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Pneumokokken: Risikogruppen und Bedeutung des Impfschutzes

<p class="article-intro">Pneumokokkenerkrankungen betreffen altersabhängig besonders Kinder in den ersten Lebensjahren sowie Senioren. Die Schutzwirkung der Pneumokokkenimpfung wurde vielfach nachgewiesen. Nur bei ausreichender Durchimpfungsrate wird die Schutzwirkung durch eine Herdenimmunität möglich.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Bei S&auml;uglingen und Kleinkindern treten als Folge einer Pneumokokkeninfektion schwere invasive Erkrankungen wie Sepsis und/oder Meningitis auf, welche eine Letalit&auml;t von ca. 9 % haben bzw. in ca. 28 % der F&auml;lle zu neurologischen Dauersch&auml;den f&uuml;hren. &Auml;ltere Menschen werden oft durch Kontakt mit Kleinkindern angesteckt und erleiden schwere Atemwegserkrankungen. Besonders gef&auml;hrdet, unabh&auml;ngig vom Alter, ist auch eine kleine durch chronische Erkrankungen abwehrgeschw&auml;chte Hochrisikogruppe.</p> <p>Zur Hochrisikogruppe geh&ouml;ren Patienten</p> <ul> <li>mit funktioneller oder anatomischer Asplenie (Sichelzellan&auml;mie, andere schwere H&auml;moglobinopathien, angeborenes oder meist posttraumatisch bzw. operativ verursachtes Fehlen der Milz)</li> <li>mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten, wie z.B. Hypogammaglobulin&auml;mie, Komplement- und Properdindefekten, HIV-Infektion</li> <li>mit Cochleaimplantat oder Liquorfistel</li> <li>vor Organtransplantation, nach Stammzelltransplantation, mit nephrotischem Syndrom, vor Beginn einer immunsuppressiven Therapie</li> <li>mit chronischen Krankheiten wie z.B. Krankheiten der blutbildenden Organe, neoplastischen Krankheiten, Herz-Kreislauf-Krankheiten (au&szlig;er Hypertonie), Krankheiten der Atmungsorgane (Asthma, Emphysem, COPD), Diabetes mellitus oder anderen Stoffwechselkrankheiten, Leberzirrhose, chronischer Niereninsuffizienz, nephrotischem Syndrom</li> </ul> <p>sowie Kinder mit</p> <ul> <li>Gedeihst&ouml;rungen (= K&ouml;rpergewicht unter der 3. Perzentile)</li> <li>neurologischen Krankheiten wie z.B. Zerebralparesen oder Anfallsleiden</li> </ul> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_DAM_Allgemeinm_1609_Weblinks_seite8.jpg" alt="" width="815" height="949" /></p> <p>Ein Impfstoff gegen die wichtigsten der &uuml;ber 90 Serotypen von Pneumokokken ist seit 1977 verf&uuml;gbar (PPV14), der derzeit verf&uuml;gbare PPV23 seit 1983. Diese Polysaccharidimpfstoffe sind in den ersten beiden Lebensjahren kaum wirksam und &uuml;berhaupt schlecht boosterbar. Die Entwicklung eines konjugierten Impfstoffes (PNC) brachte ab dem Jahr 2000 eine entscheidende Verbesserung: PCN hat eine Wirksamkeit von ~95 % und eine hervorragende Boosterwirkung. Diese Impfstoffe enthielten zuerst 7 (PNC7), dann 10 (PNC10), zuletzt 13 Antigene (PNC13) gegen die verschiedenen Serotypen der Pneumokokken, wobei wegen der h&ouml;heren Zahl von Antigenen auch der urspr&uuml;ngliche Polysaccharidimpfstoff weiterverwendet wird.</p> <p>Die Impfung ist meist nur gegen die im Impfstoff enthaltenen Serotypen wirksam. Der Impfschutz ist auch nicht 100 % ig (80&ndash;95 % ) und stark von der altersbedingten Immunit&auml;tslage abh&auml;ngig. Dies findet in den Impfschemata zur Erstimmunisierung und f&uuml;r nachfolgende Auffrischungsimpfungen Ber&uuml;cksichtigung.</p> <p>Die Impfung gegen Pneumokokken ist f&uuml;r Kinder ab dem vollendeten 2. Lebensmonat bis zur Vollendung des 5. Lebensjahres und f&uuml;r Erwachsene ab dem 50. Lebensjahr allgemein empfohlen. Weitergehende Empfehlungen gibt es f&uuml;r Personen aller Altersgruppen mit erh&ouml;htem Risiko f&uuml;r eine Pneumokokkeninfektion bzw. einen schwereren Verlauf einer solchen.</p> <p>F&uuml;r die Risikokinder wird zus&auml;tzlich zur normalen PNC-Impfung die Gabe einer PPV23 ab dem Beginn des 3. Lebensjahres bzw. bei sp&auml;terer Erstimpfung mit PNC mit einem Abstand von mindestens 8 Wochen empfohlen. Au&szlig;erdem sollen Risikopersonen (ab dem 6. Lebensjahr) bei Erstimpfung mit PNC7 eine Nachimpfung mit PNC13 plus PPV23 erhalten. Zu einer eventuell schon erhaltenen PPV23-Impfung sollte immer ein Abstand von 5 Jahren eingehalten werden. Tabellarisch &uuml;bersichtlich sind diese Empfehlungen im Impfplan 2016 des Bundesministeriums f&uuml;r Gesundheit und Frauen (BMGF) enthalten (Tab. 1 und 2). <img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_DAM_Allgemeinm_1609_Weblinks_seite9.jpg" alt="" width="851" height="1065" /></p> <p>Die Schutzwirkung der Pneumokokkenimpfung wurde sowohl immunologisch durch Antik&ouml;rperbestimmung als auch in Feldversuchen vielfach nachgewiesen. Eine optimale Schutzwirkung durch eine Herden&shy;immunit&auml;t ist nur bei ausreichender Durchimpfungsrate und bei Beeinflussung der Zahl der Keimtr&auml;ger erreichbar. F&uuml;r Senioren sind Erstimpfungen umso besser wirksam, je fr&uuml;her ein Antigen eingesetzt wird; deshalb wurde die Empfehlung zur Impfung schon ab dem Alter von 50 Jahren abgegeben. Bei schwerer Immundefizienz kann m&ouml;glicherweise &uuml;berhaupt kein Impfschutz erreicht werden. Die Kontrolle des Impfschutzes durch Antik&ouml;rperbestimmung muss f&uuml;r jeden Serotyp gesondert durchgef&uuml;hrt werden, was bisher nur in wissenschaftlichen Studien umsetzbar ist.</p> <p>Ausreichende Durchimpfungsraten sind meist nur durch kostenfreie Impfprogramme erzielbar. Diese Strategie hat durch das kostenlose S&auml;uglingsimpfprogramm auch in &Ouml;sterreich zu einem von der Agentur f&uuml;r Gesundheit und Ern&auml;hrungssicherheit (AGES) nachgewiesenen statistisch signifikanten R&uuml;ckgang von invasiven Erkrankungen bei Kleinkindern durch die im Impfstoff abgedeckten Serotypen ergeben. In anderen L&auml;ndern (z.B. Niederlande) mit ausreichender Durchimpfung von Senioren hat sich auch die Effektivit&auml;t von PNC13 gegen Pneumonien und invasive Pneumokokkenerkrankungen gezeigt.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>Literatur beim Verfasser</p> </div> </p>
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