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Die Behandlung der Rhinosinusitis mit Phytotherapeutika

<p class="article-intro">Besonders im Winterhalbjahr leiden viele Patienten an einer akuten Rhinosinusitis. Obwohl von einer großen Anzahl dieser Patienten eine antibiotische Therapie gewünscht wird, zeigt sich in der Praxis, dass eine Kräutertherapie in der Behandlung gute Ergebnisse erzielt. Der Einsatz von Antibiotika sollte aufgrund von zunehmenden Resistenzen und eventuellen Nebenwirkungen jedenfalls gut überdacht sein.</p> <hr /> <p class="article-content"><p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_DAM_Allgemeinm_1708_Weblinks_dam_1707_seite_2_beitragsbild.jpg" alt="" width="2514" height="1206" /></p> <p>Eine Rhinosinusitis ist eine gleichzeitige Entz&uuml;ndung der Nasenschleimhaut (Rhinitis) und der Schleimhaut der Nasennebenh&ouml;hlen (Sinusitis). Die Einteilung erfolgt abh&auml;ngig von der Dauer (l&auml;nger oder k&uuml;rzer als 12 Wochen) in eine akute Rhinosinusitis und eine chronische Rhinosinusitis. Die Unterscheidung zwischen viraler und bakterieller Rhinosinusitis, die oft einen zweistufigen Verlauf aufweist, ist in der Praxis aufgrund der &auml;hnlichen Symptomatik oft schwierig. Schwere Komplikationen sind selten, allerdings k&ouml;nnen orbitale und intrakranielle Entz&uuml;ndungen auftreten.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_DAM_Allgemeinm_1708_Weblinks_dam_1707_seite_3_tab_1.jpg" alt="" width="685" height="674" /><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_DAM_Allgemeinm_1708_Weblinks_dam_1707_seite_3_tab_2.jpg" alt="" width="1417" height="668" /></p> <p>Bei einer Rhinosinusitis kommt es aufgrund einer Entz&uuml;ndung oder Allergie durch eine Schleimhautschwellung (evtl. mit Polypenbildung) zu einer Verengung der Ostien. Es bildet sich ein Sekretstau in den Nasennebenh&ouml;hlen. Das Nasensekret kann sich sekund&auml;r bakteriell infizieren. Zu den Erregern geh&ouml;ren Adenoviren, Rhinoviren, Influenzaviren, Haemophilus influenzae, Pneumokokken, Streptokokken und Staphylokokken. <br /> In der Symptomatik unterscheiden sich die akute und die chronische Rhinosinusitis vor allem in der Intensit&auml;t der Beschwerden. Bei der akuten Rhinosinusitis k&ouml;nnen Anosmie, purulente Nasensekretion, nasale Obstruktion und/oder Druckkopfschmerz bzw. V&ouml;llegef&uuml;hl im Gesichtsbereich auftreten. Die chronische Rhinosinusitis ist gekennzeichnet durch anhaltend behinderte Nasenatmung, Hypbzw. Anosmie, Druck- und Schwellungsgef&uuml;hl im Gesichtsbereich sowie durch eine erh&ouml;hte Infektanf&auml;lligkeit.<br /> In der Praxis wird die Diagnose meist aufgrund der recht eindeutigen Symptomatik und einer gezielten Befragung des Patienten gestellt. F&uuml;r eine weiterf&uuml;hrende Diagnostik stehen endoskopische Untersuchungen, ein Abstrich des Nasensekrets, CT und MR zur Verf&uuml;gung.</p> <h2>Therapie der Rhinosinusitis</h2> <p>Die Rhinosinusitis kann man je nach Schweregrad &uuml;ber Inhalationstherapie, Phytotherapeutika, Analgetika, abschwellende Nasentropfen, Nasensp&uuml;lungen, topische nasale Steroide oder Antibiotika (bakterielle Rhinosinusitis) therapieren.<br /> Die akute Rhinosinusitis ist meist viral bedingt und heilt auch ohne Therapie bei 60&ndash;80 % der Erkrankten innerhalb von zwei Wochen vollst&auml;ndig ab. In der Praxis werden in 85&ndash;98 % der F&auml;lle Antibiotika verordnet,<sup>1</sup> obwohl auch mit einer Phytotherapie sehr gute Behandlungsergebnisse nebenwirkungsarm erzielt werden k&ouml;nnen. Phytopharmaka k&ouml;nnen bei akuter Rhinosinusitis die Atmung erleichtern und durch bakteriostatische Effekte einer bakteriellen Sekund&auml;rinfektion vorbeugen. Die DEGAM-Leitlinie &bdquo;Rhinosinusitis&ldquo; empfiehlt bei der akuten Schleimhautentz&uuml;ndung zun&auml;chst pflanzliche Sekretolytika,<sup>2</sup> wie z.B. Cineol, Myrtol und Gentiana-Extrakte. Cineol ist der Hauptbestandteil des Eukalyptus&ouml;ls, Myrtol ein standardisiertes &auml;therisches &Ouml;lpr&auml;parat (Tab. 1). Gentiana-Extrakt ist unter anderem im Kombinationspr&auml;parat Sinupret<sup>&reg;</sup> mit Enzianwurzel, Sauerampfer, Holunderbl&uuml;ten, Eisenkraut und Schl&uuml;sselblumenbl&uuml;ten enthalten. Bei Tavipec- Kapseln bildet das &auml;therische &Ouml;l des Speiklavendels die Basis zur Bek&auml;mpfung der akuten Rhinosinusitis.<br /> Auch in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) werden Kr&auml;uter f&uuml;r die Behandlung der Rhinosinusitis verwendet. Der englische Botaniker und TCM-Arzt Jeremy Ross hat westliche Heilpflanzen entsprechend der TCM interpretiert und empfiehlt die in Tabelle 2 dargestellte Rezeptur. Im Winterhalbjahr 2016/17 behandelte ich 86 Patienten mit dieser Rezeptur. Lediglich bei zwei Patienten war auch nach f&uuml;nf Tagen keine Verbesserung des Krankheitsverlaufs festzustellen. In diesen F&auml;llen musste nachtr&auml;glich ein Antibiotikum verabreicht werden. Die Rezeptur wurde als alkoholischer Auszug (1:5-Tinktur, 100ml) verschrieben, zur Einnahme von 5ml 3x t&auml;glich. Man kann die Kr&auml;uter aber auch als Rohdroge verschreiben, die Einnahme erfolgt dann in Form eines Tees (3x t&auml;glich 3g in je 250ml Wasser 20 Minuten k&ouml;cheln lassen). <br /> Zur Behandlung einer Rhinosinusitis werden h&auml;ufig abschwellende Nasensprays verschrieben. Nasensprays sollte man wegen der Abh&auml;ngigkeitsgefahr und der Austrocknung der Schleimh&auml;ute nicht l&auml;nger als eine Woche verwenden. Als Alternative haben sich Nasen&ouml;le (z.B. TCMNasen&ouml;l mit Fr. Xanthii, Angelica dahur., Fl. Magnoliae, Pfefferminz&ouml;l in Mandel&ouml;l) bew&auml;hrt. Phytotherapeutika eignen sich nicht nur zur Behandlung einer Rhinosinusitis, sondern auch zur Vorbeugung. Zum Beispiel konnte nachgewiesen werden, dass Echinacea-Pr&auml;parate das Erk&auml;ltungsrisiko um bis zu 58 % verringern.<sup>4</sup></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Hickner JM et al: Ann Emerg Med 2001; 37: 703-10<br /><strong>2</strong> S2k-Leitlinie Rhinosinusitis 017/049 (HNO) und 053-012<br />(DEGAM), http://www.awmf.org, letzter Zugriff 14.09.2017<br /><strong>3</strong> Ross J: Die Rezepturen. Der sichere Weg zur individuellen<br />Verschreibung. Bad K&ouml;tzing: Verlag systemische Medizin,<br />2013 <strong>4</strong> Shah SA et al.: Lancet Infect Dis 2007; 7(7):<br />473-80</p> </div> </p>
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