Endlich wieder schmerzfrei schnorcheln

<p class="article-intro">Auf dem 4. Rheuma Course in Florenz wurde viel diskutiert, welche Patienten mit rheumatoider Arthritis man wie operieren müsse. Dr. med. Daniel Herren, Chefarzt in der Handchirurgie in der Schulthess-Klinik in Zürich, berichtete, wie sich das Operationsverhalten nach Einführung der neuen Biologika geändert hat. Rheumapatienten müssen heute viel seltener operiert werden, und wenn doch, dann nicht, um das Gelenk zu versteifen, sondern um die Beweglichkeit wiederherzustellen.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>An einer rheumatoiden Arthritis (RA) erkranken meist Menschen im Alter zwischen 30 und 50, hierzulande sind 70 000 Menschen betroffen. &laquo;In vielen F&auml;llen blieb fr&uuml;her nichts anderes &uuml;brig, als das Gelenk zu versteifen&raquo;, sagte Dr. med. Daniel Herren, Chefarzt in der Handchirurgie an der Schulthess-Klinik in Z&uuml;rich. Schreiben, Tippen und Arbeiten mit den H&auml;nden war f&uuml;r viele undenkbar. &laquo;Heute m&uuml;ssen wir RA-Patienten viel seltener operieren, und wenn doch, k&ouml;nnen wir meist die Beweglichkeit der Gelenke erhalten.&raquo; Das liegt vor allem an den Biologika, von denen das erste 1999 in der Schweiz zugelassen wurde. Seitdem, so berichtete Herren beim Rheuma-Kurs in Florenz, sei die Zahl der RA-Operationen deutlich zur&uuml;ckgegangen. So mussten an der Schult&shy;hess-Klinik im Jahr 2000 noch 36 Grundgelenke bei Rheumapatienten ersetzt werden, im Jahre 2013 waren es nur noch 5 (Abb. 1). &Auml;hnliche Zahlen w&uuml;rden andere Kliniken zeigen, sagte Herren. &laquo;Heute operieren wir j&uuml;ngere Patienten als fr&uuml;her&raquo;, sagte Prof. Dr. med. Massimo Ceruso, Direktor der Abteilung f&uuml;r Chirurgie und rekonstruktive Mikrochirurgie der Hand am Universit&auml;tsspital Careggio in Florenz. &laquo;Meist stehen diese mitten im Berufsleben und wollen ihre Arbeitsf&auml;higkeit nicht verlieren.&raquo; Als die Biologika eingef&uuml;hrt wurden, war das ein Segen f&uuml;r die Patienten: Bei 6 von 10 bessern sich damit die Beschwerden. &laquo;Biologika bremsen das Fortschreiten der Gelenkzerst&ouml;rung deutlich&raquo;, sagt Prof. Dr. med. Josef Smolen, Leiter der Universit&auml;tsklinik f&uuml;r Innere Medizin III an der Medizinischen Universit&auml;t Wien. &laquo;Wir brauchen eine Operation meist nur noch f&uuml;r Patienten, die nicht rechtzeitig eine ad&auml;quate Therapie erhalten haben.&raquo; So sollte ein Patient sofort Medikamente bekommen, wenn bei ihm die RA vermutlich schwer verlaufen wird &ndash; etwa weil viele Gelenke befallen sind oder die Entz&uuml;ndungszeichen sehr hoch sind. &laquo;Danach muss man alle drei Monate kontrollieren und die Therapie anpassen, bis die Entz&uuml;ndung geschwunden ist&raquo;, erkl&auml;rt Smolen. Die Art der Eingriffe habe sich ge&auml;ndert, berichtete Herren. Fr&uuml;her habe er zum Beispiel oft Gelenke an der Hand versteifen m&uuml;ssen. &laquo;Die Gelenke waren so grotesk zerst&ouml;rt, dass man sie weder erhalten noch ersetzen konnte und nur mehr eine Arthrodese als Option blieb.&raquo; Heute operiert er zum einen Patienten, die nicht auf die Medikamente ansprechen. Das sei ziemlich schwierig, weil das Gewebe oft sehr zerst&ouml;rt sei. Zum anderen seien es Patienten, bei denen Medikamente die Entz&uuml;ndung an den meisten Stellen zwar zur&uuml;ckgedr&auml;ngt haben, aber einzelne Gelenke oder Sehnen immer noch entz&uuml;ndet sind. &laquo;Hier ist das Operieren einfacher, weil die Biologika Knochen und Gewebe quasi stabiler machen.&raquo; Mit Kunstgelenken in den Fingern k&ouml;nnen die Patienten wieder besser greifen, und es lassen sich entstel&shy;lende Deformationen korrigieren. &laquo;Der sch&ouml;nste Moment f&uuml;r mich ist, wenn mir ein Patient sagt, er habe seit Jahren endlich wieder im Restaurant essen k&ouml;nnen, ohne sich f&uuml;r seine H&auml;nde zu sch&auml;men&raquo;, erz&auml;hlt Herren. Gefreut habe ihn auch die R&uuml;ckmeldung einer Patientin, die nun wieder ohne Schmerzen schwimmen und schnorcheln kann. Es sei aber wichtig, dass der Operateur fr&uuml;h in den Behandlungsplan eingebunden werde, betont Herren. &laquo;Falls notwendig, k&ouml;nnen wir mit gezielten Eingriffen einer weiteren Zerst&ouml;rung vorbeugen.&raquo; So kann man zum Beispiel einen Teil des Handgelenks fr&uuml;hzeitig stabilisieren und damit verhindern, dass die restlichen Handwurzelknochen zerst&ouml;rt werden. Oder es wird entz&uuml;ndetes Gewebe an Sehnen entfernt, damit diese nicht reissen. &laquo;Bevor man sich operieren l&auml;sst, sollte man aber alle medikament&ouml;sen Massnahmen ausprobieren&raquo;, sagt Prof. Dr. med. Oliver Distler, Direktor der Klinik f&uuml;r Rheumatologie am Universit&auml;tsspital Z&uuml;rich. &laquo;Wir haben heute diverse M&ouml;glichkeiten, und man erreicht nicht so schnell das Ende der Fahnenstange.&raquo;<img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Leading Opinions_Ortho_1702_Weblinks_s54.jpg" alt="" width="1417" height="1049" /></p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 4<sup>th</sup> Florence RA Course, 23.–25. Februar 2017, Florenz </p>
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