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Update zur Phase-II-Studie ALTA

Brigatinib bei Crizotinib-refraktärem ALK+-NSCLC

<p class="article-intro">Die meisten ALK-positiven NSCLC-Patienten erleiden unter Crizotinib-Behandlung eine Krankheitsprogression. Die Phase-II-Studie ALTA untersuchte die Wirksamkeit und Sicherheit des ALK-Inhibitors Brigatinib bei Crizotinib-refraktären Patienten. In zwei unterschiedlichen Behandlungsarmen zeigte Brigatinib hohe Ansprechraten bei akzeptablem Sicherheitsprofil. Die Ergebnisse der ALTA-Studie wurden vor Kurzem im „Journal of Clinical Oncology“ veröffentlicht und die aktualisierten Daten auf der ELCC präsentiert und hier zusammengefasst.<sup>1, 2</sup> </p> <hr /> <p class="article-content"><h2>ALK-positive NSCLC</h2> <p>Bei etwa 5 % der Patienten mit einem nicht kleinzelligen Bronchialkarzinom (NSCLC) f&uuml;hrt das Rearrangement der anaplastischen Lymphomkinase (ALK) zur Expression eines onkogenen Fusionsproteins.<sup>3</sup> Crizotinib war der erste ALK-Inhibitor, der zur Behandlung von NSCLC-Patienten mit ALK-Rearrangements (ALK+-NSCLC) zugelassen wurde. Crizotinib f&uuml;hrt bei diesen Patienten zu hohen Ansprechraten (ORR: 61&ndash;74 % ) und einem medianen progressionsfreien &Uuml;berleben (PFS) von 8&ndash;11 Monaten.<sup>4</sup> Jedoch stellt sich bei den meisten Patienten im Laufe der Therapie eine Krankheitsprogression ein, entweder aufgrund von Mutationen und/oder schlechter &Uuml;berwindung der Blut-Hirn-Schranke.<sup>5</sup> Die ALK-Inhibitoren Ceritinib<sup>6&ndash;8</sup> und Alectinib<sup>9, 10</sup>, die derzeit nach Crizotinib-Versagen zugelassen sind, f&uuml;hren zwar zu einer Verl&auml;ngerung des medianen PFS, jedoch tritt auch hier nach etwa 5&ndash;9 Monaten eine Progression ein. Inzwischen wurden sekund&auml;re ALK-Mutationen identifiziert, die in Zusammenhang mit der Resistenz gegen&uuml;ber diesen Inhibitoren gebracht wurden.<sup>11&ndash;13</sup></p> <h2>Der ALK-Inhibitor Brigatinib</h2> <p>Brigatinib ist ein oraler ALK-Inhibitor der n&auml;chsten Generation, der in pr&auml;klinischen Studien eine hohe Aktivit&auml;t gegen eine Reihe von ALK-Resistenzmutationen aufwies.<sup>14</sup> In einer noch laufenden Phase-I/II-Studie wies Brigatinib bei Crizotinib-vorbehandelten ALK+-Patienten eine hohe Antitumoraktivit&auml;t auf.<sup>15</sup> Ziel der randomisierten, &bdquo;open-label&ldquo;, multizentrischen Phase-II-Studie ALTA (ALK in Lung Cancer Trial of AP26113) ist, die Effizienz und Sicherheit von Brigatinib bei dieser Gruppe von Patienten zu pr&uuml;fen.<br />Einschlusskriterien f&uuml;r die Studie waren Erwachsene mit Crizotinib-resistenten ALK+-NSCLC mit einem Performancestatus ECOG &le;2. Es gab keine Einschr&auml;nkungen bez&uuml;glich der Anzahl der vorangegangenen Chemotherapiebehandlungen. Ausschlusskriterien waren die Vorbehandlung mit anderen ALK-Inhibitoren als Crizotinib, eine Crizotinib-Behandlung innerhalb der letzten drei Tage und symptomatische ZNS-Metastasen, die neurologisch instabil waren oder eine erh&ouml;hte Dosis von Kortikosteroiden erforderlich machten.</p> <h2>Hohe Wirksamkeit von Brigatinib in der ALTA-Studie</h2> <p>Insgesamt wurden 222 Patienten aus 18 L&auml;ndern in die ALTA-Studie eingeschlossen und in den Brigatinib-Arm A (90mg qd, n=112) oder in den Brigatinib-Arm B (180mg qd mit einer 7-Tages-Eingangsphase von 90mg qd, n=110) randomisiert. Der prim&auml;re Endpunkt der Studie war die durch den Pr&uuml;farzt best&auml;tigte Gesamtansprechrate (ORR) gem&auml;&szlig; RECISTv1.1-Kriterien. Die Gesamtansprechrate wurde auch von einem unabh&auml;ngigen Gutachterkomitee (&bdquo;independent review committee&ldquo;, IRC) beurteilt (sekund&auml;rer Endpunkt). <br />Die ORR war in beiden Behandlungsarmen gro&szlig;. Bei Beurteilung durch den Pr&uuml;farzt betrug die ORR in Arm A 45 % mit 2 % kompletten Remissionen (CR) und in Arm B 55 % mit 5 % CR. &Auml;hnlich waren die durch das IRC beurteilten Ergebnisse: in Arm A lag die ORR bei 49 % mit 4 % CR und in Arm B bei 54 % , davon 5 % CR (Tab.&nbsp;1). Die mediane Zeit bis zum Ansprechen war sehr kurz und betrug 1,8 Monate in Arm A bzw. 1,9 Monate in Arm B (beurteilt durch den Pr&uuml;farzt). Die Krankheitskontrollrate lag bei 78 % in Arm A bzw. 84 % in Arm B, die mediane Ansprechdauer bei 13,8 bzw. 15,6 Monaten. Das mediane progressionsfreie &Uuml;berleben (PFS) war in Arm B mit 15,6 Monaten statistisch signifikant l&auml;nger als in Arm A mit 9,2 Monaten. Die 1-Jahres-&Uuml;berlebensrate war in beiden Settings hoch: 71 % in Arm A und 82 % in Arm B mit einer HR von 0,66 (Abb.&nbsp;1). In beiden Gruppen wurde das mediane Gesamt&uuml;berleben noch nicht erreicht. <br />In der Subgruppenanalyse waren die Gesamtansprechrate und das PFS &auml;hnlich. Jedoch war die ORR bei Patienten, die zuvor auf Crizotinib gut ansprachen, signifikant h&ouml;her als bei Patienten, die diese Antworten nicht zeigten.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Onko_1704_Weblinks_s18_1.jpg" alt="" width="1419" height="651" /><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Onko_1704_Weblinks_s18_2.jpg" alt="" width="1040" height="993" /></p> <h2>Intrakranielle Wirksamkeit von Brigatinib</h2> <p>Bei allen Patienten wurde zu Beginn der Therapie ein Gehirn-MRT-Scan durchgef&uuml;hrt. Bei 153 der 222 Patienten wurden dabei Hirnmetastasen festgestellt, bei 44 davon messbare L&auml;sionen. Die Rate des intrakraniellen Ansprechens bei Patienten mit messbaren Hirnmetastasen betrug im Brigatinib-Arm A 46 % und im Brigatinib-Arm B 67 % . Das intrakranielle PFS bei Patienten mit Hirnmetastasen lag bei 15,6 Monaten in Arm A bzw. 18,4 Monaten in Arm B.</p> <h2>Sicherheitsprofil von Brigatinib</h2> <p>Das Sicherheitsprofil war in beiden Behandlungsarmen akzeptabel. Die h&auml;ufigsten Nebenwirkungen waren &Uuml;belkeit, Diarrh&ouml;, Kopfschmerzen und Husten. Nur manche Nebenwirkungen schienen dosisabh&auml;ngig zu sein, obwohl Unterschiede haupts&auml;chlich bei Grad-1/2-Ereignissen auftraten. Die h&auml;ufigsten Grad-&ge;3-Nebenwirkungen waren Hypertonie, erh&ouml;hte Kreatinphosphokinase-Blutwerte, erh&ouml;hte Lipasewerte und Pneumonie. Diese Ereignisse traten insgesamt aber nur selten auf.</p> <h2>Fazit</h2> <p>Brigatinib zeigte in beiden Behandlungsarmen der ALTA-Studie eine erhebliche Wirksamkeit bei einem akzeptablen Sicherheitsprofil. Im Studienarm B (180mg qd mit einer 7-Tages-Eingangsphase von 90mg qd) betrug die durch das IRC best&auml;tigte Gesamtansprechrate 54 % , das mediane PFS lag bei &uuml;ber einem Jahr und die 1-Jahres-&Uuml;berlebenswahrscheinlichkeit betrug 82 % . Die Rate des intrakraniellen Gesamtansprechens betrug bei Patienten mit messbaren Hirnmetastasen 67 % , das mediane intrakranielle PFS lag bei Patienten mit Hirnmetastasen bei 18,4 Monaten.<br />Aufgrund dieser Ergebnisse ist Brigatinib eine vielversprechende Behandlungsoption f&uuml;r Patienten mit Crizotinib-resistentem fortgeschrittenem ALK+-NSCLC. Inzwischen erteilte die FDA Brigatinib in einem beschleunigten Verfahren die Zulassung zur Behandlung von Patienten mit ALK+-metastasiertem NSCLC, die eine Krankheitsprogression unter Crizotinib hatten oder unter einer Crizotinib-Unvertr&auml;glichkeit leiden. Eine randomisierte Phase-III-Studie, die Brigatinib gegen&uuml;ber Crizotinib bei ALK-Inhibitor-naiven Patienten mit fortgeschrittenem ALK+-NSCLC untersucht, wird derzeit durchgef&uuml;hrt (ALTA-1L, NCT02737501).</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Kim DW et al: Brigatinib in patients with crizotinib-refractory anaplastic lymphoma kinase-positive non-small-cell lung cancer: a randomized, multicenter phase II trial. J Clin Oncol 2017; doi: 10.1200/JCO.2016.71.5904; [Epub ahead of print] <strong>2</strong> Hochmair M et al: Brigatinib in crizotinib-refractory ALK+ NSCLC: updates from the pivotal randomized phase 2 trial (ALTA). ELCC 2017; Poster 97P <strong>3</strong>&nbsp;Pao W, Girard N: New driver mutations in non-small-cell lung cancer. Lancet Oncol 2011; 12: 175-80 <strong>4</strong> Shaw AT et al: Crizotinib versus chemotherapy in advanced ALK-positive lung cancer. N Engl J Med 2013; 368: 2385-94 <strong>5</strong> Zhang I et al: Targeting brain metastases in ALK-rearranged non-small-cell lung cancer. Lancet Oncol 2015; 16: e510-21 <strong>6</strong>&nbsp;Shaw AT et al: Ceritinib in ALK-rearranged non-small-cell lung cancer. N Engl J Med 2014; 370: 1189-97 <strong>7</strong> Kim DW et al: Activity and safety of ceritinib in patients with ALK-rearranged non-small-cell lung cancer (ASCEND-1): updated results from the multicentre, open-label, phase 1 trial. Lancet Oncol 2016; 17: 452-63 <strong>8</strong> Crin&ograve; L et al: Multicenter phase II study of whole-body and in&shy;tracranial activity with ceritinib in patients with ALK-rearranged non-small-cell lung cancer previously treated with chemotherapy and crizotinib: results from ASCEND-2. J Clin Oncol 2016; 34: 2866-73 <strong>9</strong>&nbsp;Shaw AT et al: Alectinib in ALK-positive, crizotinib-resistant, non-small-cell lung cancer: a single-group, multicentre, phase 2 trial. Lancet Oncol 2016; 17: 234-42 <strong>10</strong> Ou SH et al: Alectinib in crizotinib-refractory ALK-rearranged non-small-cell lung cancer: a&nbsp;phase II global study. J Clin Oncol 2016; 34: 661-8 <strong>11</strong> Katayama R et al: Therapeutic targeting of anaplastic lymphoma kinase in lung cancer: A paradigm for precision cancer medicine. Clin Cancer Res 2015; 21: 2227-35 <strong>12</strong> Ou SH et al: ALK F1174V mutation confers sensitivity while ALK I1171 mutation confers resistance to alectinib. The importance of serial biopsy post progression. Lung Cancer 2016; 91: 70-2 <strong>13</strong> Puig O et al: Pooled mutation analysis for the NP28673 and NP28761 studies of alectinib in ALK+ non-small-cell lung cancer (NSCLC). J Clin Oncol 2016; 34: 9061 <strong>14</strong> Zhang S et al: The potent ALK inhibitor brigatinib (AP26113) overcomes mechanisms of resistance to first- and second-generation ALK inhibitors in preclinical models. Clin Cancer Res 2016; 22: 5527-38 <strong>15</strong> Gettinger SN et al: Activity and safety of brigatinib in ALK-rearranged non-small-cell lung cancer and other malignancies: a single-arm, open-label, phase 1/2 trial. Lancet Oncol 2016; 17: 1683-96<br />Autoren des Posters 97P auf der ELCC 2017:<br />Die Ergebnisse der ALTA-Studie wurden in Form eines Posters von Maximilian J. Hochmair, Marcello Tiseo, Karen L. Reckamp, Howard L. West, Harry J. M. Groen, Corey J. Langer, William Reichmann, David Kerstein, Dong-Wan Kim und Ross D. Camidge am ELCC pr&auml;sentiert.</p> </div> </p>
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