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11. Österreichischer Infektionskongress

Aktuelles aus der Virologie

<p class="article-intro">Das Spektrum an Viren, die in Österreich relevant sind, ändert sich. Das habe zum Teil mit der natürlichen Mutationshäufigkeit der Erreger – etwa bei Influenza – zu tun, zum Teil aber auch mit der unter anderem durch den Klimawandel bedingten Einwanderung von Überträgern, wie z.B. bestimmten Stechmückenarten, erklärte der Virologe Univ.-Prof. Dr. Norbert Nowotny.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>In den Wintermonaten 2016/17 waren in &Ouml;sterreich vermehrt F&auml;lle von sogenannter Gefl&uuml;gelpest, verursacht durch ein Influenza-A-Virus (H5N8), aufgetreten. Infektionen mit diesem Virus wurden weit verbreitet in Europa, Asien und Afrika beobachtet &ndash; es ist allerdings nicht humanpathogen.<br />Anders der Influenza-A-Subtyp H5N1: &bdquo;Nach direktem Kontakt mit erkranktem Gefl&uuml;gel wurden zwischen 2003 und Ende M&auml;rz 2017 858 humane Krankheitsf&auml;lle diagnostiziert, von denen mehr als die H&auml;lfte t&ouml;dlich verliefen&ldquo;, sagte Univ.-Prof. Dr. Norbert Nowotny vom Institut f&uuml;r Virologie der Veterin&auml;rmedizinischen Universit&auml;t Wien, der auch eine Professur an der Mohammed Bin Rashid University of Medicine and Health Sciences in Dubai innehat. Besonders viele F&auml;lle traten in Indonesien, Vietnam und &Auml;gypten auf. &bdquo;Eine &Uuml;bertragung von Mensch zu Mensch war dabei jedoch extrem selten&ldquo;, so Nowotny. Gleiches gilt f&uuml;r das seit 2013 in China kursierende Influenza-A/H7N9-Virus, an dem bis heute etwa 1400 Menschen erkrankten; 40 % von ihnen starben.</p> <h2>&bdquo;Middle East respiratory syndrome&ldquo;-Coronavirus (MERS-CoV)</h2> <p>Hierbei handelt es sich um ein neues, erstmals 2012 nachgewiesenes Virus, das seinen Ursprung im arabischen Raum hat &minus; 85 % aller humanen Erkrankungen wurden bisher in Saudi-Arabien diagnostiziert, durch Reiset&auml;tigkeit wurden Einzelf&auml;lle aber auch in anderen L&auml;ndern beobachtet. In &Ouml;sterreich wurden bisher zwei importierte F&auml;lle diagnostiziert, beide bei saudi-arabischen Staatsb&uuml;rgern, ein Fall in Wien und einer in Salzburg; die Wiener Patientin &uuml;berlebte, der (&auml;ltere) Salzburger Patient verstarb trotz intensiver Therapie. H&ouml;heres Lebensalter und Komorbidit&auml;ten pr&auml;disponieren f&uuml;r einen schweren Krankheitsverlauf. <br />Das Virusreservoir stellen Kamele (Dromedare) dar. Jedoch lassen sich nur etwa 5 % aller humanen Infektionen auf direkten intensiven Kontakt mit diesen Tieren zur&uuml;ckf&uuml;hren. &bdquo;Die Haupt&uuml;bertragung findet von Mensch zu Mensch statt, bei nicht optimaler Infektionskontrolle vielfach auch in Krankenh&auml;usern&ldquo;, betonte Nowotny. So breitete sich z.B. die Infektion von einem nach Korea gereisten MERS-CoV-Infizierten auf weitere 186 Personen aus, von denen 36 starben. Die durchschnittliche Letalit&auml;tsrate liegt derzeit bei ca. einem Drittel, wobei auch vermehrt subklinische bzw. oligosymptomatische F&auml;lle von MERS-CoV-Infektionen beobachtet werden.</p> <h2>West-Nil-Virus</h2> <p>Das West-Nil-Virus spielte in &Ouml;sterreich bis 2008 keine Rolle &ndash; erst zu diesem Zeitpunkt erfasste ein wahrscheinlich mit Zugv&ouml;geln aus Afrika zuerst nach Ungarn gelangter Virusstamm auch den Osten &Ouml;sterreichs. Bis heute wurden in &Ouml;sterreich etwa 20 humane Infektionen beschrieben, die meisten davon in Wien und Umgebung. Viele Infizierte wurden erst durch das seit 2014 in Ost&ouml;sterreich obligatorische West-Nil-Virus-Screening aller Blutspenden identifiziert, einige andere zeigten Fieber, Ausschlag oder neurologische Symptome. 2016 erkrankten auch zwei Pferde an der Infektion, wobei eines daran verstarb. Das Virus vermehrt sich in einem Zyklus zwischen bestimmten Stechm&uuml;cken- und Vogelarten. Mensch und Pferd sind Endwirte, die nach dem Stich einer infizierten M&uuml;cke zwar erkranken, das Virus aber nicht mehr weitergeben k&ouml;nnen. &bdquo;Da der Haupt&uuml;bertr&auml;ger die weit verbreitete heimische Gemeine Stechm&uuml;cke (Culex pipiens) ist, wird uns diese Infektion in &Ouml;sterreich erhalten bleiben&ldquo;, prognostizierte Nowotny.</p> <h2>Zika und andere</h2> <p>Das Zika-Virus wird, ebenso wie das Dengue- oder Chikungunya-Virus, von Aedes-Stechm&uuml;ckenarten &uuml;bertragen. Haupt&uuml;bertr&auml;ger des Zika-Virus ist Aedes aegypti, eine M&uuml;ckenart, die derzeit in Europa noch nicht vorkommt. Anders ist dies jedoch bei der Asiatischen Tigerm&uuml;cke (A. albopictus) und bei der Asiatischen Buschm&uuml;cke (A. japonicus) &ndash; beide M&uuml;ckenarten sind in Teilen Europas bereits heimisch geworden. Insbesondere die Asiatische Tigerm&uuml;cke k&ouml;nnte in der Zukunft auch bei uns gef&auml;hrliche Viren auf den Menschen &uuml;bertragen. &bdquo;Derzeit ist eine autochthone &Uuml;bertragung von Zika-Viren hierzulande noch nicht zu erwarten, importierte F&auml;lle sind jedoch wahrscheinlich&ldquo;, so Nowotny abschlie&szlig;end.</p> <p>Quelle: <br />&bdquo;Update Klinische Virologie: von Influenza bis Zika&ldquo;, Workshop 8 beim 11. &Ouml;sterreichischen Infektionskongress, 31. M&auml;rz 2017, Saalfelden</p></p>
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