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„Bone assessment“

Kombination von DXA und TBS ermöglicht bessere Frakturprognose

<p class="article-intro">Die Densitometrie (DXA) ist integraler Bestandteil der Beurteilung des Frakturrisikos, der Therapieentscheidung und des Therapiemonitorings. Bei alleiniger Anwendung ist ihr Stellenwert aber limitiert. Deshalb sollen zur Beurteilung des Frakturrisikos immer auch klinische Risikofaktoren herangezogen werden. Noch weitgehend ungeklärt ist die Frage, welche Veränderungen in der Struktur und Festigkeit des Knochens tatsächlich zu einer Fraktur führen. Mit dem TBS („trabecular bone score“) als zusätzlichem Hilfsmittel wird versucht, Patienten mit erhöhtem Frakturrisiko besser zu identifizieren. </p> <hr /> <p class="article-content"><p>Anamnese und klinischer Befund bilden die Basisdiagnostik der Osteoporose. Als Standardverfahren zur Knochendichtemessung (Osteodensitometrie) dient die Dual-R&ouml;ntgen-Absorptiometrie (DXA) zur Optimierung der Frakturrisikobeurteilung (LWS, Gesamtfemur, Femurhals) und zur Pr&uuml;fung der Indikation f&uuml;r eine medikament&ouml;se Therapie. Es sollen auch Lokalisation und Intensit&auml;t frakturbedingter Schmerzen und funktioneller Einschr&auml;nkungen erfasst werden, und es soll Hinweisen auf eventuelle Wirbelk&ouml;rperfrakturen und sekund&auml;re Osteoporoseursachen bzw. auf ein Malignom nachgegangen werden. Bei klinischen Hinweisen muss gegebenenfalls ein R&ouml;ntgen zur Erfassung von Wirbelk&ouml;rperfrakturen erfolgen. Zus&auml;tzlich dient das Labor zur Erkennung laborchemisch fassbarer Risikofaktoren und sekund&auml;rer Osteoporosen, differenzialdiagnostisch infrage kommender anderer Osteopathien und zur Identifizierung von Kontraindikationen f&uuml;r eine medikament&ouml;se Therapie.</p> <h2>Osteoporose ist nicht nur eine Krankheit der Alten</h2> <p>Risikofaktoren sind auch bei Frauen mittleren Alters (&lt;65 Jahren) weit verbreitet. Liegen solche Risikofaktoren vor, ist die Messung der Knochendichte (BMD &ndash; &bdquo;bone mineral density&ldquo;) ratsam. Liegen keine &bdquo;clinical risk factors&ldquo; (CRF) vor, sollte eine BMD-Messung bei Frauen erstmals mit 65 und bei M&auml;nnern mit 70 Jahren durchgef&uuml;hrt werden.<br />Die althergebrachte Meinung, dass die Osteoporose inklusive der damit assoziierten Fragilit&auml;tsfrakturen haupts&auml;chlich eine Erkrankung der Alten mit niedriger Knochendichte ist, scheint durch die Evidenz hinreichend widerlegt. In der gro&szlig;en Studie NORA (National Osteoporosis Risk Assessment)<sup>1</sup> etwa wurden 170.852 postmenopausale Frauen ohne bekannte Osteoporose im Alter zwischen 50 und 104 Jahren untersucht. &bdquo;Unsere eigenen Untersuchungen im Ambulatorium KLIMAX best&auml;tigen die Ergebnisse von NORA: Die &uuml;berwiegende Zahl aller Fragilit&auml;tsfrakturen tritt bei Frauen mit osteopenischen und normalen Knochendichtewerten auf, und diese Frauen sind meist j&uuml;nger als 65 Jahre&ldquo;, erkl&auml;rte Dr. Ewald Boschitsch, Facharzt f&uuml;r Gyn&auml;kologie und Geburtshilfe sowie Osteologie, Wien.</p> <h2>Bessere Risiko&shy;beurteilung mit TBS</h2> <p>TBS iNsight<sup>&trade;</sup> ist eine Software zur erweiterten Analyse der DXA-Untersuchung, die bei bereits vorhandenen Bildern eingesetzt werden kann. Dabei handelt es sich um ein Programm zur Texturanalyse, welches das Muster bzw. die Strukturen auf einem Bild erfasst und es einer Ordnung zuf&uuml;hrt bzw. einem Wert zuordnet. Es nutzt die Textur von LWS der DXA-Bilder und kann als einfache Software in jedes DXA-Ger&auml;t integriert werden. Die durch eine systematische &bdquo;Grauwertanalyse&ldquo; generierten Zahlen f&uuml;hren zum TBS und k&ouml;nnen den BMD-Werten gegen&uuml;bergestellt werden (Tab. 1).<br />Der TBS dient als ein zus&auml;tzlicher bzw. erg&auml;nzender Faktor, der bei der DXA-LWS-Untersuchung berechnet werden kann und der etwa bei Frauen mit Fragility-Frakturen unabh&auml;ngig von der BMD-Diagnose Osteoporose oder Osteopenie erniedrigt ist. Postmenopausale Frauen und M&auml;nner mit pr&auml;valenter osteoporosebedingter Fraktur weisen niedrigere TBS-Werte auf als Frauen und M&auml;nner ohne Frakturen. Der TBS determiniert ebenso gut das Frakturrisiko wie die spinale BMD bei postmenopausalen Frauen.<sup>2</sup></p> <h2><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2016_Jatros_Ortho_1606_Weblinks_s71.jpg" alt="Tab.1" width="2837" height="816" /></h2> <h2>Wirksame Osteoporosetherapien unterscheiden sich im Ausma&szlig; der TBS-&Auml;nderung</h2> <p>TBS korreliert mit dem Frakturrisiko bei Patienten, die Frakturen aufweisen. Analysen haben gezeigt, dass bei gleicher (normaler) Knochendichte mit der Abnahme der TBS-Werte das Risiko f&uuml;r Frakturen steigt. Unabh&auml;ngig von der Knochendichte l&auml;sst sich mit dem TBS somit das Risiko von Frakturen determinieren. &bdquo;Wenn man beides einsetzt, sowohl den TBS-Wert als auch den BMD-Wert, bekommt man eine bessere Voraussage als mit nur einem Wert&ldquo;, erkl&auml;rte Prof. Dr. Dieter Felsenberg, Zentrum f&uuml;r Muskel- und Knochenforschung, Charit&eacute; &ndash; Universit&auml;tsmedizin Berlin.</p> <p>Wesentlich bei der TBS-Analyse ist, dass der Einfluss von degenerativen Ver&auml;nderungen weitgehend eliminiert werden kann. &bdquo;Die TBS-Werte korrelieren nachweislich mit mikroarchitektonischen Ver&auml;nderungen und dem Frakturrisiko, und die gewonnenen Ergebnisse sind unabh&auml;ngig vom BMD-Wert&ldquo;, so Felsenberg. Damit kann der TBS in Kombination mit der BMD auch ein Frakturrisiko determinieren, wenn die BMD im osteopenischen Bereich liegt. Patienten mit einer osteopenischen Knochendichte und einem niedrigen TBS-Wert haben ein h&ouml;heres Frakturrisiko als Patienten mit einem osteoporotischen BMD und normalem TBS-Wert.<sup>3</sup></p> <h2>Gute Reproduzierbarkeit</h2> <p>Eine &Uuml;bersichtsarbeit<sup>4</sup> zeigt, dass der TBS-Wert bei Werten zwischen 1,1 und 1,9 % gut reproduzierbar ist. Ein niedrigerer TBS-Wert ergibt sich bei postmenopausalen Frauen und M&auml;nnern mit vorangegangenen Knochenbr&uuml;chen. Hat die DXA-Analyse bei Frauen, die bereits osteoporotische Frakturen hatten, weder einen Hinweis auf Osteoporose noch auf eine Osteopenie ergeben, sind die TBS-Werte geringer. &bdquo;Bei Frauen nach der Menopause ist mit dem TBS-Wert die Prognose des Frakturrisikos genauso gut wie mit einer LWS-BMD-Messung&ldquo;, so Felsenberg. Eine rezente Studie<sup>5</sup> zum Einfluss von Adipositas auf die Messwerte der BMD (Untersuchungsmethoden: Hfa, Hhd und iDXA) ergab etwa, dass die Werte niedriger werden, je dicker die untersuchte Person ist. <br />Generell kann der TBS auch zur Beurteilung von Therapieeffekten eingesetzt werden. Die Ver&auml;nderung des TBS-Wertes ist dabei vom eingesetzten Medikament abh&auml;ngig, wobei die Frage noch weitgehend ungekl&auml;rt ist, ob dies auf eine Ver&auml;nderung der Strukturparameter oder die Verteilung der Masse zur&uuml;ckzuf&uuml;hren ist. &bdquo;Obwohl das die Sache einerseits eher komplizierter macht, besteht andererseits eine h&ouml;here Signifikanz bez&uuml;glich der Voraussage des Frakturrisikos&ldquo;, sagt Felsenberg.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Osteoporoseforum 2016, 21.–23. April, St. Wolfgang </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><sup>1</sup> Siris ES et al: JAMA 2001; 286(22): 2815-22 <sup>2</sup> Silva BC et al: J Bone Miner Res 2014; 29(3): 518-30 <sup>3</sup> Hans D et al: J Bone Miner Res 2011; 26(11): 2762-9 <sup>4</sup> Harvey NC et al: Bone 2015; 78: 216-24 <sup>5</sup> Amnuaywattakorn S et al: BMC Musculoskeletal Disord 2016; 17: 17</p> </div> </p>
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