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Einsatz der Frauenklinik der Medizinischen Universität Wien im Tumu-Hospital in Ghana

Hilfe zur Selbsthilfe leisten

<p class="article-intro">Seit 2012 besteht eine Kooperation zwischen der Frauenklinik der Medizinischen Universität Wien und der Virtue Foundation (www.virtuefoundation.org) mit Sitz in New York, die das Ziel hat, durch längerfristige kontinuierliche Einsätze von Ärzten medizinisches Know-how in Entwicklungsländer zu transferieren. </p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Im Rahmen der Kooperation der Universit&auml;tsklinik f&uuml;r Frauenheilkunde Wien mit der Non-Profit-Organisation Virtue Foundation reisen seit 2012 regelm&auml;&szlig;ig Spezialistenteams nach Ghana.</li> <li>Die Ziele sind, dort konkrete Hilfe in den Spit&auml;lern zu leisten, sie mit gespendeten Ger&auml;ten und Materialien zu unterst&uuml;tzen sowie das medizinische Personal zu schulen.</li> <li>Interessierte &Auml;rztinnen und &Auml;rzte sind f&uuml;r kommende Eins&auml;tze in Ghana willkommen.</li> </ul> </div> <p><br /> Die Virtue Foundation ist eine Non-Profit-Organisation, die einen speziellen Beraterstatus bei den Vereinten Nationen genie&szlig;t. Diese Organisation versucht, sowohl kurz- als auch langfristige karitative Ziele in bestimmten Entwicklungsl&auml;ndern im Bereich Gesundheit, Erziehung und Hilfe zur Selbsthilfe zu realisieren. Dabei arbeitet man sowohl mit lokalen Beh&ouml;rden und NGOs als auch mit sonstigen Organisationen sowie Partnern aus Industrie und Medien in bestimmten Gebieten zusammen, die zuvor &uuml;ber eine webbasierte Datenbank als besonders interessant und hilfsbed&uuml;rftig eruiert wurden.<br />Diese Datenbank wird als Data-Mapping bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine intelligente Internettechnologie, die die Welt aus der Perspektive der Entwicklung, des Bedarfs sowie der verf&uuml;gbaren Ressourcen abbildet. Das Ziel ist, zentrale Informationen in einem leicht zug&auml;nglichen, optisch freundlichen Format zur Verf&uuml;gung zu stellen.</p> <h2>Tatkr&auml;ftige Unterst&uuml;tzung vor Ort</h2> <p>Im Rahmen der Gesundheitsinitiative der Virtue Foundation &uuml;bernehmen &Auml;rzte freiwillig und &uuml;ber ein ganzes Jahr verteilt eine breite Palette von Programmen. Diese umfassen etwa medizinische Eins&auml;tze, Forschung, Besuche vor Ort und die Verteilung von gespendeten medizinischen Ger&auml;ten mit dem Ziel, die Gesundheitsversorgung in den jeweiligen L&auml;ndern zu verbessern.<br /> Ein seit L&auml;ngerem bestehendes Projekt der Virtue Foundation sind dabei die Entsendung von westlichen Spezialistenteams f&uuml;r medizinische Unterst&uuml;tzung eines entlegenen Distriktkrankenhauses in Tumu in Ghana und die Zusammenarbeit mit dem &ouml;rtlichen medizinischen Personal. Das Hauptproblem Ghanas ist sicherlich die mit etwa 6,8 % nach wie vor hohe Kinder- und mit etwa 0,5 % ebenfalls hohe M&uuml;ttersterblichkeit bei Schwangerschaft und Geburt. Zum Teil ist dies sicherlich auf die Tatsache zur&uuml;ckzuf&uuml;hren, dass nur etwa 40 % der Geburten durch medizinisches Personal &uuml;berwacht werden. Dar&uuml;ber hinaus ist die geringe Erfahrung des medizinischen Personals meist ein zus&auml;tzliches Problem.<br />Das Krankenhaus Tumu im Norden Ghanas hat ein Einzugsgebiet von etwa 150 000 Einwohnern und es gibt nur einen einzigen Arzt, der gleichzeitig als medizinischer Direktor des Krankenhauses fungiert.<br />Ein Beispiel f&uuml;r die Effektivit&auml;t des Mapping-Programms ist ein im November 2011 von der Vizepr&auml;sidentin der Virtue Foun&shy;dation, Prof. Joan LaRovere, und ihrem Team implementiertes Pilotprojekt: Ein nicht invasives Beatmungsprogramm f&uuml;r Kinder unter f&uuml;nf Jahren im Krankenhaus Tumu. Durch diese Initiative war es m&ouml;glich, die Kindersterblichkeit wegen respiratorischer Insuffizienz von 14 % auf 4 % zu reduzieren. Das nicht invasive Beatmungsprogramm wurde in einem weiteren Schritt im Korle Bu Teaching Hospital in Accra vorgestellt. Dadurch wurde die intensivmedizinische Betreuung von Kindern in der Hauptstadt verbessert und gleichzeitig eine Verkn&uuml;pfung zwischen den beiden Spit&auml;lern hergestellt.</p> <h2>Ziele des Einsatzes in Ghana</h2> <p>Im April 2012 entschloss sich ein erstes Team der Frauenklinik der Medizinischen Universit&auml;t Wien, nach Absprache mit der Virtue Foundation diesem Krankenhaus einen Besuch abzustatten, um die lokalen gyn&auml;kologisch-geburtshilflichen Probleme direkt vor Ort kennenzulernen.<br />Die Vorbereitung und Logistik der Mission wurden von der Koordinatorin der Virtue Foundation in Wien, Mag. Yasaman Miremadi, durchgef&uuml;hrt. Die Betreuung vor Ort erfolgte perfekt &uuml;ber die amerikanischen und ghanaischen Virtue-Founda&shy;tion-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter unter direkter Einbindung von deren Vizepr&auml;sidentin, Prof. Joan LaRovere. Dr. Michael H&auml;upl, B&uuml;rgermeister von Wien, &uuml;bernahm f&uuml;r die Ghana-Mission der Frauenklinik in Kooperation mit Virtue Foundation den Ehrenschutz.<br />In Tumu erfolgt seit 2012 in regelm&auml;&szlig;igen Abst&auml;nden der Einsatz der Frauenklinik in Kooperation mit anderen Institutionen, beispielsweise dem LKH Wolfsberg. Diese Eins&auml;tze verfolgen drei wichtige Ziele:</p> <ol> <li>Durch Assessment notwendigen Materials und fehlender Ger&auml;te beim Einsatz wird versucht, diese bis zum n&auml;chsten Besuch durch Spenden in &Ouml;sterreich zu lukrieren. Der Transport nach Tumu erfolgt entweder auf eigene Initiative oder mittels Spedition. Einige Beispiele gesammelter Ger&auml;te sind das vom LKH Klagenfurt (KABEG) gespendete Ultraschallger&auml;t, eine Vaginalsonde f&uuml;r das dortige Ultraschallger&auml;t, eine Schenkung der Frauenklinik Wien, au&szlig;erdem Ringpessare, Kiwi Vacuum Cups, Operationsinstrumente und vieles mehr. Im Jahr 2016 erm&ouml;glichte eine Spende der KABEG, organisiert von Prim. Maurus Demmel, einen OP-Tisch mit OP-Leuchte, mehr als 40 Spitalsbetten und etliches mehr nach Tumu zu transportieren, um dort ein neues Health Center in Welembele einzurichten.</li> <li>Die entsendeten Spezialistenteams waren in der Lage, bis zu 500 Patientinnen pro Woche ambulant zu untersuchen und viele davon mit einer Diagnose und Therapie zu entlassen. Bei den durchgef&uuml;hrten Operationen wurde gezielt auf die Einschulung der ghanaischen Kolleginnen und Kollegen hingearbeitet. Das Ziel ist der Transfer von Know-how, sodass die gesetzten Ma&szlig;nahmen auch nach Abreise des Teams durchgef&uuml;hrt werden k&ouml;nnen. Dies wurde durch Aktivit&auml;ten in Bereichen abseits des OP erm&ouml;glicht, konkret handelte es sich um Veranstaltungen und mehrere Workshops, beispielsweise f&uuml;r Ultraschall, KIWU, Ringpessar, Notf&auml;lle in der Geburtshilfe und anderes.</li> <li>Auf einer medizinisch h&ouml;heren Ebene wird versucht, mit den Eins&auml;tzen in den zentralen universit&auml;ren Einrichtungen eine Unterst&uuml;tzung f&uuml;r modernste State-of-the-Art-L&ouml;sungen anzubieten. So wurden vom Team bereits das Teaching Hospital in Tamale und die Universit&auml;tsklinik in Accra besucht. Hier gab es einen Austausch von Erfahrungen mit den ghanaischen Kollegen und es wurden Vortr&auml;ge gehalten.</li> </ol> <p>Gerade im Korle Bu Teaching Hospital (Uniklinik) wurde gro&szlig;es Interesse an der Einf&uuml;hrung der laparoskopischen Operationen im Bereich der Frauenheilkunde gezeigt. Die Frauenklinik der Medizinischen Universit&auml;t Wien hat sich zur Unterst&uuml;tzung dieses Vorhabens bereit erkl&auml;rt.</p> <h2>Engagierte &Auml;rzte gesucht</h2> <p>Ein humanit&auml;rer Einsatz und Know-how-Transfer in Entwicklungsl&auml;nder sind nur dann effektiv, wenn sie kontinuierlich erfolgen. Das Ziel dieser Eins&auml;tze muss die Verbesserung der medizinischen Situation jedes Einzelnen in den betroffenen L&auml;ndern sein. Die Reaktionen der Bev&ouml;lkerung und der afrikanischen Kollegen waren jedes Mal mehr als positiv.<br />Es sind f&uuml;r die kommenden Jahre regelm&auml;&szlig;ige Eins&auml;tze geplant. F&uuml;r eine bessere Zusammenarbeit wurde im April 2017 Virtue Foundation Austria gegr&uuml;ndet. Interessierte Kolleginnen und Kollegen k&ouml;nnen sich unter +43/650/852 74 71 oder office@miremadi.at informieren.</p> <p>&nbsp;</p> <p><span class="link-color"><a class="article-link" href="../fachthemen/8049" data-locked="0">zur&uuml;ck zum Themenschwerpunkt zur OEGGG Jahrestagung</a></span></p> <p>&nbsp;</p></p>
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