© andresr Getty Images

Aktuelle Therapieoptionen bei Prostatakarzinom und Sarkomen

<p class="article-intro">Viele Kollegen kennen die «Update Refresher»-Fortbildungen, die in kurzer Zeit einen prägnanten Überblick über Themen aus allen Bereichen der Medizin geben. Vor Kurzem fand in München der erste länderübergreifende Update Refresher statt, der «Onko Drei Länder Update Spezial». Wir haben die Fortbildung für Sie besucht und informieren Sie über ein häufiges Problem in der klinischen Praxis – das Prostatakarzinom –, ausserdem erklären wir Ihnen Diagnostik und Therapie der selteneren Sarkome.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Onkologie kennt keine Grenzen&raquo;, sagte Prof. Dr. med. Hartmut Bertz von der Universit&auml;tsklinik Freiburg in M&uuml;nchen. &laquo;Deshalb haben Kollegen aus der Schweiz, aus &Ouml;sterreich und ich uns vor einigen Jahren auf einem Kongress &uuml;berlegt, dass wir so ein Update auch l&auml;nder&uuml;bergreifend organisieren k&ouml;nnten.&raquo; Die aktuellen Neuerungen im diagnostischen und therapeutischen Bereich der Onkologie wollten die Organisatoren &Auml;rzten im deutschsprachigen Raum kompakt vermitteln. &laquo;Es hat ja keinen Sinn, das f&uuml;r Deutschland, die Schweiz und &Ouml;sterreich einzeln zu machen &raquo;, sagte Bertz. &laquo;Zwar gibt es l&auml;nderspezifische Unterschiede bei der Zulassung und Verf&uuml;gbarkeit von Medikamenten, aber die grundlegenden diagnostischen und therapeutischen Strategien sind identisch.&raquo;<br /> Neben den wichtigsten chemo- und immuntherapeutischen Behandlungen von diversen Krebsarten diskutierten die 75 Teilnehmer die M&ouml;glichkeiten und Herausforderungen innovativer diagnostischer Methoden. &laquo;So eine Diskussion wird auch lebhafter, wenn meinungsbildende &Auml;rzte aus drei L&auml;ndern mitmachen&raquo;, kommentierte Bertz.<br /> Einer von acht M&auml;nnern bekommt irgendwann in seinem Leben ein Prostatakarzinom, bei bis zu jedem F&uuml;nften von diesen entwickelt es sich zu einem kastrationsresistenten Tumor. &laquo;Das Prostatakarzinom war f&uuml;r Onkologen lange Zeit relativ uninteressant&raquo;, sagte Prof. Dr. med. Ulrich Kaiser vom Krankenhaus St. Bernward in Hildesheim. &laquo;Als aber k&uuml;rzlich zwei grosse Studien gezeigt haben, dass eine Chemotherapie zus&auml;tzlich zur medikament&ouml;sen Kastrationstherapie das &Uuml;berleben deutlich verl&auml;ngert, sind wir in die Therapie direkt involviert.&raquo; Das war eine der Neuerungen in der aktualisierten S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom.<sup>1</sup> Docetaxel, das in der Kastrationsresistenz verbesserte &Uuml;berlebensraten zeigt, wurde nun auch als Kombinationstherapie mit gleichzeitiger Androgendeprivation bei hormonsensitiven Karzinomen gepr&uuml;ft. Die CHAARTED- und STAMPEDE-Studien zeigten einen bedeutsamen &Uuml;berlebensvorteil. &laquo;Anders als bisher Standard sollte man jetzt bereits in der hormonsensitiven Situation begleitend zur Androgendeprivation die Indikation f&uuml;r Docetaxel stellen.&raquo;<sup>2, 3</sup></p> <h2>Neuer Standard: Hormontherapie plus Docetaxel</h2> <p>So sollte man Patienten mit metastasiertem (M1), hormonsensitivem Prostatakarzinom in gutem Allgemeinzustand (ECOG 0&ndash;1) die kombinierte Hormon- Chemotherapie mit Docetaxel empfehlen. &laquo;Dass man eine Hormon- mit einer Chemotherapie kombinieren kann, hat die Erstlinienbehandlung grundlegend ver&auml;ndert &raquo;, sagte Kaiser. Entscheidet sich der Mann f&uuml;r Chemotherapie mit Androgendeprivation (ADT), soll man mit Docetaxel innerhalb von 4 Monaten nach Beginn der Androgendeprivation beginnen, vorgesehen sind 6 Zyklen alle drei Wochen in einer Dosierung von 75mg/m<sub>2</sub>. &laquo;Dass die Kombinationstherapie so gute Effekte zeigt, hat uns alle &uuml;berrascht&raquo;, erz&auml;hlte Kaiser. &laquo;Jetzt geh&ouml;rt es zum Standard.&raquo; Die Kombinationstherapie w&uuml;rden die Patienten in der Regel gut vertragen. Kaum wurde jedoch ein neuer Standard etabliert, wird er wieder infrage gestellt: Auf dem ASCO 2017 wurden die Daten zur Kombinationsbehandlung aus Androgendeprivation und dem Antiandrogen der neuen Generation, Abirateron, in zwei unabh&auml;ngigen Studien bei Patienten mit hormonempfindlichen Prostatakarzinom vorgestellt: mit einem deutlichen &Uuml;berlebensvorteil f&uuml;r die kombinierte Therapie gegen&uuml;ber der alleinigen Androgendeprivation (Abb. 1).<sup>4, 5</sup> Unklar ist bisher, ob eine Kombinationstherapie mit Androgendeprivation und Abirateron (plus Prednison) besser ist als die Kombination von Androgendeprivation und Docetaxel. &laquo;Das wurde am ASCO intensiv diskutiert&raquo;, sagte Kaiser. &laquo;Bisher wissen wir aber noch nicht, welche Patientengruppen von welcher Kombinationstherapie am meisten profitieren.&raquo; Die Therapieentscheidung sollte abh&auml;ngig von den Vorlieben und von Begleiterkrankungen des Patienten getroffen werden und von den Nebenwirkungen der einzelnen Pr&auml;parate.<br /> Kommt keine Kombinationstherapie infrage, etwa weil der Allgemeinzustand des Patienten zu schlecht ist, schl&auml;gt man ihm eine alleinige Androgendeprivation vor, entweder mit Medikamenten oder operativ. Die Androgendeprivation sollte kontinuierlich durchgef&uuml;hrt werden, wenn der PSA-Wert nach sp&auml;testens 7 Monaten nicht unter 4ng/ml abf&auml;llt. Sinkt der Wert unter 4ng/ml, kann man dem Patienten nach ausf&uuml;hrlicher Aufkl&auml;rung alternativ eine intermittierende Hormontherapie anbieten.<br /> Beim hormonresistenten metastasierten Prostatakarzinom sei es wichtig, den Patienten gut zu f&uuml;hren und aufzukl&auml;ren. Patienten mit kastrationsresistenter, asymptomatischer oder gering symptomatischer, progredienter Erkrankung ohne bildgebenden Nachweis von Metastasen soll man vorschlagen, abzuwarten und die Androgendeprivation weiterzuf&uuml;hren. Symptomatischen Patienten kann eine der folgenden Therapieoptionen angeboten werden: Abirateron, Enzalutamid, Docetaxel, Cabazitaxel, eine Radionuklidtherapie mit Radium-223 bei oss&auml;rer Metastasierung oder eine Kombination der ersten vier M&ouml;glichkeiten mit Bisphosphonaten oder Denosumab bei oss&auml;rer Metastasierung.<br /> Auf dem ASCO wurde eine randomisierte Phase-II-Studie<sup>6</sup> vorgestellt, die keine Unterschiede von Abirateron und Enzalutamid bez&uuml;glich des PSA-Abfalls oder des progressionsfreien &Uuml;berlebens zeigte, auch nicht in Subgruppen. Eigentlich k&ouml;nnte eine Kombination der beiden Substanzen wegen des erg&auml;nzenden Wirkmechanismus Sinn haben, aber diesbez&uuml;glich hat eine Studie auf dem ASCO keine Vorteile der Kombinationstherapie gezeigt, bei erh&ouml;hten Nebenwirkungen, vor allem Hypertension und &Uuml;belkeit.<sup>7</sup> &laquo;Bitte nicht kombinieren&raquo;, so das Fazit von Prof. Kaiser.<br /> Wird das Karzinom gegen&uuml;ber Enzalutamid und Abirateron resistent, kann man erneut Docetaxel probieren. In einer retrospektiven Analyse<sup>8</sup> sprechen die Patienten wieder gut auf die Chemotherapie an, wenn sie bei der Ersttherapie einen PSA-Abfall von 55 % hatten. In den Zulassungsstudien bei hormonsensitiven Tumoren wurden 6 Zyklen Chemotherapie gegeben. &laquo;Es h&auml;ngt vom Ansprechen ab&raquo;, sagte Kaiser. &laquo;In der kastrationsrefrakt&auml;ren Situation sollte man 8 oder mehr Zyklen geben.&raquo;<br /> F&uuml;r Patienten mit Oligometastasierung (M1) gibt es wenige Daten zum &Uuml;berleben. In der laufenden G-RAMPP-Studie<sup>9</sup> wird zurzeit untersucht, ob sich eine radikale Prostatektomie zus&auml;tzlich zur Standard- Hormontherapie positiv auswirkt. Zu einer Lymphadenektomie im Stadium M1 gibt es nur retrospektive Daten, es sei aber ein sicheres Verfahren mit wenigen Nebenwirkungen. &laquo;Es ist zwar bisher kein &Uuml;berlebensvorteil gezeigt worden, aber wir k&ouml;nnen damit die Systemtherapie hinausz&ouml;gern &raquo;, so Kaiser. Eine weitere Option ist eine Strahlentherapie, aber auch hierf&uuml;r gibt es noch nicht gen&uuml;gend Daten. In Zukunft wird es f&uuml;r M&auml;nner mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom hoffentlich weitere Behandlungsm&ouml;glichkeiten geben. So wird beispielsweise in einer Phase-II-Studie eine Impfung gegen das PSA getestet, in einer Phase-II- bzw. Phase- III-Studie werden die Checkpoint-Inhibitoren Pembrolizumab und Ipilimumab untersucht. Andere Forscher versuchen, Marker zu finden, mit denen man den Verlauf besser vorhersagen kann, etwa mittels Oncotype, CARPA-S oder Prolaris- Test. Diagnostisch helfen k&ouml;nnte in Zukunft auch die &laquo;liquid biopsy&raquo; oder der Test auf BRCA-1/2-Mutationen. Diagnostisch und therapeutisch n&uuml;tzen k&ouml;nnte m&ouml;glicherweise die Radionuklidtherapie mit dem Transmembranprotein PSMA. Laut S3-Leitlinie sollte dies im Rahmen von kontrollierten klinischen Studien durchgef&uuml;hrt werden.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Leading Opinions_Onko_1706_Weblinks_s12_abb11.jpg" alt="" width="1455" height="1045" /></p> <h2>Weichteilsarkome: nie blind biopsieren</h2> <p>Weichteilsarkome sind nicht gerade ein Bereich, den man als Onkologe aus dem &laquo;Effeff&raquo; beherrscht. Es gebe nicht das Weichteilsarkom, berichtete PD Dr. med. Peter Reichardt, sondern mehr als 70 verschiedene Subtypen. Mit dem Referenten haben die Organisatoren des Updates einen der kompetentesten Experten auf diesem Gebiet eingeladen. Reichardt ist stellvertretender Leiter des Sarkomzentrums Berlin-Brandenburg, das &uuml;ber die meisten Erfahrungen in der Behandlung von Weichteilsarkomen im deutschsprachigen Raum verf&uuml;gen soll. &laquo;Die unterschiedlichen Formen der Weichteilsarkome verhalten sich v&ouml;llig anders und werden auch v&ouml;llig anders therapiert.&raquo;<br /> Mit einer Inzidenz von 5/100 000 machen Weichteilsarkome etwa 1 % aller Tumorerkrankungen bei Erwachsenen aus. M&auml;nner und Frauen erkranken &auml;hnlich h&auml;ufig, jeder zehnte Patient hat bei Diagnosestellung bereits Metastasen. Diese entwickeln sich meist in der Lunge und nur sehr selten in den Lymphknoten &ndash; abgesehen von Rhabdomyosarkomen, Synovialsarkomen und epitheloiden Sarkomen. Im Schnitt &uuml;berleben die Patienten nach Diagnosestellung nur noch etwa 15 Monate. Erkranken k&ouml;nnen im Prinzip Menschen in jedem Lebensalter, h&auml;ufig sieht Reichardt auch junge Menschen zwischen 20 und 40 Jahren. 60 % aller Weichteilsarkome sind gastrointestinale Stromatumoren (GIST), Leiomyosarkome, Liposarkome und sogenannte NOS-Sarkome, bei denen man histologisch nicht feststellen kann, aus welcher Zelle sich der Tumor entwickelt hat.<sup>10</sup> &laquo;Hat man den Verdacht auf ein Weichteilsarkom, sollte man nie blind biopsieren&raquo;, sagte Reichardt. &laquo;Einfach blind hineinstechen kann zur Fehldiagnose eines gutartigen Tumors f&uuml;hren, etwa eines Lipoms.&raquo; Der erste Schritt sei eine vern&uuml;nftige Bildgebung, und dann sollte man den Patienten in einem Sarkomzentrum vorstellen. Dort entscheiden Onkologen und Chirurgen oder Tumororthop&auml;den gemeinsam, wie die Biopsie durchgef&uuml;hrt werden sollte. Was sonst schiefgehen kann, beschrieb der Onkologe eindr&uuml;cklich am Beispiel eines 1979 geborenen Mannes. Klinisch war bei ihm eine Raumforderung am linken Oberschenkel festgestellt worden, in der MRI stand die Differenzialdiagnose Lipom oder Liposarkom im Raum. Der Chirurg machte ohne Absprache mit den Onkologen eine quere Inzision am hinteren Oberschenkel. &laquo;Bitte nie quer inzisieren&raquo;, warnte Reichardt. &laquo;Diese einfache Grundregel wird viel zu selten beachtet.&raquo; Weist der Pathologe n&auml;mlich wie bei dem jungen Mann ein Liposarkom nach, m&uuml;ssen die Biopsienarbe und der Drainagekanal in einer sp&auml;teren Operation komplett herausgeschnitten werden. So hatte der Mann sp&auml;ter nicht nur eine riesige quere Narbe, sondern auch eine entstellende L&auml;ngsnarbe hinten am Oberschenkel.</p> <h2>Adjuvante Chemotherapie f&uuml;r Hochrisikopatienten</h2> <p>Standard in der Bildgebung ist die MRI, diese hat die gr&ouml;sste Aussagekraft. F&uuml;r die Biopsie wird ein etwa 3cm langer Schnitt an der Stelle gesetzt, wo sp&auml;ter operiert wird und wo man die h&ouml;chste Malignit&auml;t erwartet. Nach der Histologie wird das Staging durchgef&uuml;hrt, hierzu geh&ouml;rt routinem&auml;ssig eine Computertomografie (CT) vom Thorax. Eine weitere Bildgebung ist nur bei begr&uuml;ndetem Verdacht notwendig, etwa eine Sch&auml;del-CT, wenn der Patient unter Kopfschmerzen und &Uuml;belkeit leidet, oder eine Knochenszintigrafie bei Knochenschmerzen. Immer wieder h&ouml;re er, erz&auml;hlt Reichardt, von einer &laquo;Sarkomkapsel &raquo;. &laquo;Das ist aber ein Ger&uuml;cht&raquo;, sagt er. &laquo;Die sogenannte Tumorkapsel ist die vorderste Tumorfront.&raquo; Bei 66 % der Patienten finden sich Tumorzellen im peritumoralen &Ouml;dem, deshalb wird das Gebiet standardm&auml;ssig nach der Operation bestrahlt (Tab. 1). Hochrisikopatienten k&ouml;nnen von einer adjuvanten Chemotherapie profitieren, denn diese verl&auml;ngert das rezidivfreie &Uuml;berleben und das Gesamt&uuml;berleben.<sup>11, 12</sup> Besser als eine adjuvante Chemotherapie ist f&uuml;r Hochrisikopatienten eine neoadjuvante.<sup>13</sup> Eine zus&auml;tzliche regionale Tiefenhyperthermie scheint das &Uuml;berleben in bestimmten F&auml;llen noch mehr zu verl&auml;ngern.<sup>14</sup> Die Behandlung kann man sich wie eine ringf&ouml;rmige Mikrowelle vorstellen. Sie sei indiziert bei ausgedehnten tief liegenden Tumoren, erkl&auml;rte Reichardt, die jedoch noch regional begrenzt sind &ndash; wie bei dem 1979 geborenen Mann. Nach 6 Zyklen Chemotherapie mit Doxorubicin und Ifosfamid und regionaler Tiefenhyperthermie war bei ihm das Sarkom deutlich zur&uuml;ckgegangen. Er wurde operiert und nachbestrahlt.<br /> Reichardt r&auml;t jedem Onkologen, den Patienten bei Verdacht auf ein Weichteilsarkom in ein Zentrum zu &uuml;berweisen. &laquo;Die Behandlung im Zentrum macht Sinn&raquo;, sagte er. &laquo;Die Patienten leben dadurch l&auml;nger.&raquo; Dies hat eine Studie aus Frankreich eindrucksvoll belegt.<sup>15</sup><br /> F&uuml;r die Chemotherapie stehen &laquo;klassische &raquo; Substanzen wie Anthrazykline, Ifosfamid und DTIC zur Verf&uuml;gung und neuere wie Trabectedin, Pazopanib, Eribulin oder Olaratumab. F&uuml;r die Sarkomtherapie in der EU nicht zugelassen sind Gemcitabin, Docetaxel, Trofosfamid und Temozolomid. Auf eine Kombination aus Ifosfamid und Doxorubicin oder Epirubicin sprechen bis zu 50 % der Patienten an, etwa 10 % der Patienten erreichen eine klinische Remission. &laquo;Mit der Kombinationstherapie sehen wir deutlich h&ouml;here Ansprechraten und ein l&auml;ngeres progressionsfreies &Uuml;berleben als mit der Monotherapie&raquo;, so Reichardt. &laquo;Allerdings geht das mit einer h&ouml;heren Toxizit&auml;t einher.&raquo; Ob sich die Kombinationstherapie auch g&uuml;nstig auf das Gesamt&uuml;berleben auswirkt, ist noch unklar. Eine kleinere randomisierte Phase-II-Studie zur Kombination von Doxorubicin und Olaratumab weist darauf hin,<sup>16</sup> die Best&auml;tigung in einer Phase-III-Studie steht aber noch aus. Die Kombinationstherapie hat in den USA und in der EU eine Zulassung auf Bew&auml;hrung bekommen, und der Gemeinsame Bundesausschuss in Deutschland hat der Behandlung einen erheblichen Zusatznutzen bescheinigt. &laquo;Wenn sich das verl&auml;ngerte Gesamt&uuml;berleben best&auml;tigt, ist das die richtige Entscheidung&raquo;, so Reichardt. Die Erstlinien-Chemotherapie ist Anthrazyklin- basiert, die Zweitlinien-Therapie h&auml;ngt von Patient, Histologie und Zielsetzung ab. &laquo;Am besten h&auml;lt man immer R&uuml;cksprache mit dem Sarkomzentrum&raquo;, riet Reichardt. Trabectedin k&ouml;nne man zum Beispiel bei fast allen Patienten anwenden, und die Kombination aus Gemcitabin und Docetaxel sei besser als Gemcitabin alleine. &laquo;Aber nicht in der First Line und nicht bei allen&raquo;, sagte der Onkologe. So sei es bei gebrechlichen Patienten besser, Gemcitabin alleine zu geben. Eribulin gibt man nur bei Liposarkomen, Pazopanib andersherum nicht bei Liposarkomen.<br /> Einen pr&auml;gnanten &Uuml;berblick gab der Onkologe zum Schluss &uuml;ber die GIST. Diese machen 0,2 % aller gastrointestinalen Tumoren aus, 95 % sind Kit-positiv. Tumoren, die gr&ouml;sser sind als 2cm, werden biopsiert und exzidiert. Wenn sie im Rektum liegen, sollte man immer gleich exzidieren. Lokalisierte GIST werden vollst&auml;ndig chirurgisch entfernt. Eine neoadjuvante systemische Therapie verhindert entstellende Operationen. Anhand der AFIP-Risikoklassifikation l&auml;sst sich einsch&auml;tzen, welche Patienten im Langzeitverlauf ein Rezidiv haben werden und welche von einer adjuvanten Therapie profitieren.<sup>17</sup> Dies ist ab einem Risiko von &uuml;ber 50 % der Fall. Standard ist Imatinib in einer Dosis von 400mg &uuml;ber 3 Jahre.<sup>18</sup> Obligat ist eine Mutationsanalyse. Hat der Patient die Mutation D842V im Exon 18 von PDGFRA &ndash; was bei jedem 5. Patienten mit einem Magen-GIST der Fall ist &ndash;, wird nicht mit Imatinib therapiert. &laquo;Denn das wirkt hier nicht!&raquo;, erkl&auml;rte Reichardt. In Belgien und Polen, erz&auml;hlte er, d&uuml;rfe man Imatinib nur nach einer Genanalyse verordnen. &laquo;Die Gesundheitspolitiker waren clever &ndash; so erspart man den Patienten eine unn&ouml;tige Therapie.&raquo;<br /> Ist ein GIST unter Imatinib 8 bis 9 Jahre gut kontrolliert, hat der Patient ein geringes Risiko, dass das Medikament irgendwann bei ihm nicht mehr wirkt. &laquo;Die Leute sterben dann nicht an ihrem GIST, sondern an anderen Ursachen&raquo;, so Reichardt. Wichtig sei aber, dass der Patient Imatinib lebenslang weiternimmt. Setzt man das Medikament ab, schreitet der Tumor wieder weiter fort.<sup>19</sup> Leider w&uuml;rden aber die meisten Patienten eine Resistenz gegen&uuml;ber Imatinib entwickeln, in diesen F&auml;llen setzt man Sunitinib ein. &laquo;Das muss individuell dosiert werden&raquo;, sagte Reichardt. &laquo;Vertr&auml;gt der Patient es nicht, sollte man es nicht absetzen, sondern eine Pause machen.&raquo; Die Patienten leben n&auml;mlich im Schnitt mehr als ein Jahr l&auml;nger, wenn der Onkologe eine individuell angepasste Dosierung gibt, die der Patient dann auch vertr&auml;gt.<sup>20</sup> Wirkt Sunitinib auch nicht mehr, gilt als Drittlinientherapie Regorafenib. In Zukunft k&ouml;nnte es noch weitere Therapieoptionen geben. F&uuml;r vielversprechend h&auml;lt Reichardt die Substanzen DCC2618 und BLU285. &laquo;Da tut sich etwas&raquo;, so sein Fazit. &laquo;In Zukunft werden wir hoffentlich auch f&uuml;r die GIST und andere Weichteilsarkome mehr Behandlungsm&ouml;glichkeiten haben.&raquo;</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Leading Opinions_Onko_1706_Weblinks_s12_tab1.jpg" alt="" width="1419" height="556" /></p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> Das Drei L&auml;nder Update solle dazu beitragen, so Prof. Hartmut Bertz, dass sich Onkologen aus dem deutschsprachigen Raum &uuml;ber die rasche und stetige Weiterentwicklung im diagnostischen und therapeutischen Bereich informieren k&ouml;nnen. &laquo;F&uuml;r eine bessere Lebensqualit&auml;t und ein l&auml;ngeres &Uuml;berleben unserer Patienten.&raquo; Das n&auml;chste Drei L&auml;nder Update wird am 15. und 16. Juni 2018 stattfinden, ebenfalls in M&uuml;nchen.</div></p> <p class="article-quelle">Quelle: Onko Drei Länder Update Spezial, 23.–24. 6. 2017, München </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Interdisziplin&auml;re Leitlinie der Qualit&auml;t S3 zur Fr&uuml;herkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms, Kurzversion 4.0, 2016, AWMF Registernummer: 043/022OL, http://leitlinienprogramm-onkologie. de/Prostatakarzinom.58.0.html (Zugriff am 8. 8. 2017) <strong>2</strong> Sweeney CJ et al.: N Engl J Med 2015; 373(8): 737-46 <strong>3</strong> James ND et al.: Lancet 2016; 387: 1163-77 <strong>4</strong> James ND et al.: N Engl J Med 2017; 377: 338-51 <strong>5</strong> Fizazi K et al.: N Engl J Med 2017; 377: 352-60 <strong>6</strong> Kim N et al.: J Clin Oncol 2017; 35 (15): 5002 <strong>7</strong> Attard G et al.: J Clin Oncol 2017; 35 (15): 5004 <strong>8</strong> Oudard S et al.: BJU Int 2015; 115: 744-52 <strong>9</strong> www.clinicaltrials.gov: NCT02454543 <strong>10</strong> Mastrangelo G et al.: Cancer 2012; 118(21): 5339-48 <strong>11</strong> Sarcoma Meta-analysis Collaboration: Lancet 1997; 350(9092): 1647-54 <strong>12</strong> Frustaci S et al.: J Clin Oncol 2001; 19: 1238-47 <strong>13</strong> Gronchi A et al.: Lancet Oncol 2017; 18(6): 812-22 <strong>14</strong> Issels RD et al.: Lancet Oncol 2010; 11(6): 561-70 <strong>15</strong> Blay JY et al.: J Clin Oncol 2016; 34: 11013 <strong>16</strong> Tap WD et al.: Lancet 2016; 388(10043): 488-97 <strong>17</strong> Miettinen M, Lasota J: Sem Diagn Pathol 2006; 23: 70-83 <strong>18</strong> Joensuu H et al.: J Clin Oncol 2016; 34: 244-50 <strong>19</strong> Le C esne A et al.: J Clin Oncol 2011; 29: 10015 <strong>20</strong> Reichardt P et al.: Cancer 2015; 121(9): 1405-13</p> </div> </p>
Back to top