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Durchfallerkrankungen im Kindesalter

<p class="article-intro">Durchfall ist keine Erkrankung für sich, sondern üblicherweise ein Symptom einer anderen auslösenden Ursache. Bei Kindern sind Darminfektionen die mit Abstand häufigste Ursache für Diarrhö.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Die Ursachen f&uuml;r Durchfallerkrankungen sind vielf&auml;ltig und reichen von Infektionen des Darms durch Viren, Bakterien oder Einzeller &uuml;ber eine Sch&auml;digung der Darmzellen durch Gifte (Toxine), die von den Erregern gebildet werden, bis hin zu chronisch-entz&uuml;ndlichen Darmerkrankungen. Aber auch systemische Krankheiten wie Schilddr&uuml;senerkrankungen und Allergien oder Behandlungen mit bestimmten Medikamenten wie Antibiotika und psychische Ursachen wie Stress k&ouml;nnen sich in Durchfall &auml;u&szlig;ern. <br />Die h&auml;ufigste Ursache f&uuml;r Durchfall im Kindesalter sind Darminfektionen. Gef&auml;hrlich ist in diesen F&auml;llen der manchmal erhebliche Verlust an Wasser und Elektrolyten, der unbedingt ausgeglichen werden muss. <img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_DAM_Allgemeinm_1609_Weblinks_seite30.jpg" alt="" width="434" height="557" /></p> <h2>Darminfektionen</h2> <p>Bei allen Darminfektionen ist das Hauptsymptom der Durchfall. Er kann von Erbrechen oder Fieber begleitet sein. Beim Durchfall ist der Anteil des Wassers im Stuhl deutlich erh&ouml;ht. Das Wasser wird dem K&ouml;rper entzogen, was zu einem Wasserverlust f&uuml;hren kann. Die akute Magen-Darm-Infektion beginnt mit Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Erbrechen, eventuell Fieber und breiigen bis w&auml;ssrigen Durchf&auml;llen, manchmal mit Blut oder Schleim. Je nach Ursache k&ouml;nnen auch andere Beschwerden auftreten, z.B. &Uuml;belkeit, Schwindel, Kopfschmerzen. In den Dritte-Welt-L&auml;ndern stellen Magen-Darm-Infektionen eine wesentliche Ursache der Kindersterblichkeit dar. Diese Durchfallerkrankungen werden durch Bakterien, Viren oder Am&ouml;ben verursacht.</p> <h2>H&auml;ufige Erreger</h2> <p><strong>Am&ouml;benruhr </strong><br />Die Am&ouml;benruhr ist eine Infektion mit dem Darmparasiten <em>Entamoeba histolytica</em>. Der Patient mit Am&ouml;benruhr ist m&uuml;de und leidet unter Bauchschmerzen und &Uuml;belkeit. 90 % der Infektionen laufen ohne Symptome ab. Bei der symptomatischen Form kommt es nach 2 Wochen Inkubationszeit zu Durchf&auml;llen, die Blutbeimengungen enthalten k&ouml;nnen. Bauchschmerzen und Kr&auml;mpfe treten fast immer auf. Es werden immer Am&ouml;benzysten mit dem Stuhlgang ausgeschieden, die f&uuml;r die Diagnosestellung wesentlich sind. Mangelhafte hygienische Zust&auml;nde beg&uuml;nstigen die Verbreitung. Es werden 2 Formen der Am&ouml;benruhr unterschieden: eine meist symptomlose, h&auml;ufige Minutaform, die nur den Darm betrifft, und eine Magnaform, bei der der Parasit andere Organe bef&auml;llt. Symptomlose &Uuml;bertr&auml;ger sind h&auml;ufig. Beide Formen der Am&ouml;benruhr werden mit Antibiotika behandelt. Auch symptomlose Tr&auml;ger sollten behandelt werden, um einer weiteren &Uuml;bertragung der Krankheit vorzubeugen. Bei Durchf&auml;llen sollten Sie zus&auml;tzlich auf eine ausreichende Fl&uuml;ssigkeitszufuhr achten.</p> <p><strong>Lambliasis </strong><br />Lamblien sind einzellige Lebewesen. Dieser Erreger nistet sich vorwiegend im D&uuml;nndarm des Menschen ein und verursacht &uuml;belriechende Durchf&auml;lle, die auch Blutbeimischungen enthalten k&ouml;nnen. Damit verbunden ist immer eine verminderte Aufnahme von wichtigen N&auml;hrstoffen, Vitaminen und Mineralien.</p> <p><strong>Bakterielle Ruhr </strong><br />Dabei handelt es sich um eine Infektion mit Shigellen durch verunreinigtes Trinkwasser oder Nahrungsmittel. Zuerst treten starkes Fieber und erhebliche, krampfartige Bauchschmerzen auf, dann folgen h&auml;ufiges Erbrechen und Durchfall. Der w&auml;ssrige Stuhl ist meist blutig und schleimig. Als wichtige Infektionsgebiete gelten &Auml;gypten und Tunesien.</p> <p><strong>Campylobacter </strong><br />Infektionen mit Campylobacter werden durch infiziertes Trinkwasser oder Nahrungsmittel verursacht. Symptome sind Sch&uuml;ttelfrost und Fieber, Bauchschmerzen, sehr h&auml;ufige Durchf&auml;lle (bis zu 20-mal am Tag) und Erbrechen. Die Erreger sind relativ umweltresistent. Eine &Uuml;bertragung &ndash; direkt auf f&auml;kal-oralem Wege oder indirekt &uuml;ber keimhaltige Nahrung (Fleisch von Gefl&uuml;gel und anderen Haustieren, Rohmilch) oder Trinkwasser &ndash; ist durch eine vergleichsweise geringe Erregerzahl m&ouml;glich.</p> <p><strong>Cholera </strong><br />Infektionen mit Cholerabakterien erfolgen durch verunreinigtes Trinkwasser oder Nahrungsmittel. Neben w&auml;ssrigem Stuhl kommt es auch zu dauerndem Erbrechen. Der Patient hat Untertemperatur und kann die gef&uuml;llte Harnblase nur schwer spontan entleeren. Bei Cholera sollte unbedingt beachtet werden, dass auch nach erfolgreicher Behandlung die Erreger noch 3 Monate lang ausge&shy;schieden werden k&ouml;nnen. Nachuntersuchungen sind erfor&shy;derlich.</p> <p><strong>Kolibakterien </strong><br />Infektionen mit Kolibakterien bewirken leichten Durchfall, der gelegentlich von Erbrechen begleitet wird, und dauern h&auml;ufig nicht l&auml;nger als 2 Tage. Die Kolibakterien gelangen durch Unsauberkeit nach der Toilette oder entsprechende Abw&auml;sser auf Nahrungsmittel und ins Trinkwasser. &Uuml;ber 40 % der auf Reisen erworbenen Durchf&auml;lle, die auch als &bdquo;Montezumas Rache&ldquo; bekannt sind, werden einem speziellen Kolibakterium zugeschrieben, dem enterotoxischen <em>Escherichia coli</em> (ETEC).</p> <p><strong>Rotavirusinfektionen </strong><br />Rotavirusinfektionen sind die h&auml;ufigste Ursache einer virusbedingten Durchfallerkrankung im Kleinkindalter. Kinder mit einer Rotavirusinfektion erkranken durchschnittlich schwerer als Kinder mit einer Durchfallerkrankung anderer Ursache; die Rate der Krankenhausaufenthalte ist h&ouml;her. Vor allem bei kleinen Kindern k&ouml;nnen Rotaviren zu schweren Durchf&auml;llen f&uuml;hren. Mit zunehmendem Lebensalter wird die Schwere der Infektionen geringer. Es konnte festgestellt werden, dass eine solche Infektion bevorzugt dann auftritt, wenn das Immunsystem des Darmes noch nicht ausgebildet ist, wie dies bei Kindern und S&auml;uglingen der Fall sein kann. Rotaviren sind auch bei Haustieren verbreitet, die &Uuml;bertragung erfolgt aber &uuml;berwiegend von Mensch zu Mensch oder durch Wasser. Eine Schluckimpfung sch&uuml;tzt vor dieser Infektion und ist ab der 6. Lebenswoche bis zum 6. Lebensmonat m&ouml;glich.</p> <p><strong>Norwalk-like-Viren (Noroviren, &bdquo;small round structured viruses&ldquo;, SRSV) </strong><br />Weltweit werden SRSV als h&auml;ufigste Erreger virusbedingter Gastroenteritiden bei Erwachsenen angesehen, betreffen aber auch Kinder. Die meist pl&ouml;tzlich einsetzenden Krankheitserscheinungen umfassen &Uuml;belkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall und allgemeines Krankheitsgef&uuml;hl (&bdquo;epidemisches Erbrechen&ldquo;). Die Infektiosit&auml;t ist sehr hoch, dabei spielen neben Speisen oder Getr&auml;nken direkte Kontakte von Mensch zu Mensch eine gr&ouml;&szlig;ere Rolle als bei anderen Darminfektionen. Daraus ergibt sich eine besondere Bedeutung dieser Infektionen f&uuml;r Gemeinschaftseinrichtungen, in denen sie sich rasch ausbreiten k&ouml;nnen. Die Inkubationszeit betr&auml;gt 12 bis 48 Stunden. Personen scheiden das Virus w&auml;hrend der akuten Erkrankung und mindestens 48 Stunden (bis zu 10 Tage nach Krankheitsbeginn) nach Beendigung der Symptome aus.</p> <p><strong>Salmonellose </strong><br />Bei Infektionen mit Salmonellen kommt es zu pl&ouml;tzlichem Unwohlsein und &Uuml;belkeit und sp&auml;ter zu Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchf&auml;llen. Die Erkrankung dauert in der Regel 2 bis 5 Tage. Die Betroffenen haben h&auml;ufig Fieber. Salmonellen kann man sich durch indirekten Kontakt mit erkrankten Menschen oder durch verunreinigte Lebensmittel einhandeln. Oft finden sie sich bei h&auml;ufig wieder aufgew&auml;rmten Speisen oder nicht durchgegarten Nahrungsmitteln, z.B. Gefl&uuml;geln, Eier, Mayonnaise, Salaten, S&uuml;&szlig;speisen oder Milchprodukten. Die Salmonellenenteritis ist eine h&auml;ufige Darminfektion. Trotz Meldepflicht ist mit einer hohen Dunkelziffer zu rechnen.</p> <p><strong>Typhus/Paratyphus </strong><br />Typhus und Paratyphus sind schwere Infektionen durch Bakterien (spezielle Salmonellen), die durch verschmutztes Wasser und Nahrungsmittel in den K&ouml;rper gelangen. Die Infektionsh&auml;ufigkeit ist besonders in S&uuml;dostasien und Nordafrika erh&ouml;ht. Der Krankheitsverlauf ist typisch: H&auml;ufig geht eine Verstopfung voraus. Die K&ouml;rpertemperatur steigt allm&auml;hlich. Der Patient leidet unter Kopfschmerzen und Appetitlosigkeit. In der zweiten Woche tritt Fieber bis zu 40&deg;C auf. Am Rumpf und gelegentlich an Armen und Beinen erscheinen kleine rote Flecken. In der dritten Woche kommt Durchfall hinzu. Eine Therapie ist in jedem Stadium sinnvoll und mit den richtigen Antibiotika m&ouml;glich; die Einnahme muss auf der Verordnung eines Arztes beruhen. Eine Impfung gegen Typhus ist m&ouml;glich. Beide verf&uuml;gbaren Impfm&ouml;glichkeiten (Injektion oder Schluckimpfung) sind, wenn richtig angewandt, sinnvoll, wenn Infektionsgefahr besteht, sie wirken etwa 2 bis 3 Jahre. Die Wirksamkeit einer regelrecht durchgef&uuml;hrten Impfung wird mit ca. 60 % angenommen.</p> <h2>Vorbeugung auf Reisen</h2> <p>Man sollte darauf achten, nur gekochte Lebensmittel zu essen, und Salate, Meerestiere, rohes Fleisch oder rohen Fisch vermeiden. Rohes Obst sollte vor dem Verzehr gesch&auml;lt werden. Es kann empfehlenswert sein, auch zum Z&auml;hneputzen Mineralwasser zu verwenden. Auf Hygiene beim Gang auf die Toilette ist zu achten. Eine Impfung ist gegen Typhus und Cholera m&ouml;glich.</p> <h2>Therapie</h2> <p>Der Fl&uuml;ssigkeits- und Mineralstoffverlust bei starkem Durchfall muss ausgeglichen werden; bei Kindern ist eine Teepause sinnvoll. Sp&auml;ter sollte ein langsamer Kostaufbau mit fettarmen Mahlzeiten erfolgen. Hilfreich sind Medikamente wie Bioflorin; unterst&uuml;tzend wirkt Himbeerbl&auml;ttertee sehr gut. H&auml;lt Durchfall l&auml;nger an, kann auch eine Normolytl&ouml;sung gegeben werden, um eine Dehydrierung durch den starken Fl&uuml;ssigkeitsverlust zu verhindern. <br />Zumeist sind spezielle Durchfallmittel nicht n&ouml;tig. Erst bei l&auml;nger andauernden Durchf&auml;llen k&ouml;nnen Medikamente verordnet werden, die die Bewegung des Darmes vermindern und den Verlust an Mineralstoffen einschr&auml;nken. Beispielsweise kann Imodium&reg; gegen die Kr&auml;mpfe hilfreich sein. In der Regel ist eine Antibiotikabehandlung bei Magen-Darm-Infektionen nicht notwendig. Es gibt aber Ausnahmef&auml;lle, in denen Antibiotika verschrieben werden, wie z.B. bei Typhus, Cholera oder Am&ouml;biasis. <br />Bei bakteriellen Infektionen kann vom Arzt eine gezielte Behandlung verordnet werden. Die effektivste vorbeugende Ma&szlig;nahme gegen jede Art von Darminfektionen sind gr&uuml;ndliche hygienische Ma&szlig;nahmen, insbesondere auf Reisen.</p> <h2>Lebensmittelvergiftungen</h2> <p>Die Zahl der Lebensmittelvergiftungen steigt weltweit an. Beg&uuml;nstigt wird das Wachstum der Erreger, wenn Speisen nicht richtig gelagert und nicht ausreichend erhitzt werden. Krankheitserreger k&ouml;nnen Menschen nicht nur direkt infizieren, sie sind auch in der Lage, durch Bildung eines Giftstoffes (Toxin), den sie in das Lebensmittel abgeben, den Menschen zu sch&auml;digen.</p> <p>Folgende Bakterien k&ouml;nnen Lebensmittelvergiftungen verursachen: <em>Staphylococcus aureus, Clostridium perfringens, Bacillus cereus, Clostridium botulinum</em> und Schimmelpilze. Gelangen diese Erreger auf Lebensmittel, k&ouml;nnen sie einen Giftstoff bilden, der in die Lebensmittel &uuml;bergeht. <br />Eine Lebensmittelvergiftung beginnt in den meisten F&auml;llen mit pl&ouml;tzlichen Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchf&auml;llen, Fieber und Sch&uuml;ttelfrost. In den meisten F&auml;llen klingen die Beschwerden innerhalb von wenigen Tagen von selbst ab. &Uuml;bertragen werden die Bakterien durch infizierte Nahrungsmittel wie Fleisch, Milch, Eipulver, rohe Eier, Gefl&uuml;gel, Mayonnaise und Speiseeis. Weil die Mahlzeiten meistens von der ganzen Familie gegessen werden, kann eine Lebensmittelvergiftung mehrere Personen in einer Familie gleichzeitig betreffen.</p> <h2>Nahrungsmittelallergien</h2> <p>Bei Nahrungsmittelallergikern rufen verschiedene Allergene (siehe Tab. 1) eine chronische Entz&uuml;ndung der Darmschleimhaut hervor, die zu Durchf&auml;llen f&uuml;hren kann. Diese chronische Entz&uuml;ndung kann langfristig auch eine krankhafte Ver&auml;nderung der Darmwand verursachen, sodass die N&auml;hrstoffe nicht mehr vollst&auml;ndig aufgenommen werden k&ouml;nnen. <br />Von Allergien betroffen sind 7 bis 10 % der Kinder und etwa 5 % der Erwachsenen, M&auml;nner doppelt so h&auml;ufig wie Frauen. Seit etwa der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde eine Zunahme vor allem der Kuhmilchallergie registriert. Bekannten Nahrungsmittelallergien beugt man vor, indem man das ausl&ouml;sende Allergen vom Ern&auml;hrungsplan streicht. <img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_DAM_Allgemeinm_1609_Weblinks_seite32.jpg" alt="" width="556" height="474" /></p> <h2>Pankreasinsuffizienz</h2> <p>Zu den h&auml;ufigen Ursachen einer Verdauungsst&ouml;rung vor allem bei gr&ouml;&szlig;eren Kindern geh&ouml;rt die mangelnde Produktion von Verdauungsenzymen der Bauchspeicheldr&uuml;se, die sogenannte Pankreasinsuffizienz. Dazu kommt es, wenn Teile des Pankreas z.B. durch Entz&uuml;ndungen, Medikamente oder Infektionen beeinflusst werden. <br />Die Symptome der Verdauungsst&ouml;rungen sind vor allem chronische Durchf&auml;lle, mit volumin&ouml;sen, &uuml;belriechenden und fettreichen St&uuml;hlen. Die Kinder klagen &uuml;ber Bl&auml;hungen und nehmen wenig zu. Die Therapie besteht in Gabe von Pankreasenzympr&auml;paraten. Die Gabe von Enzympr&auml;paraten folgt keinem starren Dosierungsschema, sondern muss f&uuml;r jeden Patienten individuell ermittelt werden. Obwohl eine Di&auml;t bei der Pankreasinsuffizienz nicht notwendig ist, sollte man auf fettarme Kost achten. Die exokrine Pankreasinsuffizienz k&uuml;ndigt sich oft durch jahrelang bestehende unspezifische Beschwerden an.</p> <h2>Kuhmilchprotein-Intoleranz</h2> <p>Eine h&auml;ufige Erkrankung des S&auml;uglingsalters ist die Kuhmilchprotein-Intoleranz. Man unterscheidet die &bdquo;echte&ldquo; Kuhmilchallergie von der Kuhmilchprotein-Intoleranz. Die Kuhmilchallergie kann mit schweren Symptomen wie Nesselsucht oder Atemnot einhergehen. <br />Die Kuhmilchprotein-Intoleranz beginnt meistens in den ersten 3 Lebensmonaten mit schleimig-blutigen Durchf&auml;llen, kolikartigen Bauchschmerzen, Bl&auml;hungen und Erbrechen. Die chronischen Durchf&auml;lle sind h&auml;ufig mit einer gest&ouml;rten N&auml;hrstoffaufnahme verbunden, die zu Gewichtsabnahme f&uuml;hren kann. Die Durchf&auml;lle h&ouml;ren auf, sobald kuhmilcheiwei&szlig;haltige Nahrung abgesetzt wird. Die Prognose der Erkrankung ist gut. Sie klingt im Normalfall im 2. Lebensjahr von selbst ab. Bei manchen Kindern bleibt die Kuhmilchprotein-Intoleranz bis ins Erwachsenenalter bestehen.</p> <h2>Milchzuckerunvertr&auml;glichkeit (Laktoseintoleranz)</h2> <p>Milchzucker ist ein Bestandteil aller Milchsorten, auch der menschlichen Milch. Dennoch vertragen ca. 15&ndash;30 % der Europ&auml;er keine oder nur wenig Milch. Aufgrund eines Mangels an Laktase, einem den Milchzucker spaltenden Enzym, kann es zu einer Unvertr&auml;glichkeit des Milchzuckers kommen (Laktoseintoleranz). Unverdaut bleibt der Milchzucker im Darm und zieht das Wasser mit sich, was den Stuhl fl&uuml;ssig macht. Die Folge ist eine verminderte Vertr&auml;glichkeit von Milch und Milchprodukten. Wird zu viel Milch getrunken, kommt es zu Bl&auml;hungen, krampfartigen Bauchschmerzen und h&auml;ufigen Durchf&auml;llen. Die Therapie dieses Enzymmangels besteht in der Meidung bzw. Reduzierung von laktosehaltigen Produkten, vor allem von Milch. Den Laktasemangel kann man nicht heilen, die Betroffenen m&uuml;ssen selbst herausfinden, wie viel Milchzucker sie vertragen, und dementsprechend ihre Essgewohnheiten anpassen. Auch die Einnahme von k&uuml;nstlich hergestellter Fermentlaktase ist m&ouml;glich. H&auml;ufig erkennen die Patienten selbst, dass ihre Bauchschmerzen, Bl&auml;hungen und Durchf&auml;lle eng mit der Aufnahme von Milch und Milchprodukten zusammenh&auml;ngen, und lassen diese Nahrungsmittel weg.</p> <h2>Z&ouml;liakie</h2> <p>Bei der Z&ouml;liakie handelt es sich um eine chronische Darmerkrankung, bei der die Betroffenen den Getreidebestandteil Gluten nicht vertragen. Gluten ist in Weizen, Roggen, Hafer und Gerste, aber nicht in Reis, Hirse und Mais enthalten. Bei Glutenern&auml;hrung kommt es zu schweren Durchf&auml;llen. In 5&ndash;10 % Prozent aller F&auml;lle gibt es Z&ouml;liakieerkrankungen unter nahen Verwandten. Die Erkrankung beginnt meist am Ende des 1. bzw. Anfang des 2. Lebensjahres nach Einf&uuml;hrung von getreidehaltigen Nahrungsmitteln oder entwickelt sich erst im Erwachsenenalter (die sogenannte Sprue). <br />Die betroffenen Kinder bekommen einige Monate nach Kontakt mit Gluten einen stark vorgew&ouml;lbten Bauch, haben auff&auml;llig magere Beine und ein abgeflachtes Ges&auml;&szlig; mit herabh&auml;ngenden Hautfalten. Es kommt zu einer Gewichtsabnahme. Z&ouml;liakie ist eine lebenslang bestehende Erkrankung. Die Symptome der Z&ouml;liakie sind nicht immer gleich stark ausgepr&auml;gt. Die Diagnose wird durch Laboruntersuchungen (Gliadin-/Endomysium-Serologie) und durch eine Biopsie (Entnahme einer Gewebeprobe des D&uuml;nndarms) gestellt. Die Therapie besteht in einer lebenslangen vollst&auml;ndig glutenfreien Ern&auml;hrung.</p> <h2>Colitis ulcerosa</h2> <p>Bei Colitis ulcerosa handelt es sich um eine entz&uuml;ndliche Erkrankung des Dickdarms, die nach akutem Beginn chronisch oder in Sch&uuml;ben verlaufen kann. Die Ursache der Colitis ulcerosa ist bisher unklar; genetische, allergische, infekti&ouml;se und psychische Faktoren beeinflussen jedoch den Verlauf der Erkrankung. Das Leitsymptom der Colitis ulcerosa ist der blutige Durchfall, der vor allem von Bauchschmerzen begleitet wird. Die Kinder nehmen an Gewicht ab und k&ouml;nnen Sehst&ouml;rungen, Gelenkbeschwerden und schmerzhafte Hautver&auml;nderungen aufweisen. Es kann zum Darmverschluss kommen. <br />Die Diagnose der Colitis ulcerosa wird anhand der typischen Symptome und einer Schleimhautbiopsie gestellt. Dazu ist eine Darmspiegelung notwendig. Es gibt keine spezielle &bdquo;Colitisdi&auml;t&ldquo;; eine ballaststoffarme Ern&auml;hrung wirkt sich aber im akuten Schub g&uuml;nstig aus. Nahrung mit hohem Zuckeranteil sollte man meiden. In schweren F&auml;llen kann die Umstellung auf eine voll resorbierbare Elementarkost (&bdquo;Astronautennahrung&ldquo;) oder eine k&uuml;nstliche Ern&auml;hrung notwendig werden. <br />Die medikament&ouml;se Behandlung wird mit entz&uuml;ndungshemmenden Substanzen (z.B. Sulfasalazin, 5-Aminosalicyls&auml;ure oder Kortison) durchgef&uuml;hrt. In vielen F&auml;llen hat es sich als sinnvoll erwiesen, eine erg&auml;nzende psychotherapeutische Behandlung durchzuf&uuml;hren. Oft ist ein chirurgischer Eingriff erforderlich. Eine vorbeugende Behandlung mit Salicylaten ist m&ouml;glich. Zur fr&uuml;hzeitigen Diagnose einer Krebsentwicklung wird eine regelm&auml;&szlig;ige Spiegelung des Dickdarmes empfohlen.</p> <h2>Morbus Crohn</h2> <p>Morbus Crohn ist eine chronisch verlaufende entz&uuml;ndliche Erkrankung des gesamten Magen-Darm-Traktes; bevorzugt betroffen sind der Dickdarm und die Endabschnitte des D&uuml;nndarms. Es kann zur Ausbildung von Fisteln vom Darm in benachbarte Organe oder nach au&szlig;en kommen. Auch bei Morbus Crohn kann es zu einem Darmverschluss kommen. <br />Am h&auml;ufigsten erkranken Kinder im Alter von 11 bis 14 Jahren sowie junge Erwachsene. Die Ursache der Erkrankung ist unbekannt. Die Kinder sind blass, appetitlos und verlieren an Gewicht. Nach einiger Zeit kommt es zu den typischen, oft blutigen Durchf&auml;llen. Die Kinder leiden au&szlig;erdem an Erbrechen, Bauchschmerzen und an Hauterscheinungen. Es k&ouml;nnen Sehst&ouml;rungen und Gelenkbeschwerden hinzutreten. Die Krankheit verl&auml;uft chronisch in Sch&uuml;ben. Psychische Faktoren k&ouml;nnen einen Schub beg&uuml;nstigen. <br />Bei der medikament&ouml;sen Behandlung werden entz&uuml;ndungshemmende Medikamente eingesetzt (Sulfasalazin, 5-Aminosalicyls&auml;ure oder Kortison) und in schweren F&auml;llen Immunsuppressiva. Grundlage der Therapie ist eine optimale Ern&auml;hrung. Eine hoch kalorische Ern&auml;hrung ist wichtig, manchmal auch &uuml;ber eine Sonde. In schweren F&auml;llen wird h&auml;ufig eine Infusionstherapie mit Ruhigstellung des Darms durchgef&uuml;hrt. Kommt es zur Ausbildung von Darmfisteln, muss oft chirurgisch eingegriffen werden. Eine vollst&auml;ndige Heilung ist selten, doch es gibt jahrelange Pausen, die ohne Beschwerden verlaufen. Eine Erkrankung vor der Pubert&auml;t bedingt die Gefahr der Kleinw&uuml;chsigkeit.</p> <h2>Der funktionelle Bauchschmerz</h2> <p>Etwa jedes zehnte Schulkind leidet an chronischen Bauchschmerzen ohne fassbare organische Ursache. Oft werden die Schmerzen als pl&ouml;tzlich einsetzende, krampfartige Episoden geschildert. In etwa 60 % wird der Schmerz um den Nabel herum lokalisiert, daher der &auml;ltere Begriff der Nabelkoliken. Stuhlfrequenz und -konsistenz sind normal. Auff&auml;llig ist jedoch die Ern&auml;hrungsanamnese: Die Kinder essen viele S&uuml;&szlig;igkeiten und wenig Ballaststoffe. Die Entwicklung ist v&ouml;llig normal, Gedeihst&ouml;rungen zeigen sich nur, wenn die Kinder auf irgendwelche Di&auml;ten gesetzt wurden. <br />Oft leidet auch ein Familienmitglied unter Beschwerden wie Verstopfung oder Sodbrennen. Eine genaue organische Diagnostik sollte durchgef&uuml;hrt werden, nach Ausschluss anderer Ursachen steht die Beruhigung der Situation im Vordergrund. Ein Unterlassen &uuml;berfl&uuml;ssiger Untersuchungen ist oft besser als &uuml;berm&auml;&szlig;ige Aktivit&auml;t, die viel Schaden anrichtet. Eine psychologische Unterst&uuml;tzung kann hilfreich sein. Die Prognose der chronischen Bauchschmerzen ist kurzfristig gut, langfristig entwickelt aber etwa ein Drittel der Kinder andere Schmerzen, insbesondere Kopf- oder R&uuml;ckenschmerzen.</p></p>
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