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Update OSAS: therapeutische Optionen aus Sicht der HNO-Heilkunde

<p class="article-intro">Heute gibt es unterschiedliche konservative und chirurgische Optionen in der Therapie der obstruktiven Schlafapnoe (OSA). Patienten sollten über alle Therapiemöglichkeiten aufgeklärt werden. Die richtige Selektion der Patienten ist entscheidend für den Therapieerfolg.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Die medikamenteninduzierte Schlafendoskopie (&bdquo;drug-induced sleep endoscopy&ldquo;, DISE) erm&ouml;glicht eine sinnvolle Wahl der Behandlungsmethode.</li> <li>Es gibt heute zahlreiche Modifikationen der klassischen Uvulopalatopharyngoplastik (UPPP).</li> <li>Die Stimulation des Nervus hypoglossus erg&auml;nzt die Therapiem&ouml;glichkeiten f&uuml;r ausgew&auml;hlte Patienten.</li> </ul> </div> <p>Schlafbezogene Atmungsst&ouml;rungen, also prim&auml;res Schnarchen und obstruktive Schlafapnoe (OSA), entstehen durch Obstruktion im Bereich der Nase, des Velums, der Tonsillen, des Zungengrundes oder der Epiglottis w&auml;hrend des herabgesetzten Muskeltonus im Schlaf. Die klinische und endoskopische Untersuchung dieser Region ist Grundvoraussetzung f&uuml;r die weitere Therapie. Eine Wiederherstellung der Nasenatmung bei einer relevanten Obstruktion reduziert meist das Schnarchen, hatte in Studien allerdings keinen signifikanten Einfluss auf den Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI). Jedoch sollte auch vor einer &bdquo;Continuous positive airway pressure (CPAP)&ldquo;-Therapie eine komplette Obstruktion, z.B. durch Nasenpolypen, behoben werden. Insbesondere vor einem chirurgischen Eingriff ist eine medikamenteninduzierte Schlafendoskopie (&bdquo;drug-induced sleep endoscopy&ldquo;, DISE) eine gro&szlig;e Hilfe, um das richtige Operationsverfahren zu w&auml;hlen. Die Untersuchung erfolgt in Zusammenarbeit von HNO-Facharzt und An&auml;sthesisten. Der Schlaf wird meist durch Propofol (Diprivan<sup>&reg;</sup>) in Kombination mit Midazolam (Dormicum<sup>&reg;</sup>) induziert und sollte &uuml;ber eine ausreichende Dauer aufrechterhalten werden. Mithilfe der flexiblen Endoskopie &uuml;ber die Nase beurteilt der HNO-Facharzt den Ort der Obstruktion, also Velum, Tonsillen, Zungengrund oder Epiglottis. Entscheidend ist jedoch nicht nur der Ort, sondern auch, ob die Obstruktion anteroposterior, seitlich oder zirkul&auml;r verursacht wird. G&uuml;nstig sind ein anteroposteriorer Verschluss auf H&ouml;he des Velums und ein Kollaps durch die Tonsillen, da die Behebung dieser Obstruktionen die h&ouml;chste Erfolgsrate in der Weichgaumenchirurgie aufweist. Die ung&uuml;nstigste Prognose haben Patienten mit zirkul&auml;ren Obstruktionen auf Gaumen- und Pharynxebene. Ein Nachteil der Untersuchung ist, dass nicht alle Schlafstadien beurteilt werden k&ouml;nnen. Da sich jedoch die Schlafendoskopie im nat&uuml;rlichen Schlaf als kaum praktikabel gezeigt hat, ist die DISE derzeit die spezifischste Untersuchung zur Beurteilung des Obstruktionsortes. In Entwicklung &ndash; von einigen Herstellern bereits angeboten &ndash; ist die Frequenzanalyse des Schnarchger&auml;usches w&auml;hrend des Schlafmonitorings, mit deren Hilfe ebenfalls auf den Ort der Obstruktion geschlossen werden kann. Allerdings kann dabei nicht unterschieden werden, ob es sich um einen zirkul&auml;ren oder um einen anteroposterioren Kollaps handelt.</p> <p>Die klassische Uvulopalatopharyngoplastik (UPPP) wird heute, wie von Pirsig seit 1981 propagiert, muskelerhaltend und nicht mehr radikal durchgef&uuml;hrt, um postoperative Komplikationen zu vermeiden. Die gleichzeitige Tonsillektomie erh&ouml;ht die Erfolgsaussichten entscheidend.<sup>1</sup> Die verschiedenen Modifikationen haben zum Ziel, das weiche Gaumensegel nach vorne und den hinteren Gaumenbogen nach lateral oben zu verlagern, um den Pharynx m&ouml;glichst zu &ouml;ffnen. Gemeinsam ist allen Techniken, dass Gewebe nicht gro&szlig;fl&auml;chig entfernt, sondern muskelerhaltend und m&ouml;glichst wenig invasiv operiert wird. Eine gute &Uuml;bersicht &uuml;ber die einzelnen Techniken ist von Verse publiziert worden.<sup>2</sup> Neu ist die minimal invasive &bdquo;barbed repositioning pharyngoplasty&ldquo; von Vicini.<sup>3</sup> Dabei wird nach vorangegangener Tonsillektomie mittels Nahttechnik unter Verwendung einer Naht, die mit kleinen Widerhaken versehen ist, der weiche Gaumen in eine Form gebracht, die sich g&uuml;nstig auf die Erweiterung des Gaumens auswirkt.</p> <p>Es gibt zunehmend bessere Studien &uuml;ber die Erfolgsraten der chirurgischen Methoden. Nach wie vor ist der Erfolg einer chirurgischen Behandlung des prim&auml;ren Schnarchens und einer OSA jedoch limitiert und kann nicht garantiert werden. Auch kann es nach anf&auml;nglichem Therapieerfolg nach Jahren wieder zu einer Zunahme der Beschwerden kommen. Dar&uuml;ber sind die Patienten in jedem Fall aufzukl&auml;ren. Randomisierte kontrollierte Studien haben jedoch einen hochsignifikanten Vorteil von Patienten mit UPPP gegen&uuml;ber nicht behandelten Kontrollgruppen gezeigt.<sup>4, 5</sup></p> <p>Da h&auml;ufig ein multilokul&auml;rer Kollaps auf H&ouml;he des Velums, des Zungengrundes oder der Epiglottis vorliegt, ist entweder von einer Operation abzuraten oder es sind zus&auml;tzliche Ma&szlig;nahmen wie &bdquo;genioglossus advancement&ldquo; oder &bdquo;hyoid suspension&ldquo; notwendig. Man spricht dann von &bdquo;multilevel surgery&ldquo;. Die Eingriffe werden entweder zeitgleich oder zweizeitig, das hei&szlig;t zuerst der Weichgaumeneingriff und bei fehlendem Erfolg der Eingriff zur Erweiterung des Zungengrundes durchgef&uuml;hrt. Eine nicht chirurgische Therapiem&ouml;glichkeit ist die Versorgung mit einer Unterkieferprotrusionsschiene durch einen entsprechend ausgebildeten Zahnarzt. Die h&ouml;chste Erfolgsrate unter den chirurgischen M&ouml;glichkeiten hat ein &bdquo;maxillomandibular advancement&ldquo;, das Kieferchirurgen durchf&uuml;hren. Dieses erwies sich in einer randomisierten Studie von Vicini et al. als der APAP-Versorgung gleichwertig.<sup>6</sup></p> <p>Die neueste Methode in der Behandlung der OSA ist die Stimulation des Nervus hypoglossus mittels einer am Nervenstamm oder dessen &Auml;sten implantierten Elektrode, die zur Erweiterung des Pharynx und des Hypopharynx durch Vorverlagerung des Zungenk&ouml;rpers f&uuml;hrt. Zus&auml;tzlich kommt es zu einer &Ouml;ffnung auf H&ouml;he des Velums, wahrscheinlich durch einen muskul&auml;ren Reflex. Die Stimulation der Nervenfasern erfolgt entweder abh&auml;ngig von der Atemt&auml;tigkeit bei Inspiration (Inspire II System, Inspire Medical Systems, Inc.) oder kontinuierlich (ImThera Aura 6000, ImThera, San Diego). Bisherige Studien haben eine signifikante Reduktion des AHI unter Therapie nach 12 bis 36 Monaten nachgewiesen.<sup>7&ndash;9</sup> Die richtige Patientenselektion scheint f&uuml;r den Therapieerfolg entscheidend zu sein (Tab. 1).<sup>8</sup> Bei Patienten mit einem kompletten konzentrischen Verschluss auf Velumh&ouml;he hat sich die Stimulation des N. hypoglossus in einer Studie als wirkungslos gezeigt (Tab. 1).<sup>9</sup> Offensichtlich ist es auch vor dieser Therapie sinnvoll, eine DISE durchzuf&uuml;hren. Eine eindeutige Obstruktion durch eine ausgepr&auml;gte Tonsillenhypertrophie sollte vor einer Implantation beseitigt werden. Auch der Versuch einer CPAP-Therapie sollte einer Implantation vorausgehen. Derzeit ist die N.-hypoglossus-Stimulation noch mit sehr hohen Kosten verbunden und einzelnen spezialisierten Zentren vorbehalten. In &Ouml;sterreich wird sie an der Universit&auml;ts- HNO-Klinik Innsbruck durchgef&uuml;hrt.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Pneumo_1704_Weblinks_pneumo_1704_s37_abb1.jpg" alt="" width="1417" height="953" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Pneumo_1704_Weblinks_pneumo_1704_s38_tab1.jpg" alt="" width="1418" height="868" /></p> <p><em>Der Autor steht in keinem gesch&auml;ftlichen Kontakt mit genannten Firmen und erh&auml;lt keine Zahlungen.</em></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Maurer JT: Update on surgical treatments for sleep apnea. Swiss Med Wkly 2009; 139: 624-9 <strong>2</strong> Verse T, Stuck B: Moderne Modifikationen der Uvulopalatopharyngoplastik. HNO 2017; 65: 90-8 <strong>3</strong> Vicini C: Barbed repositioning pharyngoplasty in robotic surgery for obstructive sleep apnoea. Acta Otolaryngol Ital 2017; 37: 214-7 <strong>4</strong> Browaldh N et al.: Randomised controlled trial: polysomnographic results after uvulopalatopharyngoplasty in selected patients with obstructive sleep apnoea. Thorax 2013; 68: 846-53 <strong>5</strong> Sommer UJ et al.: Tonsillectomy with uvulopalatopharyngoplasty in obstructive sleepapnea. Dtsch &Auml;rztebl Int 2016; 113: 1-8 <strong>6</strong> Vicini C: Surgery vs ventilation in adult severe obstructive sleep apnoea syndrome. Am J Otolaryngol 2010; 31: 14-20 <strong>7</strong> Strollo PJ Jr. et al.: Upperairway stimulation for obstructive sleep apnoea. N Engl J Med 2014; 370: 139-49 <strong>8</strong> Vanderveken et al.: Evaluation of drug induced sleep endoscopy as a patient selection tool for implanted upper airway stimulation for obstructive sleep apnea. J Clin Sleep Med 2013; 9: 433-8 <strong>9</strong> Woodson BT et al.: Three-year outcomes of cranial nerve stimulation for obstructive sleep apnea: the STAR trial. N Engl J Med 2016; 370: 139-49</p> </div> </p>
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