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11. Österreichischer Infektionskongress

Neuer nonavalenter HPV-Impfstoff: noch mehr Schutz

<p class="article-intro">Der nonavalente HPV-Impfstoff schützt gegen die vier bereits vom tetravalenten Impfstoff abgedeckten HPV-Typen genauso gut, umfasst aber noch fünf weitere Typen. Österreich ist Vorreiter auf dem Gebiet der geschlechtsneutralen HPV-Impfung. Der nonavalente Impfstoff ist nun Teil des Impfprogramms für Schulkinder.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li><span xml:lang="de-DE">Hautl&auml;sionen werden vor allem durch Niedrigrisiko-HPV-Typen wie HPV 6 oder 11 ausgel&ouml;st.Die HPV-assoziierten Karzinome </span><span xml:lang="de-DE">der Zervix, der Vulva, des Anus oder</span><span xml:lang="de-DE"> des Oropharynx entstehen durch Hochrisikotypen wie 16, 18 etc.</span></li> <li><span xml:lang="de-DE">Die nonavalente Impfung zeigt die gleiche Wirksamkeit wie &shy;vorherige Impfstoffe gegen die HPV-Typen 6, 11, 16 und 18 und eine typenspezifische Protektion gegen&uuml;ber den f&uuml;nf weiteren HPV-Typen.</span></li> <li><span xml:lang="de-DE">Eine mit dem bi- oder tetravalenten Impfstoff begonnene Grund&shy;immunisierung kann mit dem &shy;nonavalenten Impfstoff beendet werden. F&uuml;r den vollen Impfschutz gegen alle neun HPV-Typen ist die Grundimmunisierung mit dem nonavalenten Impfstoff erforderlich.</span></li> <li><span xml:lang="de-DE">Ein Langzeitschutz durch die HPV-Impfung ist wahrscheinlich.</span></li> </ul> </div> <p>W&auml;hrend die bisherige tetravalente Impfung bereits einen Schutz gegen ca. 70 % der HPV-assoziierten Zervix&shy;karzinome bietet, steigt diese Schutzrate mit dem nonavalenten Impfstoff auf ca. 90 % an.</p> <h2>HPV-induzierte Infektionen</h2> <p>&bdquo;Das Spektrum der klinischen Bilder durch Infektionen mit humanen Papillomaviren ist breit&ldquo;, so Dr. Claudia Heller-Vitouch, Vorsitzende der &Ouml;sterreichischen Gesellschaft f&uuml;r Sexually Transmitted &shy;Diseases und dermatologische Mikrobiologie (&Ouml;GSTD). Es umfasst nicht genitale Warzen (z.B. an den Fu&szlig;sohlen), Genitalwarzen (Condylomata acuminata), Zervixdysplasien und -karzinome, aber auch orale, anale, vaginale und penile Infektio&shy;nen. Allerdings verlaufen auch viele HPV-Infektionen asymptomatisch.<br />Humane Papillomaviren (HPV) lassen sich (anhand der Expression oder des Fehlens des E5-Proteins) in zwei Gattungen unterteilen, die als Alpha- und Beta-Papillomaviren bezeichnet werden. Letztere sind vor allem f&uuml;r Hautl&auml;sionen verantwortlich. So verursachen HPV 2, 7 und 22 vor allem Verrucae vulgares, HPV 1, 2, 4 und 63 Plantarwarzen und HPV 3, 8 und 10 vor allem sogenannte flache Warzen.<br />Die Infektion kann &uuml;ber direkten Kontakt, aber auch &uuml;ber die Umwelt erfolgen. Manche HP-Viren persistieren in der Umwelt sehr lange. HPV-bedingte L&auml;sionen, wie etwa Warzen, k&ouml;nnen jahrelang bestehen; spontane Regressionen kommen jedoch bei Kindern in einem hohen Prozentsatz, aber auch bei Erwachsenen vor. Insofern kann ein Zuwarten durchaus sinnvoll sein &ndash; es gibt auch in Leitlinien entsprechende Empfehlungen.<br />Komplikationen &ndash; wie gro&szlig;e, therapieresistente Warzen und/oder prolongierte Verl&auml;ufe &ndash; kommen vor allem bei schwerer Immundefizienz vor. Die Epidermodysplasia verruciformis ist h&auml;ufig mit Beta-HPV 5 oder 8, aber auch mit anderen HPV-Typen assoziiert; hier besteht eine genetische Komponente, wobei die genaue Funktion der mutierten Gene noch unklar ist. Sie spielen jedoch in der Regulation der Zinkverteilung im Zellkern eine Rolle.<br />H&auml;ufiger sind anogenitale HPV-Infektionen, die durch 25 verschiedene HPV-Typen verursacht werden k&ouml;nnen. Die genitale HPV-Infektion wird sexuell &uuml;bertragen, wobei das Lebenszeitrisiko 75 % betr&auml;gt. Viele HPV-Infektionen verlaufen subklinisch. Condylomata acuminata (Feigwarzen) betreffen 1&minus;2 % der sexuell aktiven Bev&ouml;lkerung und werden in 90 % der F&auml;lle durch HPV 6 oder 11 ausgel&ouml;st. <br />Nach einem Jahr sind etwa 80 % aller HPV-Infektionen durch zellul&auml;re Immun&shy;antwort eliminiert. Persistierende Infektionen (mit Hochrisiko-HPV-Typen wie 16, 18, 31, 33, 35, 45, 51, 52 etc.) bedeuten ein Risiko, Dysplasien oder Karzinome zu entwickeln. Zu den HPV-assoziierten Malignomen geh&ouml;rt das Zervixkarzinom, das viel seltenere Peniskarzinom, aber z.B. auch das Analkarzinom, das 1&minus;2 % aller gastrointestinalen Karzinome ausmacht und HPV-assoziiert sein kann. Letzteres ist besonders bei MSM (&bdquo;M&auml;nner, die Sex mit M&auml;nnern haben&ldquo;) der Fall, von denen laut einer Studie 72 % HPV-positiv sind, 50 % mit Hochrisikotypen. Und nicht zuletzt k&ouml;nnen auch oropharyngeale Karzinome durch das humane Papillomavirus verursacht sein.</p> <h2>Das &ouml;sterreichische HPV-Impfprogramm</h2> <p>&bdquo;Derzeit sind drei HPV-Impfstoffe auf dem Markt&ldquo;, erkl&auml;rte Univ.-Prof. Dr. Ursula Wiedermann-Schmidt vom Institut f&uuml;r Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin und Spezialambulanz f&uuml;r Impfungen, der MedUni Wien. Der bivalente Impfstoff<sup>1</sup> sch&uuml;tzt vor HPV 16 und 18; der tetravalente Impfstoff<sup>2</sup> umfasst zus&auml;tzlich auch die HPV-Typen 6 und 8. Der nonavalente Impfstoff<sup>3</sup> deckt dar&uuml;ber hinaus auch die Hochrisikotypen 31, 33, 45, 52 und 58 ab.<br />&bdquo;Die erste HPV-Impfempfehlung hat es im &ouml;sterreichischen Impfplan bereits im Jahr 2007 gegeben&ldquo;, so Wiedermann-Schmidt, die auch Pr&auml;sidentin der jungen &Ouml;sterreichischen Gesellschaft f&uuml;r Vakzinologie (&Ouml;gVak)<sup>4</sup> ist. Schon damals war im &ouml;sterreichischen Impfplan auch der Hinweis enthalten, dass die HPV-Impfung zur Unterbrechung der Infektionskette m&ouml;glichst Personen beiderlei Geschlechts verabreicht werden sollte. Tabelle 1 enth&auml;lt die grundlegenden &Uuml;berlegungen zum HPV-Impfprogramm.<br />&bdquo;In den meisten europ&auml;ischen L&auml;ndern wird das HPV-Impfprogramm nur f&uuml;r M&auml;dchen und Frauen finanziert&ldquo;, so Wiedermann-Schmidt. In &Ouml;sterreich ist die HPV-Impfung f&uuml;r beide Geschlechter seit 2014 Teil des Schulkinder-Impfprogramms und ab dem vollendeten 9. bis zum 12. Lebensjahr kostenlos. Vom 12. bis zum 15. Lebensjahr gibt es ein Catch-up-Programm mit verg&uuml;nstigter Impfung. &bdquo;Um die Erkrankungslast der Bev&ouml;lkerung zu reduzieren und einen Herdenschutz zu erm&ouml;glichen, ist eine hohe Durchimpfungsrate von etwa 70 % erforderlich&ldquo;, so Wiedermann-Schmidt.<br />Im &ouml;sterreichischen Impfkonzept wird seit 2017 der nonavalente Impfstoff verwendet. Das Impfschema ist 0/6&minus;12 Monate. War der Abstand zwischen den zwei Teilimpfungen geringer als f&uuml;nf Monate oder erfolgt die Impfung erst nach dem 15. Geburtstag, so ist eine dritte Teilimpfung erforderlich.<br />Eine begonnene Grundimmunisierung mit dem bi- oder tetravalenten Impfstoff kann mit dem nonavalenten Impfstoff beendet werden. &bdquo;Der volle Impfschutz gegen alle neun HPV-Typen ist allerdings nur dann gegeben, wenn eine volle Grundimmunisierung mit dem nonavalenten Impfstoff erfolgt&ldquo;, erkl&auml;rte Wiedermann-Schmidt.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Infekt_1702_Weblinks_s42.jpg" alt="" width="1419" height="607" /></p> <h2>Der neue nonavalente Impfstoff</h2> <p>&bdquo;Etwa in den Achtzigerjahren stellte Harald von Hausen die Hypothese auf, dass bestimmte HPV-Typen Zervixkarzinome ausl&ouml;sen k&ouml;nnen, und erhielt daf&uuml;r 2008 den Nobelpreis f&uuml;r Medizin&ldquo;, erz&auml;hlte Univ.-Prof. Dr. Elmar A. Joura, Universit&auml;tsklinik f&uuml;r Frauenheilkunde, MedUni Wien, der selbst ma&szlig;geblich an der Einf&uuml;hrung der HPV-Impfung in &Ouml;sterreich beteiligt war und am 30. September 2006 die erste HPV-Impfung in Europa verabreichte. Ein anderer &Ouml;sterreicher, Univ.-Prof. Dr. Reinhard Kirnbauer, entdeckte und publizierte das Prinzip der HPV-Impfung schon im Jahr 1992.<br />Die nonavalente HPV-Impfung zeigt die gleiche Wirksamkeit gegen die HPV-Typen 16 und 18 wie die vorherigen Impfstoffe (97&minus;100 % ), gegen 6 sowie 11 wie der tetravalente Impfstoff, und sie bringt zus&auml;tzlich einen typenspezifischen Schutz gegen die HPV-Typen 31, 33, 45, 52 und 58 (97 % Effektivit&auml;t; Joura et al, N Engl J Med 2015). Die Impfung war in allen Studienpopulationen hoch immunogen, wobei die Daten von &uuml;ber 26 000 m&auml;nnlichen und weiblichen Probanden im Alter von 9 bis 26 Jahren stammen. Wird zeitgerecht (vor dem 15. Geburtstag) geimpft, so gen&uuml;gt ein Zweidosisschema. &bdquo;Ein Langzeitschutz ist wahrscheinlich&ldquo;, schloss Joura, &bdquo;derzeit haben wir schon Daten &uuml;ber einen Zeitraum von sechs Jahren.&ldquo;</p> <p>Quelle: <br />&bdquo;Der neue 9-valente HPV-Impfstoff&ldquo;; Symposium 3 des 11. &Ouml;sterreichischen Infektionskongresses; 30. M&auml;rz 2017, Saalfelden</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>bei den Vortragenden<br /><strong>1</strong> Cervarix&reg; von GlaxoSmithKline&nbsp;<strong>2</strong> Gardasil&reg; von MSD&nbsp;<strong>3</strong> Gardasil 9&reg; von MSD&nbsp;<strong>4</strong> N&auml;heres unter <a href="http://www.oegvak.at">www.oegvak.at</a></p> </div> </p>
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