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Neues zur Hausstaubmilbenallergie

<p class="article-intro">Sie sind mit freiem Auge nicht erkennbar, besiedeln zu Tausenden unsere Wohnräume, bleiben jedoch für gewöhnlich völlig unbemerkt. Bei Allergikern rufen die Hausstaubmilben allerdings lästige, zum Teil gesundheitsgefährdende Symptome hervor, und das verstärkt in der Heizperiode. Neben der heute routinemäßig als subkutane Injektionskur durchgeführten spezifischen Immuntherapie wird schon bald eine sublingual verabreichbare Alternative zur Verfügung stehen.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Die Hausstaubmilbe</h2> <p>Der Staub im Wohnbereich besteht zu rund 50 % aus anorganischen Substanzen wie Steinstaub, Kalk und Kunststofffasern und zur anderen H&auml;lfte aus organischem Material wie Schimmelpilzen, menschlichen und tierischen Hautschuppen sowie Haaren, Federn, Naturfasern und Lebensmittelresten. Dieses Milieu bietet den perfekten Lebensraum f&uuml;r Hausstaubmilben (HSM). Die HSM geh&ouml;ren zur Familie der Spinnentiere, sie sind mikroskopisch klein (ca. 0,3mm) und mit dem freien Auge nicht sichtbar. HSM ern&auml;hren sich in erster Linie von den Hautschuppen, daher auch ihr Name: Dermatophagoiden (griechisch: Hautfresser). Sie sind Teil der mikrobiellen Flora um uns und eigentlich unsch&auml;dlich, wenn man von ihrer Potenz, Allergien auszul&ouml;sen, absieht. Ihr wichtigster Wohnraum ist das Bett. Die h&ouml;chsten Milbenkonzentrationen werden in Bettdecken, Kopfpolstern, Pl&uuml;schtieren und in Matratzen gefunden. Auch Polsterm&ouml;bel stellen einen bevorzugten Lebensraum der Milben dar. Teppiche und Teppichb&ouml;den werden mitbesiedelt, sie sind aber erst in zweiter Linie von Interesse. Die HSM ben&ouml;tigt, um zu &uuml;berleben &ndash; und um sich zu vermehren &ndash;, eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit (&uuml;ber 60 % ) und Temperaturen &uuml;ber 24&deg;C. Diese idealen Voraussetzungen findet sie im Bett vor: hohe Temperatur, Feuchtigkeit und ausreichend Nahrung. Die Allergene sind vorwiegend in den Ausscheidungen der Milbe enthalten, in 1g Hausstaub aus der Matratze befinden sich, je nach Milbenbelastung, rund 10.000 solcher Kotb&auml;llchen. Diese zerfallen, werden mit dem Hausstaub aufgewirbelt, eingeatmet und k&ouml;nnen dann bei disponierten Personen zu einer allergischen Sensibilisierung f&uuml;hren. Im l&auml;ndlichen Raum kann die Milbenflora anders zusammengesetzt sein als im st&auml;dtischen Bereich. In manchen Haushalten, aber auch an den Arbeitspl&auml;tzen k&ouml;nnen sogenannte Speicher- oder Vorratsmilben dominieren und f&uuml;r Allergien verantwortlich sein. Typische Vertreter sind <em>Lepidoglyphus mainei, Tyrophagus putrescentiae</em> oder <em>Acarus siro.</em> Es besteht klinisch und diagnostisch eine breite Kreuzreaktivit&auml;t mit den Dermatophagoides, es kommen aber durchaus auch speziesspezifische Sensibilisierungen vor.</p> <h2>Der Hausstaubmilbenallergiker</h2> <p>Haustaubmilbenallergiker leiden meist unter einer sehr typischen inhalativen Symptomatik. Die Nase ist in der Nacht blockiert, der Patient erwacht morgens schlecht erholt mit verschleimten Atemwegen und muss niesen oder husten. Die Symptomatik bessert sich normalerweise untertags, tritt aber bei jeglicher Staubbelastung, z.B. bei Reinigungsarbeiten, wieder auf. Unbehandelt f&uuml;hrt die HSM-Allergie oft auch zu Problemen an den unteren Atemwegen wie zu chronischer Bronchitis und allergischem Asthma. Au&szlig;erdem k&ouml;nnen bei intensivem, gro&szlig;fl&auml;chigem Kontakt (z.B. im Bett) auch allergische Hautreaktionen ausgel&ouml;st werden. Eine HSM-Allergie ist oft Ausl&ouml;ser von Juckreiz, der manchmal sogar als einziges Symptom auftritt, und von urtikariellen Reaktionen. Die HSM ist aber auch ein wichtiger Ausl&ouml;ser bzw. Triggerfaktor der atopischen Dermatitis.</p> <h2>Diagnostik der Hausstaubmilbenallergie</h2> <p>Die allergologische Anamnese ergibt den Verdacht bei typischer Symptomatik (s.o.). Da es sich um eine Allergie vom Soforttyp (Typ-I-Reaktion nach Coombs und Gell) handelt, wird zun&auml;chst ein Pricktest am Unterarm durchgef&uuml;hrt. Dieser zeigt die typische Quaddel-/Erythemreaktion bei den diagnostischen Milbenextrakten, der Labortest beweist anschlie&szlig;end spezifische IgE-Antik&ouml;rper gegen Allergene der HSM im Blutserum. Die Allergiediagnostik der HSM-Allergie hat eine ausgezeichnete Sensitivit&auml;t und Spezifit&auml;t. Getestet wird in der Routine mit Gesamtextrakten aus den typischen Vertretern der HSM: <em>Dermatophagoides pteronyssinus</em> und <em>Dermatophagoides farinae.</em> Eine Detailuntersuchung auf diverse andere Milbenspezies, wie z.B. Vorratsmilben, ist manchmal sinnvoll. Zus&auml;tzlich stehen f&uuml;r die In-vitro-Diagnostik mehrere rekombinante Einzelallergenkomponenten zur Verf&uuml;gung. Der p1 und Der p2 sind die Hauptallergene der HSM. Deswegen werden mit diesen speziellen Allergenen auch alle allergologischen Diagnostika und Immuntherapie-Impfstoffe standardisiert. Es empfiehlt sich daher, vor Einleitung einer spezifischen Immuntherapie durch einen Labortest sicherzustellen, dass der zu behandelnde Patient tats&auml;chlich gegen diese Hauptallergene allergisch ist, da &uuml;ber 20 andere Minorallergene der HSM bekannt sind. Eine weitere testbare Allergenkomponente ist Der p10, ein Protein aus der Familie der Tropomyosine (Muskelproteine). Patienten, die auf dieses Allergen reagieren, sind h&auml;ufig auf Basis einer Kreuzreaktion auch gegen korrespondierende Tropomyosine von Schalen- und Weichtieren allergisch. Sie leiden somit unter einer Nahrungsmittelallergie gegen Krebstiere (Garnelen, Krabben, Hummer), Tintenfische, Muscheln und Schnecken.</p> <h2>Therapie der Hausstaubmilbenallergie</h2> <p>Zun&auml;chst sind alle Bem&uuml;hungen darauf zu konzentrieren, die Allergenbelastung zu reduzieren. Da die h&ouml;chsten Milbenkonzentrationen in Schlafr&auml;umen gefunden werden, wird zu einer Hausstaubmilbensanierung geraten (Tab. 1) und der Patient mit Fachinformation versorgt. Leichte allergische Symptome sind durch HSM-Sanierung und milde symptomatische Therapie gut beherrschbar. Die pharmakologische Therapie besteht in der Verordnung eines nicht sedierenden Antiallergikums und einer Lokaltherapie an der Nase (am besten wirken intranasale Steroide). Bei allergischem Asthma muss nat&uuml;rlich zus&auml;tzlich eine ad&auml;quate inhalative Therapie durch den Lungenfacharzt verordnet werden. Die einzige M&ouml;glichkeit der kausalen Therapie ist eine Impfkur (spezifische Immuntherapie). Die HSM-Allergie ist entsprechend der Leitlinie der &Ouml;sterreichischen Gesellschaft f&uuml;r Allergologie und Immunologie (&Ouml;GAI) eine gute Indikation f&uuml;r eine spezifische Immuntherapie. Diese sollte von einem Allergologen eingeleitet werden. Die Immuntherapie f&uuml;r HSM-Allergie wird heute routinem&auml;&szlig;ig als subkutane Injektionskur &uuml;ber 3 Jahre durchgef&uuml;hrt. Nach rezenten positiven Studienergebnissen wird &ndash; wie schon bei den Pollenallergien &ndash; aber auch bei der HSM-Allergie in der Zukunft die sublinguale Immuntherapie (SLIT) eine sehr gute Alternative bieten.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2016_DAM_Allgemeinm_1610_Weblinks_s10.jpg" alt="" width="1064" height="836" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>beim Verfasser</p> </div> </p>
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