© Anchalee Phanmaha iStockphoto

Möchten Sie einen Anruf vom Rauchfrei Telefon bekommen?

Das Rauchfrei Ticket – die einfache Anmeldung zur Tabakentwöhnung

<p class="article-intro">„Ich hör auf, wenn ich weniger Stress habe … zu Silvester … wenn ich schwanger bin … wenn ich die Prüfung geschafft habe …“ Der Rauchstopp wird von vielen Rauchern oft jahrelang vor sich hergeschoben, Hilfe wird selten in Anspruch genommen.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Das Erfragen des Rauchverhaltens bei jedem Kontakt vermittelt die Wichtigkeit dieses Risikofaktors.</li> <li>Eine klare Empfehlung des Rauchstopps motiviert und hilft, diesen auch tats&auml;chlich umzusetzen.</li> <li>Die unmittelbare Vermittlung zu einem Entw&ouml;hnangebot erleichtert den Patienten den Start in einen erfolgreichen Entw&ouml;hnprozess bis hin zum Rauchstopp.</li> </ul> </div> <p>Viele Raucher sind unzufrieden mit dem eigenen Rauchverhalten. Den Rauchstopp umzusetzen, daf&uuml;r ist der Druck oder der Anreiz oft nicht gro&szlig; genug. Ein Grund daf&uuml;r ist, dass der Rauchstopp in vielen F&auml;llen keine angenehme Vorstellung ist. Anders als bei anderen medizinischen Behandlungen ist das Therapieziel nicht mit positiven Aspekten wie Schmerzfreiheit, Wohlbefinden und Regeneration verbunden, sondern eher mit Verlust, Verzicht, Angst vor den Entzugserscheinungen und vor Misserfolg, oft auch mit einem schlechten Gewissen, da den meisten Rauchern bekannt ist, dass Rauchen schadet.</p> <p>Im Kontakt mit &Auml;rzten sprechen Raucher das Thema von sich aus selten an. Viele haben schon mehrere Rauchstoppversuche hinter sich, oft verbunden mit der Erfahrung von Entzugssymptomen und dem Misserfolgserlebnis, wieder r&uuml;ckf&auml;llig geworden zu sein. Auch die Sorge vor der Reaktion des Arztes kann eine Rolle dabei spielen, dass das Thema Rauchen nicht angesprochen wird. Viele Raucher sch&auml;men sich f&uuml;r ihr eigenes Rauchverhalten, schaffen den Ausstieg aber nicht. Das Wissen um die Sch&auml;dlichkeit des eigenen Verhaltens (&bdquo;Ich wei&szlig; ja eh, ich sollte aufh&ouml;ren, es ist sch&auml;dlich&ldquo;), verringert ebenfalls die Motivation, das Thema anzusprechen.</p> <p>Auch auf der Seite der &Auml;rzte gibt es viele Gr&uuml;nde, warum das Rauchen im Patientenkontakt nicht regelm&auml;&szlig;ig angesprochen wird. Die Zeitressourcen sind gering, Interventionen zum Rauchen werden eher als Pr&auml;vention denn als kurative Ma&szlig;nahme gesehen, fallen also nicht in den unmittelbaren &auml;rztlichen Aufgabenbereich. Zus&auml;tzlich werden Diagnostik und Beratung in Zusammenhang mit Tabakabh&auml;ngigkeit meist nicht als Leistung refundiert. In der Berufsausbildung wird wenig Wissen zu dieser chronischen Suchterkrankung und dem Umgang damit vermittelt. Auch Frustration spielt eine Rolle: &bdquo;Es bringt ja doch nichts ...&ldquo;, &bdquo;Ich hab&rsquo;s ja schon einmal gesagt und er raucht noch immer ...&ldquo;, &bdquo;Sie muss ja wohl selber wissen, dass sie aufh&ouml;ren sollte &hellip;&ldquo;</p> <p>So bestehen sowohl auf &auml;rztlicher Seite als auch auf der Seite der Patienten nachvollziehbare Gr&uuml;nde, das unangenehme Thema stillschweigend zu &uuml;bergehen. Dabei ist die kurze &auml;rztliche Ansprache des Rauchens in vielen F&auml;llen bereits eine wirksame Intervention zur Entw&ouml;hnung.</p> <h2>Die Kurzansprache wirkt!</h2> <p>Eine einfache und praktikable M&ouml;glichkeit, die signifikant wirksam, jedoch stark untersch&auml;tzt ist, stellt die &auml;rztliche Kurzansprache zum Rauchstopp dar.<sup>1, 2</sup> Allein das Erfragen des Rauchverhaltens und die klare Empfehlung des Rauchstopps erh&ouml;hen die Motivation zum Rauchstopp und steigern die Abstinenzraten. Daher gibt es die Empfehlung der f&uuml;nf As zur Kurzintervention: &bdquo;Ask &ndash; advice &ndash; assess &ndash; assist &ndash;arrange&ldquo;. Als noch praktikabler und effektiver, um Rauchern ein Entw&ouml;hnangebot zu machen, hat sich das Modell &bdquo;Ask &ndash; advice &ndash; connect&ldquo; erwiesen.<sup>3</sup></p> <p><strong>Ask</strong><br /> &bdquo;Rauchen Sie?&ldquo; Das sachliche Erfragen des Rauchverhaltens braucht nicht viel Zeit. Im Idealfall erfolgt die Frage nach dem Rauchen bzw. nach der Anzahl der Zigaretten bei jedem Kontakt, da das Rauchen ein enorm wechselhaftes Verhalten sein kann. Das Erfragen signalisiert den Zusammenhang von Rauchen mit der k&ouml;rperlichen Situation. Das Nichtansprechen dagegen wird auf Patientenseite oft so interpretiert, dass das Rauchen keine Relevanz f&uuml;r den spezifischen Gesundheitskontext hat. Die Frage erm&ouml;glicht in weiterer Folge nicht nur die Empfehlung des Rauchstopps, sondern auch eine positive R&uuml;ckmeldung bei erfolgtem Rauchstopp und bereichert so die Arzt-Patienten-Beziehung.</p> <p><strong>Advice</strong><br /> &bdquo;Ich empfehle Ihnen den Rauchstopp!&ldquo; Diese klare und deutliche Empfehlung l&auml;sst weder Fragen offen noch Diskussionen um etwaige Zigarettenmengen zu. Damit erleichtert sie beiden Seiten den sachlichen und wertfreien Umgang mit einem wichtigen, vermeidbaren Risikofaktor. Keine Empfehlung zu geben wird gerne als Dulden des Rauchverhaltens interpretiert.</p> <p><strong>Connect</strong><br /> Die H&uuml;rde, Hilfe in Anspruch zu nehmen, ist bei Rauchern aus oben genannten Gr&uuml;nden hoch. Die unmittelbare, konkrete und einfache Anmeldung bei einem Entw&ouml;hnangebot erh&ouml;ht die Wahrscheinlichkeit, dass professionelle Unterst&uuml;tzung bei der Behandlung der Sucht genutzt wird. Mit Hilfe gelingt der Rauchstopp eher. International bew&auml;hrt haben sich f&uuml;r dieses Kooperationsmodell &bdquo;Quitlines&ldquo; (telefonische Beratungsangebote zum Rauchstopp). Das Rauchfrei Telefon bietet dieses Modell seit vielen Jahren an.</p> <h2>Das Rauchfrei Ticket</h2> <p>Seit 2006 bietet das Rauchfrei Telefon &ndash; eine Initiative der Sozialversicherung, der L&auml;nder und des Bundesministeriums f&uuml;r Gesundheit und Frauen &ndash; &ouml;sterreichweit Beratung und Information zum Rauchstopp an. Seit Mai 2016 ist als Folge der Tabakprodukte- Direktive der EU neben den Warnbildern und -hinweisen auch die Nummer des Rauchfrei Telefons auf allen Zigarettenpackungen aufgedruckt. Aufgrund der daraus folgenden verst&auml;rkten Nachfrage sind nun drei Telefonleitungen werktags von 10 bis 18 Uhr besetzt. Ein Team von klinischen Psychologen ber&auml;t umfassend und kompetent am Telefon unter 0800 810 013. Das kostenfreie Angebot beinhaltet neben der Telefonberatung auch eine Homepage (www.rauchfrei.at), die Rauchfrei App (www.rauchfreiapp.at) sowie Brosch&uuml;ren, Poster und Folder, die &uuml;ber die Homepage bestellt werden k&ouml;nnen.</p> <p>Speziell f&uuml;r &Auml;rzte gibt es das Kooperationsmodell &bdquo;Das Rauchfrei Ticket&ldquo;, mit dem Patienten direkt beim Rauchfrei Telefon angemeldet werden k&ouml;nnen. Das Modell hat sich seit 2008 unter den Titeln &bdquo;Rauchfrei werden! Per Fax.&ldquo; und &bdquo;Rauchfrei bleiben! Per Fax.&ldquo; bew&auml;hrt. Nach einer grafischen und formalen &Uuml;berarbeitung steht es seit Anfang 2017 in einer noch einfacheren und praktikableren Form zur Verf&uuml;gung. Das Angebot wird sowohl von Institutionen als auch von niedergelassenen &Auml;rzten gut angenommen. Auch Patienten vertrauen der Zuweisung: Rund 80 % der angemeldeten Personen erreicht das Beratungsteam telefonisch.</p> <h2>Ablauf</h2> <p>Die Anmeldung zur Beratung der rauchenden und nicht mehr rauchenden Patienten kann mit Name und Telefonnummer &uuml;ber die Homepage, per E-Mail, Fax oder per Post erfolgen. Das Beratungsteam t&auml;tigt den Anruf innerhalb der n&auml;chsten Werktage und vereinbart einen Termin oder f&uuml;hrt, falls vom Patienten gew&uuml;nscht, sofort ein Beratungsgespr&auml;ch (Abb. 1).</p> <p>Die Anmeldung zur Beratung der rauchenden und nicht mehr rauchenden Patienten kann mit Name und Telefonnummer &uuml;ber die Homepage, per E-Mail, Fax oder per Post erfolgen. Das Beratungsteam t&auml;tigt den Anruf innerhalb der n&auml;chsten Werktage und vereinbart einen Termin oder f&uuml;hrt, falls vom Patienten gew&uuml;nscht, sofort ein Beratungsgespr&auml;ch (Abb. 1). Erreicht das Beratungsteam die angemeldete Person (maximal drei Anrufversuche unter der bei der Anmeldung angegebenen Nummer, danach wird eine Nachricht hinterlassen), besteht das Angebot in der proaktiven Beratung zum Rauchstopp, die in der Regel nach einem anamnestischen Erstgespr&auml;ch f&uuml;nf Folgegespr&auml;che beinhaltet (Abb. 2).</p> <p>Die Beratung zur R&uuml;ckfallprophylaxe besteht aus zwei bis drei Gespr&auml;chen. Bei Bedarf und auf individuellen Wunsch f&uuml;hrt das Beratungsteam auch mehrere Gespr&auml;che.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Pneumo_1704_Weblinks_pneumo_1704_s13_abb1.jpg" alt="" width="1417" height="2050" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Pneumo_1704_Weblinks_pneumo_1704_s14_abb2.jpg" alt="" width="1417" height="581" /></p> <h2>Vorteile des Kooperationsmodells</h2> <p>Das Rauchfrei Ticket bietet &Auml;rzten eine einfache M&ouml;glichkeit, ihren Patienten eine konkrete, kostenfreie und evidenzbasierte Unterst&uuml;tzung zur Tabakentw&ouml;hnung und zur R&uuml;ckfallprophylaxe anzubieten und damit den Rauchstopp zu erleichtern.</p> <p>F&uuml;r Raucher ist es hilfreich, wenn die Anmeldung beim Rauchfrei Telefon &uuml;ber den Arzt erfolgt und sie den Anruf nur mehr entgegennehmen m&uuml;ssen. Die H&uuml;rde, selber anzurufen, wird dadurch genommen. Wir erleben am Telefon, dass es f&uuml;r die Motivation und den Erfolg der Entw&ouml;hnung nicht unbedingt ausschlaggebend ist, dass Patienten sich selber zur Beratung anmelden. Viel wichtiger erscheinen die Ansprache des Themas Rauchen und die Aufforderung zum Rauchstopp durch die &auml;rztliche Autorit&auml;t.</p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> <p>Obwohl die Diagnostik und die Behandlung der chronischen Tabakabh&auml;ngigkeit in unserem Gesundheitssystem noch keinen entsprechenden Stellenwert haben, zahlt sich die Kurzansprache aus, denkt man an den enormen Nutzen eines Rauchstopps f&uuml;r die individuelle Gesundheit und die der unmittelbaren Umgebung des Patienten. Die Kurzansprache ist wirksam und erh&ouml;ht die Abstinenzraten. In Verbindung mit der Weitervermittlung zu einem konkreten Entw&ouml;hnangebot kann die Wahrscheinlichkeit der Rauchfreiheit deutlich gesteigert werden.<br /> Der Rauchstopp Ihrer Patienten ist eine wichtige Ma&szlig;nahme in der Behandlung und Pr&auml;vention vieler verschiedener Erkrankungen. Es gibt wirksame, evidenzbasierte und verf&uuml;gbare Angebote, die Sie daf&uuml;r nutzen k&ouml;nnen. Sprechen Sie das Thema an und empfehlen Sie den Rauchstopp &ndash; das allein kann bereits wirken.</p> </div></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Fiore MC et al.: Treating tobacco use and dependence: 2008 Update. Clinical Practice Guideline 2008. Rockville, MD: U.S. Department of Health and Human Services. Public Health Service <strong>2</strong> Lichtenschopf A.: Standards der Tabakentw&ouml;hnung: Konsensus der &Ouml;sterreichischen Gesellschaft f&uuml;r Pneumologie &ndash; Update 2010. Springer, 2011 <strong>3</strong> Vidrine JI et al.: Ask &ndash; advice - connect. A new approach to smoking treatment delivery in health care settings. Jama Intern Med; published online February 25, 2013</p> </div> </p>
Back to top