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Wir gratulieren

Dr. Christian Euler erhält Ehrenring der Stadt Rust

<p class="article-intro">Rust am Neusiedler See, berühmt für seine Störche und seinen Wein, ist seit 1691 Freistadt. Damals wurde das ursprünglich kleine Fischerdorf per Dekret von Leopold I. als von regionalen Herrschern unabhängig erklärt und unterstand fortan nur noch dem Kaiser. So etwas macht selbstbewusst. Die Stadtväter von Rust haben nun beschlossen, ihren scheidenden Gemeidearzt Dr. Christian Euler mit der höchsten Auszeichnung zu ehren, den ihre Kommune zu vergeben hat: dem Ehrenring der Freistadt Rust.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Der prachtvolle Seehof war w&uuml;rdiger Rahmen f&uuml;r eine kleine Feier, die von musikalischen Darbietungen untermalt wurde. In seiner Laudatio spannte B&uuml;rgermeister Mag. Gerold Stagl einen breiten Bogen um das Wirken Dr. Eulers, das sechsunddrei&szlig;ig Jahre umfasste. Urspr&uuml;nglich aus Wien kommend haben Christian Euler und seine Frau Elisabeth, auch sie &Auml;rztin, ihren Turnus in Eisenstadt gemacht, schon damals mit einem sehns&uuml;chtigen Blick aufs Land, wo sie zu leben gedachten. Rust bot sich an: mit gerade einmal 1900 Einwohnern ein Dorf, mit seiner b&uuml;rgerlichen Pracht aber doch auch ein bisschen st&auml;dtisch. Freilich, ganz von selbst ging das nicht, die Stadtv&auml;ter (und -m&uuml;tter), allen voran der B&uuml;rgermeister, mussten ihr Einverst&auml;ndnis geben. Dass dieses bis heute ungetr&uuml;bt ist, spricht f&uuml;r beide Seiten. In diesem Zusammenhang konnte sich der B&uuml;rgermeister einen Seitenhieb nicht verkneifen: Die bundesweite Abschaffung des Gemeindearztes habe zu einer empfindlichen Verschiebung im politischen Mikroklima der Gemeinden gef&uuml;hrt. Die &Auml;rzte, die in n&auml;chster Nachbarschaft mit den Bewohnern leben sollen, werden von au&szlig;en und somit fremdbestimmt.<br /> F&uuml;r Euler hatte der Beruf Gemeindearzt zun&auml;chst einmal einen Pferdefu&szlig;: Rust war eben Stadt und der Gemeindearzt definitionsgem&auml;&szlig; Stadtarzt, was bedeutete, dass nach gemessener Frist ein Physikat vorzulegen war. Als der mittlerweile weithin bekannte und allseits beliebte Hausarzt sich beruflich au&szlig;erstande sah, den mit der Physikatspr&uuml;fung verbundenen Aufwand zu leisten, stand ihm seine Frau Elisabeth zur Seite und erledigte fortan die stadt&auml;rztlichen Belange, die in der Regel &uuml;ber die gemeinde&auml;rztlichen hinausgehen.<br /> In der Familie Euler gab es mittlerweile sieben Kinder: Diese erlebten in einem ger&auml;umigen Haus, umgeben von einem weitl&auml;ufigen Garten, das Landleben schlechthin: Neben Obst und Gem&uuml;se gab es H&uuml;hner, Schafe, dann auch eine Kuh und einen Haflinger. Diese Idylle, die zugleich auch harter, arbeitsintensiver Alltag war, verschwand, nachdem alle maturiert hatten. Dennoch erinnern sich alle bis heute gerne daran.<br /> In den engen Stadtmauern Rusts gab es immer schon eine evangelische und eine r&ouml;misch-katholische Kirche als Zeichen einer Zeit, da die Freistadt nicht dem Glauben eines Landesf&uuml;rsten folgen musste.<br /> Den geistlichen Herren fiel schon vor Jahren bei ihren Versehg&auml;ngen auf, dass die Sterbenden weit &uuml;ber das Ma&szlig; &auml;rztlicher Verpflichtung hinaus betreut wurden. Sie wandten sich an den Stadtrat, der sich bei Dr. Christian Euler mit der Verleihung der Ehrenb&uuml;rgerschaft bedankte.<br /> B&uuml;rgermeister Mag. Stagl verga&szlig; in seiner Rede nat&uuml;rlich nicht die vorangegangenen Ehrungen und schloss dann mit einem bemerkenswerten Hinweis: Jahrelang sei Dr. Euler der Pr&auml;sident des &Ouml;sterreichischen Haus&auml;rzteverbandes (&Ouml;HV) gewesen und als solcher energisch gegen ELGA aufgetreten. Es war dem Politiker anzumerken, dass er das nicht so recht vestanden hatte. Als er jedoch hinzuf&uuml;gte, als Patient zu verstehen, dass jedes Mehr an B&uuml;rokratie ein Weniger an &auml;rztlicher Zuwendung bedeute, erntete er lang anhaltenden Szenenapplaus.<br /> In seiner Dankesrede zeichnete Christian Euler noch einmal das Bild der Hausarzt-Patienten-Beziehung, wie es sie wahrscheinlich nie wieder geben wird. Er tat das in seiner unnachahmlichen Art &ndash; und als er die abschlie&szlig;enden S&auml;tze in Reimform sprach, wurden viele Augen feucht.<br /> Dr. Euler war der letzte Pr&auml;sident des &Ouml;sterreichischen Haus&auml;rzteverbandes, wie wir ihn kennen.</p></p>
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