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Chronische Migräne

Zielgerichtete Therapie mit Anti-CGRP-Antikörpern

<p class="article-intro">Für Patienten mit chronischer Migräne könnten Antikörper gegen CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptide) möglicherweise bald eine neue wirksame und gut verträgliche Form der Prophylaxe darstellen. Auf der Jahrestagung der American Academy of Neurology (AAN) wurden die Charakteristika der neuen Wirkstoffe diskutiert. Insbesondere die hohe und schnelle Wirksamkeit sowie die gute Verträglichkeit auf Placeboniveau wecken grosse Hoffnungen.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>CGRP ist ein bekanntes Target bei der Migr&auml;nebehandlung. Small Molecules wie die oralen CGRP-Rezeptor-Antagonisten erwiesen sich in Studien als hochwirksam bei der Behandlung akuter Migr&auml;neattacken. Allerdings musste die weitere Entwicklung von oralen CGRP-Antagonisten aufgrund von hepatotoxischen Nebenwirkungen eingestellt werden. Ein neuer Ansatz war die Entwicklung monoklonaler Antik&ouml;rper gegen CGRP zur Prophylaxe von Migr&auml;neattacken mittels einer andauernden Blockade von CGRP bzw. seines Rezeptors.<br /> Die Antik&ouml;rper beeinflussen &uuml;ber die CGRP-Hemmung zentral sowie in der Peripherie an drei Pathomechanismen der Migr&auml;ne: Vasodilatation, neurogene Inflammation und Schmerztransmission.<sup>1</sup></p> <h2>Vier Kandidaten in klinischen Studien</h2> <p>Derzeit werden vier verschiedene monoklonale Antik&ouml;rper, drei humanisierte Antik&ouml;rper gegen CGRP (Eptinezumab, Fremanezumab, Galcanezumab) und ein vollhumaner Antik&ouml;rper gegen den CGRPRezeptor (Erenumab) in Phase-II-/-III-Studien zur Prophylaxe der chronischen Migr&auml;ne untersucht. Erenumab 70 bzw. 140mg werden einmal monatlich subkutan appliziert. Eptinezumab (ALD403) wird im Abstand von drei Monaten infundiert. Untersucht werden die Dosierungen 10, 30, 100, 300mg. Galcanezumab (LY2951742) wird einmal im Monat subkutan injiziert. Fremanezumab (TEV-48125) wird in zwei Dosierungen (Loading-Dosis 675mg, danach 225mg bzw. 900mg) einmal monatlich subkutan appliziert. Positiv auf die Adh&auml;renz wirkt sich der schnelle Wirkeintritt nach 1&ndash;4 Wochen aus.<br /> Der Fortschritt wird besonders beim Vergleich der Sicherheit und Vertr&auml;glichkeit der Anti-CGRP-Antik&ouml;rper deutlich. Beide Parameter liegen auf Placeboniveau. Dies gilt umso mehr, als die neue Substanzklasse aufgrund des nebenwirkungsbedingten Scheiterns der oralen CGRP-Rezeptor-Antagonisten hier besonders unter Beobachtung steht, hob Dr. Peter Goadsby, UCSF Medical Center, bei der Pr&auml;sentation der Phase-III-Studie STRIVE hervor. Erenumab f&uuml;hrte nach sechs Monaten zu einer signifikanten Reduktion der monatlichen Migr&auml;netage (prim&auml;rer Endpunkt: 70mg: &ndash;3,2 Tage; 140mg: &ndash;3,7 Tage) vs. Placebo (&ndash;1,8 Tage). Neben den klassischen Migr&auml;ne-Endpunkten erleichterte Erenumab auch die Alltagsaktivit&auml;ten.<sup>2</sup> Goadsby wies darauf hin, dass in der Migr&auml;netherapie die Messung des Funktionsstatus als patientenbezogener Outcome-Parameter immer wichtiger wird.</p> <h2>Zukunft und offene Fragen</h2> <p>Zu den offenen Fragen zum Einsatz von Anti-CGRP-Antik&ouml;rpern geh&ouml;rt die Pr&auml;zisierung des Wirkmechanismus, also der Beteiligung von CGRP an der Pathogenese der Migr&auml;ne sowie &ndash; insbesondere unter Sicherheitsaspekten &ndash; auch in anderen K&ouml;rperregionen ausserhalb des Gehirns, beispielsweise bei kardialen bzw. fokalen zerebralen Isch&auml;mien und Vasospasmen. Und ist die Blockade des Liganden oder des Rezeptors effektiver bzw. sicherer? Klinisch von Bedeutung w&auml;ren auch die Identifikation von &laquo;Superrespondern &raquo; sowie die Entwicklung von Antik&ouml;rpern. Dar&uuml;ber hinaus liegen f&uuml;r alle Anti-CGRP-Antik&ouml;rper noch keine Langzeitstudien vor.<br /> M&ouml;glicherweise k&ouml;nnen die neuen Wirkstoffe auch breiter eingesetzt werden. Sie werden inzwischen in klinischen Studien auch in anderen Kopfschmerz- Indikationen wie episodischer Migr&auml;ne (Erenumab, Galcanezumab), dem Clusterkopfschmerz (Galcanezumab), posttraumatischen Kopfschmerzen sowie Kopfschmerzen bei Medikamenten-Abusus untersucht.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 69. Jahrestagung der American Academy of Neurology (AAN), vom 22. bis 28. April 2017, Boston </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Starling A: AAN 2017, Contemporary Clinical Issues<br /><strong>2</strong> Goadsby P et al: AAN 2017, Clinical Trials Plenary Session</p> </div> </p>
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