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EULAR-Empfehlungen zur Anwendung der Bildgebung für Diagnose und Management von Spondyloarthritiden1

<p class="article-intro">In der Rheumatologie gewinnt die Bildgebung in der Frühdiagnostik zunehmend an Bedeutung. Der Ultraschall und die Magnetresonanztomografie werden daher zu einem unverzichtbaren Bestandteil der rheumatologischen Untersuchung, um chronisch-entzündliche Erkrankungen möglichst vor dem Auftreten röntgenologisch sichtbarer Schäden zu diagnostizieren. Dies ist insbesondere auch bei den Spondyloarthritiden von Relevanz, allerdings fehlten bislang klare Richtlinien zum Einsatz der unterschiedlichen Bildgebungsmodalitäten für die Diagnose und das Monitoring dieser Erkrankungen.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Die Gruppe der Spondyloarthritiden (SpA) umfasst mehrere, klinisch mit &auml;hnlichen Symptomen und Manifestationen einhergehende entz&uuml;ndlich-rheumatische Erkrankungen: die ankylosierende Spondylitis (AS), die Psoriasisarthritis (PsA), die mit entz&uuml;ndlichen Darmerkrankungen assoziierte Arthritis/Spondylitis (IBD-related A/SpA) und die reaktive Arthritis (ReA).<sup>1</sup> Je nach klinischer Pr&auml;sentation (und auch entsprechend den ASAS-Klassifikationskriterien) unterscheidet man zwischen einer pr&auml;dominant axialen und einer peripheren SpA (Tab. 1a, b).<sup>2, 3</sup></p> <p>Aufgrund von fehlenden spezifischen klinischen Symptomen und der gro&szlig;en Variabilit&auml;t im Verlauf der Erkrankungen kommt der Bildgebung eine Schl&uuml;sselrolle bei der Diagnose und im Monitoring der SpA zu.<sup>1</sup> Neben der essenziellen Bedeutung f&uuml;r die fr&uuml;he Diagnose erlauben spezifische Magnetresonanztomografie(MRT)-Befunde sowohl bei der axialen als auch bei der peripheren SpA Aufschluss &uuml;ber den Verlauf der Erkrankung und das Therapieansprechen. Jedoch werden nach wie vor die verschiedenen Bildgebungsmodalit&auml;ten unterschiedlich eingesetzt. Beispielsweise verlangen die international anerkannten und zur Diagnostik einer AS noch weit verbreiteten modifizierten New-York-Kriterien den radiografischen Nachweis einer Sakroiliitis (Tab. 2).<sup>4</sup> Strukturelle Ver&auml;nderungen der Sakroiliakalgelenke (SIG), wie zum Beispiel Erosionen, Sklerose oder Ankylose, k&ouml;nnen allerdings im R&ouml;ntgen oft erst Jahre nach Symptombeginn nachgewiesen werden, weshalb die Anwendung dieser Bildgebungstechnik zur Fr&uuml;hdiagnose der axialen SpA ungeeignet ist.<sup>5</sup> Die MRT hingegen erm&ouml;glicht die Detektion von fr&uuml;hen entz&uuml;ndlichen L&auml;sionen (subchondrales Knochenmarks&ouml;dem der SIG; Spondylitis marginalis bzw. Spondylitis anterior/posterior [im Englischen &bdquo;corner inflammatory lesions&ldquo;], nicht infekti&ouml;se Spondylodiszitis [Andersson-L&auml;sion], Knochenmarks&ouml;dem der Wirbelk&ouml;rperpedikel sowie Arthritis der Kostovertebral- und Kostotransversalgelenke, Enthesitis der supra- und intraspinalen Ligamenta der Wirbels&auml;ule sowie der Ligamenta flava) und erlaubt somit eine wesentlich fr&uuml;here Diagnose der SpA.<sup>5&ndash;8</sup> <br />Trotz des zunehmenden Wissens um Vor- und Nachteile der verschiedenen Bildgebungsmodalit&auml;ten lagen bislang keine allgemein verf&uuml;gbaren Richtlinien zum Einsatz der Bildgebung f&uuml;r die Diagnose und das Monitoring der SpA vor. In den hier pr&auml;sentierten EULAR-Empfehlungen wurden zehn Statements zur Diagnose, zum Monitoring von Entz&uuml;ndung und strukturellen Sch&auml;den, zur Pr&auml;diktion des Outcomes und Therapieansprechens sowie zur Detektion von Wirbelk&ouml;rperfrakturen und Osteoporose bei axialer und peripherer SpA von einer 21-k&ouml;pfigen Expertengruppe aus den Fachgebieten Rheumatologie und Radiologie erarbeitet. Die Empfehlungen basieren auf den Daten einer systematischen Literatursuche sowie dem Konsensus der Expertenmeinungen und ber&uuml;cksichtigen alle bislang zur Verf&uuml;gung stehenden Bildgebungsmodalit&auml;ten.</p> <h2>1. Empfehlung: Diagnose der axialen SpA</h2> <p>Generell soll ein konventionelles R&ouml;ntgen des Beckens als prim&auml;re bildgebende Technik zur Abkl&auml;rung einer m&ouml;glichen Sakroiliitis bei Verdacht auf axiale SpA durchgef&uuml;hrt werden. Bei sehr jungen Patienten und/oder bei kurzer Symptomdauer soll alternativ eine MRT als prim&auml;re bildgebende Untersuchung angewendet werden. Sollte die Diagnose einer Sakroiliitis bei suspizierter axialer SpA mittels konventioneller Radiografie oder klinisch nicht gestellt werden k&ouml;nnen, soll allenfalls die MRT-Untersuchung der SIG zur weiterf&uuml;hrenden Abkl&auml;rung herangezogen werden. In der MRT-Untersuchung gelten sowohl aktive entz&uuml;ndliche (Knochenmarks&ouml;dem) als auch strukturelle L&auml;sionen (beispiels&shy;weise Erosionen, Knochenneubildungen, Sklerose und Fettinfiltrationen) als krank&shy;heitsspezifisch. Die generelle Durch&shy;f&uuml;hrung einer MRT der (gesamten) Wirbels&auml;ule sowie die generelle Anwendung anderer bildgebender Techniken (au&szlig;er dem konventionellen R&ouml;ntgen und der MRT) werden zur Diagnose der axialen SpA nicht empfohlen. Allerdings kann eine Computertomografie (CT) der SIG bei negativem R&ouml;ntgenbefund und Kontraindikationen gegen&uuml;ber der Durchf&uuml;hrung einer MRT-Untersuchung in Erw&auml;gung gezogen werden (&bdquo;strength of recommendation&ldquo; [SOR], Mittelwert visuelle Analogskala 9,5; 95 % CI: 9,2&ndash;9,9; &bdquo;level of evidence&ldquo; [LOE] III).</p> <ul> <li>Hintergrund: 25 Studien (5 R&ouml;ntgen, 3 CT, 13 MRT) mit Daten zur diagnostischen Wertigkeit bei der axialen SpA wurden herangezogen. Bei den Studien zur diagnostischen Wertigkeit des R&ouml;ntgens war eine starke Abh&auml;ngigkeit der Ergebnisse vom untersuchten Patientenkollektiv (Patienten mit chronisch-entz&uuml;ndlichem R&uuml;ckenschmerz, klinisch diagnostizierter SpA, AS) mit unterschiedlichen Vortestwahrscheinlichkeiten f&uuml;r die Diagnose einer Sakroiliitis auff&auml;llig. Keine eindeutigen Ergebnisse in Bezug auf die &Uuml;berlegenheit einer Methode ergab der Vergleich der diagnostischen Wertigkeit von CT und R&ouml;ntgen. Die Ber&uuml;cksichtigung von kombinierten L&auml;sionen (Knochenmarks&shy;&ouml;dem sowie erosive L&auml;sionen der SIG) war in der MRT mit der besten diagnostischen Wertigkeit assoziiert. Zudem konnte in einer Studie nachgewiesen werden, dass bei negativem R&ouml;ntgenbefund der SIG die weiterf&uuml;hrende Abkl&auml;rung mittels MRT zum Nachweis von entz&uuml;ndlichen L&auml;sionen derjenige Diagnoseweg mit der gr&ouml;&szlig;ten Detektionsrate einer Sakroiliitis bei Patienten mit chronisch-entz&uuml;ndlichem tief sitzendem R&uuml;ckenschmerz ist.</li> </ul> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Ortho_1606_Weblinks_seite99.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>2. Empfehlung: Diagnose der peripheren SpA</h2> <p>Bei Verdacht auf das Vorliegen einer peripheren SpA kann die Durchf&uuml;hrung eines Ultraschalls (US) oder einer MRT zum Nachweis einer Enthesitis, aber auch zum Nachweis einer peripheren Arthritis, Tenosynovitis und/oder Bursitis herangezogen werden (SOR 9,4; 95 % CI: 9,0&ndash;9,8; LOE III).</p> <ul> <li>Hintergrund: Neun Studien untersuchten die Rolle von B-Bild und/oder Power-Doppler-Ultraschall von Enthesen f&uuml;r die Diagnose einer peripheren SpA im Vergleich zur klinischen Untersuchung, eine Studie verglich die Ergebnisse der MRT mit jenen des US bei Patienten mit Fersenschmerzen. Prinzipiell ist die sonografische Zuordnung einer Enthesitis bei der peripheren SpA mit einer sehr guten diagnostischen Wertigkeit assoziiert, allerdings weisen die Ergebnisse der eingeschlossenen Studien eine hohe Variabilit&auml;t auf, welche auf Unterschiede in der Patienten&shy;selektion sowie technischen Anwendung des US bzw. MRT zur&uuml;ckzuf&uuml;hren sind.</li> </ul> <h2>3. Empfehlung: Monitoring der Erkrankungsaktivit&auml;t &ndash; axiale SpA</h2> <p>Um die Erkrankungsaktivit&auml;t bei Vorliegen einer axialen SpA zu erheben und zu monitorisieren, kann eine MRT der SIG und/oder der Wirbels&auml;ule neben der klinischen Einsch&auml;tzung sowie laborchemischen Parametern zus&auml;tzliche wichtige Informationen liefern. Wann und wie oft die Untersuchung durchgef&uuml;hrt wird, obliegt den klinischen Umst&auml;nden. Generell ist die Anwendung von &bdquo;Short tau inver&shy;sion recovery&ldquo;(STIR)-Sequenzen zur Beurteilung der entz&uuml;ndlichen Aktivit&auml;t in der MRT ausreichend; die Verwendung von Kontrastmittel ist nicht notwendig (SOR 9,2; 95 % CI: 8,8&ndash;9,6; LOE Ib).</p> <ul> <li>Hintergrund: 34 Studien evaluierten die Rolle der MRT zum Monitoring der Erkrankungsaktivit&auml;t anhand von etablierten Parametern, wie dem Bath Ankylosing Spondylitis Disease Activity Index (BASDAI), dem Ankylosing Spondylitis Disease Activity Score (ASDAS), dem C-reaktiven Protein, der Blut&shy;senkungsgeschwindigkeit und dem Schmerz bei der axialen SpA. Sechs von sieben Studien zeigten eine gute &Uuml;bereinstimmung der Ergebnisse unabh&auml;ngig von den verwendeten Sequenzen (kontrastverst&auml;rkte T1-Gewichtung vs. STIR-Sequenz). In zwei longitudinalen Studien konnten Ver&auml;nderungen in der MRT schon nach 6&ndash;12 Wochen ebenfalls unabh&auml;ngig von der verwendeten MRT-Sequenz nachgewiesen werden. Wie h&auml;ufig eine MRT zum Monitoring der Erkrankungsaktivit&auml;t wiederholt werden soll, ist unklar und kann nicht durch Evidenz belegt werden.</li> </ul> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Ortho_1606_Weblinks_seite100.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>4. Empfehlung: Monitoring struktureller Ver&auml;nderungen &ndash; axiale SpA</h2> <p>Ein konventionelles R&ouml;ntgen der SIG und/oder der Wirbels&auml;ule kann verwendet werden, um die strukturellen Langzeitsch&auml;den, besonders die entz&uuml;ndlich bedingten Knochenneubildungen (Syndesmophyten) bei der axialen SpA zu monitorisieren. Das R&ouml;ntgen sollte allerdings nur jedes zweite Jahr durchgef&uuml;hrt werden. Die Durchf&uuml;hrung einer MRT kann gegebenenfalls zus&auml;tzliche Informationen liefern (SOR 9,3; 95 % CI: 8,8&ndash;9,8; LOE Ib).</p> <ul> <li>Hintergrund: 23 Studien untersuchten die Anwendbarkeit bildgebender Techniken zum Nachweis struktureller Sch&auml;den bei der axialen SpA. Zehn von 13 R&ouml;ntgenstudien konnten eine Korrelation zwischen radiologischen Sch&auml;den und funktionellen Parametern (Bath Ankylosing Spondylitis Function Index, Bath Ankylosing Spondylitis Metrology Index und diverse andere metrologische Tests) nachweisen. Der Vergleich der unterschiedlichen radiologischen Scores zur Dokumentation von Wirbels&auml;ulenstruktursch&auml;den ergab divergierende Ergebnisse. F&uuml;nf Studien wiesen eine gute Korrelation zwischen MRT- und/oder CT-verifizierten sowie R&ouml;ntgenver&auml;nderungen nach. Keine eindeutige Assoziation besteht allerdings zwischen MRT-verifizierten strukturellen L&auml;sionen und diversen klinischen, metrologischen Tests sowie dem Ansprechen auf Tumor-Nekrose-Faktor-&alpha;-Inhibitoren. Aktuell liegt keine Evidenz vor, wann die Indikation besteht und wie h&auml;ufig eine MRT zum Monitoring von strukturellen Sch&auml;den bei axialer SpA durchgef&uuml;hrt werden soll.</li> </ul> <h2>5. Empfehlung: Monitoring der Erkrankungsaktivit&auml;t &ndash; periphere SpA</h2> <p>F&uuml;r das Monitoring der Erkrankungsaktivit&auml;t bei der peripheren SpA k&ouml;nnen (insbesondere bei Verdacht auf Synovitis und Enthesitis) der US oder die MRT erg&auml;nzend zum klinischen und laborchemischen Assessment herangezogen werden. Wann und wie oft der US bzw. die MRT zur Aktivit&auml;tsbeurteilung eingesetzt wird, h&auml;ngt von der klinischen Situation ab. Die Anwendung der hochsensitiven Farb-/Power-Doppler-Sonografie ist ausreichend; eine kontrastmittelunterst&uuml;tzte US-Untersuchung wird nicht empfohlen (SOR 9,3; 95 % CI: 8,9&ndash;9,7; LOE Ib).</p> <ul> <li>Hintergrund: 15 Studien erhoben die Rolle von bildgebenden Techniken zur Aktivit&auml;tsbeurteilung bei peripherer SpA. In den zehn Studien, welche die B-Bild/Power-Doppler-Sonografie zur Aktivit&auml;tsbeurteilung von Enthesen untersuchten, konnte keine eindeutige Assoziation mit diversen klinischen Parametern hergestellt werden. In vier longitudinalen MRT-Studien zeigten sowohl der f&uuml;r die rheumatoide Arthritis als auch die f&uuml;r die PsA (PsAMRIS) entwickelten MRT-Scores eine ausreichende Sensitivit&auml;t, um Ver&auml;nderungen zu detektieren. Allerdings bestand keine Assoziation zwischen dem MRT-verifizierten Knochenmarks&ouml;dem und der klinischen Aktivit&auml;t. Auch f&uuml;r die periphere SpA liegt aktuell keine Evidenz vor, wann und wie oft die US- bzw. MRT-Untersuchungen zur Aktivit&auml;tsbeurteilung durchgef&uuml;hrt werden sollen.</li> </ul> <h2>6. Empfehlung: Monitoring struktureller Ver&auml;nderungen &ndash; periphere SpA</h2> <p>Bei klinischer Notwendigkeit wird bei der peripheren SpA zum Nachweis von strukturellen Sch&auml;den ebenfalls der Einsatz der konventionellen Radiografie empfohlen. Mittels MRT und/oder US k&ouml;nnen zus&auml;tzliche Informationen gewonnen werden (SOR 8,9; 95 % CI: 8,4&ndash;9,4; LOE III).</p> <ul> <li>Hintergrund: Zu dieser Fragestellung liegen Daten von sieben Studien zur konventionellen Radiografie vor. Davon evaluierte eine Studie auch die Rolle des Power-Doppler-US und eine Studie erhob die Rolle von der MRT zum Monitoring der strukturellen Ver&auml;nderungen bei der peripheren SpA. Sowohl f&uuml;r die PsA und ReA als auch f&uuml;r die SpA konnte gezeigt werden, dass die radiografisch verifizierten Ver&auml;nderungen mit diversen klinischen funktionellen Tests und auch sonografischen Scores gut korrelieren. Auch in der MRT war der Nachweis eines Knochenmark&ouml;dems mit dem Vorliegen von erosiven Defekten und auch typischen radiologischen Ver&auml;nderungen der Gelenkszerst&ouml;rung (Gelenksspaltverschm&auml;lerung, Erosionen) bei der PsA assoziiert. Auch f&uuml;r diese Fragestellung, wann und wie oft der US oder die MRT eingesetzt werden soll, um strukturelle Ver&auml;nderungen bei der peripheren SpA zu monitorisieren, besteht leider keine Evidenz.</li> </ul> <h2>7. Empfehlung: Pr&auml;diktion des Outcomes/Schweregrades der Erkrankung &ndash; axiale SpA</h2> <p>Bei Patienten mit einer radiografisch verifizierten axialen SpA (AS) wird zum Nachweis von Syndesmophyten, welche mit einem hohen, pr&auml;diktiven Wert f&uuml;r die Progression der Erkrankung assoziiert sind, die Durchf&uuml;hrung eines konventionellen R&ouml;ntgens der Hals- und Lendenwirbels&auml;ule empfohlen. Der Nachweis von MRT-verifizierten &bdquo;vertebral corner inflammatory lesions&ldquo; oder Fettl&auml;sionen kann ebenfalls zur Vorhersage von radiografisch nachweisbaren Syndesmophyten herangezogen werden (SOR 9,0; 95 % CI: 8,5&ndash;9,5; LOE Ib).</p> <ul> <li>Hintergrund: 17 Studien erhoben die Wertigkeit des R&ouml;ntgens zur Verlaufsbeurteilung der axialen SpA. In allen Studien war der Nachweis von Syndesmophyten im Ausgangsr&ouml;ntgen mit der Progression der Erkrankung assoziiert. Eine hohe Erkrankungslast, gemessen am modified Stoke Ankylosing Spondylitis Score (mSASS, &gt;10 Einheiten), gilt ebenfalls als unabh&auml;ngiger Pr&auml;diktor f&uuml;r einen schlechten Verlauf der AS. In sechs Studien konnte nachgewiesen werden, dass sich aus MRT-verifizierten entz&uuml;ndlichen Wirbelk&ouml;rperl&auml;sionen im Verlauf Syndesmophyten im R&ouml;ntgen bei AS-Patienten bilden. Nicht nur die R&uuml;ckbildung der MRT-verifizierten entz&uuml;ndlichen Wirbelk&ouml;rperl&auml;sionen, sondern auch der entz&uuml;ndlichen L&auml;sionen der SIG geht mit dem Fortschreiten der Wirbels&auml;ulenbeteiligung einher. Die Frage, ob MRT-verifizierte Fettdegenerations- oder entz&uuml;ndliche L&auml;sionen die Entstehung von Syndesmophyten besser voraussagen k&ouml;nnen, l&auml;sst sich anhand der vorliegenden Literatur nicht eindeutig beantworten.</li> </ul> <h2>8. Empfehlung: Voraussage des Therapieansprechens &ndash; axiale SpA</h2> <p>Eine ausgepr&auml;gte MRT-verifizierte Entz&uuml;ndung (Knochenmarks&ouml;dem) der Wirbels&auml;ule kann als Pr&auml;diktor f&uuml;r das wahrscheinliche Ansprechen auf eine TNF-&alpha;-Inhibitor-Therapie bei der axialen SpA herangezogen werden. Neben der klinischen Untersuchung und dem C-reaktiven Protein stellt die MRT somit eine weitere Entscheidungshilfe zur Indikationsstellung einer Anti-TNF-&alpha;-Therapie dar (SOR 8,9; 95 % CI: 8,3&ndash;9,5; LOE Ib).</p> <ul> <li>Hintergrund: Drei Studien wurden als Grundlage f&uuml;r diese Empfehlung herangezogen, allerdings bestanden bei allen Qualit&auml;tseinschr&auml;nkungen in Hinblick auf Patientenselektion, Zeitpunkt und technische Durchf&uuml;hrung der MRT-Untersuchung. W&auml;hrend der Nachweis einer hohen entz&uuml;ndlichen Aktivit&auml;t der Wirbels&auml;ule (gemessen an den Berlin-MRI-Spine- bzw. SPARCC-MRI-Scores) mit einem besseren Therapieansprechen auf eine TNF-&alpha;-Inhibitor-Therapie bei AS und nicht radiografischer axialer SpA assoziiert war, konnte bei HLA-B27-positiven Patienten mit MRT-verifizierter Sakroiliitis kein Unterschied zwischen dem Schweregrad der Knochenmarksl&auml;sionen und der Erkrankungsaktivit&auml;t (gemessen am BASDAI) in Hinblick auf die Anti-TNF-&alpha;-Response beobachtet werden.</li> </ul> <h2>9. Empfehlung: Wirbelk&ouml;rperfrakturen</h2> <p>Bei Verdacht auf das Vorliegen einer Wirbelk&ouml;rperfraktur soll als initiale Ma&szlig;nahme ein R&ouml;ntgen durchgef&uuml;hrt werden. Bei einem negativen R&ouml;ntgenbefund sollte zur weiterf&uuml;hrenden Abkl&auml;rung eine CT veranlasst werden. Die MRT-Untersuchung kann zus&auml;tzlich zur CT durchgef&uuml;hrt werden, um die M&ouml;glichkeit zur Beurteilung des umliegenden Weichteilgewebes auszusch&ouml;pfen (SOR 9,3; 95 % CI: 8,9&ndash;9,7; LOE IV).</p> <ul> <li>Hintergrund: Nachdem keine der Studien die formalen Einschlusskriterien erf&uuml;llte, wurden Daten aus zwei Studien (ohne Qualit&auml;tsassessment) mit gewisser Evidenz zur Fragestellung herangezogen. Bei elf AS-Patienten mit neurologischen Symptomen nach Zervikaltrauma wurden im R&ouml;ntgen 82 % aller Frakturen detektiert, in CT und MRT konnten hingegen alle Frakturen erkannt werden. Den Daten aus der generellen Bev&ouml;lkerung zufolge ist die Sensitivit&auml;t der MRT zur Detektion von Zervikalfrakturen mit der des konventionellen R&ouml;ntgens vergleichbar, allerdings war die MRT dem R&ouml;ntgen in der Darstellung von Weichteilverletzungen &uuml;berlegen und erlaubt zudem die Beurteilung des R&uuml;ckenmarks.</li> </ul> <h2>10. Empfehlung: Osteoporose</h2> <p>Bei Patienten mit axialer SpA ohne radiologischen Nachweis von Syndesmophyten der Lendenwirbels&auml;ule (LWS) soll eine Osteoporose mittels der dualen R&ouml;ntgenabsorptiometrie (DXA) an H&uuml;fte und Wirbels&auml;ule erhoben werden. Im Falle von r&ouml;ntgenologisch nachgewiesenen Syndesmophyten der LWS soll eine H&uuml;ft-DXA-Untersuchung erg&auml;nzt durch eine laterale LWS-DXA bzw. alternativ eine quantitative CT-Untersuchung durchgef&uuml;hrt werden (SOR 9,4; 95 % CI: 9,0&ndash;9,8; LOE III).</p> <ul> <li>Hintergrund: 42 Studien und eine zus&auml;tzliche Arbeit mit Evidenz zur Fragestellung wurden zur Erarbeitung dieser Empfehlung verwendet. W&auml;hrend der quantitative US keinen zus&auml;tzlichen Nutzen im Vergleich zur DXA bringt, konnte in drei Studien belegt werden, dass die quantitative CT bei Patienten mit fortgeschrittener AS zur Detektion einer Osteoporose der Wirbels&auml;ule der DXA an Wirbels&auml;ule und H&uuml;fte &uuml;berlegen ist. Trotz des Vorliegens von Daten aus 37 Studien bleibt es ungekl&auml;rt, ob der Durchf&uuml;hrungsort einen Einfluss auf die Detektionsrate von Osteoporose bei SpA-Patienten hat. In drei Studien konnte gezeigt werden, dass die laterale der ap/pa-Projektion an der Wirbels&auml;ule &uuml;berlegen ist, die DXA-Untersuchung am Unterarm jedoch gegen&uuml;ber der herk&ouml;mmlichen Methode (Wirbels&auml;ule, H&uuml;fte) keinerlei Vorteile bringt. Erkrankungsbedingte r&ouml;ntgenologische Ver&auml;nderungen betreffen die H&uuml;fte und die laterale Projektion weniger h&auml;ufig als die ap/pa-Aufnahme der Wirbels&auml;ule. Im Verlauf der Erkrankung zeigte sich eine positive Korrelation zwischen der Knochenmineraldichte und der Erkrankungsdauer in der ap-Aufnahme, welche f&uuml;r die laterale Projektion der Wirbels&auml;ule sowie f&uuml;r die H&uuml;fte nicht beobachtet wurde. Nur vier Studien evaluierten die Rolle der Knochendichtemessung im Verlauf der Erkrankung und konnten zeigen, dass Ver&auml;nderungen nach 1&ndash;2 Jahren detektierbar und mit der Erkrankungsaktivit&auml;t assoziiert waren. Im Qualit&auml;tsassessment zeigten fast alle eingeschlossenen Studien Einschr&auml;nkungen, insbesondere in Hinblick auf die Durchf&uuml;hrung des Indextests sowie den Referenzstandard.</li> </ul> <h2>Res&uuml;mee</h2> <p>Die hier vorgestellten EULAR-Empfehlungen erlauben den gezielten Einsatz der Bildgebung zur Diagnose und zum Monitoring sowohl der axialen als auch der peripheren SpA sowie von deren Komplikationen (Osteoporose). Insbesondere wird auf die Bedeutung der Fr&uuml;hdiagnostik der Erkrankung hingewiesen, mit klaren Stellungnahmen zum Einsatz der MRT zur Diagnose der axialen SpA und der Verwendung des US oder der MRT bei peripherer SpA. Allerdings bleiben viele Fragen betreffend die Bedeutung pathologischer Befunde f&uuml;r den Verlauf und das Therapieansprechen der peripheren und axialen SpA, die klinische Wertigkeit von subklinischen Befunden sowie das Monitoring offen. Die vorgestellten Empfehlungen sollen als Grundlage zur Weiterentwicklung und Qualit&auml;tssicherung der Bildgebung in der rheumatologischen Praxis dienen.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Mandl P et al: EULAR recommendations for the use of imaging in the diagnosis and management of spondyloarthritis in clinical practice. Ann Rheum Dis 2015; 74(7): 1327-39 <strong>2</strong> Rudwaleit M et al: Ann Rheum Dis 2009; 68(6): 777-83 <strong>3</strong> Rudwaleit M et al: Ann Rheum Dis 2011; 70(1): 25-31 <strong>4</strong> van der Linden S et al: Arthritis Rheum 1984; 27(4): 361-8 <strong>5</strong> Braun J et al: Arthritis Rheum 1994; 37(7): 1039-45 <strong>6</strong> Lambert RGW et al: Ann Rheum Dis 2016. doi: 10.1136/annrheumdis-2015-208642 <strong>7</strong> Hermann KG et al: Ann Rheum Dis 2012; 71(8): 1278-88 <strong>8</strong> Schueller-Weidekamm C et al: Semin Musculoskelet Radiol 2014; 18(3): 265-79 <strong>9</strong> Calin A et al: JAMA 1977; 237(24): 2613-4 <strong>10</strong> Rudwaleit M et al: Arthritis Rheum 2006; 54(2): 569-78</p> </div> </p>
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