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Das Grazer Mangelernährungs-Screening (GMS)

Mangelernährung erkennen

<p class="article-intro">Das Erkennen von Mangelernährung bei Patienten in der täglichen Praxis ist Voraussetzung, um adäquate ernährungstherapeutische Maßnahmen einzuleiten. Dazu eignen sich einfache und rasch durchführbare Screening-Instrumente wie das Grazer Mangelernährungs-Screening (GMS).</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Mangelern&auml;hrung wird definiert als Mangel oder Ungleichgewicht von Kalorien, Proteinen und/oder anderen N&auml;hrstoffen. Dieser Mangel f&uuml;hrt zu messbaren Effekten auf den K&ouml;rper und dessen Funktionen.<sup>1</sup> Die negativen Folgen sind weitreichend. Neben einer erh&ouml;hten Morbidit&auml;t zeigen mangelern&auml;hrte Personen h&ouml;here Komplikationsraten und eine vermehrte Pflegebed&uuml;rftigkeit, sie haben eine verminderte Lebensqualit&auml;t und weisen eine erh&ouml;hte Mortalit&auml;t auf.<sup>2</sup></p> <h2>Pr&auml;valenz</h2> <p>Die Pr&auml;valenz der Mangelern&auml;hrung steigt parallel zum Alter. Eine Studie mit &uuml;ber 4500 Probanden aus zw&ouml;lf verschiedenen L&auml;ndern zeigt, dass &uuml;ber 50 % der &auml;lteren Menschen im Krankenhaus bzw. auf geriatrischen Rehabilitationsstationen mangelern&auml;hrt sind. In Pflegeheimen sind es ca. 15 % und bei zu Hause lebenden &auml;lteren Menschen liegt die Pr&auml;valenz bei ca. 6 % . In der t&auml;glichen Praxis wird Mangelern&auml;hrung oft nicht erkannt und bleibt daher auch h&auml;ufig unbehandelt.<sup>3</sup></p> <h2>Das Grazer Mangelern&auml;hrungs-Screening (GMS)</h2> <p>Damit mangelern&auml;hrte Personen fr&uuml;hzeitig identifiziert werden k&ouml;nnen, empfehlen Fachgesellschaften und Leitlinien einfache und rasch durchf&uuml;hrbare Screening-Tools.<sup>4, 5</sup> Zu diesem Zweck wurde im Jahr 2006 das GMS (Abb. 1) von dem multidisziplin&auml;ren Ern&auml;hrungsteam des LKH-Univ.-Klinikums Graz (bestehend aus Di&auml;tologen, &Auml;rzten, Pharmazeuten und Pflegepersonen) entwickelt. Es basiert auf den Empfehlungen internationaler Fachgesellschaften sowie auf bereits bestehenden und validierten Screening-Tools.<sup>6</sup><br /> Das GMS beinhaltet vier Aspekte: <br /> 1. Gewichtsverlauf (Gewichtsverlust w&auml;hrend der letzten 3 Monate)<br /> 2. derzeitiger Ern&auml;hrungszustand (altersabh&auml;ngiger BMI)<br /> 3. Nahrungsaufnahme (R&uuml;ckgang der Nahrungsaufnahme in den letzten Monaten)<br /> 4. Erkrankungen<br /> Patienten, die &auml;lter als 65 Jahre sind, erhalten einen Zusatzpunkt, da das Alter per se einen Risikofaktor f&uuml;r die Entwicklung einer Mangelern&auml;hrung darstellt.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_DAM_Allgemeinm_1705_Weblinks_s38.jpg" alt="" width="1417" height="1987" /></p> <h2>Praktikabilit&auml;t des GMS</h2> <p>Das GMS ist nicht nur einfach und praktikabel in der Anwendung (Dauer ca. 3 Minuten), sondern weist auch eine hohe Validit&auml;t (G&uuml;ltigkeit) sowie eine hohe Reliabilit&auml;t (Zuverl&auml;ssigkeit) auf. Dazu wurde am LKH-Univ.-Klinikum Graz im Jahr 2014 eine Querschnittstudie mit &uuml;ber 400 Probanden durchgef&uuml;hrt. In der Studie wurde das GMS mit anderen Screening-Tools wie dem Nu&shy;tritional-Risk-Screening (NRS) und bei Patienten &uuml;ber 70 Jahren zus&auml;tzlich mit dem Mini Nutritional Assessment (MNA-SF) verglichen. Au&szlig;erdem wurde die Inter-Rater-Reliabilit&auml;t, also die &Uuml;bereinstimmung von zwei Urteilern, &uuml;berpr&uuml;ft.<sup>6</sup><br /> Nach Beurteilung mit dem GMS wurde f&uuml;r 31,9 bzw. 28,5 % (je nach Urteiler) der aufgenommenen Patienten ein Risiko f&uuml;r Mangelern&auml;hrung ausgewiesen. Dem NRS zufolge wurden 24,5 % der Patienten als mangelern&auml;hrt klassifiziert. Das GMS zeigte eine starke positive Korrelation mit den beiden Vergleichsmethoden (NRS: r=0,78; MNS-SF: r=0,84). Die mit dem GMS erzielten Resultate zeichneten sich auch durch eine sehr hohe Genauigkeit (0,85), Sensitivit&auml;t (0,94), Spezifit&auml;t (0,77), einen positiven pr&auml;diktiven Wert (0,76) und einen negativen pr&auml;diktiven Wert (0,95) aus.</p> <h2>Zusammenfassung</h2> <p>Fr&uuml;hzeitige Identifizierung mangelern&auml;hrter Personen ist wichtig, um ad&auml;quate ern&auml;hrungstherapeutische Ma&szlig;nahmen zu setzen. Das GMS ist ein einfaches, praktikables, valides und zuverl&auml;ssiges Instrument, um ein Risiko f&uuml;r Mangelern&auml;hrung rasch zu erkennen.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Elia M, Lungqvist O, Stratton R, Lanham-New SA: Principles of Clinical Nutrition. 3<sup>rd</sup> ed. Wiley-Blackwell, 2015 <strong>2</strong> Volkert D: Malnutrition in older adults - urgent need for action: a plea for improving the nutritional situation of older adults. Gerontology 2013; 59(4): 328-33 <strong>3</strong> Kaiser MJ et al: Frequency of malnutrition in older adults: a multinational perspective using the mini nutritional assessment. J Am Geriatr Soc 2010; 58(9): 1734-8 <strong>4</strong> Volkert D et al: Leitlinie der Deutschen Gesellschaft f&uuml;r Ern&auml;hrungsmedizin (DGEM) in Zusammenarbeit mit der GESKES, der AKE und der DGG. Aktuel Ernahrungsmed 2013; 38(03): e1-e48 <strong>5</strong> Kondrup J et al: ESPEN guidelines for nutrition screening 2002. Clin Nutr 2003; 22(4): 415-21 <strong>6</strong> Roller RE et al: The Graz Malnutrition Screening (GMS): a new hospital screening tool for malnutrition. Br J Nutr 2016; 115(4): 650-7</p> </div> </p>
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