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Kontinuierliche Glukosemessung (CGM)

Erste Erfahrungen mit dem Langzeitsensor

<p class="article-intro">In Österreich wurden kürzlich die ersten Eversense-Systeme eingeführt. Wir sprachen mit Frau Prof. Dr. Julia Mader von der Medizinischen Universität Graz über ihre Erfahrungen beim Einsetzen des Langzeitsensors, die Reaktionen der Patienten und darüber, bei welchen Patienten das System sinnvoll eingesetzt werden kann.</p> <hr /> <p class="article-content"><p><strong>Frau Prof. Mader, welche Patienten sind f&uuml;r das neue Eversense-System am besten geeignet?</strong><br /> <strong>J. Mader:</strong> Das sind zum einen Patienten, die eine gute Blutzuckereinstellung erreichen m&ouml;chten und dadurch auch in Gefahr sind, Unterzuckerungen zu erleiden. Au&szlig;erdem Patienten, die keine Kombination aus Sensor und Pumpe mit automatischer Abschaltung m&ouml;chten. Und Patienten, die durch die Tragedauer von etwa 3 Monaten mehr pers&ouml;nliche Flexibilit&auml;t erreichen m&ouml;chten, wobei die n&auml;chste Generation eine Tragedauer von 150 Tagen erreichen soll. Bei anderen CGM-Systemen muss der Sensor ja etwa w&ouml;chentlich gewechselt werden. F&uuml;r all diese Patienten ist der Eversense ein gutes System.</p> <p><strong>Wie waren Ihre ersten Erfahrungen beim Einsetzen des Eversense-Sensors?</strong><br /> <strong>J. Mader:</strong> Internisten sind nat&uuml;rlich keine Chirurgen, die tagt&auml;glich mit dem Skalpell arbeiten, aber mit etwas &Uuml;bung ist der Eingriff sehr einfach. Durch die Schulung durch den Hersteller war das Einsetzen kein gro&szlig;es Problem und wir hatten ausreichend Zeit, an Kunsthaut das Einsetzen zu &uuml;ben. Auch das erste Einsetzen bei Menschen war recht einfach durchzuf&uuml;hren. Psychologisch ist es nat&uuml;rlich f&uuml;r einen Internisten immer ein bisschen ungewohnt, den ersten Hautschnitt zu setzen, aber insgesamt war es eine sehr positive Erfahrung.</p> <p><strong>Wie haben die Patienten das Einsetzen des Sensors erlebt?</strong><br /> <strong>J. Mader:</strong> Die Patienten haben erz&auml;hlt, dass sie beim Einsetzen eigentlich keine Schmerzen empfunden haben &ndash; nachdem wir eine sehr gute Lokalan&auml;sthesie gesetzt haben, war das auch zu erwarten. W&auml;hrend des Eingriffs haben wir die Patienten regelm&auml;&szlig;ig nach ihrem Befinden gefragt &ndash; auch da gab es keine Probleme. Nur vor dem Eingriff waren die Patienten unsicher, wie es ist, wenn man einen Hautschnitt bekommt und der Sensor unter die Haut eingesetzt wird. Wir haben dies mit den Patienten besprochen, ihnen erkl&auml;rt, wie das System funktioniert, wie der Ablauf sein wird, und es unseren Patienten auch aufgezeichnet. Von da an bestand eigentlich keine gro&szlig;e &Auml;ngstlichkeit mehr. Nach der Implantation des Sensors haben wir die Patienten gefragt, wie es ihnen dabei gegangen ist, und auch da war das Feedback sehr positiv.</p> <p><strong>Wie lang hat der Eingriff gedauert?</strong><br /> <strong>J. Mader:</strong> Das Setzen selbst ungef&auml;hr 10 Minuten. Hinzu kommen Vor- und Nachbereitungsarbeiten, w&auml;hrenddessen man den Patienten auch &uuml;ber den Eingriff aufkl&auml;ren kann, sodass wir f&uuml;r uns selbst auf bis zu eine halbe Stunde pro Patient kommen.</p> <p><strong>Wo sehen Sie aus heutiger Sicht die gr&ouml;&szlig;ten Vorteile des neuen Systems?</strong><br /> <strong>J. Mader:</strong> Das System besteht aus drei Teilen, dem Sensor f&uuml;r die Messung, einem Reader, der die Daten vom Sensor an das Smartphone &uuml;bertr&auml;gt, aber keine Werte anzeigt und mittels Pflaster &uuml;ber den Sensor geklebt wird, und dem Smartphone als Anzeigeger&auml;t f&uuml;r die Werte. Ein gro&szlig;er Vorteil ist, dass das System auch ohne Monitor bzw. ohne Smartphone-Alarme in Form von Vibrationen abgeben kann. Der Patient wird also &uuml;ber hohe bzw. niedrige Glukosewerte auch dann informiert, wenn er das Smartphone nicht dabei hat. Wichtig f&uuml;r Patienten ist auch, dass der Reader abgenommen und wieder aufgesetzt werden kann &ndash; er ist ja per Pflaster aufklebbar. Dann sieht man nichts auf der Haut. Das ist ein gro&szlig;er Vorteil f&uuml;r die Patienten, vor allem wenn man daran denkt, dass man sich auch einmal sch&ouml;n anziehen m&ouml;chte, um auszugehen, ohne zu zeigen, dass man Diabetiker ist. Da kann man dann den Reader f&uuml;r diesen Abend zu Hause lassen, allerdings erh&auml;lt man dann nat&uuml;rlich keine Werte auf das Smartphone.</p> <p><strong>Wie oft muss der Sensor gewechselt werden?</strong><br /> <strong>J. Mader:</strong> Derzeit alle 3 Monate. In der PRECISE-II-Studie wurde eine Tragedauer von 90 Tagen untersucht. Es ist aber geplant, die Tauschintervalle auf 6 Monate auszudehnen. Entfernen muss man den Sensor f&uuml;r den Fall, dass ein MR notwendig ist oder nat&uuml;rlich wenn der Sensor nicht ordnungsgem&auml;&szlig; funktioniert.</p> <p><strong>W&uuml;rden Sie nach Ihren bisherigen Erfahrungen das System Patienten empfehlen?</strong><br /> <strong>J. Mader:</strong> Wir haben in Graz vier Patienten mit dem Sensor versorgt, in Innsbruck waren es ebenfalls vier, und wir konnten bislang auch gute Erfahrungen mit dem System und dem Einsetzen des Sensors machen. Auch das KH Hietzing arbeitet als Pilotzentrum mit dem Sensor. Die Voraussetzung ist, dass der Patient dazu bereit sein muss, sich immer wieder einem kleinen Eingriff zu unterziehen. Bei solchen Patienten h&auml;tte ich keine Bedenken, das Eversense-System weiterzuempfehlen.</p> <p><strong>Vielen Dank f&uuml;r das Gespr&auml;ch!</strong></p></p>
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