phase 2 trial of darolutamide maintenance therapy in patients with metastatic castration resistant prostate cancer (mCRPC) previously treated with an androgen receptor targeting agent and non-progressive on a second line taxane (SAKK 08/16). ESMO 2017, Poster, Abstr. #835TIP</p> </div> </p>
Back to top