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Kardiale Magnetresonanztomografie bei Herzinsuffizienz

<p class="article-intro">Herzinsuffizienz stellt die häufigste Todesursache in Österreich dar.<sup>1</sup> Die neuen Leitlinien der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft zur Diagnose und Behandlung von akuter und chronischer Herzinsuffizienz wurden dieses Jahr veröffentlicht.<sup>2</sup> Die kardiale Magnetresonanztomografie (Herz-MRT) ermöglicht ergänzend zur invasiven Diagnostik mittels Koronarangiografie eine detaillierte Abklärung im Hinblick auf die Ursache einer Herzinsuffizienz.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Key Points</h2> <ul> <li>Bei isch&auml;mischer Kardiomyopathie kann mithilfe des Herz-MRT eine &shy;exakte Vitalit&auml;ts-, Narben- und &shy;Isch&auml;miediagnostik erfolgen.</li> <li>Nicht isch&auml;mische Kardiomyopathien k&ouml;nnen aufgrund typischer Kontrastmittelanreicherungen (&bdquo;late gadolinum enhancement&ldquo;) differenziert werden.</li> <li>Neuere T1- und T2-Mapping-Sequenzen erm&ouml;glichen eine noch exaktere Beurteilung von pathologischen &shy;Ver&auml;nderungen im Myokard.</li> </ul> </div> <h2>Herz-MRT bei isch&auml;mischer Kardiomyopathie</h2> <p>Bei isch&auml;mischer Kardiomyopathie, welche die h&auml;ufigste Ursache einer Herzinsuffizienz ist, kann das Herz-MRT erg&auml;nzend zur invasiven Koronarangiografie f&uuml;r die Isch&auml;mie-, Vitalit&auml;ts- und Narbendiagnostik verwendet werden. In den Sp&auml;tbildern nach Kontrastmittelgabe zeigt sich typischerweise eine subendokardiale Anreicherung des Kontrastmittels, das sogenannte &bdquo;late gadolinum enhancement&ldquo; (LGE), welches dem jeweiligen Versorgungsgebiet der betroffenen Koronararterie entspricht (Abb. 1). Das Ausma&szlig; der Narbenbildung wird anhand der Transmuralit&auml;t beschrieben, wobei bei einer transmuralen Narbe mit ausged&uuml;nntem Myokard keine funktionelle Erholung der Myokardfunktion durch eine Revaskularisation erreicht werden kann. Bei subendokardialer Narbenbildung und somit vorhandener Vitalit&auml;t besteht hingegen eine bessere Prognose und eine Revaskularisation sollte angestrebt werden.<sup>3</sup> <br />Zur Isch&auml;miediagnostik kann entweder eine Adenosin-Stress-Perfusion oder ein Dobutamin-Stress-Herz-MRT durchgef&uuml;hrt werden. Unter gewichtsadaptierter Gabe von Adenosin (140&micro;g/kg/min) kommt es durch koronare Vasodilatation bei Vorhandensein von h&auml;modynamisch wirksamen, signifikanten Koronarstenosen im betroffenen Versorgungsgebiet zu einem Belastungsperfusionsdefekt. Dobutamin f&uuml;hrt unter Belastungsbedingungen durch stufenweise Steigerung der gewichtsadaptierten Dobutamindosis (10&micro;g/kg/min 40&micro;g/kg/min) zu regionalen Wandbewegungsst&ouml;rungen im betroffenen Versorgungsgebiet. Eine Metaanalyse ergab eine Sensitivit&auml;t von 91 % f&uuml;r die Adenosin-Stress-Perfusion und von 85 % f&uuml;r das Dobutamin-Stress-Herz-MRT sowie eine Spezifit&auml;t von 81 % bzw. von 86 % .<sup>4</sup> Die kumulative Rate f&uuml;r kardiale Ereignisse (kardiovaskul&auml;rer Tod und Myokardinfarkt) nach 2 Jahren bei normalem Stress-Herz-MRT lag bei 0,7 % und 2,6 % .<sup>5</sup> <br />Dar&uuml;ber hinaus stellt das Herz-MRT den Goldstandard f&uuml;r eine exakte Quantifizierung der links- und rechtsventrikul&auml;ren Ejektionsfraktion dar. Dies kann f&uuml;r die Indikationsstellung zur kardialen Resynchronisationstherapie genutzt werden. Rezente Studien zeigten zudem eine Responderrate von 92 % , wenn das Herz-MRT zur Beurteilung der Dyssynchronie des linken Ventrikels und zur Festlegung der optimalen LV-Sondenposition im Hinblick auf bestehende Narben im Myokard genutzt wird.<sup>6</sup> <img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Kardio_1605_Weblinks_seite14_1.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>Herz-MRT bei inflammatorischer Kardiomyopathie</h2> <p>Die Ursachen f&uuml;r eine Myokarditis sind vielf&auml;ltig, sehr h&auml;ufig besteht eine virale Genese (Parvovirus B19, humanes Herpesvirus 6, Adeno- und Enteroviren).<sup>7</sup> Es kommt in der akuten Phase durch die Inflammation des Myokards zu einem &Ouml;dem und einer Hyper&auml;mie mit konsekutiver Nekrose von Myozyten und Fibrose im Myokard. Das Herz-MRT eignet sich sehr gut zur Darstellung der pathologischen Ver&auml;nderungen im Myokard. So finden sich in der akuten Phase einer Myokarditis in den T2-gewichteten Sequenzen ein &Ouml;dem und eine Hyper&auml;mie in den T1-gewichteten &bdquo;Early gadolinum enhancement&ldquo; (EGE)-Sequenzen. Das LGE zeigt typischerweise intramurale und/oder subepikardiale Kontrastmittelanreicherungen, welche sehr h&auml;ufig in den inferolateralen Wandsegmenten lokalisiert sind (Abb. 2). Sind 2 von diesen 3 Kriterien (&Ouml;dem, EGE und/oder LGE) positiv, ist die Diagnose laut Lake-Louise-Kriterien im Herz-MRT best&auml;tigt.<sup>8</sup> Die diagnostische Sensitivit&auml;t und Spezifit&auml;t k&ouml;nnen durch die neueren T1- und T2-Mapping-Sequenzen deutlich erh&ouml;ht werden (native T1: 88 % und 67 % , T2: 81 % und 68 % , Lake-Louise-Kriterien: 66 % und 47 % ).<sup>9</sup> Gr&uuml;n S et al konnten zeigen, dass das Vorhandensein von LGE den besten Pr&auml;diktor f&uuml;r ein schlechteres Outcome bei Patienten mit bioptisch gesicherter Myokarditis darstellt.<sup>10</sup></p> <p>Die Sarkoidose ist eine systemische Erkrankung mit unbekannter &Auml;tiologie mit in der Regel prim&auml;rem Befall der Lunge und der mediastinalen Lymphknoten. Eine klinisch manifeste kardiale Sarkoidose wird nur in ca. 5 % der F&auml;lle beschrieben. Nach histologischer Aufarbeitung im Rahmen von Obduktionen zeigt sich allerdings eine kardiale Mitbeteiligung bei bis zu 25 % der betroffenen Patienten.<sup>11</sup> Die Symptomatik der kardialen Sarkoidose ist vielf&auml;ltig und reicht von Palpitationen durch ventrikul&auml;re Extrasystolen &uuml;ber Bradykardien durch h&ouml;hergradige AV-Blockierungen sowie Belastungsdyspnoe bei eingeschr&auml;nkter Linksventrikelfunktion bis zum pl&ouml;tzlichen Herztod aufgrund ventrikul&auml;rer Tachyarrhythmien. Das Herz-MRT kann bei Patienten mit diagnostizierter Sarkoidose und oben angef&uuml;hrten Symptomen wegweisend f&uuml;r die Diagnose einer kardialen Mitbeteiligung sein. In der akuten Phase finden sich ein &Ouml;dem und sehr h&auml;ufig ein verdicktes Septum durch die &Ouml;dembildung. Das Narbenmuster in den LGE-Sequenzen ist weniger typisch, aber sehr h&auml;ufig finden sich Fibroseareale im basalen Septum und in den anterioren Wandsegmenten sowie seltener subepikardial inferolateral und rechtsventrikul&auml;r septal.<sup>12</sup> Nebenbefundlich finden sich in der Regel eine mediastinale Lymphadenopathie und pathologische Ver&auml;nderungen in der Lunge. In der chronischen Phase der Erkrankung findet sich das Bild einer &shy;dilatativen Kardiomyopathie mit eingeschr&auml;nkter Linksventrikelfunktion und ausged&uuml;nntem Myokard.</p> <h2>Herz-MRT bei speziellen Kardiomyopathien</h2> <p>F&uuml;r die dilatative Kardiomyopathie konnte gezeigt werden, dass das Herz-MRT zur Risikostratifizierung verwendet werden kann. Die Gruppe der Patienten mit einer typischen intramuralen, streifigen sogenannten Midwall-Fibrose hatte eine signifikant schlechtere Prognose im Hinblick auf Gesamt- und kardiovaskul&auml;re Mortalit&auml;t und pl&ouml;tzlichen Herztod durch ventrikul&auml;re Tachyarrhythmien. Dar&uuml;ber hinaus zeigten diese Patienten eine signifikant h&ouml;here Rate an Hospitalisationen aufgrund kardialer Dekompensationen im Vergleich zur Gruppe der Patienten ohne Midwall-Fibrose.<sup>13</sup></p> <p>Die kardiale Amyloidose ist eine systemische infiltrative Erkrankung, welche im Herz-MRT bei konzentrisch hypertrophiertem linkem Ventrikel mit Rechtsventrikelhypertrophie und vergr&ouml;&szlig;erten Vorh&ouml;fen ein typisches LGE-Muster mit diffuser, subendokardial betonter Kontrastmittelanreicherung aufweist (Abb. 3).<sup>12</sup> Die Differenzialdiagnose einer hypertrophen Kardiomyopathie mit asymmetrischer antero-/inferoseptaler beziehungsweise apikaler Hypertrophie kann aufgrund der typischen Narben an den rechtsventrikul&auml;ren Insertionsstellen und im hypertrophierten Myokard abgegrenzt werden. Die Differenzierung des Athletenherzens und des Cor hypertonicum ist durch das Fehlen dieser typischen Kontrastmittelanreicherungen m&ouml;glich. <br />Die arrhythmogene rechtsventrikul&auml;re Kardiomyopathie kann durch die exakte Beurteilbarkeit der rechtsventrikul&auml;ren Funktion und des rechtsventrikul&auml;ren enddiastolischen Volumens sowie der typischen rechtsventrikul&auml;ren Dyskinesien diagnostiziert werden. <br />Bei nicht konklusiven Echokardiografiebefunden kann das Herz-MRT f&uuml;r die Diagnose einer linksventrikul&auml;ren Non-Compaction-Kardiomyopathie hilfreich sein. Bei der H&auml;mochromatose k&ouml;nnen myokardiale Eisenablagerungen durch die T2<sup>*</sup>-Sequenzen und das T2<sup>*</sup>-Myomapping quantifiziert werden. Hierdurch ist eine bessere Steuerung der Therapie bei H&auml;mochromatose mit kardialer Mitbeteiligung m&ouml;glich. Die seltene Anderson-Fabry-&shy;Erkrankung f&uuml;hrt durch den Enzym&shy;mangel der &alpha;-Galaktosidase A zu intrazellul&auml;ren myokardialen Ablagerungen mit Globotriaosylceramiden, wodurch es zu einer m&auml;&szlig;igen Hypertrophie des linken Ventrikels kommt. Typischerweise zeigt sich im Herz-MRT in den T1-Mapping-Sequenzen ein vermindertes natives T1-Signal (Abb. 4).<sup>14</sup> <img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Kardio_1605_Weblinks_seite14_2.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> <p>Das Herz-MRT ist in der erweiterten Abkl&auml;rung bei Patienten mit Herzinsuffizienz heutzutage unverzichtbar. Neben einer exakten Vitalit&auml;ts- und Narben- sowie Isch&auml;miediagnostik bei isch&auml;mischer Kardiomyopathie erm&ouml;glicht das Herz-MRT bei nicht isch&auml;mischen Kardiomyopathien eine Differenzierung der verschiede&shy;nen Ursachen (Myokarditis, Sarkoidose, dilatative Kardio&shy;myo&shy;pathie, hypertrophe Kardiomyopathie, Amyloidose, arrhythmogene &shy;rechtsventrikul&auml;re Kardiomyopathie). Hierdurch kann eine zielgerichtete Therapie erfolgen.</p> </div></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Todesursachen: Statistik Austria 2015 <strong>2</strong> Ponikowski P et al: ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure. Eur J Heart Fail 2016: 891-975 <strong>3</strong> Kim RJ et al: The use of contrast-enhanced magnetic &shy;resonance imaging to identify reversible myocardial &shy;dysfunction. N Engl J Med 2000; 343: 1445-53 <strong>4</strong> Nandalur KR et al: Diagnostic performance of stress cardiac magnetic resonance imaging in detection of coronary artery &shy;disease: a meta-analysis. J Am Coll Cardiol 2007; 50(14): 1343-53 <strong>5</strong> Jahnke C et al: Prognostic value of cardiac &shy;magnetic &shy;resonance stress tests: adenosine stress per&shy;fusion and dobutamine stress wall motion imaging. Circulation 2007; 115(13): 1769-76 <strong>6</strong> Hartlage GR et al: Prediction of response to cardiac resynchronization therapy using left ventricular pacing lead position and cardiovascular magnetic resonance derived wall motion patterns: a prospective cohort study. J Cardiovasc Magn Reson 2015; 17: 57 <strong>7</strong> Pollack A et al: Viral myocarditis - diagnosis, treatment options and current controversies. Nat Rev Cardiol 2015; 12: 670-80 <strong>8</strong> Friedrich MG et al: Cardiovascular magnetic resonance imaging in myocarditis: a JACC White Paper. J Am Coll Cardiol 2009; 53(17): 1475-87 <strong>9</strong> Lurz P et al: Comprehensive cardiac magnetic resonance imaging in patients with &shy;suspected myocarditis. J Am Coll Cardiol 2016; 67: 1800-11 <strong>10</strong> Gr&uuml;n S et al: Long-term follow-up of biopsy-proven &shy;viral myocarditis: predictors of mortality and incomplete recovery. J Am Coll Cardiol 2012; 59: 1604-15 <strong>11</strong> Birnie DH et al: Cardiac manifestations of sarcoidosis: diagnosis and management. Eur Heart J 2016: ehw328 <strong>12</strong> Bauner KU et al: MRT bei kardialer Sarkoidose und Amyloidose. Radiologe 2013; 53: 54-60 <strong>13</strong> Gulati A et al: Association of fibrosis with mortality and sudden cardiac death in patients with nonischemic dilated cardiomyopathy. JAMA 2013; 309(9): 896-908 <strong>14</strong> Sado DM et al: Identification and assessment of Anderson-Fabry disease by cardiovascular magnetic resonance noncontrast myocardial T1 mapping. Circ &shy;Cardiovasc Imaging 2013; 6: 392-8</p> </div> </p>
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