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Genitale Fehlbildungen in der Kinder- und Jugendgynäkologie

Neovaginoplastik – Wiener Schule

<p class="article-intro">Das Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-(MRKH-)Syndrom ist eine durch Hemmungsfehlbildung der Müller-Gänge bedingte angeborene Fehlbildung des weiblichen Genitals. Die genaue Ätiologie und Prävalenz sind unbekannt, man vermutet jedoch eine Häufigkeit von ca. 1 zu 5000 Lebendgeburten. Neben einer fehlenden Vagina (Vaginalaplasie) findet man solide, meist zweigeteilte Uterusrudimente, variable Tubenmissbildungen und hochstehende, jedoch funktionsfähige Ovarien.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Das Mayer-Rokitansky-K&uuml;ster-Hauser-(MRKH-)Syndrom ist eine angeborene Fehlbildung des weiblichen Genitals mit einer gesch&auml;tzten Pr&auml;valenz von 1 zu 5000 Lebendgeburten.</li> <li>MRKH ist gekennzeichnet durch eine Vaginalaplasie, solide, meist zweigeteilte Uterusrudimente, variable Tubenmissbildungen und hochstehende, jedoch funktionsf&auml;hige Ovarien.</li> <li>Ziel der Therapie ist es, der Patientin ein erf&uuml;lltes Sexualleben zu erm&ouml;glichen.</li> <li>F&uuml;r die an der Universit&auml;tsklinik f&uuml;r Frauenheilkunde in Wien bevorzugte OP-Technik nach Wharton-Sheares-George findet sich eine Videoanleitung im Internet.</li> </ul> </div> <p>&nbsp;<img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Gyn_1702_Weblinks_s27_1.jpg" alt="" width="1051" height="658" /></p> <h2>Psychologische Begleitung und Therapie</h2> <p>Die Diagnose eines MRKH-Syndroms oder einer isolierten Vaginalaplasie ist f&uuml;r viele der Betroffenen schockierend und f&uuml;hrt h&auml;ufig zu Ver&auml;nderungen im Selbstbild sowie der weiblichen Identit&auml;t, Sexualit&auml;t und Reproduktion der betroffenen Frauen. Die/der behandelnde Frauen&shy;&auml;rztin/-arzt ist nach Abkl&auml;rung und Diagnosestellung vor allem in begleitender und beratender Funktion umfassend gefordert. Neben der wichtigen psychologischen Unterst&uuml;tzung und Betreuung stellen die Diskussion von Hoffnungen und &Auml;ngsten und die fundierte Darstellung der Therapieoptionen mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen einen wichtigen Teil der Beratung dar. Darauf aufbauend kann schlie&szlig;lich mit der Pa&shy;tientin eine konkrete, individuelle Behandlungsstrategie erarbeitet werden. <br />Ziel der Behandlung ist vor allem, der Patientin zu einem erf&uuml;llten Sexualleben zu verhelfen. In der Regel beinhaltet dies auch das Kreieren einer Neovagina (Neovaginoplastik/Kolpopoese), die den vaginalen Geschlechtsverkehr erm&ouml;glicht. Neben den konservativen Dilatationstechniken stehen unterschiedlichste Ans&auml;tze f&uuml;r die chirurgische Kreation einer Neovagina zur Verf&uuml;gung, die jeweils mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen verbunden sind. Bisher konnte sich noch keine der unterschiedlichen Techniken als &bdquo;Goldstandard&ldquo; durchsetzen und die pr&auml;ferierte Technik h&auml;ngt vor allem von lokalen Gegebenheiten und Vorerfahrungen ab.</p> <p>&nbsp;</p> <h2>Die in Wien bevorzugte Methode</h2> <p>An der Universit&auml;tsklinik f&uuml;r Frauenheilkunde in Wien wird prim&auml;r die OP-Technik nach Wharton-Sheares-George angewandt, die hier auch von Prof. Wenzl ma&szlig;geblich mit- und weiterentwickelt wurde.<sup>1</sup> Diese mittlerweile gut etablierte OP-Technik ist in die Gruppe der einfachen Vaginalrekonstruktionen einzuordnen und zeichnet sich durch geringe Invasivit&auml;t und bestechende Simplizit&auml;t aus; so sind bei dieser Technik keine Implantation eines Grafts oder Transplantats, kein spezielles Equipment sowie keine zus&auml;tz&shy;lichen Interventionen unter Narkose notwendig.<sup>1</sup> Dennoch k&ouml;nnen mit der Wharton-Sheares-George-Technik &uuml;beraus zufriedenstellende anatomische und funktionelle Langzeitergebnisse erzielt werden.<sup>2</sup> Unter interdisziplin&auml;rer Betreuung durch Frauen&auml;rztinnen und -&auml;rzte sowie Psychologinnen und Psychologen kann dadurch bei betroffenen M&auml;dchen und Frauen ein hohes Ma&szlig; an psychologischem Wohlbefinden und sexueller Zufriedenheit erreicht werden.<sup>3</sup> Es muss jedoch erw&auml;hnt werden, dass, wie bei allen anderen operativen Techniken zur Schaffung einer Neovaginoplastik unter Verzicht auf Darminterponate, regelm&auml;&szlig;iger vaginaler Geschlechtsverkehr oder selbstst&auml;ndige vaginale Dilatation notwendig sind, um eine Vaginalstenose durch narbige Kontrakturen zu vermeiden. Um eine optimale Compliance der Betroffenen zu erzielen, sind daher eine umfassende Aufkl&auml;rung der Patientin samt Abw&auml;gen der bestehenden Alternativen und das fr&uuml;hzeitige aktive Einbinden der Patientin in das notwendige langfristige und interdisziplin&auml;re Therapiekonzept von besonderer Bedeutung.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Gyn_1702_Weblinks_s27_2.jpg" alt="" width="2149" height="1346" /></p> <h2>Neue Medien auch f&uuml;r &Auml;rzte</h2> <p>W&auml;hrend sich Patientinnen zunehmend &uuml;ber die neuen Medien organisieren und ihre Erfahrungen offen austauschen, bleibt betreuenden &Auml;rztinnen und &Auml;rzten meist nur das klassische Literaturstudium als Informationsquelle &uuml;ber verf&uuml;gbare OP-Techniken und ihre zu erwartenden Langzeitergebnisse.<br />Mit dem Ziel, die Beratung, Begleitung und Therapie von Frauen mit Vaginalaplasie (z.B. MRKH-Syndrom) optimieren zu k&ouml;nnen, wollen wir mit modernen Methoden in den Diskussionsprozess eintreten, unsere Erfahrung frei zug&auml;nglich machen und die von uns pr&auml;ferierte OP-Technik pr&auml;sentieren sowie mit alternativen Techniken vergleichen.<sup>4</sup> Neben der Ver&ouml;ffentlichung einer Schritt-f&uuml;r-Schritt Anleitung und Beschreibung der Technik, soll dieses Ziel auch mit einem frei zug&auml;nglichen Video verfolgt werden. (<a href="https://youtu.be/AP4KsFPwbvE">https://youtu.be/AP4KsFPwbvE</a>).</p> <p>&nbsp;</p> <p><span class="link-color"><a class="article-link" href="../fachthemen/8049" data-locked="0">zur&uuml;ck zum Themenschwerpunkt zur OEGGG Jahrestagung</a></span></p> <p>&nbsp;</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>1 Schatz T et al: Creation of a neovagina according to Wharton-Sheares-George in patients with Mayer-Rokitansky-K&uuml;ster-Hauser syndrome. Fertil Steril 2005; 83: 437-41 <strong>2</strong> Walch K et al: Functional and anatomic results after creation of a neovagina according to Wharton-Sheares-George in patients with Mayer-Rokitansky-K&uuml;ster-Hauser syndrome-long-term follow-up. Fertil Steril 2011; 96: 492-7e1 <strong>3</strong> Leithner K et al: Sexual and psychosocial functioning in women with MRKHS after neovaginoplasty according to Wharton-Sheares-George: a case control study. PLoS One 2015; 10: e0124604 <strong>4</strong> Kuessel L et al: Using the Wharton-Sheares-George method to create a neovagina in patients with Mayer-Rokitansky-K&uuml;ster-Hauser syndrome: a step-by-step video tutorial. Fertil Steril 2016; 106: e20-e21</p> </div> </p>
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