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Therapie von Demenzerkrankungen

<p class="article-intro">Aufgrund des stetigen Anstiegs der Lebenserwartung in den letzten Jahrzehnten wird auch eine weitere Steigerung der Anzahl an Personen mit Demenzerkrankungen erwartet.<sup>1</sup></p> <hr /> <p class="article-content"><p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_DAM Digital_Allgemeinm_1701_Weblinks_istock-gedaechtnisverlust.jpg" alt="" width="2121" height="1414" /><br /><sup>&copy;iStock</sup><br />Hauptvertreter der Demenzerkrankungen ist die Alzheimerdemenz, welche etwa 60&ndash;80 % ausmacht, gefolgt von der vaskul&auml;ren Demenz, der Lewy-Body-Demenz und anderen Demenzformen, welche jeweils 10&ndash;25 % , 7&ndash;25 % bzw. unter 10 % ausmachen (Tab. 1).2 Mischformen sind h&auml;ufig anzutreffen. <img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_DAM Digital_Allgemeinm_1701_Weblinks_tab1.jpg" alt="" width="361" height="290" /></p> <h2>Diagnostik</h2> <p>Eine sorgf&auml;ltige Diagnostik ist notwendig, um eine Typisierung der Demenz durchzuf&uuml;hren und um m&ouml;gliche sekund&auml;re Ursachen der Symptomatik, welche eine spezifische Behandlung erfordern, zu erfassen. Die Diagnostik umfasst neben der Anamnese und Au&szlig;enanamnese sowie Testung der neuropsychiatrischen Funktionen auch Laboruntersuchungen, um m&ouml;gliche metabolische, endokrinologische, infektiologische oder sonstige internistische Ursachen auszuschlie&szlig;en. Zur Erfassung des vaskul&auml;ren Risikos, insbesondere bei Patienten mit Verdacht auf vaskul&auml;re Demenz, kann neben der Laboruntersuchung auch die Carotis-Sonografie hilfreich sein. Bildgebende Verfahren wie Magnetresonanztomografie (MRT), Positronen-Emissions-Tomografie (PET) und Single-Photon-Emissions-Computertomografie (SPECT) unterst&uuml;tzen ebenfalls den Ausschluss sekund&auml;rer Demenzursachen, aber auch die Zuordnung der Erkrankung zu einer der Demenzformen. Die Differenzierung des Demenztyps sollte durchgef&uuml;hrt werden, nachdem sich neben der empfohlenen psychopharmakologischen Therapie auch das klinische Bild und der Verlauf unterscheiden. Die &bdquo;mini mental status examination&ldquo; (MMSE) wird zur Erfassung der Demenz und deren Schweregrades wie auch als Leitfaden zur Therapiewahl gen&uuml;tzt.</p> <h2>Medikament&ouml;se Therapie</h2> <p>Zur psychopharmakologischen Behandlung der Demenz stehen Cholinesterasehemmer (Rivastigmin, Donepezil, Galantamin), NMDA-Rezeptor-Antagonisten (Memantin), Ginkgo biloba und Cerebrolysin zur Verf&uuml;gung (Tab. 2). In &Uuml;bereinstimmung mit verschiedenen nationalen Konsensusstatements (&bdquo;Demenz 2010&ldquo;<sup>3</sup> der &Ouml;sterreichischen Alzheimer Gesellschaft, &bdquo;Psychopharmakotherapie beim &auml;lteren und hochbetagten Menschen&ldquo;<sup>4</sup> der &Ouml;sterreichischen Gesellschaft f&uuml;r Neuropsychopharmakologie und Biologische Psychiatrie [&Ouml;GPB], S3-Leitlinie &bdquo;Demenzen&ldquo;<sup>5</sup> der Deutschen Gesellschaft f&uuml;r Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde [DGPPN] und der Deutschen Gesellschaft f&uuml;r Neurologie) werden bei leichter bis mittelschwerer Alzheimerdemenz Cholinesterasehemmer als erste Wahl empfohlen. Sollte die Therapie mit Cholinesterasehemmern nicht vertragen werden oder der Verdacht auf eine Unwirksamkeit bestehen, sollte eine Therapie mit Memantin erwogen werden. Bei einer mittelschweren bis schweren Alzheimerdemenz wird eine Kombination mit einem Cholinesterasehemmer und Memantin empfohlen. Prinzipiell wird nicht von einer &Uuml;berlegenheit eines Cholinesterasehemmers gegen&uuml;ber den anderen ausgegangen, allerdings wird eine Kombinationstherapie mit Donepezil und Memantin als Mittel der ersten Wahl bei der schweren Alzheimerdemenz gesehen<sup>3</sup>. Bei der vaskul&auml;ren Demenz wird eine Optimierung der vaskul&auml;ren Risikofaktoren dringend empfohlen. Von psychopharmakologischer Seite wird eine Therapie mit Donepezil oder Memantin empfohlen. Mittel der ersten Wahl bei der Lewy-Body-Demenz ist Rivastigmin. Sollte eine gemischte Pathogenese mit Beteiligung einer vaskul&auml;ren und einer Alzheimerdemenz vorliegen, werden Galantamin oder Donepezil empfohlen. Sowohl Ginkgo als auch Cerebrolysin k&ouml;nnen bei der leichten bis mittelschweren Alzheimerdemenz zus&auml;tzlich zu anderen Antidementiva verordnet werden,<sup>4</sup> wobei hier besonders bei der Therapie mit Ginkgopr&auml;paraten auf eine suffiziente Dosierung von 240mg geachtet werden sollte.<sup>6</sup> <img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_DAM Digital_Allgemeinm_1701_Weblinks_tab2.jpg" alt="" width="725" height="297" /> <br />Cholinesterasehemmer sind gut vertr&auml;glich. Potenzielle Nebenwirkungen betreffen den Verdauungstrakt (&Uuml;belkeit, Erbrechen, Appetitreduktion und Diarrh&ouml;). Weiters k&ouml;nnen Schwindel, Kopfschmerzen, Wadenschmerzen oder Harninkontinenz auftreten.<sup>4</sup> Bei einer Therapie mit Memantin ist als m&ouml;gliche Nebenwirkung vor allem Unruhe zu nennen.<sup>7</sup></p> <h2>Therapieadh&auml;renz</h2> <p>Eine regelm&auml;&szlig;ige Medikamenteneinnahme sollte unbedingt gew&auml;hrleistet sein. Erweist sich eine t&auml;gliche orale Einnahme als problematisch, ist es wichtig zu wissen, dass manche Pr&auml;parate, z.B. Rivastigmin, auch in einer parenteralen Applikationsform, n&auml;mlich als transdermales therapeutisches System, zur Verf&uuml;gung stehen. Prinzipiell sollte in der psychopharmakologischen Therapie der Demenz eine Langzeittherapie angestrebt werden.<sup>4</sup></p> <h2>Behandlung der Begleitsymptomatik</h2> <p>Neben der kognitiven Symptomatik geht die Demenz auch mit &bdquo;behavioral and psychological symptoms of dementia&ldquo; (BPSD) einher. Hierzu z&auml;hlen unter anderem Agitation, Depression, Angst, Schlafst&ouml;rungen, Halluzinationen und Wahn. Zur Behandlung der BPSD kommen vor allem Antipsychotika, Benzodiazepine und Antidepressiva zum Einsatz. Bei einer Therapie mit Benzodiazepinen oder Antipsychotika sollte die Therapie m&ouml;glichst kurz erfolgen und auf eine niedrige Dosierung geachtet werden. Bei der Therapie mit Benzodiazepinen sollten, vor allem aufgrund des erh&ouml;hten Sturzrisikos, lang wirksame Benzodiazepine vermieden werden.<sup>4</sup></p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> <p>Die Behandlung der Demenz sollte m&ouml;glichst individualisiert erfolgen und auf somatische und psychiatrische Komorbidit&auml;ten abgestimmt sein. Sie umfasst neben einer psychopharmakologischen Behandlung unter anderem psycho-, ergo- und soziotherapeutische Ma&szlig;nahmen.</p> </div></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Launer LJ et al: Neurology 1999; 52(1): 78-84 <strong>2</strong> Jellinger KA: Alzheimers Dement 2007; 3(1): 40-53 <strong>3</strong> Schmidt R et al: Neuropsychiatr 2010; 24(2): 67-87 <strong>4</strong> Kasper S et al: Psychopharmakotherapie beim &auml;lteren und hochbetagten Menschen. Konsensus-Statement &ndash; State of the Art 2014. CliniCum Neuropsy Sonderausgabe 2014 <strong>5</strong> Deuschl G et al: S3-Leitlinie &bdquo;Demenzen&ldquo;, Langversion &ndash; 1. Revision. Deutsche Gesellschaft f&uuml;r Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), Deutsche Gesellschaft f&uuml;r Neurologie (DGN), Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. &ndash; Selbsthilfe Demenz, 2015 <strong>6</strong> Birks J, Grimley Evans J: Cochrane Database Syst Rev 2009; 21(1): CD003120 <strong>7</strong> Matsunaga S et al: PLoS One 2015; 10(4): e0123289 <strong>8</strong> Baldinger P et al: DFP: Diagnostik und Therapie kognitiver Defizite. CliniCum Neuropsy 2014; 4</p> </div> </p>
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