<p class="article-intro">Lungenkrebs ist sowohl weltweit als auch in Österreich die am häufigsten zum Tode führende Krebserkrankung. Das nicht kleinzellige Lungenkarzinom (NSCLC – „non small cell lung cancer“) stellt mit ca. 85 % den häufigsten Subtyp dar und ist schwer zu therapieren. Im Stadium IV ist die Prognose bei nicht selektionierten Patienten ungünstig. Um diese ungünstige Situation zu verbessern, ist eine Patientenselektion nach prädiktiven Faktoren, also die Vorhersage, ob ein Patient auf eine bestimmte Therapie ansprechen wird, ein wichtiges Ziel.</p>
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<p class="article-content"><p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Onko_1701_Weblinks_istock-dna_straenge-web.jpg" alt="" width="820" height="365" /></p> <p>Durch die Bestimmung von prädiktiven Faktoren kann der gezielte Einsatz neuer zielgerichteter Therapien zu einer deutlichen Verlängerung des Überlebens führen. Ein wichtiger Fortschritt in dieser Richtung ist die Bestimmung des Mutationsstatus des <em>EGFR-</em> und <em>BRAF-</em>Gens bzw. die Translokationsbestimmung am <em>EML4-ALK-</em> und <em>ROS1-</em>Gen. Der davon betroffenen Patientengruppe können wir damit personalisierte, zielgerichtete Krebstherapien anbieten, die nicht nur einen großen Fortschritt gegenüber herkömmlichen Chemotherapien bei der Krankheitsstabilisierungsrate und dem Überleben gebracht haben, sondern die für die Patienten auch ein wesentlich besseres und angenehmeres Nebenwirkungsprofil aufweisen (Abb. 1). <br />Die Häufigkeit dieser Mutationen bzw. Translokationen bei österreichischen Patienten ist unbekannt. Das Ziel unserer Studie war, die Häufigkeit dieser prädiktiven genetischen Veränderungen bei österreichischen Patienten zu evaluieren. Die Ergebnisse wurden beim 17. Weltkongress für Lungenkrebs (WLCC) im Dezember 2016 in Wien präsentiert. <img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Onko_1701_Weblinks_seite70.jpg" alt="" /></p> <h2>Multizentrische Studie</h2> <p>Am pathologischen Institut des Otto-Wagner-Spitals wurden Tumorgewebeproben von Bronchoskopien, CT- und ultraschallgezielten Punktionen sowie von Operationen bei Adenokarzinomen (AC) und NSCLC NOS („not otherwise specified“) routinemäßig unabhängig vom Tumorstadium getestet. Ausgeschlossen waren Plattenepithelkarzinome, großzellige oder neuroendokrine Karzinome. Die Tumorproben kamen aus dem Wilhelminenspital, dem Landeskrankenhaus Hochegg, dem Krankenhaus Hietzing und dem Otto-Wagner-Spital.</p> <h2>Wer soll getestet werden?</h2> <p>Gehäuft treten Mutationen oder Translokationen bei Nichtrauchern, Frauen und bei Adenokarzinomen auf – wobei die klinische Einschätzung nicht für eine Mutation beweisend ist. Daher ist die Bestimmung entscheidend. Eine automatische Testung wird bei Adenokarzinomen und NOS empfohlen. Für alle übrigen NSCLC, wie z.B. Plattenepithelkarzinome, sollte die Testung nach der klinischen Einschätzung angefordert werden, da hier eine Mutation oder Translokation selten ist (ca. 1 bis 2 % ). Ausgenommen sind Patienten mit einem neuroendokrinen Karzinomtyp, da bei diesen ein negatives Ergebnis zu erwarten ist.</p> <h2>So wurde getestet</h2> <p>Zur <em>EGFR</em>-Testung wurde der <em>EGFR</em> Mutation Test Kit von Roche<sup>®</sup> verwendet. Insgesamt wurden hier 3.067 Proben untersucht. Eine <em>EGFR</em>-Mutation fand sich bei 368 Patienten (12,0 % ). Eine aktivierende Mutation, bei der bekanntermaßen ein besonders gutes Ansprechen auf einen Tyrosinkinaseinhibitor zu erwarten ist, fand sich bei 276 (9,0 % ). Bei ca. der Hälfte der Patienten fand sich eine Deletion am Exon 19 und bei einem Drittel eine Punktmutation am Exon 21 (L858R) (Abb. 2). <br />Die <em>EML4-ALK-</em>Testung erfolgte in zwei Schritten. Initial erfolgte eine immunhistochemische Färbung (ALK confirm/Ventana<sup>®</sup>). Bei positiven oder unklaren Ergebnissen erfolgte eine PCR (AmoyDx<sup>®</sup> <em>EML4-ALK</em> Fusion Gene Detection Kit) oder eine <em>ALK-FISH-</em>Testung („dual color break apart“ FISH/Abbott, Vysis®). Insgesamt wurden 2.212 Tumorproben untersucht. Ein positives Ergebnis fand sich bei 92 Patienten (4,2 % ). <br />Die <em>ROS1</em>-Testung erfolgte ebenso in zwei Schritten. Anfangs wurde eine immunhistochemische Färbung (mit <em>ROS1</em> D4D6, Cell Signaling®) durchgeführt. Anschließend wurde bei positiven Fällen zur Bestätigung ein <em>ROS1-FISH-</em>Test (ROS1 -6q22.1 Dual Color Break Apart Probe/ZytoVision) veranlasst. Bei den 1.060 untersuchten Proben fand sich bei 5 Patienten (0,5 % ) ein positives Ergebnis sowohl in der Immunhistochemie als auch im FISH-Test. <br />Die <em>BRAF-</em>Testung erfolgte mittels Cobas<sup>®</sup> 4800 <em>BRAF</em> V600 Mutation Test von Roche. Bei 103 Testungen fand sich bei 3 (2,9 % ) ein positives Ergebnis.</p> <h2>Ergebnisse mit anderen europäischen Ländern vergleichbar</h2> <p>Somit ist die Häufigkeit von <em>EGFR</em>- und <em>BRAF</em>-Mutationen und Translokationen von <em>EML4-ALK</em> und <em>ROS1</em> mit anderen kaukasischen Patienten aus Europa vergleichbar.</p></p>